In seinem viel beachteten Aufsatz “Was bedeutet es, eine Fledermaus zu sein?" zeigte Thomas Nagel, dass auch Fledermäuse 'irgendwie' Empfindungen haben.
Was es für eine Fledermaus - wie für irgendein Lebewesen - bedeutet zu sein, ist so aber kaum beantwortet. Einerseits ist die Antwort auf diese Frage vom äusseren Kontext und damit interagierend von inneren, auch physiologischen Gegebenheiten abhängig. In einem ersten Schritt trägt der Autor dieses aus den Naturwissenschaften erkennbare Wissen zusammen. ln Übereinstimmung mit der Interaktionstheorie von Sir Karl R. Popper und Sir John C. Eccles zeigt der Autor, dass Gedächtnis und damit Wissen materialisierbar ist, soweit, als dies zu beobachtbaren Verhaltensmustern führen kann. Damit wird Gedächtnis und Wissen als weitgehend abgekoppelt von Bewusstsein betrachtet.
Aus dieser Perspektive stösst aber auch der Autor an fundamentale Grenzen der Naturwissenschaft.
Weiterhin basierend auf der lnteraktionstheorie billigt der Autor deshalb dem Bewusstsein eine nicht physikalistische Struktur zu. Mit der Betrachtung der Fledermaus gelingt es ihm - im Unterschied zur Interaktionstheorie, welche sich ausschliesslich auf den Menschen bezieht - zu zeigen, dass das Bewusstsein weniger als 'selbstbewusster Geist', als vielmehr als 'das Selbst an sich' eine eigene Entität besitzen könnte.
Dieses 'Selbst' differenzierte der Autor in Anlehnung an C.G. Jung weiter und ermöglicht damit den Versuch konkreter Antworten auf die umfassende Frage: Was beutetet es, eine Fledermaus zu sein?
Eine Antwort schliesslich, welche auch eine Reflexion zur grosse Frage zulässt:
Was bedeutet es, Mensch zu sein.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- 1.1 Die Welt der Fledermaus - funktionale Aspekte
- Phylogenese
- 1.2 Sinnesleistungen
- 1.3 Nervensystem
- 2. Bewusstsein
- 2.1 Die funktionelle Näherung: Verhaltenssteuerung
- 2.2 Bewusstsein und Gedächtnis
- 2.3 Die Beziehung zwischen Bewusstsein, Empfindungen und Gefühlen
- 2.4 Qualia als Ausgangspunkt einer Charakterisierung von Bewusstseinszuständen
- 3. Interaktion mit der Interaktions-Theorie?
- 4. Zusammenfassung und abschliessende Antwort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Studienarbeit befasst sich mit der Frage, was es für eine Fledermaus bedeutet, über Qualia zu verfügen, und untersucht dies im Kontext der Interaktions-Theorie von Popper/ Eccles. Die Arbeit zielt darauf ab, die Frage nach dem Wesen von Qualia zu beleuchten und zu untersuchen, wie sich diese in das Verständnis des Bewusstseins und der Beziehung zwischen Geist und Körper einfügen.
- Das Wesen von Qualia und deren Rolle im Bewusstsein
- Die Interaktions-Theorie von Popper/ Eccles und deren Relevanz für die Untersuchung von Qualia
- Die Beziehung zwischen mentalen und materiellen Prozessen
- Die Grenzen der naturwissenschaftlichen Erklärung von Bewusstseinszuständen
- Der Einfluss des naturwissenschaftlichen Funktionalismus auf das Verständnis von Bewusstsein und die Trennung von Natur- und Geisteswissenschaften
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Problematik ein und beleuchtet Nagels Argumentation bezüglich der Qualia von Fledermäusen. Es wird die Vielfalt der Perspektiven auf die Frage, was es für eine Fledermaus bedeutet zu sein, herausgestellt. Zudem wird die Interaktions-Theorie als ein möglicher Ansatz zur Erklärung von Bewusstsein vorgestellt.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Frage nach der Beziehung zwischen Bewusstsein und den biologischen Vorgängen im Gehirn. Es wird die Bedeutung des Gehirns als materielles Substrat des Bewusstseins hervorgehoben und die Grenzen der analytischen Philosophie für die Erklärung biologischer Phänomene diskutiert.
Das dritte Kapitel geht näher auf die Interaktions-Theorie ein und untersucht deren Anwendung im Zusammenhang mit Tieren. Es werden die Phänomene von Gefühlen, Empfindungen und Bedeutung-haben im Kontext dieser Theorie diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Begriffen wie Qualia, Bewusstsein, Interaktionstheorie, Leib-Seele-Problem, naturwissenschaftlicher Funktionalismus, mentale und materielle Prozesse, und der Frage nach der Einheit von Natur- und Geisteswissenschaften.
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- Rolf Gall (Autor), 1996, Was bedeutet es, eine Fledermaus zu sein?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1436518