Die vorliegende Hausarbeit soll im Rahmen des Hauptseminars „Die deutsche Sprache im 18. Jahrhundert“ folgende These widerlegen oder bestätigen:
Im Zuge der Aufklärung entwickelte sich im 18. Jahrhundert in Ansätzen eine bürgerliche Öffentlichkeit. Wichtigstes Medium dieser Zeit waren die frühen Zeitungen. Sie waren „mediengeschichtlich einerseits Popularisierungen der exklusiven Gattung ‚geschriebene Zeitung‘ (Polenz II, 371) und knüpften andererseits an die Tradition der ‚auf Sensationsbedürfnisse eingestellten Flugblätter und Flugschriften‘ an (Polenz II, 371). Bereits in der Mitte des 18. Jahrhunderts geriet der Zeitungsstil unter Kritik: „Die weitschweifige, dunkele und ermüdende Schreibart der Zeitungen rühret ohne Zweifel daher, daß sich die Verfasser vornehmen, eine in Canzleyen übliche Schreibart zu beobachten“ (Zeitungslexikon, Leipzig 1755).
Um dabei die Vorgehensweise zu erleichtern und um eine Strukturierung der Arbeit zu erreichen, entnahm ich der These vier Kernpunkte.
Den ersten wichtigen Aspekt bildet die Aussage, dass sich im 18. Jahrhundert in Ansätzen eine bürgerliche Öffentlichkeit entwickelt habe und die Zeitung als deren Medium diente. In Gliederungspunkt 2 soll deshalb auf die Entwicklung der Öffentlichkeit im Zusammenhang mit der fortschreitenden Zeitungsentwicklung eingegangen werden. Die leitende Fragestellung soll dabei die folgende sein: Wie und was veränderte sich gesellschaftlich wegen oder mit Hilfe der Presse und wie veränderte sich damit auch die Presse selbst? Wie wirkten Zeitungen während der Aufklärung in Deutschland? In diesem Zusammenhang werde ich auch auf die Zeitschriften eingehen. In Punkt 3 soll erläutert werden, warum Zeitungen als Popularisierungen der geschriebenen Zeitungen gesehen werden können. Des weiteren möchte ich mich in diesem Kontext mit den Zeitungslexika und deren Rolle bei der Popularisierung auseinandersetzen. Im nächsten Gliederungspunkt soll es um die Frage gehen, ob und wie stark die Zeitungen des 18. Jahrhunderts in der Tradition der Flugblätter und Flugschriften standen. Die letzte für die Argumentation relevante Aussage ist die folgende: der Zeitungsstil geriet bereits in der Mitte des 18. Jahrhunderts unter Kritik. Den Zeitungen wurde eine „schlechte“ Schreibart und die Nachahmung des Kanzleistils vorgeworfen. Deswegen wird sich Punkt 5 mit den verschiedenen Formen der Sprachkritik und dem Sprachstil der Zeitungen im allgemeinen beschäftigen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Geschichte der Zeitungsentstehung
1.2. Zeitgenössische Exemplare
1.2.1. Vossische Zeitung
1.2.2. Nordischer Mercurius
2. Öffentlichkeit und Aufklärung
2.1. Entwicklung einer bürgerlichen Öffentlichkeit und der Zeitung als deren Medium
2.2. Zeitschriften
2.2.1. Moralische Wochenschriften
2.2.2. Politisch-historische Zeitschriften
3. Popularisierung
3.1. Zeitung als Popularisierung der „geschriebenen Zeitung“
3.2. Zeitungslexika
4. Zeitung in der Tradition der Flugblätter und -schriften
5. Kritik an Zeitungssprache und -stil
5.1. Der frühe Zeitungsstil
5.2. Sprachkritik
6. Fazit
7. Bibliographie
1. Einleitung
Die vorliegende Hausarbeit soll im Rahmen des Hauptseminars „Die deutsche Sprache im 18. Jahrhundert“ folgende These widerlegen oder bestätigen:
Im Zuge der Aufklärung entwickelte sich im 18. Jahrhundert in Ansätzen eine bürgerliche Öffentlichkeit. Wichtigstes Medium dieser Zeit waren die frühen Zeitungen. Sie waren „mediengeschichtlich einerseits Popularisierungen der exklusiven Gattung ‚geschriebene Zeitung‘ (Polenz II, 371) und knüpften andererseits an die Tradition der ‚auf Sensationsbedürfnisse eingestellten Flugblätter und Flugschriften‘ an (Polenz II, 371). Bereits in der Mitte des 18. Jahrhunderts geriet der Zeitungsstil unter Kritik: „Die weitschweifige, dunkele und ermüdende Schreibart der Zeitungen rühret ohne Zweifel daher, daß sich die Verfasser vornehmen, eine in Canzleyen übliche Schreibart zu beobachten“ (Zeitungslexikon, Leipzig 1755).
