Als die drei herausragenden Beispiele des Aufgeklärten Absolutismus gelten im Allgemeinen das Preußen Friedrich II., das Russland Katharinas II. und die Habsburgermonarchie Joseph II. Während die beiden erstgenannten Monarchen nahezu einmütig mit dem Epitheton der oder die „Große“ versehen worden sind, blieb diese Ehre dem Habsburger verwehrt. Der Grund hierfür ist wohl eher in dem relativen Versagen Josephs auf militärischem Gebiet zu suchen, als in irgendeinem anderen Aspekt seiner Herrschaft. Jedoch gibt es auch in seinem Fall etwas, das auf von ihm erbrachte außergewöhnliche Leistungen, ob man sie nun positiv oder negativ bewertet, hinweist und somit auch ihm eine Hervorhebung seiner Person innerhalb der Geschichte sichert. Sein Name ist Ursprung des Begriffs ‘Josephinismus’ und seine Person eng verbunden mit diesem Phänomen. Auf die Frage, was der Josephinismus sei, gibt es keine eindeutige Antwort. Die vorliegenden Deutungen sind in ihrem Ansatz bisweilen sehr verschieden. "Weder die Bestrebungen, den ‘Josephinismus’ mit dem österreichischen Staatskirchentum des 18. Jahrhunderts oder mit dem inneren Aufbruch zu einer katholischen Reform, einem ‘Reformkatholizismus’, zu identifizieren, noch die Ansicht, der ‘Josephinismus’ sei eine kultur- wie geistesgeschichtliche Bewegung, die eine Weltanschauung bewirkte, konnten sich in ihrer Einseitigkeit durchsetzen."
Abgesehen von den unterschiedlichen Ansichten, bleibt es dennoch eine Tatsache, dass man bei einer Untersuchung des Aufgeklärten Absolutismus österreichischer Art unweigerlich auf das Phänomen des Josephinismus stößt.
Die leitende Fragestellung dieser Arbeit lautet:
Kann der Josephinismus mit dem Aufgeklärten Absolutismus (bezüglich Österreichs) gleichgesetzt werden?
Ich werde im ersten Abschnitt meiner Arbeit auf die Entstehung des Begriffes ‘Josephinismus’ eingehen. Der zweite Abschnitt soll einen kleinen Überblick über die Deutungen des Josephinismus im 20. Jahrhundert geben, die von verschiedenen Historikern vorgenommen worden sind. Im Folgenden wird mit Hilfe dieser Deutungen eine Festlegung des gegenwärtigen Begriffes ‘Josephinismus’ anvisiert. Der dritte Abschnitt gibt einen Überblick über die Reformen der theresianisch-josephinischen Epoche unter besonderer Hervorhebung der kirchenpolitischen Maßnahmen. Auf Wirkunken des Josephinismus werde ich im vierten Abschnitt eingehen. Letztlich werde ich im Schlussteil meiner Arbeit mich ausschließlich der Beantwortung der Hauptfrage zuwenden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Hauptteil
2.1 Der Josephinismus in ursprünglicher Bedeutung
2.2 Josephinismus aus gegenwärtiger Perspektive
2.3 Reformen des Josephinismus
2.4 Reaktion auf die Reformen des Josephinismus
3. Schlussteil
4. Abkürzungsverzeichnis
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Als die drei herausragenden Beispiele des Aufgeklärten Absolutismus gelten im Allgemeinen das Preußen Friedrich II., das Russland Katharinas II. und die Habsburgermonarchie Joseph II. Während die beiden erstgenannten Monarchen nahezu einmütig mit dem Epitheton der oder die „Große“ versehen worden sind, blieb diese Ehre dem Habsburger verwehrt. Der Grund hierfür ist wohl eher in dem relativen Versagen Josephs auf militärischem Gebiet zu suchen, als in irgendeinem anderen Aspekt seiner Herrschaft. Jedoch