Die empirische Diplomarbeit zum Thema "Zur subjektiven Begründung
von unterschiedlichen Arbeitsweisen im Heilpädagogischen Voltigieren und
Reiten" verfolgt die Intention qualitativ und explorierend zu einer pädagogisch-therapeutischen Arbeitsweise von Experten im Feld zu forschen.
Die Intention der Untersuchung gelangt durch eine Extremform der
Befragung in Form einer Erzählung und einem standardisierten,
unterstützenden Fragebogen zur Ermittlung von Hintergrund-informationen zum Zugang verbaler Daten. Mit Elementen aus dem narrativen Interview soll ein individueller, subjektiver und breiter Zugang zu Erfahrungswelten von Experten gewährleistet werden, um die Forschungsfrage `warum von ihnen auf diese Weise Heilpädagogisches Voltigieren und Reiten durchgeführt wird und
nicht anders` zu beantworten.
Experten werden im Rahmen dessen aufgefordert ausführlich von ihrem Arbeitsalltag zu erzählen. Die daraus entstehenden Einzelfallstudien bzw.-analysen sollen den subjektiven Sinn und Sinnzusammenhänge erforschen und damit soziales Handeln verstehbar machen, wie unterschiedliche Arbeitsweisen
begründbar sind.
Die Forschungsarbeit gliedert sich nach den Arbeitsschritten der
interpretativen Forschung, welche sich an dem klassischen dreiteiligen
Schema Theorie-Empirie-Interpretation orientiert, in einen theoretischen und methodischen Teil.
Der theoretische Hintergrund der Forschungsarbeit hat die Intension
ein Hintergrundwissen zu explizieren. Dabei sollen das innere Spektrum von
Möglichkeiten von Interventionen mit dem Medium Pferde expliziert sowie der
Kontext und Begriffe thematisiert werden. Weiterhin werden Voraussetzungen
und Rahmenbedingungen für das Durchführen dargestellt und der Stand der
Wissenschaft und Forschung erwähnt.
Nach einer Zusammenfassung wird im methodischen Teil Empirie und
Interpretation im Forschungsdesign in Bezug auf Unter-suchungsziel,
methodischen Ansatz, Erhebungsmethode, Unter-suchungsobjekte sowie
Datenerhebung und rekonstruktiver Datenauswertung berücksichtigt nachdem die
Forschungsarbeit diskutiert wird.
Inhalt
0 Einleitung
Theoretischer Hintergrund
1 Heilpädagogisches Voltigieren und Reiten
1.1 Allgemeine Aspekte zum Medium Pferd
1.2 Heilpädagogisches Voltigieren und Reiten im Kontext des Therapeutischen Reitens
1.3 Zur heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd
1.3.1 Zur Differenzierung von Heilpädagogischem Voltigieren zum Heilpädagogischen Reiten
1.3.2 Zur Differenzierung von therapeutischem und pädagogischem Arbeiten
1.4 Voraussetzung für die Durchführung
1.4.1 Weiterbildung zum Reitpädagogen
1.4.1.1 Weiterbildungen beim Deutschen Kuratorium für Therapeutisches Reiten
1.4.1.2 Ausbildungsinhalte für Pädagogen und Psychologen
1.4.2 Rahmenbedingungen eines Praxisfelds
1.4.3 Wirtschaftliche Organisation
1.4.4 Klientel/Zielgruppe
1.4.5 Therapiepferde
1.4.6 Helfer
1.4.7 Elternarbeit
1.5 Mögliche Interaktionsformen eines Reitpädagogen
1.5.1 Zur Arbeit in der triangulären Lernbeziehung
1.5.2 Möglicher Ablauf einer Einheit
1.6 Stand der Wissenschaft und Forschung im Heilpädagogi-schen Voltigieren und Reiten
2 Zusammenfassung und Fragestellung
Methodischer Hintergrund
3 Forschungsdesign
Inhaltsverzeichnis
3.1 Untersuchungsziel
3.2 Methodischer Ansatz
3.3 Untersuchungsobjekte
3.4 Erhebungsmethode
3.4.1 Das narrative Interview als Zugang zu verbalen Daten
3.4.2 Verlauf der Datenerhebung
3.5 Transkription der Daten
3.6 Arbeitschritte der rekonstruktiven Auswertung
3.6.1 Ebene 1: Die Faktendarstellung
3.6.1.1 Interview 1
3.6.1.2 Interview 2
3.6.1.3 Interview 3
3.6.2 Paraphrasierende Sequenzanalyse
3.6.2.1 Interview 1
3.6.2.2 Interview 2
3.6.2.3 Interview 3
3.6.3 Ebene 2: Die Rekonstruktion der Faktendarstellung
3.6.3.1 Interview 1
3.6.3.2 Interview 2
3.6.3.3 Interview 3
3.6.4 Ebene 3: Die Interpretation der Rekonstruktion
3.6.4.1 Interview 1
3.6.4.2 Interview 2
3.6.4.3 Interview 3
3.7 Vergleich der Interviewgespräche
3.8 Fazit
Diskussion
4 Diskussion
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Anhang
0 Einleitung
Die empirische Diplomarbeit zum Thema „Zur subjektiven Begründung von unter-schiedlichen Arbeitsweisen im Heilpädagogischen Voltigieren und Reiten“ wurde im Studiengang Diplom-Pädagogik mit dem Schwerpunkt Sonder- und Heilpäda-gogik an der Johann Wolfgang Gothe-Universität in Frankfurt/Main verfasst.
Sie entstand aus der Motivation heraus, dass ich durch Mithilfe bei verschiedenen Anbietern diverse Erfahrungen in Bezug auf die Durchführung zum Forschungsge-genstand Heilpädagogischen Voltigierens und Reitens[1] (HPV/R) im Praxisfeld ge-sammelt habe. Aufgrund dessen verfolgt die Arbeit die Intention qualitativ und ex-plorierend zu einer pädagogisch-therapeutischen[2] Arbeitsweise von Experten im Feld HPV/R zu forschen.
Die Intention der Untersuchung gelangt durch eine Extremform der Befragung in Form einer Erzählung und einem standardisierten, unterstützenden Fragebogen zur Ermittlung von Hintergrundinformationen zum Zugang verbaler Daten. Mit Ele-menten aus dem narrativen Interview soll ein individueller, subjektiver und breiter Zugang zu Erfahrungswelten von Experten im HPV/R gewährleistet werden, um die Forschungsfrage `warum HPV/R von ihnen auf diese Weise durchgeführt wird und nicht anders` zu beantworten.
Experten werden im Rahmen dessen aufgefordert ausführlich von ihrem Arbeits-alltag zu erzählen. Die daraus entstehenden Einzelfallstudien bzw. –analysen sol-len den subjektiven Sinn und Sinnzusammenhänge erforschen und damit soziales Handeln verstehbar machen, wie unterschiedliche Arbeitsweisen im HPV/R be-gründbar sind.
Interessant ist das Thema der Durchführung von HPV/R auf Grund der Tatsache, dass die Erziehung und Therapie mit dem Medium Pferd noch nicht hinreichend wissenschaftlich erforscht und auch ihr Nutzen nicht wortwörtlich greifbar ist. Die Praxis der Durchführung hat kein stabiles Fundament. Gegenwärtig bestehen so-gar eine ganze Reihe Einwände zur ´Professionellen Arbeit mit dem Pferd´. Vielen Anbietern mangelt es bei der Durchführung an einer methodischen Durchdring-ung, einer konzeptionellen Niederlegung von Begriffen und einer qualifizierten Fachkraft.