Um dabei die Vorgehensweise zu erleichtern und um eine Strukturierung der Arbeit zu erreichen, entnahm ich der These vier Kernpunkte.
Den ersten wichtigen Aspekt bildet die Aussage, dass sich im 18. Jahrhundert in Ansätzen eine bürgerliche Öffentlichkeit entwickelt habe und die Zeitung als deren Medium diente. In Gliederungspunkt 2 soll deshalb auf die Entwicklung der Öffentlichkeit im Zusammenhang mit der fortschreitenden Zeitungsentwicklung eingegangen werden. Die leitende Fragestellung soll dabei die folgende sein: Wie und was veränderte sich gesellschaftlich wegen oder mit Hilfe der Presse und wie veränderte sich damit auch die Presse selbst? Wie wirkten Zeitungen während der Aufklärung in Deutschland? In diesem Zusammenhang werde ich auch auf die Zeitschriften eingehen. In Punkt 3 soll erläutert werden, warum Zeitungen als Popularisierungen der geschriebenen Zeitungen gesehen werden können. Des weiteren möchte ich mich in diesem Kontext mit den Zeitungslexika und deren Rolle bei der Popularisierung auseinandersetzen. Im nächsten Gliederungspunkt soll es um die Frage gehen, ob und wie stark die Zeitungen des 18. Jahrhunderts in der Tradition der Flugblätter und Flugschriften standen. Die letzte für die Argumentation relevante Aussage ist die folgende: der Zeitungsstil geriet bereits in der Mitte des 18. Jahrhunderts unter Kritik. Den Zeitungen wurde eine „schlechte“ Schreibart und die Nachahmung des Kanzleistils vorgeworfen. Deswegen wird sich Punkt 5 mit den verschiedenen Formen der Sprachkritik und dem Sprachstil der Zeitungen im allgemeinen beschäftigen.
1.1. Geschichte der Zeitungsentstehung
Mit dem Aufkommen des Fernhandels und der Verbesserung der Verkehrssituation entstand im 14. Jahrhundert ein ausgeprägtes Botenssystem, welches eine umfassende briefliche Korrespondenz zwischen Gelehrten, Wissenschaftlern, Kaufleuten, Fürstentümern usw. ermöglichte. Die Korrespondenz diente zwar in erster Linie geschäftlichen Interessen, aber dennoch enthielten die Briefe Zusätze (sog. „Zeytung“ , „Novitates“ u. ä.), welche darüber hinaus über politische und soziale Neuigkeiten berichteten[1]. Außerdem unterhielten Fürsten und Handelshäuser bezahlte Korrespondenten, welche aus verschiedenen Nachrichtenzentren Europas Neuigkeiten sammelten und in Briefform verschickten. Im 17. Jahrhundert bildete die Poststation den Sammelplatz und Ausgangspunkt solcher Nachrichten und mit steigendem Interesse am Zeitgeschehen sahen die Postmeister sowie Buchhändler und –verleger die Möglichkeit mit dem (zuerst handschriftlichen) Vervielfältigen der Nachrichten Geld zu verdienen. Aus den „Brief-Zeitungen“ wurden „geschriebene Zeitungen“. Diese wurden nun nicht mehr nur bestimmten Briefadressaten, sondern in Form geschriebener oder gedruckter „Zeitungen“ beliebigen Abonnementen zugestellt[2]. Aus dieser Form der Nachrichtenverbreitung entwickelte sich Ende des 17. Jahrhunderts die periodische Tagespresse. Auch hierbei kam den Postmeistern eine besondere Stellung zu, denn sie saßen an den Knotenpunkten des Informationssystems, konnten die Postwege kostenlos zur Verbreitung von Zeitungen nutzen und bekamen auch als erste Nachrichten.