gibt es auch in seinem Fall etwas, das auf von ihm erbrachte außergewöhnliche Leistungen, ob man sie nun positiv oder negativ bewertet, hinweist und somit auch ihm eine Hervorhebung seiner Person innerhalb der Geschichte sichert. Sein Name ist Ursprung des Begriffs ‘Josephinismus’ und seine Person eng verbunden mit diesem Phänomen. Auf die Frage, was der Josephinismus sei, gibt es keine eindeutige Antwort. Die vorliegenden Deutungen sind in ihrem Ansatz bisweilen sehr verschieden. „Weder die Bestrebungen, den ‘Josephinismus’ mit dem österreichischen Staatskirchentum des 18. Jahrhunderts oder mit dem inneren Aufbruch zu einer katholischen Reform, einem ‘Reformkatholizismus’, zu identifizieren, noch die Ansicht, der ‘Josephinismus’ sei eine kultur- wie geistesgeschichtliche Bewegung, die eine Weltanschauung bewirkte, konnten sich in ihrer Einseitigkeit durchsetzen.“1Dennoch ist die Frage, ‘Was verstehen wir unter dem Begriff des Josephinismus?’ einer Beantwortung zugänglich. Es versteht sich von selbst, dass die Beantwortung dieser Frage innerhalb des durch diese Arbeit gesetzten Rahmens nur unvollständig ausfallen kann. Doch die angestrebte Beantwortung soll auch nicht die eigentliche Problemstellung meiner Arbeit ausmachen, sondern nur Hintergrund für jene sein.
Im Zusammenhang mit dem Seminar „Der Absolutismus“, auf welches diese Arbeit fußt, wurde der Bereich des Aufgeklärten Absolutismus in Österreich von mir dargestellt. Es wurde gezeigt, dass das Etikett des Aufgeklärten Absolutismus, welches die theresianisch-josephinische Epoche der Habsburgermonarchie oft aufgedrückt bekommt, umstritten ist. Begriffe wie ‘Reformabsolutismus’ oder auch ‘Aufgeklärter Despotismus’ ohne weiter auszuführen, was sich dahinter verbirgt, sind wohl eher Begriffe, denen man die Innenpolitik Joseph II. zuordnen kann. Sieht man jedoch von diesen begrifflichen Meinungsverschiedenheiten ab, bleibt es dennoch eine Tatsache, dass man bei einer Untersuchung des Aufgeklärten Absolutismus österreichischer Art unweigerlich auf das Phänomen des Josephinismus stößt. Um einen sinnvollen Zusammenhang zwischen dem in meiner Arbeit untersuchten Thema, dem Josephinismus und dem Aufgeklärten Absolutismus, der den Gegenstand meines Referates bildete, herstellen zu können, scheint mir die folgende Fragestellung als vernünftig: Kann der Josephinismus mit dem Aufgeklärten Absolutismus (bezüglich Österreich) gleichgesetzt werden?
Ich werde im ersten Abschnitt meiner Arbeit auf die Entstehung des Begriffes ‘Josephinismus’ eingehen und sowohl die ursprüngliche Bedeutung bzw. Verwendung des zugehörigen Substantivs als auch die des ideologischen Adjektivs ‘josephinisch’ aufzeigen. Der zweite Abschnitt soll einen kleinen Überblick über die Deutungen des Josephinismus im 20. Jahrhundert geben, die von verschiedenen Historikern vorgenommen worden sind. Im Folgenden wird mit Hilfe dieser Deutungen eine Festlegung des gegenwärtigen Begriffes ‘Josephinismus’ anvisiert. Der dritte Abschnitt gibt einen Überblick über die Reformen der theresianisch- josephinischen Epoche unter besonderer Hervorhebung der kirchenpolitischen Maßnahmen. Auf Wirkunken des Josephinismus werde ich im vierten Abschnitt eingehen. Letztlich werde ich im Schlussteil meiner Arbeit mich ausschließlich der Beantwortung der Hauptfrage zuwenden.
