Angesichts immer enger werdender internationaler politischer und wirtschaftlicher Verknüpfungen nimmt auch die Notwendigkeit des interkulturellen Austauschs immer mehr zu. Aus Gründen der Migration kommen die meisten von uns heutzutage schon im Kindesalter mit Angehörigen anderer Kulturen in Kontakt, und durch die Medien und Urlaub im Ausland wissen wir wahrscheinlich mehr über andere Länder und deren Einwohner als ältere Generationen. Jedoch befähigt uns dies noch lange nicht dazu, den steigenden Ansprüchen der Globalisierung an unsere Kulturkompetenz gerecht zu werden.
Im interkulturellen Training wird versucht, über die alltäglichen Erfahrungen mit anderen Kulturen hinaus Wissen und Verständnis für eine fremde Kultur zu vermitteln. Der Culture Assimilator ist hierbei eine wissensorientierte Methode in Textform, die seit den 1980er Jahren im interkulturellen Training in Deutschland eingesetzt wird. Die Schwerpunkte und Anforderungen an die interkulturelle Kompetenz der zu schulenden Personen variieren je nach Tätigkeit in der fremden Kultur, das heißt, jemand, der beruflich ins Ausland geht, muss andere Fähigkeiten besitzen, als beispielsweise ein Austauschstudent.
Die vorliegende Arbeit soll einen Culture Assimilator speziell für Studenten entwerfen und ihn thematisch von jenen für andere Zielgruppen abgrenzen. Aus diesen Ansprüchen ergibt sich folgende Struktur: Zuerst wird knapp umrissen, was ein Culture Assimilator eigentlich ist, das heißt, aus welchen Elementen er besteht, wie er konzipiert wird und was er bei der lernenden Person bewirken soll. Anschließend folgt eine Auseinandersetzung mit der Zielgruppe „Studenten“ und deren spezifischen Anforderungen an einen Culture Assimilator. Zum Abschluss werden Vor- und Nachteile diskutiert und ein Fazit gezogen.
Inhaltsverzeichnis
1. EINLEITUNG
2. DER CULTURE ASSIMILATOR
2.1 Kurzbeschreibung
2.2 Konstruktion
2.3 Funktion und Zielsetzung
3. STUDENTEN ALS SPEZIFISCHE ZIELGRUPPE
4. DISKUSSION
4.1 Chancen
4.2 Risiken
5. FAZIT
QUELLENVERZEICHNIS
Literatur
1. EINLEITUNG
Angesichts immer enger werdender internationaler politischer und wirtschaftlicher Verknüpfungen nimmt auch die Notwendigkeit des interkulturellen Austauschs immer mehr zu. Aus Gründen der Migration kommen die meisten von uns heutzutage schon im Kindesalter mit Angehörigen anderer Kulturen in Kontakt, und durch die Medien und Urlaub im Ausland wissen wir wahrscheinlich mehr über andere Länder und deren Einwohner als ältere Generationen. Jedoch befähigt uns dies noch lange nicht dazu, den steigenden Ansprüchen der Globalisierung an unsere Kulturkompetenz gerecht zu werden.
Im interkulturellen Training wird versucht, über die alltäglichen Erfahrungen mit anderen Kulturen[1] hinaus Wissen und Verständnis für eine fremde Kultur zu vermitteln. Der Culture Assimilator[2] ist hierbei eine wissensorientierte Methode in Textform, die seit den 1980er Jahren im interkulturellen Training in Deutschland eingesetzt wird. Die Schwerpunkte und Anforderungen an die interkulturelle Kompetenz der zu schulenden Personen variieren je nach Tätigkeit in der fremden Kultur, das heißt, jemand, der beruflich ins Ausland geht, muss andere Fähigkeiten besitzen, als beispielsweise ein Austauschstudent.
Die vorliegende Arbeit soll einen Culture Assimilator speziell für Studenten entwerfen und ihn thematisch von jenen für andere Zielgruppen abgrenzen. Aus diesen Ansprüchen ergibt sich folgende Struktur: Zuerst wird knapp umrissen, was ein Culture Assimilator eigentlich ist, das heißt, aus welchen Elementen er besteht, wie er konzipiert wird und was er bei der lernenden Person bewirken soll. Anschließend folgt eine Auseinandersetzung mit der Zielgruppe „Studenten“ und deren spezifischen Anforderungen an einen Culture Assimilator. Zum Abschluss werden Vor- und Nachteile diskutiert und ein Fazit gezogen.
2. DER CULTURE ASSIMILATOR
2.1 Kurzbeschreibung
Der Culture Assimilator ist eine wissensorientierte Trainingsmethode in Textform. Er besteht aus drei Grundelementen: Zum einen aus einem Fallbeispiel einer kritischen Interaktionssituation zweier Aktanten aus unterschiedlichen Kulturen, zwischen denen ein Missverständnis oder ein Konflikt vorliegt. Zweitens werden meist vier verschiedene Erklärungsmöglichkeiten für das Verhalten der Aktanten angeboten, von denen eine die kulturadäquateste darstellt. Die Alternativerklärungen sind für die Ausgangskultur typische Fehlattributionen, die auf Ethnozentrismus, Stereotypen und Unwissen beruhen. Das dritte Element stellt die Auflösung und ein Feedback zu jeder Antwortmöglichkeit dar. In der Auflösung wird auf den Kulturstandard[3] eingegangen, der dem Handeln der Aktanten in der jeweiligen Situation zu Grunde liegt.