[3] Drucker und Buchhändler machten ihnen bald Konkurrenz, da das zunehmend periodische Erscheinen der Blätter eine stete Einnahmequelle sicherte[4]. Dennoch stellte die (Post-) Zeitung für die Postmeister meist nicht mehr als einen lukrativen Nebenverdienst dar, denn selten „ließ ihnen ihre Haupttätigkeit für deren Veröffentlichung (...) nicht die notwendige Zeit und Sorgfalt“[5] und sie sind deshalb „nicht als die bestgelungenen Organe ihrer Zeit anzusehen“.[6] Den ersten titellosen Serienzeitungen mit Nummerierung folgten Wochenblätter: In Straßburg erschien 1605 das erste Mal die „Relation“, vier Jahre später folgte der „Aviso“ in Wolffenbüttel. Seitdem nahm die Zahl der Zeitungen rasch zu, was auch durch ein erhöhtes Informationsbedürfnis infolge bzw. während des 30-jährigen Krieges bedingt war. Die überwiegenden Themen in der Berichterstattung waren politische Ereignisse und militärische Aktionen vor allem im europäischen Ausland (z. B. Truppenbewegungen, Belagerungen, Plünderungen, Hunger, Pest, grausame Justiz u. a.), innerstaatliche Verhältnisse und Veränderungen (z. B. Nachrichten über Fürsten und deren Familien, Feldherren und bekannte Persönlichkeiten, Meldungen aus dem Wirtschaftsleben u. a.) und Kriminalnachrichten, Unglücksfälle, Naturkatastrophen, Aberglaube, technische Neuerungen und Erfindungen usw.[7] Lokale Berichterstattung fehlte völlig und Nachrichten aus dem kulturellen Bereich finden erst Mitte des 18. Jahrhunderts Eingang in die Zeitungen.
Die Zeitung ermöglichte vor allem im 16. und 17. Jahrhundert durch ihre Entwicklung zu einem periodisch erscheinenden Druckerzeugnis die soziale Institutionalisierung der periodischen Kommunikation, welche bis dahin eher unregelmäßig und spontan gewesen war[8].
1.2. Zeitgenössische Exemplare
1.2.1. Vossische Zeitung
Die Vossische Zeitung ist die erste und älteste Zeitung Berlins, deren Vorläufer sich bis 1617 zurückverfolgen lassen. Sie wurde erstmals vom Kurbrandenburgischen Postmeister herausgegeben. Im 18. Jahrhundert gehörte die Zeitung zuerst dem Buchdrucker Johann Lorentz, welcher das Blatt 1721 an Johann Andreas Rüdiger verlor. Der Inhalt der Zeitung stützte sich in dieser Zeit vor allem auf Nachrichten des „Hamburgischen Correspondenten“, in jeder Ausgabe erschienen ein bis zwei Seiten Inserate. Unter der Leitung Rüdigers trug das Blatt den Titel „Berlinische Privilegirte Zeitung“, was auf das durch den König verliehene Zeitungsprivileg hinweist. Friedrich Wilhelm II. erlaubte Rüdiger zeitweise sogar das Verfassen und Drucken von Beiträgen nach eigenem Ermessen und ohne staatliche Zensur. Dies änderte sich allerdings in Folge der Schlesischen Kriege wieder und Friedrich II. benutzte die Vossische Zeitung nachweislich direkt zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung, indem er Nachrichten drucken ließ, welche direkt vom Hof verfasst worden waren. Von 1751 bis 1795 war das Blatt im Besitz des Buchhändlers Christian Friedrich Voß und seines gleichnamigen Sohnes. Aus dieser Zeit stammt die Bezeichnung und Unterscheidung der Berliner Zeitungen nach ihren Eigentümern in die „Vossische Zeitung“ und die „Spenersche Zeitung“. In den folgenden Jahrzehnten kam es zu kleineren Titeländerungen; bis ins 20. Jahrhundert (1911) hielt sich dann der 1785 eingeführte Titel „Königlich privilegierte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen“. Im 18. Jahrhundert zeichnete sich die Vossische Zeitung dadurch aus, dass ab 1748 