In den vergangenen Jahrzehnten haben neue Bedürfnisse und Ansprüche der Kunden, innovative Finanzprodukte, technologischer Fortschritt und vor allem eine zunehmende Deregulierung die Finanzbranche weltweit grundlegend verändert. Als eine der bedeutendsten Neuerungen im Finanzsektor entstand als Reaktion auf die sich wandelnden Wettbewerbsbedingungen in der Banken- und Versicherungsbranche ein moderner Absatzkanal, der Ausdruck einer erneuten Konvergenz im Bereich der Finanzdienstleistungen ist: Bancassurance. Der Begriff bezeichnet den Vertrieb von Versicherungsprodukten durch die Vertriebskanäle der Banken und ist ein Teilaspekt der Allfinanz, der „Gesamtheit von
angebotenen Finanzdienstleistungen“.
Obwohl Bancassurance in seiner heutigen Form ein verhältnismäßig junges Phänomen ist, existiert eine Vielzahl an wissenschaftlichen Arbeiten und Artikeln über das Konzept. Auch in Indien haben sich Autoren aus Wissenschaft und Praxis bereits intensiv mit dem Thema beschäftigt. Jedoch beschränkten sie sich häufig nur auf ein spezielles Problem von Bancassurance (z. B. DEVI/SELLAPPAN (2009) auf Marketing, RAJKUMARI (2007) auf Kunden
und KUMAR (2006) auf Mitarbeiter). Sofern sie das Thema umfangreicher behandelt und für die verschiedenen Aspekte von Bancassurance Schwierigkeiten und entsprechende Auswege herausgearbeitet haben, verknüpften sie ihre Ergebnisse nicht zu einem Gesamtkonzept (z. B. SRIVASTAVA (2007) und AGGARWAL (2004)). Das Ziel dieser Arbeit ist es daher, die Herausforderungen der Bancassurance und die entsprechenden Lösungsansätze, die sich jeweils bruchstückhaft für einzelne Themenbereiche in der wissenschaftlichen und praxisbezogenen Literatur verteilt finden, auf den indischen Markt zu übertragen (sofern sich die Literatur ursprünglich auf einen anderen bezieht) und in einem strategischen Konzept für den Markteintritt und den Vertrieb zusammenzufügen, das den dort vorherrschenden
Rahmenbedingungen Rechnung trägt.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Überblick über Bancassurance
2.1. Definition
2.2. Motive für Bancassurance
2.2.1. Versicherungsunternehmen
2.2.2. Banken
2.3. Vorteile für den Kunden
2.4. Entstehung und historische Entwicklung
3. Rahmenbedingungen für Bancassurance in Indien
3.1. Volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen
3.2. Regulierung und Aufsicht
3.2.1. Reserve Bank of India
3.2.2. Insurance Regulatory and Development Authority
3.3. Branchenwirtschaftliche Rahmenbedingungen
3.3.1. Versicherungsunternehmen
3.3.2. Banken
3.4. Verhaltensökonomische Rahmenbedingungen
3.5. Marktanteil und Kooperationen
4. Umsetzung von Bancassurance in Indien
4.1. Vorgehensweise der Strategieentwicklung
4.2. Top-Down-Teil der Eintrittsstrategie
4.2.1. Auswahl des Bancassurance-Partners
4.2.2. Kundensegmentierung und Identifikation der Zielgruppe
4.3. Bottom-Up-Teil der Eintrittsstrategie
4.3.1. Vertriebskonzepte
4.3.1.1. Produktangebot
4.3.1.2. Absatzkanäle
4.3.1.3. Bankangestellte
4.3.2. Kooperationsmodell
4.3.2.1. Versicherungsvermittlung
4.3.2.2. Versicherungsvertretung
4.3.2.3. Gemeinschaftsunternehmen
5. Abschlussbetrachtung
A. Anhang: Tabellen
Literaturverzeichnis
Quellenverzeichnis
Hilfsmittelverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 2.1: Marktanteil von Bancassurance in Prozent der Prämieneinnahmen aus neu abgeschlossenen Lebensversicherungen
Abb. 3.1: Anzahl eingetragener Banken in Indien
Abb. 4.1: Gliederung der Eintrittsstrategie in Top-Down- und Bottom-Up-Teil
Tabellenverzeichnis
Tab. 3.1: Anzahl der registrierten Versicherer in Indien
Tab. 4.1: Die komplementären Kompetenzen von Banken und Versicherungsunternehmen
Tab. 4.2: Vergleich der Bancassurance-Organisationsmodelle
Tab. A.1: Wichtige Ereignisse in der Geschichte des indischen Versicherungssektors
Tab. A.2: Registrierte Versicherungsunternehmen in Indien
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
In den vergangenen Jahrzehnten haben neue Bedürfnisse und Ansprüche der Kunden, innovative Finanzprodukte, technologischer Fortschritt und vor allem eine zunehmende Deregulierung die Finanzbranche weltweit grundlegend verändert. Als eine der bedeutendsten Neuerungen im Finanzsektor entstand als Reaktion auf die sich wandelnden Wettbewerbsbedingungen in der Banken- und Versicherungsbranche ein moderner Absatzkanal, der Ausdruck einer erneuten Konvergenz im Bereich der Finanzdienstleistungen ist: Bancassurance. Der Begriff bezeichnet den Vertrieb von Versicherungsprodukten durch die Vertriebskanäle der Banken und ist ein Teilaspekt der Allfinanz, der „Gesamtheit von angebotenen Finanzdienstleistungen“[1].
Das Konzept der Allfinanz und damit auch der Bancassurance hat seine Grundlage in der Aufhebung von traditionellen Grenzen im Finanzsektor im Zuge der weltweiten Deregulierung. Nachdem Regierungen zunehmend Beschränkungen der zulässigen Tätigkeiten der Finanzintermediäre aufgehoben hatten, konnten diese horizontal und vor allem vertikal in Geschäftsbereiche eindringen, zu denen ihnen der Zutritt zuvor verwehrt geblieben war. Der Anstoß für die Finanzintermediäre weltweit, die Freiheiten tatsächlich wahrzunehmen und sich über klassische Branchenunterteilungen hinweg auf Kooperationen, Allianzen und Konzernverbünde miteinander einzulassen, ging ebenfalls von der Deregulierung aus: Weil zunehmend Konkurrenten aus den einen in die anderen Finanzsektoren drängten, hatte sich der Wettbewerb allgemein verschärft. Als Folge der Liberalisierung sanken die Gewinnmargen der Banken, und die Rentabilitätsquotienten der Versicherungen verschlechterten sich.[2] Mittels des Vertriebs von Produkten der Versicherer durch Banken konnten sich beide Gruppen von Finanzintermediären die neuen Marktregelungen zu Nutze machen und damit auf die Nachfrage der Kunden nach einer ganzheitlichen Finanzbetreuung reagieren.[3]
Die Bedeutung, die Bancassurance auf diese Weise im weltweiten Finanzsektor erlangt hat, ist von Land zu Land verschieden. In Europa sticht besonders Frankreich hervor, das immer wieder als Mutterland von Bancassurance genannt wird, weil das Konzept hier in den 1980er-Jahren erstmals hohe Popularität erfahren hat. Über die Absatzkanäle der Banken erzielt die französische Versicherungswirtschaft heute etwa 64 Prozent aller Prämien im Lebensversicherungsgeschäft (9 Prozent im Nichtlebensversicherungsgeschäft). Noch größer sind die Marktanteile nur in Spanien mit knapp 72 (7) Prozent und in Portugal mit 88 (10) Prozent.[4] Dagegen war das Konzept in Deutschland und Großbritannien bislang wenig erfolgreich und hat sich nicht als einer der Hauptabsatzkanäle durchgesetzt.[5] In den USA spielt Bancassurance kaum eine Rolle. In Südamerika ist das Konzept in vielen Ländern hochentwickelt (z. B. in Brasilien), und in großen Teilen Asiens sind Banken als Absatzkanal für Versicherungsprodukte weit verbreitet.[6]
In Indien steckt Bancassurance noch in der Entwicklungsphase und erreicht gegenüber manch europäischen Ländern einen vergleichsweise geringen Marktanteil von nur 25 Prozent.[7] Diese Zahl erscheint jedoch dann eindrucksvoll und offenbart das indische Potential in Bancassurance, wenn bedacht wird, dass die Betätigung von Banken im Versicherungsgeschäft in Indien erst im Jahr 2000 zugelassen wurde und sich die Marktteilnehmer erst seit 2002 in Bancassurance betätigt haben, nachdem die gesetzlichen Vorschriften eindeutig formuliert wurden.[8] Die Reichweite des immensen Bankennetzwerkes in Indien und das große Vertrauen der Inder in die Banken machen Bancassurance zu einem effizienten Absatzkanal, um den attraktiven indischen Versicherungsmarkt zu erschließen. Das zweitbevölkerungsreichste Land der Erde beheimatet geschätzte 300 Mio. Menschenleben mit versicherbarem, aber nicht versichertem Interesse.[9] Zudem führen das starke Wirtschaftswachstum und steigende Pro-Kopf-Einkommen zu einer Zunahme des Sachvermögens, das für Risikoschutz in Frage kommt. Banken und Versicherungen in Indien widmen Bancassurance deswegen besondere Aufmerksamkeit und messen dem neuen Absatzkanal große Bedeutung zu.