Eine Vielfalt von Ansätzen und Vorstellungen entstehen zum Einen durch das in-nere Spektrum des HPV/R. Zum Anderen spielen Komponenten eine Rolle, die die nicht staatlich geprüfte anerkannte Berufszusatzausbildung für Fachkräfte betrifft, woraus sich ein unüberschaubarer Weiterbildungsmarkt mit diversen Inhalten und Voraussetzungen aus verschiedenen Überzeugungen und Erfahrungen entwickelt hat. Mit dem ungeschützten Bereich werden unseriöse Ausbildungen und Ange-bote mit nicht einheitlichen Standards und Richtlinien in der Durchführung hervor-gerufen, eine Unklarheit über Qualitätsmerkmale und Begriffe und zu guter Letzt die Bezeichnung einer Fachkraft als Reitpädagoge (RP)[3].
Unterschiede in den Arbeitsweisen von RP entstehen auf einem zweiten Blick durch die Finanzierungs- und Rahmenbedingungen der expensiven Durchführung des HPV/R, welche durch die Schwierigkeit der Messbarkeit von Wirkweisen bzw. –faktoren bestärkt wird.
Die Forschungsarbeit gliedert sich nach den Arbeitsschritten der interpretativen Forschung, welche sich an dem klassischen dreiteiligen Schema Theorie-Empirie-Interpretation orientiert, in einen theoretischen und methodischen Teil.
Der theoretische Hintergrund der Forschungsarbeit hat die Intension ein Hinter-grundwissen zum HPV/R zu explizieren. Dabei sollen das innere Spektrum von Möglichkeiten von Interventionen mit dem Medium Pferde expliziert sowie der Kontext und Begriffe des HPV/R thematisiert werden. Weiterhin werden Voraus-setzungen und Rahmenbedingungen für das Durchführen von HPV/R dargestellt und der Stand der Wissenschaft und Forschung erwähnt.
Nach einer Zusammenfassung wird im methodischen Teil Empirie und Interpreta-tion im Forschungsdesign in Bezug auf Untersuchungsziel, methodischen Ansatz, Erhebungsmethode, Untersuchungsobjekte sowie Datenerhebung und rekon-struktiver Datenauswertung berücksichtigt nachdem die Forschungsarbeit disku-tiert wird.
Theoretischer Hintergrund
1 Heilpädagogisches Voltigieren und Reiten
Im Folgenden soll das Spektrum an Möglichkeiten in der Tiergestützten Interven-tion mit dem Medium Pferd auf heilpädagogischer Grundlage dargestellt und die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für die Durchführung der Fördermaß-nahme fokussiert werden. Beide Aspekte haben Einfluss auf die Entstehung von subjektiv begründbaren Arbeitsweisen von Durchführenden.
1.1 Allgemeine Aspekte zum Medium Pferd
Die Einsatzmöglichkeiten von Tieren in Bezug auf Arbeitsweisen, Praxisfelder und Klienten sind genauso vielfältig wie die Möglichkeiten, die die unterschiedlichen Tierarten, welche sich zu einer Intervention eignen, mitbringen. Zu den bekann-testen Tieren, welche als Medium eingesetzt werden zählen Hunde, Delfine und Pferde. Ihre Effekte und Wirkweisen sind komplex und nur bedingt greifbar bzw. nachzuvollziehen. Mit der Art und dem Wesen eines Tieres können alle Facetten des Menschseins erreicht und unterstützt werden, das Arbeiten ist ganzheitlich und spricht Körper, Geist und Seele an.
Das Medium Pferd bietet zusätzlich neben Wirkungsbereichen aus Tiergestützten Interventionen zahlreiche andere Möglichkeiten in seinem Einsatz, womit diverse Arbeitsweisen einhergehen.
Pferde haben sich in ihrer Entwicklung innerhalb 60 Millionen Jahren vom Laub-fresser, dem fuchsgroßen Paarhufer Eohippus, der Urform der Pferde, bis zum heutigen Grasfresser und Einhufer Equus im Erscheinungsbild und in den Eigen-schaften durch äußere Lebensbedingungen verändert. (Vgl. Jenzer 2003, 38)
Ihre Domestikation[4] bedeutete eine Erweiterung ihrer Beziehungsfähigkeit zu Menschen. Sie bieten viele Ausdrucks- und Verhaltensweisen sowie menschen-ähnliche oder humane Bedürfnisse wie Sozialkontakte oder Individualität und Un-abhängigkeit durch Abgrenzung. Pferde bieten dem Menschen zahlreiche Ansatz-punkte für Kommunikations- und Identifikationsprozesse. Schon in Urzeiten schätzten die Menschen die Pferde wegen ihrer Schönheit, Kraft und Schnelligkeit und auch damals hatten sie Symbolcharakter, indem die Menschen nach ihrer persönlicher Identifikation suchten und ihre Wünsche auf die Pferde projizierten.
Durch das Beobachten der Pferdeherde können charakterliche Eigenschaften der Pferde kennen gelernt und gedeutet werden. Pferde haben eine differenzierte aus-drucksstarke Kommunikation durch Körpersprache, Ohrenspiel, Wiehern und Schnauben. (Vgl. Vernooji/ Schneider 2008, 194f)
Eine historische Betrachtung der Entwicklung der Pferde zeigt, dass sie trotz ihrer Domestikation ihr biologisches Erbe behalten haben. Dieses bestimmt ihr Verhal-ten heute noch.
Ihr Fluchtinstinkt z.B. sicherte ihnen als reine Pflanzenfresser, welche als Fern-wanderwild die meiste Zeit mit der Nahrungsaufnahme verbrachten und große Strecken in der Herde zurücklegten, als Beutetiere in der Steppe das Überleben. Daher haben Pferde auch leistungsfähigere Sinnesorgane als Menschen. Sie benötigen ihr ausgeprägtes, feinfühliges und sensibles Wahrnehmungsniveau für Signale, um Bewegungen in der Ferne wahrzunehmen. Dies können sie zum Ein-en durch ihre Fähigkeit einer fast kompletten Rundumsicht sowie zum Anderen, durch das Aufnehmen von Geräuschen unter- und oberhalb menschlich wahr-nehmbarer Schallwellen. (Vgl. Harper 2004, 6, 11, 30) Problemlos reagieren sie auch deshalb auf das Bewegungsverhalten von Menschen, insbesondere auf An-zeichen von Unsicherheit und Angst. Sie haben ein angeborenes, natürliches Ge-spür für äußeres Auftreten und innere unbewusste Prozesse. (vgl. Pietrzak 2001, 14).
Das Pferd als Medium in seinem Einsatz lässt es im Vergleich zu anderen Tieren besonders werden, da mit ihm Körper- und Beziehungsarbeit, physische und psy-chische Bereiche sowie soziales Verhalten und der Intellekt von Menschen geför-dert werden können.
Pferde haben einen hohen Aufforderungscharakter, welcher zum Agieren bzw. in Kontakttreten motiviert. Durch ihre Stärke, Größe und ihr Aussehen wirken sie ebenso hochmotivierend wie durch ihre Impulsgebung auf Grund taktiler, akusti-scher, visueller, olfaktorischer, kinästhetischer und vestibulärer Möglichkeiten.
Durch die Notwendigkeit von zuverlässiger Versorgung und Pflege von Pferden werden soziale Fähigkeiten, wie die Kontaktaufnahme zu anderen Menschen ge-fördert. Pflege der Pferde und fachgerechtes Satteln und Zäumen fördert auch die Kontaktaufnahme zum Pferd und die Bewältigung komplexer Aufgaben. Durch Körperkontakt wird die Beziehungsarbeit gefördert und Berührungsängste abge-baut.
Das Wesen Pferd bietet artspezifische Möglichkeiten und spezielle Voraussetz-ungen für seinen Einsatz in Psychologie und Pädagogik, Medizin und Sport mit psychomotorischen Schwerpunkten im Bereich der Motorik.
