Herman Nohl, geboren 1879 in eine Epoche, in der die Begriffe der Päda-
gogik, der Schulformen und der Erziehung einerseits fertig und fest verwur-
zelt schienen, andererseits durch krisenhafte Entwicklungen (Industrielle
Revolution) gezwungen wurde, über neue Wege nachzudenken. Die vor-
herrschende Lehrmeinung sprach von ,,der verwahrlosten Jugend", wenn sie
die sich stark entwickelte Jugenddelinquenz und die neue Jugendbewegun-
gen, wie der Wandervogel betrachtete. Nohl empfand, wie die größten Teile
der neuen Jugendbewegung, ,,unsere Väter waren nicht mit uns zufrieden"
und ,,nicht der Jugend fehle es am Idealismus, sondern den Alten am Ideal"
(Niemeyer: 143). Bis kurz vor seiner Habilitation im Jahre 1908 war Nohl
ein begeisterter Nietzscheanhänger, sein Studienlehrer Friedrich Paulsen,
ein Professor der alten Generation gab ihm zu verstehen, dass es für seine
berufliche Zukunft besser ist, keine neuen Gedanken von Nietzsche zu ent-
wickeln. Nohl griff erst nach dem ersten Weltkrieg seine Ideen für ein neues
Jugendverständnis wieder auf, er beschrieb sie in seinem Hauptwerk ,,Die
pädagogische Bewegung und ihre Theorie" (1933). Nohl vertrat die These,
dass ,, die Einordnung in die Gemeinschaft und eine sich selbst entwickeln-
de Persönlichkeit zum Wesen der Erziehung gehöre", er forderte ,,einen
neuen Stil pädagogischer Gemeinschaft" und erklärte ,,das leidenschaftliche
Verhältnis eines reifen Menschen zu einem werdenden Menschen, und zwar
um seiner selbst willen, dass er zu seinem Leben und seiner Form komme"
sei der neue pädagogische Bezug (Niemeyer: 146).