Obwohl Bancassurance in seiner heutigen Form ein verhältnismäßig junges Phänomen ist, existiert eine Vielzahl an wissenschaftlichen Arbeiten und Artikeln über das Konzept. Auch in Indien haben sich Autoren aus Wissenschaft und Praxis bereits intensiv mit dem Thema beschäftigt. Jedoch beschränkten sie sich häufig nur auf ein spezielles Problem von Bancassurance (z. B. Devi/Sellappan (2009) auf Marketing, Rajkumari (2007) auf Kunden und Kumar (2006) auf Mitarbeiter). Sofern sie das Thema umfangreicher behandelt und für die verschiedenen Aspekte von Bancassurance Schwierigkeiten und entsprechende Auswege herausgearbeitet haben, verknüpften sie ihre Ergebnisse nicht zu einem Gesamtkonzept (z. B. Srivastava (2007) und Aggarwal (2004)). Das Ziel dieser Arbeit ist es daher, die Herausforderungen der Bancassurance und die entsprechenden Lösungsansätze, die sich jeweils bruchstückhaft für einzelne Themenbereiche in der wissenschaftlichen und praxisbezogenen Literatur verteilt finden, auf den indischen Markt zu übertragen (sofern sich die Literatur ursprünglich auf einen anderen bezieht) und in einem strategischen Konzept für den Markteintritt und den Vertrieb zusammenzufügen, das den dort vorherrschenden Rahmenbedingungen Rechnung trägt.
Es ist dafür zunächst erforderlich, im folgenden Kapitel (Kapitel 2) den Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit genau zu erfassen und eine Arbeitsdefinition für Bancassurance zu erarbeiten, da das Verständnis von Bancassurance keineswegs eindeutig und die eingangs gegebene Beschreibung nicht unumstritten ist. Hierzu zählt auch, die historische Entwicklung von Bancassurance wiederzugeben und die allgemeinen Motive der Banken und Versicherungen zu erfassen, weil dies einerseits zum Verständnis des Konzepts beiträgt, und andererseits erforderlich ist, um die unterschiedlichen Erwartungshaltungen und Verhaltensweisen der Kooperationspartner berücksichtigen zu können. Im dritten Kapitel werden daraufhin die Rahmenbedingungen für Bancassurance in Indien dargestellt. Diese umfassen die Volkswirtschaft, die Banken- und Versicherungsbranche, die geltende Regulierung, das Verhalten der Inder als Verbraucher von Finanzdienstleistungen und den aktuellen Status von Bancassurance im Land. Eine solch umfassende Analyse des betreffenden Marktes ist zwingend erforderlich, um anschließend in Kapitel 4 eine marktspezifische Strategie erstellen zu können.[10] Zu Beginn des vierten Kapitels werden das Strategieverständnis und die Strategieentwicklung dargestellt. Zunächst wird die Strategie für den Eintritt in den Markt für Bancassurance erarbeitet. Durch zusätzliche Überlegungen in Bezug auf die Vertriebsausgestaltung wie Zielgruppe, Produktprogramm und Verkaufskonzepte wird die Strategie schließlich konkretisiert und verfeinert. Kapitel 4.3 fasst die Ergebnisse der Arbeit unter kritischer Betrachtung zusammen. Weil diese Arbeit wegen der Umfangbeschränkung gepaart mit der Komplexität des Themas keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann, sollen in dem Kapitel auch die Auslassungen und Grenzen dieser Untersuchung aufgezeigt werden. Abschließend enthält Kapitel 4.3 einen Ausblick in die zukünftig erwartete Entwicklung von Bancassurance in Indien.
2. Überblick über Bancassurance
2.1. Definition
Das Wort bancassurance stammt aus dem Französischen. Es setzt sich zusammen aus einer homophonen Abwandlung des Wortes banque (frz. für Bank) und aus dem Wort assurance (frz. für Versicherung).[11] Seitdem das Prinzip von Bancassurance zu Beginn der 1980er-Jahre in Frankreich erfolgreich war, hat es sich in verschiedenen Varianten und in unterschiedlicher Komplexität über einen Großteil der Welt ausgebreitet, wobei die jeweiligen Unternehmen das Konzept immer wieder den vor Ort herrschenden Kulturen, Regularien und wirtschaftlichen Bedingungen angepasst haben.[12] Die Vielfältigkeit der daraus hervorgegangenen Modelle hat dazu geführt, dass in der Wissenschaft sowie in der Praxis keine vollständige Einigkeit darüber herrscht, was Bancassurance im Detail bedeutet.[13] So ist in Frankreich und Großbritannien mit bancassurance und in Italien mit bancassecurazioni eine Entwicklung gemeint, die der deutschen Allfinanzvorstellung[14] entspricht.[15] In Deutschland (und, wie sich zeigen wird, auch in Indien) ist mit Bancassurance dagegen nur ein Teilaspekt der Allfinanz gemeint.[16] Für diese Form der Bancassurance i. e. S. finden sich in Deutschland auch die synonymen Begriffe Bankassurance[17] oder Bankassekuranz[18]. Es soll in dieser Arbeit der Herkunft von Bancassurance Rechnung getragen werden, so dass im Folgenden nur die originäre französische Schreibweise benutzt wird. Die genaue Definition der Bancassurance i. e. S. soll nun näher untersucht werden.
