Peter Brook wurde am 21. März .1925 in London geboren. Sein Vater war Simon Brook, seine Mutter hieß Ida Johnson. Peter Brook studierte am Magdalen College in Oxford Theaterwissenschaft. Er schloß sein Studium 1944 mit dem Magister Artium ab. Ab 1945 arbeitet Brook als Regisseur im Theater- und Filmbereich. Neben seinen Arbeiten für das Sprechtheater entstehen auch Operninszenierungen. 1944 bis 1950 ist er am Covent Garden, London als Regisseur engagiert. In den 50er Jahren inszeniert Brook die unterschiedlichsten Stücke verschiedener Autoren in zahlreichen europäischen Städten und auch in New York. Er dreht Kinofilme und arbeitet für das Fernsehen. 1955 erregt seine Shakespeare- Inszenierung „Titus Andronicus“ mit Laurence Olivier in der Titelrolle großes Aufsehen. 1962 wird Peter Brook zusammen mit Peter Hall Direktor der Royal Shakespeare Company. Parallel zu diesem Ensemble gründet er eine experimentelle Gruppe, das Lamda Theatre. In der legendär gewordenen Inszenierung des „King Lear“ erfolgt der entscheidende Schritt zu einem Theater des „leeren Raums“: Brook verzichtet weitgehend auf Bühnenbild und andere optische Effekte, er macht den Schauspieler zum Mittelpunkt der Inszenierung. In den 60er Jahren macht Brook die Bekanntschaft mit dem polnischen Theaterexperimentator Jerzy Grotowsky, der Brook nachhaltig beeinflußt. Brooks Arbeit mit dem experimentellen Lamda Theatre steht auch unter Einfluß des französischen Theatervisionärs Antonin Artaud, mit dessen theatertheoretischen Schriften sich Brook intensiv auseinandersetzt. Aus der Arbeit mit dem Lamda Theatre gehen u. a. Peter Weiss‘ „Marat/ Sade“, die Vietnam Collage „US“ und Senecas „Ödipus“ hervor. 1968 wird Brooks Buch „The Empty Space“ veröffentlicht. 1970 zieht sich Brook mit der berühmten Inszenierung des „Sommernachtstraums“ ganz vom konventionellen Theaterbetrieb zurück und gründet zusammen mit Micheline Rozan das Centre International de Recherches Théâtrales (C. I. R. T.) in Paris.
Inhaltsverzeichnis
1. Biographie
2. Der leere Raum
2. 1. Das tödliche Theater
2. 2. Das heilige Theater
2. 3. Das derbe Theater
2. 4. Das unmittelbare Theater
2. 4. 1. Zur Arbeitsweise des Bühnenbildners
2. 4. 2. Kriterien zur Auswahl der Stücke
2. 4. 3. Kriterien zur Auswahl der Kostüme
2. 4. 4. Zur Arbeitsweise des Regisseurs
2. 4. 5. Zur Arbeitsweise des Schauspielers
2. 4. 6. Aufgabe des Publikums
2. 5. Resümee
3. Literaturverzeichnis
1. Biographie
Peter Brook wurde am 21. März .1925 in London geboren. Sein Vater war Simon Brook, seine Mutter hieß Ida Johnson. Peter Brook studierte am Magdalen College in Oxford Theaterwissenschaft. Er schloß sein Studium 1944 mit dem Magister Artium ab. Ab 1945 arbeitet Brook als Regisseur im Theater- und Filmbereich. Neben seinen Arbeiten für das Sprechtheater entstehen auch Operninszenierungen. 1944 bis 1950 ist er am Covent Garden, London als Regisseur engagiert. In den 50er Jahren inszeniert Brook die unterschiedlichsten Stücke verschiedener Autoren in zahlreichen europäischen Städten und auch in New York. Er dreht Kinofilme und arbeitet für das Fernsehen. 1955 erregt seine Shakespeare- Inszenierung „Titus Andronicus“ mit Laurence Olivier in der Titelrolle großes Aufsehen. 