Nachrichten aus dem kulturellen Leben mit in die Berichterstattung aufgenommen wurden, wobei ab 1751 Gotthold Ephraim Lessing für diese neue Sparte mit dem Titel „Von Gelehrten Sachen“ schrieb. Lessing verfasste außerdem eine achtseitige Beilage („Das Neueste aus dem Reiche des Witzes“), welche kritisch, aber in anregender und unterhaltender Weise zur Belehrung der Leser in Bezug auf zeitgenössische gesellschaftliche Themen beitragen sollte. Diese Beilage kann als eine Art Vorläufer der Feuilletons verstanden werden. Die Vossische Zeitung erreichte in den Jahren von 1770 bis 1780 eine Auflage von 2000 Exemplaren mit je 12 Seiten und gelang durch familiäre Verbindungen in den Besitz der Familie Lessing, in welchem das Blatt bis 1911 blieb.[9]
1.2.2. Nordischer Mercurius
Der Nordische Mercurius soll an dieser Stelle auf Grund seiner Besonderheiten hinsichtlich der journalistischen Verarbeitung von Nachrichten genannt werden. Der erste erhaltene Jahrgang stammt aus dem Jahr 1665, der letzte erhaltene Jahrgang aus 1730. Die Blütezeit des Nordischen Mercurius ist somit im 17. Jahrhundert festzumachen, dennoch soll er hier als spezifisches Beispiel erwähnt werden. Nach Blühm gehört das Blatt zu den bedeutendsten journalistischen Leistungen dieses Jahrhunderts, denn der Gründer der Zeitung war kein Drucker oder Postmeister, sondern bereits im 17. Jahrhundert eine der ersten ausgeprägten Journalistenpersönlichkeiten Deutschlands: Georg Greflinger, welcher seit 1654 dem Elbschwanorden, einer der bedeutenden Sprachgesellschaften Deutschlands angehörte. Die Nachrichten im Nordischen Mercurius kamen aus allen Teilen der damals bekannten Welt und wurden von Greflinger nach der Herkunft geordnet. Das Blatt war damit leserfreundlicher als andere Blätter der Zeit, da der Leser eine rasche Übersicht gewinnen konnte. Im 17. Jahrhundert war eine thematische Gliederung des Stoffes noch nicht üblich, dies setzte sich erst langsam Ende des 18. Jahrhunderts durch (vgl. Gliederungspunkt 2.1.). Dennoch finden sich laut Blühm im Nordischen Mercurius bereits Ansätze zur Einrichtung bestimmter Sparten sowie sogar zu einem Wetterbericht. Als erste vorsichtige Schritte auf dem Weg zum Leitartikel wertet Blühm auch die sog. „Vorreden“, in denen in poetischer Form Themen der Zeit populärwissenschaftlich erörtert werden. Im Nordischen Mercurius finden sich in der Nachrichtenvermittlung alle Formen der damaligen publizistischen Berichterstattung: reine Korrespondenzen, diplomatische Schreiben, Diarien, Rang- und Verlustlisten, Anzeigen u.a.[10]
Diese "modernere" Form der Nachrichtenvermittlung wie sie Greflinger in Ansätzen verwirklichte, begegnet uns selten in Zeitungen zu Beginn des 18. Jahrhunderts.
[...]
[1] Lindemann (1969), S. 15ff; Schilling (1990) S. 91
[2] Schilling (1990), S. 94
[3] Gestrich (1992), S. 169
[4] v. Polenz (1994), S. 17
[5] Wilke (2000), S. 59
[6] Wilke (2000), S. 59
[7] Koszyk (1972), S. 51; Blühm (1976), S. 494f
[8] Wilke (1984), S. 218
[9] Alle folgenden Ausführungen nach Bender in Fischer (1972), S. 25-40.
[10] Folgende Ausführungen nach Blühm in Fischer (1972), S. 91-102.
- Citar trabajo
- Kristin Prescher (Autor), 2003, Die Zeitung im 18. Jahrhundert, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14291
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