In der folgenden Ausarbeitung werde ich die Bildungsvorstellungen von Johann
Bernhard Basedow (1724 – 1790) und Wilhelm von Humboldt (1767-1835) näher
betrachten. Hierzu beginne ich mit einer kurzen Einführung in die historischen
Hintergründe, da diese stellenweise entscheidend für die Ansichten und Theorien
sind. Im weiteren Verlauf werde ich auf den Lebenslauf beider Personen genauer
eingehen und anhand von einigen Zitaten ihre pädagogischen Anschauungen
beleuchten. Anschließend möchte ich die gegensätzlichen bildungstheoretischen
Auffassungen beider vergleichen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Historische Hintergründe
2. Pädagogische Grundgedanken der Philanthropen
3. Das Leben und die Studien von Johann Bernard Basedow
4. Leben und Werk Wilhelm von Humboldts
5. Gegenüberstellung der Bildungstheorien von Johann Bernard Basedow und Wilhelm von Humboldt
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In der folgenden Ausarbeitung werde ich die Bildungsvorstellungen von Johann Bernhard Basedow (1724 - 1790) und Wilhelm von Humboldt (1767-1835) näher betrachten. Hierzu beginne ich mit einer kurzen Einführung in die historischen Hintergründe, da diese stellenweise entscheidend für die Ansichten und Theorien sind. Im weiteren Verlauf werde ich auf den Lebenslauf beider Personen genauer eingehen und anhand von einigen Zitaten ihre pädagogischen Anschauungen beleuchten. Anschließend möchte ich die gegensätzlichen bildungstheoretischen Auffassungen beider vergleichen.
1.1 Historische Hintergründe
Im 18. Jahrhundert war Deutschland noch immer von den Auswirkungen des Dreißig- jährigen Krieges gezeichnet. Seuchen, Hungersnöte und Armut waren Jahrzehnte nach Kriegsende vorherrschend. Hinzu kam, dass das Land in hunderte von Fürsten- tümern zerteilt war, die um Macht und Ansehen rangen. Politisch und religiös waren sie sich uneinig. Die Folge war eine fehlende Identität der Bürger mit dem Staat. Ihnen fehlte eine nationale Identität, an der sie sich orientieren konnten.
Die Gelehrten trotzten der Situation und fanden einen Weg ihre Gedanken auszutau- schen, obwohl sie über das Land verstreut waren. Zunächst wurde nur durch die verbreiteten Universitäten kommuniziert. Bald aber waren intensive Briefwechsel und gemeinsame Studienfahrten an der Tagesordnung, welche Ärzte, Beamte, Schrift- steller, Juristen und viele weitere Gebildete nutzten. In kleinen Schritten bildete sich so ein Netzwerk, das von der Obrigkeit nicht kontrolliert werden konnte. Auch die Produktion von Zeitschriften und Büchern stieg enorm an, da dies eine Möglichkeit für die Gelehrten war, vielen Personen ihre Überzeugungen näher zu bringen. Durch den Austausch untereinander wurde die Leitvorstellung der Aufklärung geprägt. Diese geht von dem „Glauben an die Erziehbarkeit und an die Erziehungsbedürftigkeit der Menschen [aus]“ (TENORTH 2003, S. 120)1.
2. Pädagogische Grundgedanken der Philanthropen
Hauptsächlich die Philanthropen richteten ihre Erziehungsprojekte auf der eben genannten Grundthese aus. Bildung und Erziehung sollten auf lebenspraktische Situationen vorbereiten, gemeinnützige Tugenden vermitteln, aber doch ein indivi- duell glückliches Leben ermöglichen. Dass dies ein problematischer Ansatz war, der scheinbar nur in der Theorie zu verwirklichen war, werde ich später näher erläutern.
Höchster Antrieb für eine fruchtbare Erziehung war nach Auffassung der Philanthro- pen die Menschenliebe. Diese ursprüngliche Kraft sollte gefördert und entfaltet werden. Das Gute im Menschen sollte durch kindgemäße Unterrichtsgestaltung geweckt und gefördert werden. Den in diesem Zusammenhang oftmals erwähnte Bildungsprozess interpretiere ich als die Ansammlung von Erfahrungen im menschli- chen Leben2.
Anders als bei Rousseau wurden diese Erfahrungen künstlich erzeugt. Nach Rous- seaus Auffassung entwickelten sich die Erfahrungen von Emile durch Alltagssituatio- nen. Emile machte durch und mit seiner Umwelt Erfahrungen und lernte daraus. Die Philanthropen waren hier der Auffassung „durch blosses Befehlen, Lehren, Warnen, Strafen entsteht keine gute Gewohnheit. Uebung, wirkliche Uebung ist das eigentli- che Mittel. Dazu gehört Erfindung, Anlaß, Rath und Hülfe“ (BASEDOW 1770, S. 114).
Dieses Zitat von einem Mitbegründer des Philanthropismus, zeigt ein gegensätzli- ches Erziehungskonzept zu Rousseau, obwohl er dessen Bildungskonzepte einge- hend studierte und auch übernahm. Um den Unterschied noch näher zu beleuchten möchte ich ein kurzes Beispiel geben. Emile hätte das Springen über einen Fluss nur erlernt, wenn dieser vor dem Problem gestanden hätte, einen Fluss überqueren zu müssen. Dies wäre für Rousseau ein Anlass gewesen aus einer lebenspraktischen Situation eine Übung zu machen, die dem Zögling im Leben weiterhelfen würde. Nach der philanthropischen Auffassung müsse man im Vorfeld solch eine Situation künstlich erschaffen und ständig üben. Die Kinder wurden Situationen ausgesetzt, die sie im beruflichen und sozialen Leben benötigen könnten. Die Vorgehensweise unterband zwangsläufig jegliche kindliche, und in den Augen der Philanthropen unnütze, Handlung, die keinen wirklichen Nutzen hatte. Spielen, Raufen und Rumtol len waren Verhaltensweisen, die keinen gesellschaftlichen Nutzen hatten und daher unterbunden werden sollten3.
