In der vorliegenden Seminararbeit findet eine Auseinandersetzung mit dem Werk Anselm von Canterburys "Cur Deus Homo" statt. Dabei wird zunächst seine Biographie wiedergegeben und dargelegt, warum er als "Vater der Scholastik" bezeichnet wird. Im Anschluss wird das Werk vorgestellt, eingeordnet und interpretiert. Hierbei wird die Frage beantwortet, warum (nach Anselm von Canterbury) Gott Mensch geworden ist und Jesus als Mensch sterben musste.
Inhaltsverzeichnis
1. Biographie
1.1 Anselm und die Scholastik
2. Das Werk „Cur Deus homo“
2.1 Warum Gott Mensch geworden ist
2.2 Jesu Tod
3. Schlussbetrachtung
4. Literaturverzeichnis
1. Biographie
Anselm von Canterbury – oder auch von Aosta oder Bec – wird 1033/34 in Aosta, Italien geboren und stirbt 1109 in Canterbury, England. Das Streben, sein Leben bestmöglich nach Gottes Willen zu leben, ist bereits in Anselms Jugend sehr ausgeprägt, weswegen er, auch gegen den Willen seines Vaters, Mönch werden will, was ihm aber verwehrt wird. Nach dem Tod seiner Mutter und Streitigkeiten mit seinem Vater, verlässt er sein Heimatland. Nach einiger Zeit geht er nach Le Bec, Frankreich und wird auf Anraten Lanfrancs dort Mönch, um Gott dadurch nah sein zu können. Nach einiger Zeit wird er zum Prior von Le Bec und später sogar zum Abt. Während dieser Zeit schreibt er neben anderen Traktaten auch das „Monologion“ und „Proslogion“.[1]
Da das Kloster viele Besitztümer in England hat, reist Anselm 1079 dorthin, um nach diesen zu schauen. Doch seine Reise hat auch noch einen anderen Grund. Er will mit Lanfranc, der inzwischen Erzbischof von Canterbury geworden ist, über Themen sprechen, die ihn stark bewegen. Während seines Aufenthaltes spricht er auch zu vielen Mönchen über seinen Glauben, der dadurch geprägt ist, dass die heiligen Schriften für ihn der einzige Weg zur Wahrheit sind. Nach seinem Besuch kehrt er erst im Jahre 1093 nach England zurück, wo er auch auf König Wilhelm den Zweiten trifft, der ihn kurz vor seinem Tod zum Erzbischof ernennen will, da Canterbury seit dem Tod Lanfrancs ohne Führung ist. Doch zu dieser Zeit herrscht der Investiturstreit (1076-1122) und eine Ernennung zum Erzbischof durch den König von England würde für Anselm bedeuten, als Gegenleistung dafür William II. einen Lehnseid und somit die Treue zu schwören. Dies hätte weiter zur Folge, dass Anselm ihm auch gegen die Interessen des Papstes hätte treu sein müsste. Da Anselm aber sehr papsttreu ist, flüchtet er vor dieser Aufgabe für einige Zeit nach Rom. Nach drei Jahren wird Heinrich I. zum neuen König von England und auch er möchte Anselm auf die gleiche Art und Weise zum Erzbischof ernennen. Wiederholt sträubt sich Anselm und flieht für weitere drei Jahre zurück nach Rom. Danach wird er Erzbischof von Canterbury und bleibt es bis zu seinem Tod.
In der Zeit von circa 1094-98 verfasst Anselm das Werk „Cur Deus homo“, das in den weiteren Ausführungen dieser Arbeit behandelt werden soll.
1.1 Anselm und die Scholastik
Von von Harnack später als „Vater der Scholastik“ bezeichnet, werden in der Schule Anselms von Canterbury die Grundsteine für die Scholastik respektive die formale Frühscholastik gelegt. Hier sind zwei seiner Schüler – Peter Abaelard und Petrus Lombardus – zu nennen, die die Scholastik wesentlich weiterentwickelten, indem sie die „sic et non“-Methode schufen. Hierbei geht es darum Problemstellungen dadurch zu lösen, dass alle Möglichkeiten auf einer an Vernunft orientierten Basis auf Grund von metaphysischen Spekulationen abgewogen werden, um sich so immer weiter an den Kern der Lösung heranzunähern.[2]
Wie bereits erwähnt, schreibt Anselm circa 1080 das Gebetstraktat „Proslogion“, welches den ersten ontologischen Gottesbeweis enthält.[3] Hierin beschreibt er, der Realist, Gott als etwas, das zwangsläufig existieren muss, weil es das Größte ist, was ein Mensch sich vorstellen kann. Schlussfolgernd kann Gott nicht nicht existieren, weil er sonst nicht das Größte wäre, was ein Mensch sich vorstellen könnte.
2. Das Werk „Cur Deus homo“
„Anselm von Canterbury hat […] in seinem theologischen Hauptwerk ‚Cur Deus homo’ die Frage nach dem Sinn und Ziel der Menschwerdung des Sohnes Gottes erstmals im großen Stile und Zusammenhang aufgerollt. Seitdem ist diese nicht mehr zur Ruhe gekommen. Sie konnte und kann das auch nie. Denn sowohl dem lebendigen Glauben wie dessen Verkündigung ist es aufgegeben, sich um das Verständnis dessen zu mühen, was man glaubt. Die Inkarnation bildet dessen Zentrum. Das ‚Cur Deus homo?’ ist darum eine Kernfrage der gesamten christlichen Theologie.“[4]
Während Aufenthalten in England und Italien verfasst Anselm von Canterbury dieses Werk, das aus zwei Büchern besteht und in dem er seine Erlösungslehre niederschreibt. Er geht darin der Frage nach, inwiefern es für die Erlösung der Menschheit notwendig war, das Gott Mensch geworden ist.[5]
[...]
[1] Die Ausführungen beziehen sich auf meine Mitschriften aus den Seminarsitzungen zu Anselm und
auf Eadmer: The Life of St Anselm – Archbishop of Canterbury, Thomas Nelson and Sons Ltd,
Edingburgh et al. 1962, S. 1- 107.
[2] Die Ausführungen beziehen sich auf die Mitschriften aus dem Seminar am 12.11.2008
[3] "[…]Denn Gott ist das, worüber hinaus Größeres nicht gedacht werden kann'. Wer das gut versteht, versteht durchaus, daß dies so existiert, daß es nicht einmal in Gedanken nicht existieren kann. Wer also einsieht, daß Gott auf diese Weise ist, der kann ihn nicht als nichtexistierend denken [...]" aus: Proslogion, Kap. 4.
[4] Haubst, Rudolf: Vom Sinn der Menschwerdung – Cur Deus Homo, Max Hueber Verlag, München 1969, S. 9.
[5] Vgl. Gäde, Gerhard: Eine andere Barmherzigkeit – Zum Verständnis der Erlösungslehre Anselms von
Canterbury, Echter Verlag, Würzburg 1989, S. 23.
- Arbeit zitieren
- Sarah McCarty (Autor:in), 2008, Über Anselm von Canterburys „Cur Deus homo“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143463
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