Bereits in den Werken von Feuerbach und Hegel ist von einer Dialektik zwischen Mensch und Natur die Rede.
Auch in der Geschichte der Sozialwissenschaften wird schnell deutlich, dass der Mensch aufgrund seiner extremen Instinktreduktion nicht allein durch Anpassung (über)leben kann, sondern auf eine aktive, kreative und innovative Auseinandersetzung mit seiner Umwelt angewiesen ist.
Über die Art dieser Auseinandersetzung und die Existenz möglicher Wechselbeziehungen zwischen Individuum und Gesellschaft entflammen unter Soziologen heftige Diskussionen.
Auch Anthony Giddens (geb. 1938) zählt zu eben jenen Soziologen, die einen Weg aus einer regelrechten Theoriekrise finden sollten. Dabei focussiert er die Frage nach einer eventuellen Symbiose zwischen sozial handelnden, mit persönlichen Bedürfnissen ausgestatteten Individuen und den institutionellen, zwingenden, durchaus flexiblen Strukturen.
Er erteilt sowohl funktionalistischen/strukturalistischen ebenso wie hermeneutischen/ interpretativen Ansätzen durch sein Verständnis des sozialwissenschaftlichen Forschungsfeldes eine Absage.
Demzufolge sollen weder Erfahrungen einzelner Akteure noch die Verfassung einer gesellschaftlichen Totalität analysiert werden, sondern die von den Individuen im jeweiligen strukturellen Kontext ausgeführten sozialen Praktiken, durch die sich wiederum Struktur konstituiert.
Bezeichnend für dieses Verständnis ist der von Ian Craib geprägte Satz: „If we look at social practices in one way we can see actors and actions; if we look at them another way we can see structures“ (zitiert nach: Walgenbach 1999, S. 358).
Das von Giddens entwickelte Konzept der „Strukturationstheorie“ soll einen Konsens der bis dato konkurrierenden Theorien darstellen, zur Überwindung des Dualismus Handlung <> Struktur beitragen und sozusagen als Portal aus der herrschenden Theoriekrise hinausführen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Kurzbiographie
3. Kritik an objektivistischen Positionen
4. Kritik an subjektivistischen Positionen
5. Die Strukturationstheorie als Weg zum Konsens
6. Die Verfassung sozialer Akteure
6.1. Reflexivität und Basiswissen
6.2. (Handlungs)praktisches Bewusstsein und Motivation
7. Handeln
7.1. Kommunikative Absicht und Sprache
7.2. Anomie: Giddens vs. Durkheim und Parsons
8. Struktur
8.1. Die drei Strukturdimensionen von Institution und Interaktion
8.2. Ressourcen
8.3. Regeln
8.4. Produktion und Reproduktion sozialer Strukturen
8.5. Organisationen
9. Dualität von Struktur
10. Kritische Würdigung
11. Literatur
1. Einleitung
Bereits in den Werken von Feuerbach und Hegel ist von einer Dialektik zwischen Mensch und Natur die Rede.
Auch in der Geschichte der Sozialwissenschaften wird schnell deutlich, dass der Mensch aufgrund seiner extremen Instinktreduktion nicht allein durch Anpassung (über)leben kann, sondern auf eine aktive, kreative und innovative Auseinandersetzung mit seiner Umwelt angewiesen ist.
Über die Art dieser Auseinandersetzung und die Existenz möglicher Wechselbeziehungen zwischen Individuum und Gesellschaft entflammen unter Soziologen heftige Diskussionen.
Auch Anthony Giddens (geb. 1938) zählt zu eben jenen Soziologen, die einen Weg aus einer regelrechten Theoriekrise finden sollten.
Dabei focussiert er die Frage nach einer eventuellen Symbiose zwischen sozial handelnden, mit persönlichen Bedürfnissen ausgestatteten Individuen und den institutionellen, zwingenden, durchaus flexiblen Strukturen.
