In den siebziger und achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts war ein Krankheitsbild unter dem Namen Sick-Building-Syndrom (SBS) in aller Munde.
Damals ging man davon aus, dass den Beschwerden raumluftbedingte oder bauphysikalische Ursachen zugrunde liegen. Untersuchungen haben dies nicht bestätigt.
Neuere Ursachen belegen einen Zusammenhang der Beschwerden mit dem Arbeitsklima und den Arbeitsbedingungen und werden heute eher mit der Bezeichnung burn-out-Syndrom oder weiter gehenden psychischen Störungen belegt.
Wenn das Unternehmen krank macht
Vom Sick-Building zum Sick-Management-Syndrom
Ausgangslage
In den achtziger und neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts war das Sick-Building-Syndrom in aller Munde.
Betroffene klagten u.a. über Kopfschmerzen, akute Atembeschwerden, allergische Haut-reaktionen, depressive Zustände, allgemeines Unwohlsein und verminderte Leistungs-fähigkeit.
Ärzte führten die gesundheitlichen Beschwerden auf das Klima in Innenräumen zurück und sprachen vom Sick-Building-Syndrom (SBS) - vom Gebäude, das krank macht. Experten gingen davon aus, dass etwa 20 Prozent der Menschen[1], die in Büroräumen arbeiten, von diesem Phänomen betroffen sind.
Die Beschwerden können zu Fehlzeiten am Arbeitsplatz führen (Absentismus) und haben somit auch betriebs- und volkswirtschaftliche Konsequenzen.[2]
Ursachensuche
Allen Beschwerden gemeinsam war, dass die Symptome sich verminderten, sobald der Arbeitsplatz verlassen wurde. Vermutet wurde, dass in den Gebäuden krankmachende Faktoren, z.B. ungesunde raumklimatische Bedingungen vorhanden sein müssten.
In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts suchte man so zum Beispiel die Ursachen in der zunehmenden Klimatisierung von Büroräumen.
Man schlug vor, bestimmte Pflanzen in den Büros aufzustellen, die gefährliche Stoffe in der Raumluft filtern sollten.
Aus diesem Grund hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung 1994 eine "Untersuchung zu positiven und negativen Wirkungen von raumlufttechnischen Anlagen auf Befindlichkeit, Gesundheit und Leistungsfähigkeit" (ProKlimA-Projekt)[3] für einen Zeitraum von 4 Jahren gefördert.
Die ersten Ergebnisse konnten den vermuteten Einfluss nicht bestätigen.
Trotz zahlreicher weiterer Studien konnten signifikante in den Gebäuden liegende physikalische Ursachen nicht nachgewiesen werden.
Trotzdem verstärkten sich die Beschwerden, die Zahl der psychosomatischen Krankheiten steigt seit Jahren. So verstärkten sich die Untersuchungen weg von den vermeintlich vom Gebäude ausgehenden Belastungen hin zu anderen Faktoren, die Auslöser der beschwerden und Erkrankungen sein könnten[4].
Raumbedingungen sind nicht Krankheitsursache
Neuere Untersuchungen griffen das Problem in den letzten Jahren erneut auf. Im Jahr 2004 hat eine Arbeitsgruppe der Universität Jena mit dem weitergeführten Projekt "ProKlimA"[5] festgestellt, dass Tätigkeitsmerkmale und der Zustand der Arbeitsbedingungen in deutschen Bürogebäuden stärker das Wohlbefinden am Arbeitsplatz beeinflussen als raumklimatische Gegebenheiten.
Dennoch werden auch aktuell, wenn gleich für den Privatbereich, immer noch Raumbelastungen als SBS-Ursachen aufgeführt[6].
Eine neuere Studie der University College London Medical School[7] bekräftigt diese Feststellung.
[...]
[1] http://www.edizin.de/de/leben/wellness,s-2X-30-33.sick-building-syndrom.html (Nov. 2006)
[2] vgl.: Sylvia Mackensen von Astfeld: Das Sick-Building-Syndrom unter besonderer Berücksichtigung des Einflusses von Mobbing. HIPPOKRATES - Schriftenreihe Medizinische Forschungsergebnisse, Bd. 55, Hamburg 2000
[3] ProKlimA-Studie: Universität Jena; 1994 bis 2000: (http://www.med.uni-jena.de/ark/prok_d.html)
[4] Sylvia Mackensen von Astfeld: Das Sick-Building-Syndrom unter besonderer Berücksichtigung des Einflusses von Mobbing. HIPPOKRATES - Schriftenreihe Medizinische Forschungsergebnisse, Bd. 55, Hamburg 2000
[5] ProKlimA-Studie, a.a.O..
[6] Springer Medizin: Sick-Building: Wenn Innenräume krank machen; (http://www.lifeline.de/llspecial/arbeit_leben/gesund_wohnen/content-128730.html )
[7] M. Stafford; Department of Epidemiology and Public Health, University College London Medical School, London, UK, 2006
- Citar trabajo
- Dipl.-mult. Udo Rosowski, MOM (Autor), 2006, Wenn das Unternehmen krank macht, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143285
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