Weil auch für Bancassurance i. e. S. keine universell gültige Definition existiert und sich das Verständnis von Beobachter zu Beobachter unterscheidet, muss im Folgenden nicht nur ein Überblick über die bestehenden verschiedenen Auffassungen von Bancassurance gegeben werden. Sondern es muss darüber hinaus eine Definition gefunden werden, die zum einen den Gegenstand dieser Arbeit eingrenzt, zum anderen aber genügend Raum für die Analyse der Ausprägungen des Untersuchungsgegenstands lässt. Die Definition sollte demnach so allgemein wie möglich und so präzise wie nötig sein.[19]
Eine der umfassendsten Definitionen findet sich in Norman (2007). Er begreift Bancassurance als „das Konzept, Versicherungs- und Bankprodukte gemeinsam zu verkaufen“.[20] Norman stellt in seinem Verständnis von Bancassurance also lediglich auf das Kriterium eines Vertriebsverbundes der Produkte ab, so dass die Definition auch den Vertrieb der Produkte über Versicherungsunternehmen umfasst. Eine solch allgemeine Definition ist problematisch, weil der Vertrieb von Bankprodukten durch die Versicherungen neben Bancassurance ein weiterer Teilaspekt der Allfinanz ist, der als Assurbanking[21], Assurbanque[22] oder Assurfinance[23] bezeichnet wird. Assurbanking kann also als Spiegelseite der Bancassurance verstanden werden.[24] Die Begriffe Bancassurance und Assurbanking werden deswegen in der wissenschaftlichen und praktischen Literatur häufig als getrennte Konzepte gehandhabt.[25] Assurbanking ist nicht Gegenstand dieser Arbeit, weswegen eine genauere Definition für Bancassurance als obige von Norman gefunden werden muss.
Pejawar beschränkt Bancassurance auf einen einzigen Vertriebskanal, das Filialnetz der Banken:
In simple terms, [bancassurance] means that the insurance company and the bank come together to offer insurance products from the counter of the banks to the common person who is the bank’s customer.[26]
Dieselbe Eingrenzung nehmen auch Drabu (2006) und Helm/Trapp (2005) vor, wenn sie von Bancassurance sprechen. In LIMRA (2006) wird Bancassurance dagegen anhand des angebotenen Produktprogramms definiert und als „Verkauf von Lebensversicherungen und Altersvorsorgeprodukten durch Banken“[27] beschrieben. Zwar kann älteren Quellen zufolge der Vertrieb ausschließlich von Lebensversicherungen tatsächlich als Bancassurance bezeichnet werden.[28] Angesichts der großen Bandbreite an Lebens-, Schaden- und Unfallversicherungsprodukten, die Banken (auch in Indien) vertreiben,[29] erscheint diese Definition jedoch als überholt.
Parthasarathy (2009) definiert Bancassurance in einem knappen Satz: „Bancassurance simply means selling of insurance products by banks.“ Eine fast identische Begriffsbestimmung findet sich in LIMRA (2008a): „Bancassurance – the distribution of insurance products through banks – […]”.[30] Diese beiden Definitionen finden sich mit Variationen in der Wortwahl, aber sinngleich in hoher Zahl in der indischen Literatur wieder, z. B. in o. V. (2009c), Neelamegam/Veni (2008), Singhal/Vij (2006), Prasuna/Joshi (2005) und Shah (2003). Gemeinsam haben diese Begriffsbestimmungen, dass sie offen lassen, welche Produkte verkauft werden, welche Vertriebswege die Banken zum Absatz nutzen und welche Verbindung sie mit den Versicherungen eingehen. Da diese Arbeit die unterschiedlichen Verbindungen, die Banken und Versicherungen miteinander eingehen können, die verschiedenen Vertriebskonzepte der Banken und die dargebotene Produktpalette zum Untersuchungsgegenstand hat, soll Bancassurance in Anlehnung an letztere Begriffsbestimmungen im Folgenden als der Vertrieb von Versicherungsprodukten durch Banken definiert sein. So wie in Josa (2005) soll in diesem Zusammenhang der Vertrieb durch die Banken derart verstanden werden, dass die Bank entweder direkt als Verkäufer auftritt oder dass sie als Vermittler für das Versicherungsunternehmen agiert, der die Produkte gegenüber seinen Kunden bewirbt und anbietet, obwohl das Produkt letztlich nicht direkt vom Kreditinstitut verkauft wird.[31]
2.2. Motive für Bancassurance
2.2.1. Versicherungsunternehmen
In der Literatur zum Thema Bancassurance von Praktikern und Wissenschaftlern lassen sich neben landes- und zeitraumspezifischen oft auch allgemeingültige Gründe identifizieren, die Banken und Versicherungen dazu bewegen, Bancassurance-Kooperationen einzugehen. Sie besitzen über Landesgrenzen hinweg unter unterschiedlichen volkswirtschaftlichen, branchenwirtschaftlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen Gültigkeit. Nachfolgend werden diese allgemeinen Motive erklärt.[32]
Für Versicherer ist Bancassurance vor allem deswegen so attraktiv, weil sie durch die Kooperation mit Banken Zugang zu deren Kundenstamm erlangen, den sie mit ihren traditionellen Vertriebssystemen ggf. gar nicht oder nur schwer erreichen konnten.[33] Dabei kann es sich um ein geographisch vernachlässigtes Kundensegment handeln (bspw. im Ausland) oder um Bevölkerungsgruppen, die aufgrund ihrer Ausprägungen von demographischen (z. B. Geschlecht, Alter) oder sozioökonomischen Merkmalen (z. B. Einkommen, Familienstand) von der Assekuranz wenig Aufmerksamkeit erhalten haben.[34] Zu letzterer Gruppe zählen potentielle Kunden, die nur ein niedriges Umsatzpotential haben und wegen der niedrigen Provisionszahlungen für Versicherungsagenten unattraktiv sind.[35] Bancassurance-Kooperationen ermöglichen Versicherern, vor allem den Massenmarkt zu erreichen, der den Kernkundenstamm der Banken ausmacht.[36] Die Banken nutzen dabei ihre bestehenden Beziehungen zu den Kunden, um diesen über die bankeigenen Absatzkanäle wie z. B. das Filialnetz, das Online-Banking oder den Bankaußendienst neben den üblichen Bankprodukten auch Policen des Versicherungsunternehmens zu verkaufen (Cross-Selling), und vergrößern so die Reichweite der Assekuranz-Produkte.
Bancassurance stellt in diesem Zusammenhang insbesondere für ausländische Versicherer einen schnellen und günstigen Eintritt in bisher unerschlossene Märkte dar, weil je nach Kooperationsform mit der inländischen Bank nur eine kurze Vorlaufzeit notwendig ist und weil nur geringe Investitionen getätigt werden müssen.[37] Anstatt unternehmenseigene Vertretungen zu errichten oder zu beziehen und anstatt zusätzliche Mitarbeiter im Vertrieb einzustellen, lässt das Versicherungsunternehmen seine Produkte über die Bank verkaufen. Zudem spart der Versicherer die Kosten für Marketingmaßnahmen, die erforderlich gewesen wären, um das Unternehmen oder die Marke unter der Landesbevölkerung bekannt zu machen. Es profitiert von der Bekanntheit und im Idealfalle auch vom guten Ruf des Kreditinstituts.[38] Gleiches gilt für junge Versicherer, die bisher keine nennenswerte Präsenz im Markt haben.