Er erteilt sowohl funktionalistischen/strukturalistischen ebenso wie hermeneutischen/ interpretativen Ansätzen durch sein Verständnis des sozialwissenschaftlichen Forschungsfeldes eine Absage.
Demzufolge sollen weder Erfahrungen einzelner Akteure noch die Verfassung einer gesellschaftlichen Totalität analysiert werden, sondern die von den Individuen im jeweiligen strukturellen Kontext ausgeführten sozialen Praktiken, durch die sich wiederum Struktur konstituiert.
Bezeichnend für dieses Verständnis ist der von Ian Craib geprägte Satz: „If we look at social practices in one way we can see actors and actions; if we look at them another way we can see structures“ (zitiert nach: Walgenbach 1999, S. 358).
Das von Giddens entwickelte Konzept der „Strukturationstheorie“ soll einen Konsens der bis dato konkurrierenden Theorien darstellen, zur Überwindung des Dualismus Handlung <> Struktur beitragen und sozusagen als Portal aus der herrschenden Theoriekrise hinausführen.
2. Kurzbiographie
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3. Kritik an objektivistischen Positionen
Die beiden Sozialkonzepte Funktionalismus und Strukturalismus haben eine eindeutig objektivistische Ausrichtung.
In beiden Fällen wird die Masse der Individuen (Subjekte) als von der jeweiligen Gesellschaft (Objekt) beherrscht, ja geradezu unterdrückt, aufgefasst.
Das Handeln sozialer Akteure gilt hierbei als Folge herrschender struktureller Zwänge und wird als determiniert bezeichnet.
Giddens kritisiert an dieser Sichtweise die Überbetonung der Zwang ausübenden Eigenschaften einer Gesellschaft, wodurch das Individuum vollkommen seiner Freiheit und Entscheidungsfähigkeit beraubt und in eine passive Position gebracht wird. Anstelle von autonom Handelnden treten wehrlose Opfer übermächtiger struktureller Muster. Soziale Systeme werden hier nicht als dynamische, prozesshafte, sondern als statische Gebilde dargestellt.
Entgegen Giddens Konzept wird Struktur in funktionalistischen und strukturalistischen Ansätzen verdinglicht und scheint außerhalb des Handelns und unabhängig von diesem zu existieren.
4. Kritik an subjektivistischen Positionen
Ebenso wie Giddens sich gegen die scheinbare Determiniertheit menschlichen Handelns durch strukturelle/institutionelle Elemente ausspricht, lehnt er auch die voluntaristische Betrachtungsweise der hermeneutischen/interpretativen Ansätze ab.
Handeln wird hierbei als nahezu frei von dem jeweiligen institutionellen Kontext betrachtet. Die Mitglieder einer Gesellschaft würden somit unabhängig von strukturellen Zwängen ihr Verhalten konstituieren.
Jede Gesellschaft gilt nach diesem Verständnis als eine von ihren Mitgliedern stets neu geschaffene, dynamische Lebensgemeinschaft.
Bei diesem Konzept stellt sich jedoch die Frage, wie es überhaupt zu einem gesellschaftlichen Minimalkonsens und zu sozialem Wandel kommen kann.
5. Giddens Strukturationstheorie als Weg zum Konsens
Giddens weist seine Strukturationstheorie als Metatheorie aus; sie ist also eine allgemeine Theorie, die alle Problemfelder der Sozialwissenschaften umfassen soll.
Peter Walgenbach versteht sie (ebenso wie Giddens selbst) als „[...] eine ausführliche Reflexion über einen oft zitierten Satz von Marx: `Menschen machen ihre Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen´ (Marx 1969: 115)“ (Walgenbach 1999, S. 357).
Giddens zufolge ist menschliches Handeln weder gänzlich durch Struktur bestimmt (Determinismus) noch kann kann das Verhalten sozialer Akteure frei von strukturellen Mustern (Voluntarismus) in zutreffender Weise verstanden werden.
[...]
- Arbeit zitieren
- Stephanie Jansen (Autor:in), 2003, Der Strukturationstheoretische Ansatz von Anthony Giddens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14248
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