Angestrebte Wirkungen sind dabei die neurale[5] Bahnung durch dreidimensionale Schwingungen in seinem Gangbild, welche entspannend und anregend auf die Muskulatur wirken, das Bio-Feedback, die Selbstbalance des Pferdes bei unaus-balancierten Reitern, das Prä-Gestische Verstehen im Zusammenspiel der Hilfe-gebung durch Körpersprache und die Grundgestalt des sozialen Lernens in der tri-angulären Interaktion[6]. (Vgl. Klüwer 2005, 15)
Dank der 4000 Jahre langen Züchtung von Pferden passt sich deren nun weit-gehend den menschlichen Bedürfnissen und Anforderungen in Körperbau, Bewe-gung, Temperament und Charakter an, ohne diese es nicht in der Lage wäre einen Menschen auf seinem Rücken zu tragen (vgl. Gäng 2004, 39).
Das Besondere daran ist, dass sein Gang im Schritt menschenähnlich ist und nicht, im Vergleich zu Kamelen oder Eseln, passartig. Aus dem im Schritt gehen-den Pferd gehen 90 bis 100 dreidimensionale rhythmische Schwingungsimpulse pro Minute aus, welche therapeutisch gesundmachend eingesetzt werden können. Der Rücken schwingt mit der Vorwärtsbewegung des Pferdes in der Sattellage bei jedem Schritt in der vertikalen und horizontalen Ebene sowie in Rotationen um die Senkrechte. (Vgl. Ungruhe 2000, 13)
Schwingungsimpulse aus den verschiedenen Gangarten[7] Schritt, Trab, Galopp wirken beim Bewegungsdialog mit dem Pferd auf die Rumpfhaltung, den Muskel-tonus, einen rhythmischen Bewegungsablauf, eine bessere Körperwahrnehm-ung– und koordination sowie auf die Raum-Lage-Orientierung und Selbsterfahr-ung eines Menschen.
Der Bewegungsdialog stößt die Beziehung zum Pferd an und wird intensiviert. Dies geschieht insbesondere durch die Berührtheit der ganzheitlichen psychomo-torischen Selbsterfahrung von Wärme, Rhythmus, Getragen- und Bewegtsein, Vi-bration, Tempo und Körperkontakt (Vgl. Arbeitskreis des Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reiten 2002, 20-24)
1.2 Heilpädagogisches Reiten im Kontext des Therapeuti-schen Reitens
Eine versuchte Definition in der Paraphrase der Veröffentlichungen, der in ihnen geführten Debatten und Argumenten führen dazu, dass pädagogische, psychologi-sche und physiotherapeutische Interventionen mit dem (Therapie-) Pferd von Fachleuten in deutschsprachigen Ländern (Deutschland, Österreich und Schweiz) unter dem vorgeschlagenen Oberbegriff `Therapeutisches Reiten` (ThR) durchgeführt werden.
Zu den Interventionen zählen, dass über das Pferd in einem Bewegungs- und Be-ziehungsdialog hilfreiche Impulse vor allem für Menschen mit einer Behinderung, Verhaltensauffälligkeit, gesundheitlichen Einschränkung/Erkrankung oder im Rah-men von Prävention und Entwicklungsförderung erreicht werden sollen. Diverse Ansatzpunkte und Orientierungen in der so verstandenen ´professionellen Arbeit mit dem Pferd´ entstehen durch den Entwicklungsstand und die Rezeption der Kli-entel in unterschiedlichen Bezügen und Arbeitsformen. (Vgl. Böwer 2006, 87) Diskutiert und eingesetzt wird die professionelle Arbeit am Pferd in unterschied-lichen Wissenschaften und von Fachleuten diverser Professionen.
Die heilsame Wirkung des Pferdes auf die seelische, geistige und körperliche Ge-sundheit wurde bereits in der Antike von Hippokrates[8] (460-377 v. Chr., berühmter Arzt der Antike) und Xenophon (ca. 430-355 v. Chr., griechischer Historiker und Schriftsteller) erkannt und gepriesen. Im Jahre 1751 schrieb der französische Schriftsteller Diderot, dass das Reiten helfen würde die Gesundheit zu erhalten sowie Krankheiten zu behandeln oder vorzubeugen. (Vgl. Ungruhe 2000, 13f)
Obwohl im Reiten demnach schon lange ein Heilungs- und Förderpotential ver-mutet wurde, liegen die Anfänge des ThR mit medizinischer Ausgangslage weni-ger weit zurück. 1904 wurde von dem Neuropsychiater und Neurochirug Ottfried Foerster auf einem Ärztekongress der erste öffentliche Vortrag über Reiten in therapeutischen Bezug gehalten. Er berichtete über die Heilung eines durch einen Hirnschlag gelähmten Patienten durch das Reiten.
Die Forschung des ThR als Therapiemöglichkeit begann in den 50er Jahren in den nördlichen Ländern (USA, Niederlande, England, Deutschland). Auslöser war ein Aufsehen erweckendes Ereignis. Nachdem die Physiotherapeutin eine Patientin, welche durch Poliomyelitis den Gebrauch der oberen Extremitäten verlor, wieder zum Kontakt mit Pferden führte, rehabilitierte sich diese selbst durch den Reit-sport. Diese Frau war Lis Hartel, welche 1952 eine Silbermedaille im Dressurreiten bei den Olympischen Spielen gewann.
Nachdem sich ab 1953 zahlreiche Studien mit der medizinischen Intervention durch den Pferdeeinsatz als Medium in der Therapie beschäftigten, entwickelte sich in den 1960er Jahren der eigenständige Ansatz, der die Einsatzmöglichkeit des Mediums Pferd als eine heilpädagogische Maßnahme betrachtete. Es sollte eine ganzheitliche und individuelle Förderung von sozial retardierten Kindern und Jugendlichen erreicht werden.
In der Bundesrepublik Deutschland (BRD) war es der damalige Sonderschul-lehrer Antonius Kröger, welcher 1969 zum ersten Mal über den Einsatz des Pfer-des in der (heil-) pädagogischen Arbeit berichtete. Er machte seine Beobach-tungen, dass das Pferd einen persönlichkeitsbeeinflussenden Wert hätte und für pädagogische und psychologische Aspekte bei lern- und verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen nutzbar sei, durch Veröffentlichungen bekannt. (Vgl. Ungruhe 2000, 13f)
Ein Problem stellt dar, dass der Bereich bzw. der Begriff des ThR weder gesetzlich geschützt noch international ist, weshalb diesbezüglich der Vergleich von Studien in Forschung und Wissenschaft auf internationaler Ebene[9] ausgeschlossen ist und sich wegen einem nicht anerkannten Berufsfeld Begriffe und Arbeitsmethoden unterscheiden. (Vgl. Klüwer 2005, 14)
Hierin begründet und durch sprachstilistische Probleme im Begriff ThR werden Unklarheiten in Bezug auf den Inhalt der Maßnahme gefördert.
„In dem der Akzent auf „Reiten“, nicht aber auf „Therapie“ lautet, wird gegenüber dem Außenstehenden Skepsis und Erklärungsbedarf initiiert, denn Begriffssicher-heit hergestellt. Auch ist zumindest m. E. nicht das „Reiten“ an sich schon thera-peutisch, sondern vielmehr die Form, der Rahmen und die Art und Weise, wie das Reiten eingesetzt wird.“ (Böwer 2006, 87)
Um die Komplexität der Einsatzmöglichkeiten des Pferdes der Fundierung der Wissenschaft zugänglich zu machen, entstanden im Laufe der Entwicklung des ThR einzelnen Fachbereiche[10].