Der Versicherer erhöht durch Bancassurance nicht nur die Reichweite seiner Produkte, sondern diversifiziert auch sein Portfolio an Absatzkanälen und vermindert die Abhängigkeit vom meist dominierenden Agenturvertrieb.[39] Letzterer ist i. d. R. mit relativ hohen Kosten verbunden. Dies liegt zum einen an den hohen Kommissionen, die den Versicherungsvertretern gezahlt werden.[40] Zum anderen ist die Bank im Vertrieb von Versicherungspolicen produktiver als der Vertreter, weil sie häufiger mit ihren Kunden in Kontakt tritt. Banken erreichen deswegen ein hohes Umwandlungsverhältnis von Kontaktanbahnung zu tatsächlichem Produktverkauf.[41] Insbesondere das Filialnetz der Banken erweist sich dabei wegen der direkten Interaktion als besonders geeignet. Sucht der Kunde, z. B. die Filiale auf, um Devisen für den Urlaub zu wechseln, könnte der Schalterangestellte hier anknüpfen, um den Verkauf einer Reiserücktrittsversicherung einzuleiten.[42] Die Kosten pro Verkaufsanbahnung und pro Kunde sind in der Folge für den Versicherer im Bancassurance geringer als im Vertrieb mittels Vertretern.[43] Für die Assekuranz ergeben sich hieraus zwei Vorteile. Erstens kann sie ihre Policen entweder günstiger anbieten oder mit einer höheren Gewinnmarge verkaufen. Zweitens kann sie über Bancassurance Produkte anbieten, die zuvor wegen der hohen Vertriebskosten unrentabel waren und einen negativen Deckungsbeitrag erwirtschaftet hätten.[44]
Die langjährigen Beziehungen, die Kreditinstitute mit ihren Kunden unterhalten, weil sie sie in allen Lebensabschnitten bei Geldtransaktionen unterstützen und in Investitions- und Kreditentscheidungen beraten, sind die Grundlage für die umfangreichen Datenbanken, über die Banken verfügen. Sie enthalten Informationen bzgl. der finanziellen Verhältnisse, der Ausgabegewohnheiten, der Investitions- und Anschaffungsmöglichkeiten sowie bzgl. der Lebensabschnitte, in denen sich die Kunden der Bank momentan befinden.[45] Der Assekuranz stehen solche Datenbanken wegen ihrer vergleichsweise seltenen Interaktion mit den Versicherungsnehmern nicht im selben Umfang zur Verfügung. Mit Bancassurance können sie jedoch von der Datensammlung der Kreditinstitute profitieren. Bankmitarbeiter identifizieren auf Grundlage der Datensammlung Bedürfnisse der Kunden und bieten ihnen die passenden Policen oder Bündel aus verschiedenen Bank- und Versicherungsprodukten an.[46]
Ein weiteres Motiv von Versicherungsunternehmen für Bancassurance ist eine Erweiterung des Service für ihre Kunden. Neben einem dichten Filialnetz unterhalten Banken meist ein noch dichteres Netz an Geldautomaten. Auf diesen lassen die Versicherer Software einrichten, die den Versicherungsnehmern erlaubt, Informationen zu den Versicherungsverträgen und den damit verbundenen Leistungen abzurufen sowie Prämienzahlungen einzuleiten. Ein ähnlicher Service kann über das Online-Banking-Portal der Bank bereitgestellt werden.[47]
2.2.2. Banken
Der Vorteil für Banken besteht in erster Linie darin, dass sie ihrem Geschäft mit Bancassurance eine fast risikolose zusätzliche Einkommensquelle hinzufügen können.[48] In dem sich auf globaler Ebene verstärkenden Wettbewerb sind Banken zusehends auf alternative Einkommensmöglichkeiten angewiesen, weil traditionelle (insbesondere zinsabhängige) Bankprodukte nur noch geringe Margen zum Gewinn beitragen.[49] Die Provisionseinnahmen, die ein Kreditinstitut für den Verkauf der Versicherungspolicen erhält, erhöhen bei unverändertem Kapitaleinsatz die Gesamtkapitalrendite der Bank.[50]
Mit der Aufnahme von Versicherungen in ihr Produktprogramm erhöhen Kreditinstitute zudem die Loyalität ihrer Kunden. Dies hat drei Gründe:
1) Höhere Attraktivität des Produktportfolios;
2) Langfristigkeit von Versicherungsprodukten;
3) Lock-In -Effekte[51].
Zu 1: Banken erweitern ihr Angebot an Transaktionsdienstleistungen, Anlage- und Kreditprodukten um die Risikoabsicherung. Die etablierten und konkurrenzfähigen Produkte des Bancassurance-Partners ermöglichen der Bank nicht nur, Finanzleistungen „aus einer Hand“ anzubieten, sondern auch individuellere Lösungen für ihre Kunden zu schaffen und ihre finanziellen Bedürfnisse ganzheitlich zu befriedigen.[52] Die Bank wird für den Kunden attraktiver. Ihre Aussichten darauf, neue Kunden zu akquirieren und die bestehenden länger zu halten, steigen.[53] Dabei funktioniert das im vorigen Abschnitt erwähnte Cross-Selling der Banken in beide Richtungen: Auch das Interesse des Kunden an einer Versicherung kann als Aufhänger genutzt werden, um traditionelle Bankprodukte zu verkaufen.[54]
Zu 2: Versicherungsprodukte, insbesondere Lebensversicherungen, stellen häufig eine langfristige Investition des Kunden dar. Durch den Verkauf eines Versicherungsvertrages bindet die Bank den Kunden somit auf lange Sicht an sich.[55]
Zu 3: Da dem Konsumenten beim Wechsel von einem Finanzdienstleister zum anderen erhebliche Kosten entstehen, sind im Markt so genannte Lock-In -Effekte zu beobachten. Das heißt: Haben Kunden sich einmal für einen Anbieter entschieden, werden sie diesen vermutlich nicht mehr wechseln. Indem Banken ein und demselben Kunden nun mehrere Produkte verkaufen können, erlangen die Umstellungskosten in der Entscheidung des Konsumenten, den Anbieter zu wechseln oder nicht, immer größeres Gewicht. Die Lock-In -Effekte nehmen zu, und die Preissensibilität des Kunden nimmt ab.[56]
Des Weiteren führt Bancassurance zu einer höheren Produktivität und damit zu einer besseren Auslastung des Filialnetzes. Da die Bankmitarbeiter wie oben beschrieben den Kunden aus einer größeren Produktpalette bedienen können, werden die Kreditinstitute mit dem einzelnen Kunden i. d. R. einen größeren Umsatz generieren. Sie sind so produktiver, und ihre Auslastung ist höher.[57] Es ist ein positiver Nebeneffekt, dass sich durch das breitere Produktangebot auch das Aufgabenfeld der Bankmitarbeiter in Bezug auf ihre Beratungstätigkeit vergrößert. Die Arbeit der Mitarbeiter wird abwechslungsreicher, und sie müssen sich neuen Herausforderungen stellen. Dies steigert die Motivation der Mitarbeiter.[58] Insbesondere für den Absatzkanal der Filialen ist die höhere Produktivität von immenser Bedeutung. Der Unterhalt eines dichten Filialnetzes ist für Banken mit hohen Aufwendungen (u. a. für Mitarbeiter, Infrastruktur und Ausstattung) verbunden. Mit Bancassurance-Kooperationen können Banken ihre Filialnetze effizient nutzen und optimal auslasten. Bei erfolgreicher Umsetzung des Konzepts ist mit einer Verringerung des Aufwand-Ertrag-Verhältnisses der Niederlassungen zu rechnen.[59]
Banken setzen den von ihnen angebotenen Versicherungsschutz auch gezielt als Instrument der Rufpflege ein, weil sie versicherte Beträge und Vermögensgegenstände nicht einzuklagen brauchen.