2.1 Der Josephinismus in ursprünglicher Bedeutung
In diesem Kapitel möchte ich kurz auf den Ursprung des Begriffes ‘Josephinismus’ eingehen. Dieses Problem ist bisher unzureichend diskutiert worden und „überraschenderweise berücksichtigt auch keiner der drei wichtigsten Forscher zu diesem Thema - gemeint sind hier Winter, Valjavec und Maaß2- die Ursprünge des Begriffes.“3Etliche Historiker tun so, als ob es den Begriff schon im späten 18. Jahrhundert gab, was jedoch nicht der Fall ist. Das Substantiv wurde erst in den 1830er Jahren geprägt, mehr als vierzig Jahre nach Josephs Tod. Die erste Verwendung des Substantivs geht auf einen Brief zurück, den Fürst Klemens von Metternich im Jahr 1840 verfasste. Frühere Verwendungen sind bisher nicht belegt worden. Mit der Verwendung des Adjektivs ‘josephinisch’ verhält es sich ein wenig anders. Das Adjektiv taucht bereits häufig in Dokumenten aus der Regierungszeit Joseph II. auf. Es wird aber ausschließlich in einem persönlichkeitsbezogenen oder chronologischen Sinn verwendet, ohne mehr zu bedeuten als ‘von Joseph dem Zweiten’ oder ‘aus der Zeit Josephs des Zweiten’. Der Gebrauch des Adjektivs änderte sich erst mit dem Aufkommen des Substantivs in den 1830er Jahren; vorher nur rein deskriptiv benutzt, erfuhr es hier eine ideologische Aufladung. Sowohl ‘Josephinismus’ als auch ‘josephinisch’ traten zu dieser Zeit in pejorativer Verwendung und mit Bezug auf die bis 1848 außerordentlich wirksame Gesetzgebung Josephs auf. Es gibt die Vermutung, dass der Begriff von der klerikalen Partei erfunden wurde, um das von ihnen bekämpfte System mit einem Etikett zu versehen. Fest steht jedenfalls, dass der Begriff des ‘Josephinismus’ erfunden worden war, um das teilweise Fortdauern von Gesetzgebung und Einstellungen Joseph II. bis in die Regierungszeiten Franz II. und seines Sohnes Ferdinand I. zu beschreiben.
2.2 Josephinismus aus gegenwärtiger Perspektive
Wie ich schon in der Einleitung erwähnte, existieren heutzutage verschiedene Auffassungen von dem, was wir als Josephinismus bezeichnen. Den folgenden Ausführungen kann man jedoch vorwegnehmend konstatieren, dass in keinem Fall ‘Josephinismus’ und das zugehörige Adjektiv pejorativ verwendet wird. Allein dieser Fakt trennt bereits die ursprüngliche Verwendung des Begriffes, von der, welche die Forschung des 20. Jahrhunderts hervorbrachte.
In einem Referat legt Helmut Reinalter sich folgendermaßen fest: „Unter ‘Josephinismus’ versteht man heute die spezifische österreichische Form einer allgemeinen gesellschaftlichen, politischen und kulturell-geistigen Bewegung, die im
18. Jahrhundert mit der Krise des europäischen Bewußtseins […] begann und innerhalb der österreichischen Länder verschiedene Wirkungen erzeugte, die bis heute nur z.T. erforscht sind.“4Dies ist eine sehr verallgemeinerte Formulierung.
[...]
1Kovacs: Staatskirchensystem, S. 39.
2Die Werke der drei Historiker, auf die hier Bezug genommen wird sind:
Winter: Der Josephinismus und seine Geschichte; Valjavec: Der Josephinismus; Maaß: Der Josephinismus.
3Beales: Joseph II. und der Josephinismus, S. 37.
4Reinalter: AAuJ, S. 11.
- Citar trabajo
- Hermann Sievers (Autor), 2006, Der Josephinismus , Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143015
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