Das Training mit dem Culture Assimilator ist thematisch nach Kulturstandards gegliedert. Am Ende jeder Trainingseinheit wird der jeweilige Kulturstandard nochmals auf höherer Abstraktionsebene erläutert und sein kulturhistorischer Ursprung geklärt.
Es existieren kulturallgemeine und kulturspezifische Culture Assimilators. Erstere sollen generell ein Bewusstsein für die Besonderheiten einer Kultur wecken, letztere beziehen sich immer auf ein explizit definiertes Kulturenpaar (cf. Kinast/ Schroll-Machl/ Thomas 2005).
2.2 Konstruktion
Um einen Culture Assimilator zu erstellen, werden zuerst mittels Interviews mit betroffenen Personen kritische Interaktionssituationen gesammelt. Diese müssen einige Kriterien erfüllen: sie müssen möglicher Bestandteil des Alltagslebens sein und einen Konflikt auslösen oder aber zumindest den „Gast“ in Verwirrung versetzen. Also wird nach Situationen gesucht, in denen es ohne ausreichende Kenntnisse über die fremde Kultur wahrscheinlich zu Fehlinterpretationen kommt; verfügt der Besucher jedoch über das notwendige Hintergrundwissen, sollte es kein Problem für ihn darstellen, das Handeln seines Interaktionspartners richtig einzuordnen und zu verstehen. Darüber hinaus sollte die Situation eine relative Relevanz für Handlungsaufgaben besitzen.
Im nächsten Schritt werden durch Diskussionen mit Angehörigen der Gastkultur zentrale Kulturstandards identifiziert. Falsche, aber plausible Antworten als Erklärungsalternativen werden über Befragungen von Personen ermittelt, die unerfahren im Umgang mit der Gastkultur sind. Anschließend werden die Interaktionssituationen nach Kulturstandards kategorisiert.
Der wichtigste Schritt auf dem Weg zu einem erfolgversprechenden Culture Assimilator ist die Validierung der bisher gesammelten Informationen. Es ist unbedingt notwendig, individuelle Missverständnisse von kulturbedingten zu sondieren. Dies geschieht durch die Befragung möglichst vieler Personen und dem Hinzuziehen bereits existierender Statistiken. Anhand der Ergebnisse werden daraufhin Fallbeispiele selektiert und in das Trainingsmaterial aufgenommen.
Abschließend werden die Fallbeispiele nach Schwierigkeitsgrad sortiert, die Antwortmöglichkeiten formuliert und Infotexte über den jeweiligen Kulturstandard und dessen Ursprung verfasst (cf. Kinast/ Schroll-Machl/ Thomas 2005).
2.3 Funktion und Zielsetzung
Das gesamte interkulturelle Training zielt darauf ab, die Teilnehmer zur Reflexion anzuregen, ihnen andere Wert- und Normensysteme als die ihnen vertrauten aufzuzeigen und Verständnis und Toleranz zu wecken. Unterschiede sollen nicht mehr als negativ und für die Kommunikation destruktiv, sondern als Potential für Synergien und Bereicherung betrachtet werden.
Im besten Fall schaffen es die Teilnehmer, sich in ein neues kulturelles Orientierungssystem zu integrieren, ohne dabei ihr eigenes aufzugeben. Dies befähigt sie, sich in einem fremdkulturellen Umfeld adäquat und autonom zu verhalten.
Der Culture Assimilator setzt im kognitiven Bereich an. Er beruht auf der Erkenntnis, dass Menschen das Verhalten ihrer Mitmenschen nicht nur beobachten, sondern interpretieren, das heißt, sie nehmen Kausal- und Finalattributionen vor. Darunter versteht man, dass sie dem Handeln ihrer Interaktionspartner unbewußt und automatisch Gründe und einen Zweck zuzuweisen versuchen. Sind zwei Individuen nun unterschiedlich sozialisiert, unterscheiden sich auch die Attributionen, was wiederum zu Konflikten und Missverständnissen führt. Folglich ist das Ziel des Culture Assmilators auf dieser Ebene eine isomorphe Attribution (cf. Müller/ Thomas 1995).
Diese Tatsache macht den Culture Assimilator zu einem zentralen Baustein im interkulturellen Training, da die veränderte Wahrnehmung, die durch die Sensibilisierung für eine fremde Kultur bei dem Teilnehmer erfolgt, zu veränderten Reaktionen sowie veränderten Verhaltens- und Denkweisen führt.
[...]
[1] Die Definition des Begriffs „Kultur“, die wir in der Einführung und im Seminar
erarbeitet haben, wird als bekannt vorausgesetzt. Nachzulesen auch in: Kinast, Eva-Ulrike; Schroll-Machl, Sylvia; Thomas, Alexander: Handbuch Interkulturelle Kommunikation und Kooperation. Band 1: Grundlagen und Praxisfelder. Göttingen: Vandenhook & Ruprecht 2005
[2] Es gibt verschieden konzipierte Culture Assimilators. Diese Arbeit beschäftigt sich
ausschließlich mit dem Entwurf von Thomas, der in Kapitel 2 erläutert wird.
[3] cf. Definition nach Thomas, auch diese setze ich als bekannt voraus.
- Quote paper
- Lisa Dobrovitz (Author), 2008, Entwurf eines Culture Assimilator für die spezifische Zielgruppe "Studenten", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143596
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