By making sure that insurable perils are covered, banks can present a positive image that they are not as “litigious” as insurers. Since perils like premature death, loss of assets, morbidity, and/or unemployment are outside the customer’s control, any recovery of owed amounts is viewed as unfair and with pique.[60]
Abschließend lässt sich als ein positiver Nebeneffekt von Bancassurance sowohl für Banken als auch für die Versicherungswirtschaft aufführen, dass die Partner beider Finanzsektoren sich im Verlauf der Zusammenarbeit bis zu einem gewissen Grad dem Managementstil des anderen aussetzen und die Zielsetzung und die Maßstäbe des Partners kennenlernen. Die Unternehmen können auf diese Weise voneinander lernen und ihre jeweiligen Aktivitäten durch entsprechende Veränderungen verbessern.[61]
2.3. Vorteile für den Kunden
Die Verbraucher von Finanzdienstleistungen profitieren von Bancassurance in erster Linie dadurch, dass sie von ihrer Bank eine ganzheitliche Finanzberatung „aus einer Hand“ erhalten. Die Kunden bekommen von der Bank im Idealfall eine Lösung präsentiert, die dank Bancassurance nicht nur Bankprodukte, sondern auch Leistungen zur Risikoabsicherung umfasst und die individuell auf ihre finanziellen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Weil für die Assekuranz der Verkauf dieser Leistungen über die Absatzkanäle günstiger ist als über die eigenen Vertriebswege, wird sich Bancassurance für den Verbraucher (hinreichender Wettbewerb vorausgesetzt) in niedrigeren Prämien niederschlagen.[62]
Darüber hinaus erfährt der Kunde Vorteile im Servicebereich. Für ihre Finanzgeschäfte haben Verbraucher unter Bancassurance im Idealfall nur noch eine einzige Anlaufstelle: ihre Bank. Diese kann aufgrund ihrer Infrastruktur weitere Serviceleistungen anbieten, wie bspw. den Geldautomat als Informationsterminal zu (laufenden) Versicherungsverträgen sowie den Einzug der fälligen Prämienzahlungen direkt vom Girokonto des Versicherungsnehmers.[63]
2.4. Entstehung und historische Entwicklung
Wie in Abschnitt 2.1. erläutert wurde, unterscheidet sich Bancassurance zwar von Allfinanz. Die enge Verwandtschaft zwischen den beiden Konzepten macht die getrennte historische Betrachtung aber schwierig. Weil Bancassurance ein wichtiger Teilaspekt von Allfinanz ist und weil der Absatzverbund von Bank- und Versicherungsprodukten historisch gesehen der wichtigste Ausgangspunkt der Allfinanz ist, weisen die beiden Konzepte folglich eine Vielzahl von Überschneidungen in ihrer Entstehungsgeschichte auf.[64] Eine getrennte Darstellung der historischen Entwicklung ist erst von einem jüngeren Zeitpunkt an möglich. Es soll deswegen zunächst die Entwicklung der Kooperation von Banken und Versicherungen bis hin zum Allfinanz- und Bancassurance-Konzept in Europa, insbesondere in Frankreich, dem geographischen Ursprung der Konzepte, beleuchtet werden. Anschließend gibt dieser Abschnitt einen Einblick in die geschichtliche Entwicklung von Bancassurance in Asien, insbesondere Indien.
Kooperationen oder gar Zusammenschlüsse zwischen Banken und Versicherungen sind keineswegs ein neues Phänomen. In Europa reichen die Ursprünge der Verbindungen zwischen Banken und Versicherungen bis ins 14. Jahrhundert zurück.[65] Im Mittelalter waren Banken und Versicherungen Hilfsgewerbe für den Handel, das die Kaufleute häufig nebenberuflich ausübten. Noch bis ins 19. Jahrhundert übten in Europa viele Unternehmen das Versicherungs- und das Bankgeschäft gleichzeitig aus.[66] So bot in Deutschland 1836 die „Bayerische Hypotheken- und Wechselbank AG“ Lebens- und Feuerversicherungen an, die heutige „Karlsruher Lebensversicherung AG“ nahm 1864 unter dem Namen „Allgemeine Versorgungsanstalt im Großherzogtum Baden“ bankmäßige Geschäfte auf, und auch die 1856 gegründete „Credit- und Versicherungsbank“ in Lübeck bot sowohl Bank- als auch Versicherungsleistungen an.[67] Das im Jahr 1901 erlassene Reichsgesetz über die privaten Versicherungsunternehmungen leitete die Trennung von Bank- und Versicherungsgeschäften ein. Zum Schutz der Versicherten wurde es Versicherungen verboten, Einlagen entgegenzunehmen und Kredite auszugeben.[68] Ähnliche Trennungen der Finanzsektoren fanden zum selben Zeitraum in den übrigen europäischen Ländern statt.[69]
Erst mehr als sechs Jahrzehnte später betrieb ein Unternehmen in Europa das Bank- und Versicherungsgeschäft wieder gemeinsam: Im Jahr 1967 ging der britische Versicherer Griffin Assurance in der Martins Bank auf, die wiederum 1968 mit Barclays fusionierte. Barclays war damit das erste Allfinanzunternehmen des 20. Jahrhunderts.[70] Kurz darauf wuchsen auch in Frankreich in den 1970er-Jahren Banken und Versicherungen zusammen. Die dortige Entwicklung von Bancassurance kann in mehrere Zeitphasen unterteilt werden, die sich vor allem durch die Produktcharakteristika voneinander abgrenzen.[71] In der ersten Phase vor 1980 verkauften französische Banken zunächst Versicherungsleistungen, die unmittelbar mit den eigenen Bankprodukten verbunden waren, wie z. B. Restschuldversicherungen und Feuerversicherungen zusammen mit Konsumentenkrediten bzw. Baufinanzierungen. Auch in Belgien und Spanien verkauften Banken derartige Zusatzleistungen; in Italien waren die Garantien bereits im Preis des Bankprodukts mit enthalten. Das Angebot dieser Policen ist mittlerweile so verbreitet, dass es rückblickend fast kaum noch als Bancassurance wahrgenommen wird.
Zwischen 1980 und 1990, der zweiten Entwicklungsphase, verbreitete sich Bancassurance in Frankreich als populäre Geschäftsausrichtung. Im Anschluss an die Deregulierung der französischen Finanzmärkte im Jahr 1984 begannen die Kreditinstitute, Produkte zu vertreiben, die zwar als Nebenfunktion eine Risikoleistung erfüllten, grundsätzlich aber einen ausgeprägten Sparcharakter besaßen.[72] Die Lockerung der Regulierung kam den Banken damals gelegen, weil zunehmender Wettbewerb aus dem In- und Ausland sowie eine hohe Preissensibilität der Bevölkerung die Spanne zwischen Aktiv- und Passivzins (Zinsspread) zusehends schmälerte. So sehr wie die Deregulierung allerdings Möglichkeiten zur Ertragsdiversifizierung eröffnete, genau so war sie der Ursprung eines neuen Problems für Banken: Sie ermöglichte kleineren Unternehmen den Marktzutritt, weil teure Eintritts- und Austrittskosten entfielen.[73] Banken setzten Bancassurance deswegen auch als defensive Maßnahme ein, um ihre Marktanteile gegenüber Versicherungen zu verteidigen.[74]
Gegen Ende der 1980er-Jahre, dem Beginn der dritten Entwicklungsphase, versuchten Banken, zusätzliche Synergien aus der Vereinigung von Bank- und Versicherungsgeschäft zu verwirklichen. Die Deregulierung des europäischen Finanzsektors, eingeleitet durch die zweite Bankrechtskoordinierungs-Richtlinie von 1989, erleichterte den Kreditinstituten in der dritten Entwicklungsphase, Versicherungsgeschäfte zu betreiben.[75] Banken begannen zum einen, Risikolebensversicherungen anzubieten. Zum anderen entwickelten sie aus grundlegenden Produkten innovative Angebote, die sich verstärkt an den Bedürfnissen der Kunden orientierten (z. B. fondsgebundene Lebensversicherungen).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2.1: Marktanteil von Bancassurance in Prozent der Prämieneinnahmen aus neu abgeschlossenen Lebensversicherungen[76]
Die Entwicklung von Bancassurance in Frankreich darf trotz einiger Unterschiede als repräsentativ für andere europäische Länder angesehen werden.[77] Außer in Frankreich hat sich das Konzept in Europa auch in Spanien, Portugal, Italien und den Benelux-Ländern durchgesetzt. In Deutschland und Griechenland sowie im Vereinigten Königreich und in der Schweiz zeigten sich die Finanzintermediäre allerdings eher träge in der Implementierung von Bancassurance.[78] Abb. 2.1 auf Seite 14 zeigt den Marktanteil von Bancassurance in ausgewählten europäischen Ländern im Jahr 2006.