1962 wird Peter Brook zusammen mit Peter Hall Direktor der Royal Shakespeare Company. Parallel zu diesem Ensemble gründet er eine experimentelle Gruppe, das Lamda Theatre. In der legendär gewordenen Inszenierung des „King Lear“ erfolgt der entscheidende Schritt zu einem Theater des „leeren Raums“: Brook verzichtet weitgehend auf Bühnenbild und andere optische Effekte, er macht den Schauspieler zum Mittelpunkt der Inszenierung. In den 60er Jahren macht Brook die Bekanntschaft mit dem polnischen Theaterexperimentator Jerzy Grotowsky, der Brook nachhaltig beeinflußt. Brooks Arbeit mit dem experimentellen Lamda Theatre steht auch unter Einfluß des französischen Theatervisionärs Antonin Artaud, mit dessen theatertheoretischen Schriften sich Brook intensiv auseinandersetzt. Aus der Arbeit mit dem Lamda Theatre gehen u. a. Peter Weiss‘ „Marat/ Sade“, die Vietnam Collage „US“ und Senecas „Ödipus“ hervor. 1968 wird Brooks Buch „The Empty Space“ veröffentlicht. 1970 zieht sich Brook mit der berühmten Inszenierung des „Sommernachtstraums“ ganz vom konventionellen Theaterbetrieb zurück und gründet zusammen mit Micheline Rozan das Centre International de Recherches Théâtrales (C. I. R. T.) in Paris. Mit einer international zusammengesetzten Gruppe von Schauspielern untersucht er drei Jahre lang die Möglichkeiten sprachunabhängiger Kommunikationsformen im Theater. 1971 entsteht die erste Produktion, die auf diesen Forschungen basiert, die Inszenierung von „Orghast“ in Persepolis, in der eine künstliche, aus diversen Sprachartikeln zusammengesetzte Sprache benutzt wird, die international verständlich sein soll. 1973 unternimmt Brook mit allen Beteiligten des C. I. R. T. eine dreimonatige Reise nach Afrika, wo sie für die einheimische Bevölkerung Theater spielen. 1974 ist die Zeit der Forschungen beendet. Das C. I. R. T. nennt sich von nun an Centre International de Créations Théâtrales (C. I. C. T.) und erwählt die Bouffes du Nord zum festen Spielort. Brook knüpft in seiner ersten Produktion in diesem Theater wieder an seine intensive Beschäftigung mit Shakespeare an und inszeniert „Timon von Athen“. In den 70er und 80er Jahren inszeniert Brook mit dem C. I. C. T. u. a. „Les Iks“, „Ubu aux Bouffes“, „Maß für Maß“, „Der Knochen“, „Die Konferenz der Vögel“, „Der Kirschgarten“, „Die Tragödie der Carmen“. 1985 erscheint die „Mahabharata“ als neunstündige Inszenierung nach dem altindischen, religiösen Epos der Menschheitsgeschichte. 1987 erscheint Peter Brooks Buch „The Shifting Point“ (dt. „Wanderjahre“). 1991 erhält Peter Brook den Kyoto- Preis. 1993 geht Brooks Inszenierung „L’Homme qui“, eine Hamlet- Paraphrase mit Texten von Shakespeare, Craig, Meyerhold und Brecht, auf Welttournee. Im selben Jahr wird sein neuestes Buch „The Open Door“ in englischer Originalsprache veröffentlicht, 1994 erscheint es in Deutschland unter dem Titel „Das offene Geheimnis“.
2. Der Leere Raum
1968 erscheint Brooks theatertheoretische Schrift „The Empty Space“ (dt. „Der Leere Raum“). Sie basiert auf einer vierteiligen Vorlesungsreihe, die Peter Brook an verschiedenen englischen Universitäten gehalten hat. „The Empty Space“ stellt den Versuch einer Theaterdefinition dar. Peter Brook entwirft die Idee von vier verschiedenen Theaterarten: er teilt Theater in „das tödliche Theater“, „das heilige Theater“, „das derbe Theater“ und „das unmittelbare Theater“ auf. Er beschreibt und charakterisiert daraufhin diese vier Theatertypen, wobei „das unmittelbare Theater“ seiner Idealvorstellung des Theaters entspricht. Innerhalb des „unmittelbaren Theaters“ erläutert Brook als abschließendes Resümee das Konzept der „Répétation + Représentation + Assistance“, als eine Formel der idealen Darsteller- Zuschauer- Relation, die ermöglicht, daß die Aufführung eine positive Eigendynamik gewinnt und lebendig wird, und nicht die bloße, statische Wiedergabe einer einstudierten Inszenierung bleibt.