1970 gründete sich von Ärzten, Krankengymnasten, Pädagogen, Psychologen, Sozialarbeitern und Reitlehrern ein „Kuratorium für Therapeutisches Reiten e.V.“ (KThR), was Vernooji und Schneider als einen wichtigen Schritt in Richtung Pro-fessionalisierung bewerten. (Vgl. Vernooji/ Schneider 2008, 197)
Der heute als bekanntester Dachverband geltende Verein des ThR nannte sich 1992 in „Deutsches Kuratorium für Therapeutisches Reiten e.V.“ (DKThR) um und teilt aktuell folgende Fachbereiche für die Einsatzmöglichkeiten des Pferdes als Medium im Bewegungsdialog und in Beziehungsgestaltung ein:
- Hippotherapie, (medizinischer Ansatz für die Ergänzung zur Physiotherapie)
- Heilpädagogische Förderung (HPV/R);
- Ergotherapeutische Behandlung (Ergotherapie SI[11] -orientiert);
- psychotherapeutischer Kontext (Psychotherapie am Pferd);
- Pferdesport für Menschen mit Behinderung (Freizeit- und Breitensport, Leistungsport und Fahrsport).
Alle Bereiche haben die Gemeinsamkeit, den Ausgangspunkt bzw. die Schnitt-stelle über das Pferd als Medium, was der innere Kreis der folgenden Abbildung darstellen soll. Der äußere Kreis zeigt die Fakultäten und die fließenden Über-gänge der verschiedenen Bereiche in Medizin, Pädagogik, Psychologie und Pfer-desport:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1 Die Bereiche im Therapeutischen Reiten (aus: Kuratorium für Therapeuti-sches Reiten – Geschäftsstelle 2008, 12)
Teilweise ist es nicht einfach den richtigen Ansatz zu finden, da ein hoher Prozent-satz der Menschen eine Mischform von Behinderungen bzw. Erkrankungen zeigt und es nicht ´die Behinderung´ gibt. Es geht aber beim ThR immer darum, womit einem Menschen am besten geholfen werden kann bzw. wie er die beste Förder-ung erlangt. Der Mensch in seiner Ganzheit gibt seine Zielsetzung vor und somit den Ansatz, der verfolgt werden muss. (Vgl. Ungruhe 2000, 14)
Reittherapie´, ´Hippotherapie´ und ´HPR´ werden häufig als Oberbegriff gebräuch-liche Parallelbezeichnung benutzt, wobei nicht genau terminiert ist, was darunter zu verstehen ist. Neben der Allgemeinbezeichnung ´Therapie mit dem Pferd` finden sich ferner gelegentlich Stilblüten wie `Heiltherapeutisches Reiten` oder `Hippotherapeutisches Reiten´. (Vgl. Böwer 2006, 87)
1.3 Zur heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd
Das HPV/R als ein Ansatz der Pferdegestützten Intervention mit heilpädagogi-scher Grundlage, hat Eingang in der Pädagogik, Psychologie und Psychiatrie ge-funden.
Pädagogen unterschiedlicher Fachrichtungen bilden die größte Gruppe unter den Anbietern, welche das Pferd verwenden, um auf und mit dem lebendigen Medium soziale Verhaltensformen, Vertrauens- und Erfahrungsbereiche sowie motorische und sensorische Fähigkeiten und Leistungen zu fördern. (Vgl. Böwer 2006, 87ff)
Im Folgenden sollen die Begriffe Voltigieren, Reiten und therapeutisch-pädagogi-sche Intervention terminiert werden.
1.3.1 Zur Differenzierung von Heilpädagogischem Voltigieren und Heilpädagogischen Reiten
HPV/R lässt sich differenzieren in die Begriffe `Voltigieren` und ´Reiten`, wobei die Praxis zeigt, dass Fachkräfte die Interventionsmaßnahme in der Praxis kombiniert anbieten. Der Unterschied zwischen der Bedeutung der Begriffe liegt in der Führ-ung des Pferdes.
Der Begriff Voltigieren umfasst gymnastischturnerische Übungen auf dem in allen Gangarten laufenden Pferd, auf welchem ein Gurt mit zwei Haltegriffen und Sitz-kissen befestigt ist. Das Pferd wird dabei an der Longe, einer circa sieben Meter langen Leine zum Führen des Pferdes (vgl. Klüwer 1994, 140) auf einer mindes-tens 13-Meter-Durchmesser-Kreisbahn (Zirkel) (vgl. Freudenstein 2002, 65) in der Reitbahn geführt. Dies bedeutet eine ständige Verbindung zum Pferd und dessen Kontrolle durch eine Fachkraft. Das Pferd kann zum einem in seinen Gangarten zurückgenommen oder beschleunigt sowie aufmerksam gemacht werden. Des Weiteren kann sein Abstand zur Mitte vergrößert oder verringert werden.
Der Unterschied zwischen Voltigieren und Heilpädagogischem Voltigieren (HPV) ist, dass sportliche Turnübungen für Einzel- und Gruppenübungen klientenspezi-fisch ausgewählt sind. Sie dienen zum Aufbau von Vertrauen und Beziehungen. Im sozio-therapeutischen Bereich sind partnerschaftliche Momente, gruppendy-namische Aktionen, der Aufbau von gegenseitigem Vertrauen sowie die Koopera-tion zwischen Menschen mit verschiedenen Begabungen zu nennen (vgl. Kröger 2001, 9-12).
Beim Heilpädagogischen Reiten (HPR) kann auf dem Pferd ein Sattel oder ein Sitzkissen mit Gurt und Haltegriffen wie beim Voltigieren liegen. Die Führung des Pferdes liegt in der Hand des Reiters. Reiten findet nicht im klassischen Sinne[12] statt. Im Vordergrund beim HPR steht die fachkundige Hilfestellung im Umgang mit und auf dem Pferd. Der Klient kann geführt werden oder selber die Zügel auf oder am Pferd selbst in die Hand nehmen. Durch das Führen oder Lenken des Pferdes bekommt der Klient Verantwortung übertragen und seine Interaktion mit dem Pferd wird gefördert.
Führarbeit dient als heilpädagogisches Feld und soll den differenzierten Umgang mit dem Pferd sowie selbstbestimmtes Handeln üben. Wege zum selbstständigen Reiten oder Lenken des Pferdes fördert zudem die sozialen Kompetenzen im Sin-ne einer Identitätsbildung und Ich-Stärkung. (Vgl. Kröger 2001, 9-12/ Arbeitskreis des Deutschen Kuratoriums Therapeutisches Reiten 2002, 20-24)
Bei beiden Interventionen wird auf dem Pferd gesessen bzw. geritten. Dies bringt bei dem Klienten eine Grunderfahrung der motorischen Wechselwirkung mit sich. Das Sitzen bzw. Reiten auf dem Pferd kann genutzt werden, um Spannungen zu erkennen, zu lösen und die körperliche Leistungsfähigkeit zu steigern.
Durch den Körper des Pferdes können kleinste Verspannungen des menschlichen Körpers erkannt werden, da Pferde darauf mit einem Biofeedback reagieren. Das Auf-dem-Pferd-sitzen bzw. Bewegt-werden ermöglicht das Spüren von intensiven Bewegungen, insbesondere ohne Sattel. Das Getragen- und Geschaukelt-werden, löst Emotionen beim Klienten aus.