Anders als in Europa hat die Bank- und Versicherungsbranche in Asien Bancassurance erst vor einigen Jahren aufgegriffen, weil eine strenge und teils mehrdeutige Regulierung den Unternehmen zuvor Partnerschaften erschwert hatte.[79] Singapur war das erste asiatische Land, in dem eine Bank und eine Versicherung eine Partnerschaft eingegangen sind: Die Development Bank of Singapore (DBS) verkaufte 2001 ihre Versicherungstochter Insurance Corporation of Singapore an den britischen Versicherer Aviva, mit dem DBS anschließend eine exklusive Vertriebsvereinbarung für seine Versicherungsprodukte einging.[80] Verglichen mit europäischen Ländern hat sich Bancassurance in Asien danach weiterhin sehr langsam entwickelt. Das lag vor allem daran, dass die Banken für ihr Mitwirken in der Partnerschaft lange Zeit Vergütungen verlangt haben, welche die Versicherer nicht zu zahlen bereit waren. Hinzu kamen ein strenges regulatorisches Umfeld und traditionelle Unternehmen, die dem Konzept unaufgeschlossen gegenüberstanden.[81]
Auch in Indien betreiben Banken und Versicherer Bancassurance erst seit einigen Jahren. Im Jahr 1999 beschloss der indische Gesetzgeber eine bedeutende Liberalisierung des Versicherungsmarktes und dessen Öffnung für private Unternehmen. Gleichzeitig wurde eine eigene Regulierungsbehörde für Versicherer gegründet: die Insurance Regulatory and Development Authority (IRDA). Nachdem die Regierung Banken im Jahr 2000 die Betätigung im Versicherungsgeschäft gestattete, wagte die State Bank of India (SBI) als erste indische Bank den Vorstoß und gründete 2001 gemeinsam mit Cardif, der Versicherungstochter der französischen Privatbank BNP Paribas, eine Versicherung als Gemeinschaftsunternehmen (auch: Joint Venture).[82] Im Jahr 2002 veröffentlichten die Behörden dann die Regulierungsgrundsätze, die regelten, auf welche Weise Versicherungsunternehmen ihre Policen über Banken vertreiben dürfen.[83] Die Umstände und Reformen, die dazu führten, dass immer mehr Banken und Versicherungen in Indien Bancassurance als erfolgsfähiges Vertriebsprogramm angenommen und implementiert haben, werden in Kapitel 3 unter verschiedenen Gesichtspunkten ausführlicher behandelt. Ebenso erfolgt dort eine Analyse des heutigen Status quo von Bancassurance in Indien.
3. Rahmenbedingungen für Bancassurance in Indien
3.1. Volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen
Indien ist für Versicherungsunternehmen (und mittelbar über Bancassurance für Banken) wegen einer günstigen Kombination von volkswirtschaftlichen Tendenzen ein überaus bedeutender und viel versprechender Absatz- und Wachstumsmarkt: Das Land hat eine immense Bevölkerung, die auch in Zukunft konstant wachsen wird, d. h. Versicherer sehen sich einer immer größeren Zahl potentieller Kunden gegenüber. Gleichzeitig gelten Inder als unterversichert, so dass der Markt schon im aktuellen Zustand keine Sättigungstendenzen offenbart. Hinzu kommt, dass das Einkommen der indischen Bevölkerung weiter zunehmen wird. Dies bedeutet, dass die Prämien steigen, die die Assekuranz an der einzelnen Person verdienen kann. Die zwei entscheidenden Faktoren der zukünftigen Prämieneinnahmen – die Anzahl der potentiellen Versicherungsnehmer und die zu erwartenden Prämieneinnahmen pro Versicherungsnehmer – sind demnach nicht nur zum gegenwärtigen Zeitpunkt günstig, sondern werden sich auch in Zukunft vorteilhaft für die Assekuranz entwickeln. Die Entwicklungen werden im Folgenden näher untersucht.
Indien ist nach China die bevölkerungsreichste Nation der Erde: Die 1,2 Mrd. Einwohner des Landes machen fast 18 Prozent der Weltbevölkerung aus.[84] Auf den ersten Blick mag dies Versicherern als ein riesiger Absatzmarkt erscheinen. Es muss jedoch beachtet werden, dass sich nur ein Teil der indischen Bevölkerung Versicherungsprodukte leisten kann. So bezifferte Sharma die Zahl der Menschen in Indien, für die eine Lebensversicherung erschwinglich ist, im Jahr 2006 auf 300 Mio. Menschen oder knapp 26 Prozent der Bevölkerung.[85] Bezogen auf die heutige Bevölkerungszahl entspräche dies etwa 314 Mio. Menschen.[86] Für die Anzahl der versicherbaren Personen in einem Land ist dies noch immer eine beeindruckende Zahl, die deutlich macht, dass Indien für Versicherer ein attraktiver Markt ist – und zukünftig bleiben wird. Denn Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge wird die indische Bevölkerung bis 2014 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 1,4 Prozent (d. h. mit einem jährlichen absoluten Zuwachs von 16 Mio.) auf fast 1,3 Mrd. Menschen ansteigen.
Die indische Bevölkerung ist auch deswegen Ziel von Absatzbemühungen der Assekuranz, weil sie unterversichert oder gar nicht versichert ist. Laut Sharma waren von den oben genannten 300 Mio. potentiellen Käufern von Lebensversicherungen im Jahr 2006 nur 3,5 Mio. versichert.[87] Zudem erwerben die Versicherungsnehmer tendenziell zu wenig Risikoabsicherung. Nani Jhaveri, zum damaligen Zeitpunkt Geschäftsführer des indischen Versicherers Birla Sun Life Insurance, schrieb 2005:
[…] it may be concluded that most families who need insurance have a minimum of one life insurance contract. The problem is whether the insurance is adequate or not. And this is where the potential lies. Most families in India may not have adequate insurance. In case of a calamity to the bread earner, the amount that the insurance company will pay to the family members will not be enough to enable them to maintain a standard of living (albeit lower) than what they were used to earlier.[88]
Die Situation hat sich für das Land seitdem nicht wesentlich verbessert. Bis heute wird Indien in der Literatur bescheinigt, unterversichert zu sein.[89] So sind z. B. 90 Prozent der gesamten indischen Bevölkerung mindestens ohne Nichtlebensversicherungsschutz[90] ; 90 Prozent der Landbevölkerung haben gar keinen Risikoschutz.[91] Aufschluss über die Sättigung eines bestimmten Versicherungsmarktes geben die Versicherungsdichte und ‑penetration.[92] Je höher die Kennzahlen sind, umso gesättigter ist der betrachtete Markt. Im Jahr 2007[93] verzeichnete Indien eine Versicherungsdichte von nur 47 US-Dollar (Dollar) und liegt damit weit unter dem Wert für Asien insgesamt (211 Dollar) und unter dem für Europa (1 223 Dollar). Auch die Kennzahl der Versicherungspenetration ist in Indien noch kleiner als auf dem ganzen asiatischen Kontinent: Sie betrug 4,7 bzw. 6,2 Prozent. Wird die Versicherungspenetration aber nur für die Sparte Lebensversicherung erhoben, liegt Indien mit einem Wert von 4,0 Prozent nur knapp hinter Asien mit 4,6 Prozent. Gesamt betrachtet lassen die Kennzahlen folgern, dass die indische Bevölkerung im momentanen Zustand zusätzliche Absatzmöglichkeiten für Versicherungsprodukte bietet. Mit einer breiteren Aufstellung des Vertriebs könnten Assekuranzen das Potential der unterversicherten (hauptsächlich ländlichen und semi-städtischen) Regionen heben. Bancassurance ist ein Vertriebsmodell, das eine solch weite Abdeckung der Bevölkerung ermöglichen kann.