2. 1. Das tödliche Theater:
Brooks Begriff des „tödlichen Theaters“ beschreibt unzulängliches und schlechtes Theater. Er bezieht das „tödliche Theater“ hauptsächlich auf kommerzielles Theater, daß durch seinen Mangel an Erhebung und Belehrung, aber auch durch seinen mangelnden Unterhaltungswert „tödlich“ ist. Innerhalb des „tödlichen Theaters“ kritisiert und erläutert Brook Schwachpunkte und Fehlleistungen im Autoren-/ bzw. textlichen Bereich, im Bereich Regie und im Bereich der Darstellung, aber auch im Rezeptionsbereich. An den Textvorlagen kritisiert Brook deren mangelnden Bezug zur Gegenwart und ihr Scheitern an den Herausforderungen unserer Zeit. Er wirft den „tödlichen“ Autoren mangelnde Inspiration, eitle Selbstgefälligkeit, einfallslose, stereotype Nachahmung der Wirklichkeit und uninspirierte Reduktion von Handlung und Charakteren auf oberflächliche, stereotype Muster vor. Nach Ansicht Brooks ziehen sich die „tödlichen“ Autoren auf inhaltsleere, wohlformulierte Phrasen zurück und verharren in der konventionellen Haltung, anstatt sich mit dem „Problem der eigentlichen dramatischen Aussage“1 auseinanderzusetzen. Brook verweist auch auf die brüchige, unbefriedigende Verbindung zwischen Autorenschaft und Theater, die die schöpferische Arbeit im Textbereich zunehmend beeinträchtigt. „Tödliche“ Regisseure flüchten sich in die Wiederholung. Brook wirft ihnen vor, „alte Formeln, alte Methoden, alte Witze, alte Effekte, eingefahrene Szenenanfänge und -schlüsse“2 zu gebrauchen, anstatt nach Originalität zu streben und aus dem Nichts heraus Neues zu schaffen. Durch diesen Mangel an Flexibilität und Experimentierfreude bleibt den „tödlichen“ Regisseuren ein neuer, origineller Zugang zu den Textvorlagen verschlossen. Der kreative Freiraum während des Probenprozesses wird nicht ausgeschöpft. Das Resultat ist eine „tödliche“ Inszenierung. Nach Meinung Brooks ist der Stillstand der „Tod“ eines Schauspielers. Sobald ein Schauspieler in seiner menschlichen und beruflichen Entwicklung stehenbleibt, anstatt an sich zu arbeiten, wirkt sich diese „Stehenbleiben“ negativ auf seine Kreativität und seine künstlerische Entfaltung aus. Er wird keine wirkliche künstlerische Grösse erreichen und sich in seiner schauspielerischen Arbeit auf konventionelle Gesten und leblose Figurenimitation beschränken – und somit zum „tödlichen“ Schauspieler werden. „Tödliches“ Theater bedeutet für den Zuschauer „tödliche“ Langeweile. Der Zuschauer verfolgt daher das Stück ohne wirkliches Interesse. Einen solchen Zuschauer bezeichnet Brook als „tödlichen“ Zuschauer, da er ohne wirkliche Konzentration und Aufmerksamkeit nicht produktiv an der Aufführung teilnimmt. Der „tödliche“ Zuschauer nutzt nach Ansicht Brooks nicht seine Möglichkeiten zur Förderung einer lebendigen, unmittelbaren Aufführung. Durch all diese Komponenten entsteht ein „tödliches“ Theater.
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1 Brook, Peter: Der leere Raum, übers. v. W. Hasenclever, Berlin, Alexander Verlag, 1983, S. 52/ 53
2 Brook, a. a. O., 54
- Citation du texte
- Babette Kraus (Auteur), 1999, Peter Brooks "Der leere Raum". "Das heilige Theater". Eine Theaterdefinition, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14366
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