Der Arbeitskreis des DKThR versteht unter dem Begriff HPV/R[13] pädagogische, psychologische, psychotherapeutische, rehabilitative und sozio-integrative Ange-bote mit der Hilfe des Pferdes, wobei nicht die reitsportliche Ausbildung, sondern die individuelle Förderung über das Medium Pferd im Vordergrund steht, d.h. vor- allem eine günstige Beeinflussung der Motorik, der Wahrnehmung, des Lernens, des Befindens und des Verhaltens. (Vgl. Arbeitskreis des Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reiten 2002, 20-24)
Durch biologisch erklärbares Reagieren der Pferde kann die Fachkraft das Tier als Co-Therapeut nutzen, indem es zur Unterstützung von Verhaltensänderungen[14] beitragen kann. Spontane Reaktionen des Pferdes sich bei Fehlverhalten eines Menschen z.B. mit Weglaufen oder Bocken zu reagieren, können pädagogisch ge-nutzt werden, wobei diese Reaktionen von der Fachkraft kontinuierlich erklärt wer-den müssen. (Vgl. Pietrzak 2001, 75)
Die Förderung im HPV/R findet ganzheitlich mit Körper, Geist und Seele statt, wel-che von der Reziprozität zwischen Klient, Pferd und Fachkraft sowie den psycho-physischen Wirkungsweisen beim Reiten beeinflusst wird.
Mögliche Ziele sind so vielfältig wie Zielgruppen und Arbeitsmethoden. Als Ziele im individuellen Bereich werden folgende Förderungen angestrebt:
- Umgang mit Ängsten,
- Erarbeitung von Frustrationstoleranz,
- Förderung von Vertrauen,
- Erfahren von Selbstwirksamkeit und Selbstwertgefühl,
- Erlernen angemessener Selbsteinschätzung,
- Aufbau von Konzentration,
- Training der sensorischen Integration,
- Förderung von der Reintegration von Körpererleben und Handeln.
Die Förderung im sozialen Bereich beinhaltet:
- die Einstellung auf den Partner,
- den Umgang mit Antipathien,
- den Abbau von Aggressivität und Aggressionen
- kooperatives Verhalten. (Vgl. Arbeitskreis des Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reiten 2002, 20-24)
Schulze beschreibt das HPV/R als eine Kombination aus reiterlichen Elementen und heilpädagogischen Zielsetzungen, welche durch die Arbeit mit und auf dem Pferd eine Beziehungsanbahnung und –gestaltung verfolgen. (vgl. Schulz 2005, 25).
Das Pferd als soziales Herdentier bietet dem Menschen an, eine Beziehung bzw. Partnerschaft zu ihm aufzubauen. Diese Beziehung erhält durch das unvoreinge-nommene Akzeptieren des Menschen durch das Pferd eine positive Prägung. Des Weiteren kann das Pferd einerseits als Übungsobjekt für Beziehungen sowie an-dererseits zur Kontakterleichterung in der Funktion als Eisbrecher in Interaktionen oder als Puffer zwischen Nähe und Kontakt eingesetzt werden. (Vgl. Pietrzak 2001, 75)
Relativ neu ist die Vorgehensweise im HPV/R mit einem Handpferd zu arbeiten, wobei das Auf-gleicher-Ebene-sein mit RP und Klient bedeutsam ist. (Vgl. Baum 2005, 74-79) Bei dieser Methode reiten der Klient und der RP auf unterschiedlich-en Pferden. Der RP hat zum Klienten Verbindung, indem er das andere Pferd durch einen Strick in seiner Hand neben sich führt.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es in der Arbeit auf dem Pferd um die Selbsterfahrung im Bewegungsdialog geht, der entdeckt und belebt werden soll bis hin zur Dialogfähigkeit. (Vgl. ebd., 22f) Durch fachliche und reiterliche As-pekte sowie über Übertragungs- und Spiegelungsprozesse, und das Erleben von Selbstwirksamkeit und Handlungssteuerung kann das Pferd als Medium in der Selbsterfahrung fungieren (vgl. Kröger 2001, 9-12).
1.3.2 Zur Differenzierung von therapeutischem und pädagogi-schem Arbeiten
Da die Erziehung und die Therapie mit dem Pferd aus einem gemeinsamen Es-sential zehren, ist Böwer der Meinung, dass diese jeweils durch Handlungskon-zepte und Methodenwahl anhand der Fachlichkeit der jeweils tätigen Profession gefiltert und präzisiert werden muss (vgl. Böwer 2006, 86).
Nach dem Verständnis von Schleelauf ist in der pädagogisch-therapeutischen Ar-beit keine zwingende Trennung von Pädagogik und Therapie notwendig (vgl. Schleelauf 2004, 12f), was der Praxis eher entspricht, da Grenzen zwischen den Fachbereichen fließend sind.
Schleelauf definiert „pädagogisch/therapeutische Arbeit mit dem Medium Pferd als eine ressourcenorientierte Unterstützung der zyklisch fortlaufenden Persönlich-keitsentwicklung mit der Integration von persönlichen Erfahrungen, Grenzen und Fähigkeiten der teilnehmenden Menschen. Es geht nicht primär um die Auflösung von Problemen und/oder Erkrankungen.“ (Schleelauf 2004, 11)
Gäng untermauert mit einer Auflistung von Beate Seide die Notwendigkeit der Trennung (vgl. Gäng 2004, 20f). Gründe dafür werden in der Zielgruppe gesehen, wobei Schleelauf dagegen hält, dass diese nicht genau fassbar sei und ebenso Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einschließen würde. Der Grund der Un-terscheidung von Trauma und Behinderung überzeugt Schleelauf auch nicht, da es für beide Situationen jeweils die Betroffenheit von Seele und Körper gäbe. (Vgl. ebd., 12f)
In der Betrachtungsweise der Heilpädagogik handelt es sich in der Zielsetzung für die Klientel um eine pädagogisch-therapeutische Maßnahme mit dem Medium Pferd. Zielsetzungen liegen demnach in der Pädagogik und/oder in der Psycholo-gie.
Böwer macht in Bezug auf die Begriffsdefinition darauf aufmerksam, „[…] dass unter „Heilpädagogischem Reiten“ letztlich nur Pädagogik Platz haben kann (auch wenn bspw. unter diesem Terminus auch Psychologen anbieten; Gefahr droht hin-gegen erst, wenn Mann/Frau als Pädagoge gleiches unter psychologischem Ter-minus versuchen würde).“ (Böwer 2006, 87)
In der Praxis ist wie erwähnt, eine strikte Trennung nach (heil-) pädagogischer und (psycho-) therapeutischer Arbeit mit und auf dem Pferd kaum durchführbar. Gren-zen sind fließend in der Differenzierung der Maßnahme in HPV und HPR.
1.4 Voraussetzungen für die Durchführung
Um HPV/R durchführen zu können müssen bestimmte Voraussetzungen und Rah-menbedingungen gegeben sein, damit die Sicherheit aller Beteiligten sowie Effek-tivität und Qualität gewährleistet werden kann. Die Arbeit mit dem Pferd und der Klientel mit Förderbedarf stellt eine komplexe, aufwendige und expensive Aufgabe für Fachkräfte und deren Praxisfeld dar.
Im Folgenden wird die Graphik Gegenstand der nächsten Kapitel. Sie verdeutlicht die Situation eines RP in seiner Stellung im Arbeitsfeld, welche sich auf seine Ar-beitsweise auswirken. Besonders werden die Komponenten des mittleren und des inneren Kreises Beachtung finden:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2 Beeinflussende Komponenten des Beziehungsdreiecks (aus Baum 2005, 243)
Der RP muss die Umwelt, die gesellschaftlichen Normen und Archetypen, welche er nicht ändern kann als feststehende Faktoren begreifen. Er muss dabei seine politischen/gesellschaftlichen und die pädagogischen Zielsetzungen in seiner Ar-beit voneinander differenzieren. Der innere Kreis stellt die trianguläre Lernbezieh-ung, die Arbeitsweise des RP, zwischen ihm, der Klientel und dem Pferd dar. Die-se bestimmt er durch seine erworbenen Kompetenzen, einer Zusatzausbildung im HPV/R mit.