Indien ist mit einem nominalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 1 210 Mrd. Dollar die 14. größte Volkswirtschaft der Welt. Das Pro-Kopf-Einkommen beträgt 1 016 Dollar.[94] Nach Vorhersagen des IWF werden in den kommenden Jahren sowohl das nominale BIP sowie das Pro-Kopf-Einkommen der Inder zunehmen. Der IWF rechnet damit, dass Indiens BIP von 2008 bis 2014 mit einer jährlichen, durchschnittlichen Wachstumsrate von 6,2 Prozent auf 1 740 Mrd. Dollar angestiegen sein wird. Im selben Zeitraum wird das Pro-Kopf-Einkommen mit jährlich durchschnittlich 4,8 Prozent auf 1 348 Dollar zunehmen.[95] Die Entwicklung in Industrienationen hat gezeigt, dass die Ausgaben für Risikoschutz mit wachsendem Einkommen ebenfalls steigen. Zunächst verspüren Individuen mit zusätzlichen finanziellen Mitteln das Verlangen, die eigene Person zu schützen, und sie schließen Kranken- und Lebensversicherungen ab. Steigt das Einkommen weiter, sind die Personen in der Lage, Vermögenswerte aufzubauen, die sie mittels Schadensversicherungen vor Verlust oder Wertminderung schützen möchten. Auf einem noch höheren Einkommensniveau werden sich die Menschen ihrer eigenen Rechte zusehends bewusst und fragen Rechtsschutz- und Haftpflichtversicherung nach.[96] Die Höhe der Prämien, welche die Assekuranzen pro Versicherungsnehmer verdienen, werden somit in Indien dem Verlauf des Pro-Kopf-Einkommens tendenziell folgen.
3.2. Regulierung und Aufsicht
3.2.1. Reserve Bank of India
In Indien ist die Regulierung von Banken und Versicherungen behördlich getrennt. Weil das Bancassurance-Konzept beide Finanzsektoren umfasst, sind in Indien für die ordnungspolitischen Rahmenbedingungen sowohl die Regulierungsbehörde für den Bankensektor, die indische Zentralbank (Reserve Bank of India, RBI), als auch jene für die Versicherungsbranche (IRDA) verantwortlich. Die beiden Einrichtungen und die von ihnen erlassenen gesetzlichen Vorschriften und Verordnungen, welche die Umsetzung und Ausgestaltung von Bancassurance betreffen, werden im Folgenden nacheinander vorgestellt.
[...]
[1] Dinauer 2008, S. 2.
[2] Vgl. Artikis/Mutenga/Staikouras 2008, S. 106f.
[3] Zu den veränderten Ansprüchen der Kunden vgl. Rehm/Simmert 1991, S. 10f.
[4] Die Marktanteile von Bancassurance in den jeweiligen Ländern sind Swiss Re 2007, S. 11 entnommen.
[5] Vgl. Swiss Re 2007, S. 11.
[6] Vgl. Benoist 2002, S. 296 bzw. LIMRA 2008a, S. 5.
[7] Vgl. Parthasarathy 2009.
[8] Vgl. Pejawar 2008, S. 24f. sowie RBI Master Circular – Para-banking Activities 2009, Abs. 12.
[9] Vgl. Srivastava 2007, S. 16.
[10] McDermott/Saunders (2003) identifizieren als ein Erfolgshemmnis für Bancassurance, dass Unternehmen Geschäftsmodelle aus dem Ausland kopieren, ohne sie an die Gegebenheiten des eigenen Heimatmarktes anzupassen.
[11] Vgl. Pejawar 2008, S. 23 sowie Yasuoka 2005, S. 2.
[12] Auf die historische Entwicklung des Konzepts der Bancassurance wird im Abschnitt 2.4 ausführlich eingegangen.
[13] Vgl. Genetay/Molyneux 1998, S. 10.
[14] Allfinanz meint im deutschen Sprachgebrauch „die Verbindung und wechselseitige Beeinflussung verschiedenartiger Finanzdienstleistungsprodukte, die von Banken, Versicherungsunternehmen, Bausparkassen und anderen Institutionen angeboten werden“ (Tchoumta 2002, S. 17). Zwar ist dies nur eine von vielen inhaltlich unterschiedlichen Definitionen, weil es für Allfinanz keine allgemein anerkannte Definition gibt (vgl. Dinauer 2008, S. 1). Da Allfinanz im weiteren Verlauf dieser Arbeit aber keine Relevanz hat, soll hier auf detailliertere Ausführungen zu den verschiedenen Auffassungen verzichtet werden. Der interessierte Leser wird auf Dinauer (2008; S. 1f.), Tchoumta (2002; S. 27ff.), Praxmarer (1993; S. 25ff.), Ziegler (1993, S. 9ff.) und Büschgen (1992; S. 29ff.) verwiesen.
[15] Vgl. Dinauer 2008, S. 85; Sinha 2002, S. 15 und Chun/Stitt 2001, S.11.
[16] Vgl. Warth 1999, S. 129.
[17] Vgl. Dinauer 2008, S. 85.
[18] Vgl. Warth 1999, S. 129.
[19] Sofern nicht anders angegeben, bezeichnet Bancassurance im Folgenden stets Bancassurance i. e. S.
[20] Vgl. Norman 2007, S. 117, Übersetzung ins Deutsche durch den Verfasser.
[21] Vgl. Benoist 2002, S. 299; Swiss Re 2002, S. 5 und Dinauer 2008, S. 85.
[22] Vgl. Loizillon 2007, S. 2.
[23] Vgl. Benoist 2002, S. 299.
[24] Vgl. Loizillon 2007, S. 2 sowie Ravara 1999, S. 4.
[25] Zum Beispiel in Cap Gemini (2008) sowie Padmavathi (2007).
[26] Pejawar 2008, S. 23.
[27] LIMRA 2006b, S. 6, Übersetzung ins Deutsche durch den Verfasser.
[28] Vgl. Genetay/Molyneux 1998, S. 10.
[29] Vgl. Sharma 2006, S. 16.
[30] LIMRA 2008a, S. 5.
[31] Vgl. Josa 2005, S. 34f.
[32] Die Rahmenbedingungen für Bancassurance in Indien und ihr Einfluss auf die Entscheidung von Banken und Versicherungsunternehmen, Bancassurance-Kooperationen einzugehen, behandelt Kapitel 3.
[33] Vgl. Srivastava 2007, S. 17 sowie Teunissen 2008, S. 412.