Im weiteren Verlauf werde ich auf die Biographie von Johann Bernard Basedow eingehen und weitere Erziehungs- und Bildungsgedanken vorstellen.
3. Das Leben und die Studien von Johann Bernard Basedow
Johann Bernard Basedow kam am 11. September 1724 in Hamburg in ärmlichen Verhältnissen zur Welt. Sein Vater war Perückenmachen und seine Mutter Zimmer- mädchen in verschiedenen Pensionen. Seine Mutter beschrieb er immer als eine sehr strenge Frau, die ihm wenige Freiheiten bot. Im Alter von fünfzehn Jahren hielt er die Strenge der Mutter nicht mehr aus und floh nach Kiel, wo er als Schiffsjunge anheuern wollte. Nachdem er zwei Jahre mit Gelegenheitsarbeiten verbrachte, nahm er schließlich eine Stelle als Diener eines wohlhabenden Kaufmanns an. Dieser war sehr beeindruckt von Johann Bernard Basedow und sah ein enormes Potential in ihm. 1743 ermöglichte er ihm den Besuch eins Gymnasiums. Zum ersten Mal, so schrieb Basedow, hatte er sich in der Schule wohlgefühlt4. 1746 erhielt er ein Stipendium an der Universität Leipzig, an der er evangelische Theologie studierte. Im Anschluss wurde er Hauslehrer und konnte sich hier pädagogischen Fragen widmen und auch praktisch an den beiden Kindern erproben. Seine Unterrichtpraktiken hielt er schriftlich fest. Mit dieser Abhandlung promovierte er in Kiel zum Magister. Friedrich Gottlieb Klopstock (1724 - 1803) empfahl Basedow als Professor an eine dänische Ritterakademie. Dort lehrte er ab 1753 Moral und schöne Wissenschaften und einige Jahre später auch Theologie. Die Erkenntnisse seiner Studien veröffent- lichte Basedow 1758 in einem zweibändigen Buch Practische Philosophie für alle Stände. Hierin forderte er eine Schulreform der öffentlichen Schulen, die sein als Hauslehrer erprobtes Erziehungskonzept anwenden sollten. Weiterhin forderte er religiöse Toleranz und sah darin auch ein wichtiges Erziehungsziel. Die allgemeine Menschen als sich selbst“ (BASEDOW 1758, S. 31). Dies äußerte er auch öffentlich und forderte von der Kirche und der Gesellschaft in diesem Zusammenhang die Gleichstellung der Juden und Christen.
Die Kritik gegenüber der christlichen Kirche entfachte eine öffentliche Diskussion, woraufhin er 1761 an ein dänisches Gymnasium versetzt wurde.
Wenn man sein erstes Werk aus heutiger Sicht beleuchtet, hat es keine wesentlichen Neuerungen der Erziehungs- und Bildungsmethoden hervorgebracht. Es ist eher eine Sammlung pädagogischer Schriften und Ansichten der letzten Jahrzehnte. Es beinhaltet Methoden von z.B. Richey und Reimarus, die seine Ausbilder in Schulund Studienzeiten waren. Weiterhin sind Einflüsse von Comenius, Rousseau und Locke erkennbar, deren Schriften er ausführlich studiert hat5.
Die geringe Lehrtätigkeit an dem Gymnasium verschaffte ihm die Zeit, sich mehr seinen pädagogischen Studien hinzugeben. Weiterhin verfasste er mehrere Schriften und Vorschläge zur religiösen Toleranz und erläuterte die gesellschaftlichen Vorteile konfessioneller Freiheit, was von der christlichen Kirche nicht toleriert wurde. Mit seinen dogmatischen Ansichten wurde schließlich seine ganze Familie vom Abendmahl ausgeschlossen. Seine Vorgesetzten am Gymnasium konnten dem öffentlichen Druck der Gesellschaft und Eltern nicht standhalten. Daher wurde er 1768 seiner Lehrtätigkeit am Gymnasium entbunden.
Der Philanthrop veröffentlichte im gleichen Jahr das Werk Vorstellung an Menschen- freunde und wohlhabende Männer. Auch dieses Werk fasst nur Erziehungsmethoden und -ansichten zusammen und lieferte keine entscheidende Wendung in den philanthropischen Gedanken. Doch beschreibt Basedow hierin erstmals pädagogi- sche Ansätze zur Reformierung des öffentlichen Schulsystems. Großes Augenmerk widmet er den Erziehungszielen der Stände. Nach Basedow sollen alle Stände gleichermaßen unterrichtet werden6. Doch widerspricht er sich zu Beginn seines Werks in seinen Ansichten.
[...]
1 Vgl. Tenorth 2003, S. 119f.
2 Vgl. Tenorth 2003, S. 120f.
3 Vgl. Basedow 1770, S. 114ff.
4 Vgl. Tenorth 2003, S. 124f.
5 Vgl. Tenorth 2003, S. 126
6 Vgl. Basedow 1768, S. 33
- Quote paper
- Michael Habermann (Author), 2008, Die Bildungsideale von Basedow und Humboldt im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143370
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