Die Einflüsse im mittleren Kreis sind die Rahmenbedingungen seines Praxisfelds und gleichzeitig seine Arbeitsbedingungen, die sich auf seine Vorgehensweise im HPV/R auswirken können. Diese sind immer präsent und nur bedingt veränder-bar. (Vgl. Baum 2005, 243)
1.4.1 Weiterbildung zum Reitpädagogen
Eine Voraussetzung, welche eine Fachkraft zum Durchführen von HPV/R braucht, ist eine Weiterbildung zur qualifizierten Fachkraft.
In der Fachdiskussion ist unstrittig, dass zur Durchführung „[…] pädagogischer, psychologischer und psycho-therapeutischer Angebote mit dem Pferd eine fun-dierte Fachkompetenz in der Anleitung der auf und mit dem Pferd Agierenden und im Einsatz des Pferdes von Nöten ist.“ (Böwer 2006, 88)
Der Grund liegt darin, dass die Arbeit mit Tieren und Menschen eine hohe Verant-wortung an die Gewährleistung der Sicherheit bedeutet. Eine Fachkraft muss da-her ein qualifizierter Pädagoge, Pferdefachmann und Reitausbilder sein (vgl. Kau-ne 1999, 88).
Zu ihren Aufgaben gehören das Arbeiten und der Umgang mit der Klientel und dem Pferd, sowie dessen Ausbildung. Die fachliche Kompetenz eines RP ist maß-gebend. Dieser muss fähig sein Signale des Pferdes wahrzunehmen, zu erken-nen, zu deuten und zu interpretieren. (Vgl. Otterstedt 2001, 152)
Schulze schätzt eine Ausbildung die hohen Anforderungen entspricht, denn „je besser der Reitpädagoge sein Handwerk versteht, umso individueller und varia-tionsreicher verlaufen die Prozesse“. (Schulz 2005, 25)
Leider sieht es in der Praxis so aus, dass anstatt einer staatlichen Anerkennung des Berufsfeldes, Zufriedenheit in Vorgaben und Richtlinien sowie angemessenen Kursgebühren, ein unüberschaubarer, pulsierender Markt an Ausbildungsmög-lichkeiten für das therapeutisch-pädagogische Arbeiten mit Pferden existiert. Aus-bildungsträger hatten erkannt, dass sich mit dem Feld als Traumberuf wirtschaft-lich arbeiten lässt und haben somit `die Ausbildung` ins Visier genommen. Dabei arbeiten sie unter wirtschaftlichen Gesetzen gewinnbringend, indem sie Interes-sierte mit dem Slogan `Hobby zum Beruf` machen mit günstigen Angeboten und niedrigen Anforderungen werben. Dabei ist bedenklich anzumerken, dass der Grundberuf und das Professionelle nicht aus dem Blick geraten dürfen.
Da eine Fachkraft sich ihre Weiterbildung nach ihren individuellen Vorstellungen aussuchen kann, gehen damit unterschiedliche Arbeitsweisen in der Durchführung des HPV/R von RP zu RP einher. Sie müssen dabei aus qualifizierten und unseri-ösen Angeboten, die sich aus einem ungeschützten Bereich etablieren lassen, seriöse auswählen. Dabei müssen sie in Kauf nehmen, dass ihr Berufsfeld durch unqualifizierte Ausbildungen leidet. Die Aufgabe der RP bei der Auswahl ist, dass sie sich bewusst machen, dass die Qualität nicht von den Kursgebühren abhängt und deshalb Ausbilder kritisch überprüft und Angebote hinterfragt werden sollten. (Vgl. Böwer 2006, 88)
Zu den bekanntesten Ausbildungsträgern in Deutschland, Österreich und Schweiz für eine Zusatzausbildung im HPV/R zählen momentan:
- Förderkreis Therapeutisches Reiten e.V.
- Schweizer Gruppe für Therapeutisches Reiten
- Schweizerische Vereinigung für HPR
- Österreichisches Kuratorium für Therapeutisches Reiten
- Deutsches Kuratorium für Therapeutisches Reiten e.V. (Gäng 2003, 16-23)[15]
Sie stimmen weitestgehend in beruflicher Ausbildung überein, weichen aber in rei-terlichen Zulassungsbedingungen ab. Daher beeinflusst die Wahl eines RP für ei-ne Zusatzausbildung seine spätere Vorgehensweise, da jede Ausbildung andere Schwerpunkte setzt.
Grundsätzlich bestehen aber alle Ausbildungsmöglichkeiten aus einem Besuch ei-nes Informationswochenendes, eines Praktikums, aus einer reiterlichen Ausbil-dung, eines Besuchs des Grundkurses (zwischen 7 – 9,5 Tage) und des Ab-schlusskurses (zwischen 7 – 9,5 Tage) sowie anschließender Prüfung.
Im nächsten Kapitel soll die Weiterbildung im HPV/R beim DKThR explizit erläutert werden.
1.4.1.1 Weiterbildungen beim Deutschen Kuratorium für Therapeutisches Reiten
Der Hauptvertreter, das DKThR, bietet seit 1976 im Bereich des ThR Lehrgänge[16] an (vgl. Pietrzak 2001, 124). Beim Kuratorium kann man sich als Hippotherapeut, RP, Ausbilder im Reiten als Sport für Behinderte und Fachkraft für Ergothera-peutisches Reiten ausbilden lassen. Der Arbeitskreis[17] des DKThR sichert die Weiterentwicklung an Qualität und Weiterbildung in allen Bereichen des ThR. Der Dachverband hat jahrelange Erfahrung in der Weiterbildung von Fachkräften, hat mehr als 3.000 Fachkräfte ausgebildet und bundesweit 140 anerkannte Einrich-tungen zu verzeichnen. Zudem ist er Vorreiter in der Entwicklung einer staatlich anerkannten Weiterbildung für Fachkräfte im HPV/R.
Der neuste Stand beinhaltet zum Einen das Anbieten von zahlreichen Fachsemi-naren in allen Bereichen des ThR und eine Kooperation mit der Landes-Reit-und Fahrschule Marbach für einen Lehrgang zum Trainer C-Reiten/Basissport.
Zum Anderen wird um der Fehlentwicklung auf dem Arbeitsmarkt entgegenzu-wirken im Oktober 2008 erstmalig ein Angebot einer berufsbegleitenden staatlich anerkannten Weiterbildung[18] als `Fachkraft für Heilpädagogische Förderung mit dem Pferd` in Zusammenarbeit mit Fachschulen des Landes Nordrhein-Westfalen angeboten. Das DKThR möchte damit zu einem klaren Qualitätsstandard im Be-reich des HPV/R beitragen. (Vgl. Deutsches Kuratorium für Therapeutisches Rei-ten – Geschäftsstelle 2008, 5f)
1.4.1.2 Ausbildungsinhalte für Pädagogen und Psychologen
Im Folgenden sollen als Beispiel die Weiterbildungsinhalte im Bereich des HPV/R näher erläutert werden, nach denen sich subjektiv begründbare Arbeitsweisen von Fachkräften entwickeln können.
Die Ausbildung für eine Fachkraft im HPV/R richtet sich an Pädagogen aller Be-reiche (z.B. Sonder-, Heil-, Sozialpädagogen, Lehrer, Erzieher) sowie Diplom Psy-chologen mit abgeschlossener Berufsausbildung, um eine heilpädagogische Maß-nahme durchzuführen.
