Diese Bachelorarbeit handelt von der folgenden Frage: Ist die Schriftsprache immer noch ein lebloses Abbild des Lautbilds oder muss dieses Urteil im Zeitalter der mobilen interaktiven Kommunikation neu evaluiert werden?
Anhand einer qualitativen Analyse des informellen Sprachgebrauchs in WhatsApp-Chats, am Beispiel der Diskursart ‚Plauder-Chat‘, soll diese Frage beantwortet werden. Die Diskussion der Ergebnisse soll aufzeigen, dass in dieser Diskursart typische Merkmale für „Nähesprechen“ identifizierbar sind.
Schon vor 130 Jahren hat die sprachwissenschaftliche Forschung damit begonnen, die Unterschiede von geschriebener und gesprochener Sprache zu untersuchen. Wie dem Zitat zu entnehmen ist, wurde die Schriftsprache damals als farbloser Schatten des Lautbilds verstanden. Den prosodischen „Reichtum von Gestaltungen, deren das Lautbild fähig ist, kann das Schriftbild nur in sehr unvollkommener Weise zur Anschauung bringen“. Und es heißt weiter: „Freilich auch bei der mündlichen Rede spielt das Auge eine Rolle. Das Verständnis des Hörenden wird gefördert durch die Gebärden, die das Gesprochene Begleiten“. Was damals als offensichtlich galt und in zahlreichen Forschungsarbeiten belegt wurde, muss durch die Phänomene des Sprachgebrauchs in den modernen Medien des 21. Jahrhunderts kritisch hinterfragt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Themavorstellung und Zielsetzung der Arbeit
- Aufbau der Arbeit
- Mündlichkeit und Schriftlichkeit
- Forschungsüberblick
- Nähe-Distanz-Modell von Koch/Oesterreicher
- Kommunikative Nähe und Distanz: konzeptionelle Mündlichkeit und Schriftlichkeit
- Kritik und Rezeption des Modells
- Besonderheiten medialer Mündlichkeit
- Phonetische und prosodische Aspekte
- Strukturierende und lexikalische Aspekte
- Syntaktische Aspekte
- Keyboard-To-Screen-Kommunikation
- Merkmale der SMS-Kommunikation
- Was ist WhatsApp?
- Statistiken zur Nutzung von SMS und WhatsApp
- Qualitative Korpusanalyse
- Korpus
- Präsentation der Daten
- Merkmale des Sprachgebrauchs in „Plauder-Chats“
- Grundsätzliches zu Verstößen gegen Interpunktion und Orthografie
- Tilgungen und Reduktionen
- Gesprächspartikeln und lexikalische Auffälligkeiten
- Syntaktische Kurzformen
- Emulierte Prosodie
- Einsatz von Emojis
- Dialektale Auffälligkeiten
- Dialogstruktur: Eröffnung, Mittelteil, Schluss
- Interaktivitätsgrad
- Zusammenfassung der Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Besonderheiten des informellen Sprachgebrauchs in WhatsApp-Chats, insbesondere im Hinblick auf die Diskursart „Plauder-Chat“. Im Zentrum steht die Frage, inwiefern die Merkmale des „Nähesprechens“ in dieser Form der Kommunikation identifizierbar sind. Durch die Analyse von Sprache und Kommunikation in WhatsApp-Chats sollen Erkenntnisse über die Interaktion zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit in der digitalen Welt gewonnen werden.
- Mündlichkeit und Schriftlichkeit in der digitalen Kommunikation
- Das Nähe-Distanz-Modell von Koch/Oesterreicher im Kontext von WhatsApp-Chats
- Sprachliche Besonderheiten von „Plauder-Chats“
- Die Rolle von Interpunktion, Orthografie und Grammatik in der informellen Kommunikation
- Einsatz von Emojis und anderen digitalen Kommunikationsmitteln
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einordnung des Themas in den wissenschaftlichen Kontext und der Darstellung der Forschungsziele. Anschließend wird die Bedeutung des Begriffspaars Mündlichkeit und Schriftlichkeit im Wandel der Zeit erörtert, wobei das Nähe-Distanz-Modell von Koch/Oesterreicher im Mittelpunkt steht. Das Kapitel beleuchtet die Herausforderungen der digitalen Kommunikation und die spezifischen Merkmale der SMS- und WhatsApp-Kommunikation. Im nächsten Kapitel erfolgt die Vorstellung des Korpus und die Analyse des informellen Sprachgebrauchs in WhatsApp-Chats. Dabei werden verschiedene Aspekte wie die Verwendung von Interpunktion, Orthografie, Gesprächspartikeln, syntaktischen Kurzformen und Emojis untersucht. Die Ergebnisse werden in Bezug auf das Nähe-Distanz-Modell interpretiert und die Frage nach der Rolle des „Nähesprechens“ in WhatsApp-Chats diskutiert.
Schlüsselwörter
Keyboard-To-Screen-Kommunikation, WhatsApp-Chats, Plauder-Chat, Nähe-Distanz-Modell, Mündlichkeit, Schriftlichkeit, informeller Sprachgebrauch, Korpusanalyse, digitale Kommunikation, Emojis, Interaktion.
- Quote paper
- Sebastian Wiege (Author), 2017, Keyboard-To-Screen-Kommunikation. Empirische Untersuchung des informellen Sprachgebrauchs in WhatsApp-Chats am Beispiel der Diskursart Plauder-Chat, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1436554