[34] Vgl. Munich Re 2001, S. 8.
[35] Vgl. Sinha 2005a, S. 20.
[36] Vgl. BAI/BCG 1999, S. 7.
[37] Vgl. Teunissen 2008, S. 412f.
[38] Vgl. Artikis/Mutenga/Staikouras 2008, S. 114.
[39] Zur Diversifizierung des Absatzkanalportfolios vgl. Bhat/Dixit 2005, S. 113. Zur Dominanz des Agenturvertriebs vgl. o. V. 2006; IRDA Annual Report 2006-07, S. 48 sowie IRDA Annual Report 2005-06, S. 62.
[40] Vgl. Aggarwal 2004, S. 39.
[41] Vgl. Srivastava 2007, S. 17.
[42] Grundsätzlich kann die Bank hierfür aber auch andere Vertriebskanäle, wie bspw. das Online-Banking, nutzen.
[43] Vgl. Swiss Re 2007, S. 8; Sinha 2005a, S. 20; SCOR 2005, S. 6 und Aggarwal 2004, S. 39.
[44] Vgl. Munich Re 2001, S. 8.
[45] Vgl. Srivastava 2007, S. 17.
[46] Vgl. Devi/Sellappan 2009, S. 28; Srivastava 2007, S. 17 und Relan/Asthana 2001, S. 2.
[47] Vgl. Munich Re 2001, S. 7.
[48] Vgl. Devi/Sellappan 2009, S. 28; Teunissen 2008, S. 413 und Bhat/Dixit 2005, S. 113.
[49] Vgl. Satish 2003, S. 74.
[50] Vgl. Kumar 2000, S. 1.
[51] Von engl. to lock in (dt. „einschließen“).
[52] Vgl. SCOR 2005, S. 6.
[53] Vgl. Srivastava 2007, S. 16 sowie Josa 2005, S. 46.
[54] Vgl. Relan/Asthana 2001, S. 1.
[55] Vgl. Munich Re 2001, S. 7.
[56] Für die Ausführungen zu Lock-In -Effekten vgl. Hoschka 1994, S.43f.
[57] Vgl. Teunissen 2008, S. 413; Sinha 2005a, S. 20 und Munich Re 2001, S. 5.
[58] Vgl. Sinha 2005a, S. 20.
[59] Vgl. Pejawar 2008, S. 25 sowie SCOR 2005, S. 6.
[60] Artikis/Mutenga/Staikouras 2008, S. 115.
[61] Vgl. Munich Re 2001, S. 8.
[62] Vgl. Popli/Rao 2009, S. 4; Srivastava 2007, S. 17; Sinha 2005a, S. 20 und SCOR 2005, S. 6.
[63] Vgl. Munich Re 2001, S. 7 bzw. SCOR 2005, S. 6.
[64] Zum Absatzverbund als Ausgangspunkt der Allfinanz vgl. Farny 1991, S. 169 und Wisshofer 1994, S. 1.
[65] Vgl. Dinauer 2008, S. 24.
[66] Vgl. Hashagen 2006, S. 11.
[67] Vgl. Dinauer 2008, S. 24f.
[68] Vgl. Scheele 1994, S. 5.
[69] Vgl. Neumann 1998, S. 10.
[70] Vgl. Devi/Sellappan 2009, S. 25; Ravara 1999, S. 5 sowie Internetpräsenz von Barclays Life am 10. Juni 2009: http://www.barclayslife.com/about.aspx.
[71] Sofern nicht anders gekennzeichnet, geben die folgenden Ausführungen zu den vier Phasen der Bancassurance die Unterteilung und Analyse nach Daniel 1995, S. 53ff. wieder.
[72] Das „Loi 84-46“ (auch als Bankengesetz bezeichnet) hob typspezifische Bankenregelungen in Frankreich auf und etablierte ein Universalbankensystem (vgl. Praxmarer 1993, S. 68).
[73] Für Ausführungen zur Deregulierung der französischen Finanzmärkte und ihre Folgen vgl. Josa 2005, S. 43ff.
[74] Vgl. Munich Re 2001, S. 15.
[75] Die Richtlinie erlaubte den Finanzinstituten der Europäischen Union, Geschäfte in jedem Mitgliedsland zu betreiben, ohne vorher eine Zulassung der jeweiligen Regulierungsbehörde einholen zu müssen (vgl. Fields/Fraser/Kolari 2004, S. 5).
[76] Swiss Re 2007, S. 11.
[77] Vgl. Genetay/Molyneux 1998, S. 13.
[78] Vgl. Artikis/Mutenga/Staikouras 2008, S. 110.
[79] Vgl. Swiss Re 2002, S. 3.
[80] Vgl. Devi/Sellappan 2009, S. 25f.; Nigh/Saunders 2003, S. 4 und Tan 2003, S. 55.
[81] Vgl. Devi/Sellappan 2009, S. 26 zur langsamen Entwicklung von Bancassurance in Asien.
[82] Vgl. Press Trust of India 2001 sowie Agence France-Presse 2000.
[83] Vgl. Pejawar 2008, S. 24f. sowie Kumar 2006, S. 29.
[84] Internetpräsenz des Internationalen Währungsfonds (http://www.imf.org) am 14. Juni 2009 sowie Internetpräsenz der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (http://www.dsw-online.de) am 14. Juni 2009.
[85] Vgl. Sharma 2006, S. 18.
[86] Diese Zahl gilt unter der Annahme, dass der Prozentsatz der Menschen, die sich eine Lebensversicherung leisten können, über die Jahre konstant geblieben ist. Vermutlich hat der Anteil wegen steigender Einkommen im Laufe der Jahre zugenommen. Die Zahl von 314 Mio. ist also eine konservative Schätzung.
[87] Vgl. Sharma 2006, S. 18.
[88] Jhaveri 2005, S. 106.
[89] Vgl. Pejawar 2008, S. 24f. sowie o. V. 2009b.
[90] In Indien wird das Versicherungsgeschäft eingeteilt in Lebensversicherung und Nichtlebensversicherung (engl. non-life insurance oder general insurance). Nichtlebensversicherung umfasst Feuer- und Seeversicherung sowie alle sonstigen Versicherungen, die nicht der Lebensversicherung zugerechnet werden, einschließlich Unfall- und Krankenversicherung (vgl. Insurance Act 1938, Teil I, Abs. 2, Punkt 6B und Punkt 13B sowie Rajkumari 2007, S. 50).
[91] Vgl. Munich Re 2008, S. 9 bzw. o. V. 2008b.
[92] Die Versicherungsdichte eines Landes ist definiert als das Prämienaufkommen dividiert durch die Gesamtbevölkerungszahl. Die Versicherungsdurchdringung eines Landes entspricht dem Anteil des Beitragsaufkommens am BIP (vgl. Attiger 1994, S. 91).
[93] 2007 ist das jüngste Jahr, für das die IRDA offizielle Zahlen veröffentlicht hat.
[94] Zum Vergleich: In Deutschland beträgt das Pro-Kopf-Einkommen 44 660 Dollar (Quelle: Internationaler Währungsfonds: http://www.imf.org am 17. Juni 2009).
[95] Internetpräsenz des Internationalen Währungsfonds (http://www.imf.org am 17. Juni 2009).
[96] Zum Zusammenhang zwischen Einkommen und Nachfrage nach Versicherungsprodukten vgl. Bakhshi 2005, S. 109.
- Quote paper
- Dipl.-Kfm. Mark-Werner Dreisörner (Author), 2009, Der indische Markt für Bancassurance, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143428
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