Zugangsvoraussetzungen für den zertifizierten Befähigungsnachweis ist neben der abgeschlossenen Berufsausbildung eine reitsportfachliche Qualifikation[19] mit dem Trainer C im Reiten/Basissport oder Leistungssport sowie Pferdewirt Schwer-punkt Reiten oder Trainer C Schulsport Reiten sowie Trainer C7B-IPZV, Trainer C Westernreiten/Leistungssport, Trainer C-IGV, Trainer C-VDD für HPR.
Für das HPV müssen Trainer C Voltigieren/Basissport oder Trainer C Schulsport Voltigieren nachgewiesen werden.
Zudem verlangen die Teilnahmevoraussetzungen ein 40-Stunden-Praktikum unter der Anleitung einer vom DKThR lizenzierten Fachkraft. Auf der ersten Stufe absol-vieren Interessenten ein Informationswochenende, in dem die Aufgaben und die Struktur des DKThR sowie Referate zu allen Bereichen des ThR vorgestellt wer-den. Des Weiteren werden Rechts- und Versicherungsfragen geklärt, ein Bereich demonstriert indem angeleitete Selbsterfahrungen erlebt und die Weiterbildungs-inhalte sowie Prüfungsordnungen dargestellt werden.
Auf der zweiten Stufe muss ein so genannter Grundkurs absolviert werden und danach ein 26-Stunden-Praktikum durchgeführt und eine Hausarbeit angefertigt werden, um dann schließlich auf der dritten Stufe zum Abschlusskurs mit ebenfalls 75 Unterrichtseinheiten, zugelassen zu werden. Auf einer vierten Stufe finden immer wieder Seminare zur kontinuierlichen Weiterbildung für ausgebildete Fach-kräfte statt. (Vgl. Deutsches Kuratorium für Therapeutisches Reiten – Geschäfts-stelle 2008, 14)
In der Weiterbildung werden theoretische Inhalte vermittelt und praxisnah gelernt. Ein Kernelement sind Hospitationen in der Praxis als Lernsituation. Hierbei sollen die Arbeitsweisen der Lehrgangsleitungen beobachtet, reflektiert und ausgewertet werden. Praktika zwischen Kursen sollen Praxiseinblicke und erstes Gestalten ei-gener Schritte gewährleisten. (Vgl. Deutsches Kuratorium für Therapeutisches Reiten – Geschäftsstelle 2008, 14) Inhalte und Themen sind weiterhin Selbster-fahrung, Rollenspiele und kollegiale Beratung, das Therapiepferd, Durchführungs-formen, pädagogische Haltungen, Kommunikations- und Interventionsformen, das Beziehungsdreieck, Zielgruppen, Psychomotorik im Grundkurs und die Vertiefung und Durchführung des HPV/R sowie Elternarbeit im Abschlusskurs.
Die Prüfung beinhaltet die Hausarbeit und Analyse einer Einheit im HPV/R im Kol-loquium. (Vgl. ebd., 18)
Die beruflichen Zusatzqualifikation von Pädagogen/Psychologen im HPV/R nach der Ausbildungs- und Prüfungs-Ordnung[20] des DKThR soll den Zweck erfüllen, notwendige Kenntnisse und Fähigkeiten für die Durchführung des HPV/R sicher-zustellen. (Vgl. DKThR 2007a, 1) Das Ziel der Ausbildung ist das Training effek-tiver Hilfen, die eine qualifizierte Durchführung im HPV/R ermöglichen sollen. In-halte sind die Klärung des Konzeptes der sachorientierten Partnerschaft von An-tonius Kröger. Diese bedeutet, dass allen Beteiligten ihre Ziele diskutieren und sich an einer vorgegebenen Sache orientieren (Sachorientierung).
Eine Partnerschaft besteht für Kröger aus mindestens zwei Personen, die in ge-genseitiger Wertschätzung etwas Gemeinsames unternehmen, wobei Beide für den Verlauf verantwortlich sind. Unter der Sachorientierung versteht Kröger, dass sich Ziele an der Sache orientieren und personenorientierte Entscheidungen aus-schließen. (Vgl. Kröger 2005, 33ff)
Es soll gelernt werden den Klienten einzeln und in der Gruppe in sachorientierter Partnerschaft gezielt zu beobachten, so dass das Beobachtete als Vorlage zu ei-ner effektiven Reflexion bezüglich des Einsatzes des Pferdes als Erziehungshelfer dienen kann. (Vgl. Arbeitskreis des Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reiten 2002, 24)
Kröger setzt das Pferd als Partner ein. Neben dem Hauptziel des HPV/R, die „Förderung bzw. das Ingangsetzen von Dialogfähigkeit und Handlungskompetenz als Voraussetzung zum Aufbau von tragfähigen Beziehungen“ (Kröger 2001, 9), soll das Pferd als kooperativer Helfer fungieren.
Unter partnerschaftlich miteinander umgehen, versteht er den demokratischen Er-ziehungsstil, wobei die Partnerschaftlichkeit von Sachlichkeit durchdrungen ist (vgl. Kröger 2005, 30f).
Weiterhin sollen in der Ausbildung Prioritäten gesetzt und gefestigt werden, wenn es darum geht, individuelle Probleme im Dasein des einzelnen Klienten oder der jeweiligen Gruppe aufzuarbeiten. Zudem sollen Möglichkeiten erarbeitet werden, mit welchen konkret benannten Übungen und mit welchem differenziert gestal-teten Angebotsmedium das Pferd einem Klienten oder einer Gruppe bei der Be-wältigung von Einzelaufgaben oder auch eines bestimmten Defizits aller Wahr-scheinlichkeit nach am effektivsten behelfen kann. Des Weiteren sollen durch ge-nau definierte Übungen oder ausformulierte Anweisungen des Ausbilders, Ziel-setzungen gefestigt, geringfügig geändert oder neu angedacht werden. Es kommt hinzu, dass Beratungsgespräche in Kleingruppen geübt werden sollen.
Das Einüben dieser Inhalte geschieht zum Einen anhand der Beobachtung einer möglichst konstant bleibenden Gruppe im HPV/R, die in der Regel im Grundkurs und viermal im Abschlusskurs von ein und demselben Ausbilder vorgestellt wird. Zum Anderen durch das Erarbeiten mehrerer Lösungsstrategien eines bestimmten Problems in der Gruppenarbeit. (Vgl. Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reiten 2002, 24)
1.4.2 Rahmenbedingungen eines Praxisfeldes
Im Folgenden soll es um die Rahmenbedingungen eines Praxisfeldes gehen zu denen die Abbildung 1 (Seite 13) im mittleren Kreis, die räumlichen Gegebenhei-ten, das Material, die Gruppe, das Konzept und die Wirtschaftlichkeit des Praxis-feldes zählen.
Nicht nur die gewählte Zusatzausbildung eines RP kann sein subjektives Vor-gehen HPV/R umzusetzen begründen, sondern auch unter welchen Arbeitsbe-dingungen er agieren muss. Er kann immer nur nach den Möglichkeiten seines Praxisfeldes arbeiten.
Nach Kaune gibt es folgende Praxisfelder, in denen der RP agieren kann: „Kinder-gärten und Sonderkindergärten, Regel- und Sonderschulen, Heime, Beratungs-stellen, Schulpsychologische Dienste, Jugendfarmen, Kliniken, Einrichtungen der Lebenshilfe, Tagesbildungsstätten, Volkshochschule, Reitvereine, private Einrich-tungen“. (Kaune 1999, 14)
Jedes Praxisfeld hat Vor- und Nachteile und entscheidet durch seine Örtlichkeiten über die Nutzung von Ressourcen wie Halle, Platz, Gelände und Pferde. Das Durchführen des HPV/R auf einer Reitanlage bedeutet z.B., dass Stall- und Hal-lenordung respektiert werden müssen und zudem unterschiedliche Meinungen über Pferdeausbildung und –umgang usw. vorherrschen, die es ebenfalls zu ak-zeptieren gilt. Das Praxisfeld verlangt außerdem immer wieder eine Information für Vereinsmitglieder über die Ziele und Ergebnisse des HPV/R (vgl. Kröger 2005, 86f).
Aber nicht nur das Praxisfeld, sondern auch die Wahl des Beschäftigungsverhält-nisses, die Möglichkeiten des Tätigwerdens eines RP kann seine subjektive Ar-beitsweise begründen.
Ist der RP im Angestellten- oder Beamtenverhältnis beschäftigt, hat dies die Vor-teile, dass sein Verdienst sowie Arbeits- und Urlaubszeit geregelt und dabei die Anzahl der Arbeitsstunden variabel sind. Die Arbeit ist abwechslungsreich und fin-det eventuell im Team oder Gruppendienst statt. Zudem ist die Existenzsicherung langfristiger, wenn eine Öffnung nach Außen stattfindet und die Kosten für eine Fachkraft fallen nicht an.
Die Nachteile aber liegen zum Einen klar in der begrenzten Anzahl der möglichen Arbeitsplätze, den Vorschriften, in anstrengendem Dienst durch Überstunden und eventuell wechselnder Wochenenddienst. Zum Anderen liegen Nachteile in den entstehenden Fahrtkosten, in Kompromissen mit dem jeweiligen Reitverein, in dem eventuellen Hineinreden in die eigene Arbeit/Konzeption durch den Vorge-setzten oder Neid und Missgunst durch Kollegen.
Ein letzter Aspekt den Ringbeck erwähnt ist, dass man sich rechtfertigen muss,
dass die Tätigkeit, welche man ausgeübt, nicht als Hobby Reiten und Voltigieren ausgelegt wird.
Bei einer Beschäftigungsform auf Honorarbasis ergeben sich Vorteile in einem gu-ten Nebenverdienst, als eventuelles zweites Standbein darin, dass die Arbeit ein-en ideellen Charakter haben kann und geschätzt wird.
Nachteile liegen darin, dass keine Möglichkeit besteht für einen Lebensunterhalt zu sorgen und es Teamanbindung in ihrer Organisation eher ´außen vor` gibt.
Die selbstständige Durchführung des HPV/R eines RP expandiert. Ringbeck macht darauf aufmerksam, dass dabei jeder RP die Vor- und Nachteile persönlich abwägen muss. Er hält den idealen Einstieg in die Selbstständigkeit durch die Kombination einer Festanstellung auf halber Stellenbasis und der gleichzeitigen Annäherung an das Arbeiten im eigenen Betrieb für sinnvoll, um zu erkennen wie groß die Nachfrage bei zufrieden stellender Kostenregulierung ausfällt, um dann den eigenen Betrieb auszubauen bis hin zur Selbstständigkeit.
Als Vorteile sind Aspekte wie große Flexibilität und Kreativität in der eigenen Ar-beits- und Lebensgestaltung, die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung festzuhal-ten sowie keine Verpflichtungen gegenüber einem Vorgesetzten zu haben.
Als Nachteile sind zu nennen, dass die Haftung immer mit dem Privatvermögen einhergeht, die Arbeitszeiten länger ausfallen können, die Freizeit nicht geregelt ist und es bei Krankheit und Urlaubszeiten zu Einkommensausfällen kommt. Bei den Anstellungen von Mitarbeitern entstehen hohe Kosten, man ist immer auf der Su-che nach Geldgebern, Sponsoren und Leistungsträgern. (Vgl. Ringbeck 2006, 79f)
1.4.3 Wirtschaftliche Organisation
Das Durchführen der Maßnahme HPV/R ist durch die Pferdehaltung und –ausbil-dung eine zeitaufwendige und expensive Angelegenheit. Bei der Durchführung der Maßnahme HPV/R ist der RP immer in der Situation, dass sein Praxisfeld die Kos-tenfrage regeln muss. Ist diese nicht ausreichend geklärt, kann das den RP in sei-ner Vorgehensweise beschneiden.
Die Finanzierung entscheidet über das Konzept des Arbeitens. Hierbei kann es um die Fragen gehen, wie lange eine Maßnahme dauert, wie teuer sie sein soll, wie viele Klienten in einer Gruppe sind, welche und wie viele Pferde zur Verfügung stehen, wie oft sie eingesetzt werden und welche Materialen zur Verfügung steh-en.
Hochqualifizierte Fachkräfte müssen in ihrem Traumberuf schnell erkennen, dass wirtschaftliche Zwänge bestimmte Vorgehensweisen erfordern und Grenzen auf-zeigen. Daher gehört zur Umsetzung der Intervention Durchhaltevermögen, Enga-gement und Optimismus.
Obwohl es zahlreich positiv belegte Entwicklungen in der Maßnahme gibt, ist im Bereich der Finanzierung bzw. Kostenübernahme nicht auf eine zufrieden stellen-de Bilanz zurück zu blicken.
Um das Angebot nicht an der Finanzierbarkeit scheitern zu lassen, müssen Wege gegangen werden, die Kostenträger davon überzeugen, diese Maßnahme zu tra-gen. (Vgl. Ringbeck 2006, 77)
Zum Einen hat das DKThR eine Entscheidungshilfe für Kostenträger für eine Kos-tenübernahme mit Richtlinien für die Anerkennung und Kennzeichnung von Ein-richtungen erstellt. In dieser werden Qualitätsmerkmale für Praxisfelder festgehal-ten: „Das Therapeutische Reiten […] soll nur dort durchgeführt werden, wo ge-währleistet ist, dass qualifiziertes Personal zum Einsatz kommt, Gefahren und Ri-siken auf ein Minimum gesenkt sind, Pferde sowie Einrichtungen und Anlagen den Anforderungen genügen.“ (Deutsches Kuratorium für Therapeutisches Reiten, 2007, 1)
Voraussetzungen für Praxisfelder zur Durchführung des ThR sind qualifiziertes Personal, dies bedeutet in diesem Fall mit einer Zusatzausbildung des DKThR qualifiziert, eine Mitgliedschaft eines Mitarbeiters beim DKThR, eine ausreichende Anzahl geeigneter und entsprechend ausgebildeter Therapie-, Voltigier- bzw. Lehrpferde, ein heizbarer Warteraum in unmittelbarer Nähe der Halle, eine sani-täre Einrichtung mit behindertengerechtem Zugang, eine Erste-Hilfe-Ausrüstung und speziell für das Angebot des HPV/R eine 20x40 m große Reithalle sowie Aus-rüstung für Pferde und Reiter in einem brauchbaren Zustand. (Vgl. ebd., 3f)
Für die Durchführung wären eine Reithalle als auch ein Reitplatz mit Begrenzung wünschenswert, somit ist das HPV/R unhabhängig von Witterungseinflüssen durchführbar und mehr Sicherheit ist gegeben (vgl. Kaune 1999, 87). Wenn keine Reithalle zur Verfügung steht, muss dies nicht bedeuten, dass Einheiten nicht stattfinden können, denn Witterungseinflüsse können durchaus auch zum Thema einer Einheit gemacht werden (vgl. Rußig 2001, 4f).
Zum Anderen stellt Ringbeck im Zeichen der Ressourcenknappheit und der Bu-dgetierung für die Finanzierung Öffentlichkeitsarbeit eine Forderung, weil es noch nicht gelungen ist, für das HPV/R bundesweit die Schulministerien oder Jugend- und Sozialämter in die Verantwortung zu nehmen. (Vgl. Ringbeck 2006, 77) „Nur durch Informationen, die von fundierter Sachlichkeit geprägt sind und anhand von Berichten über konkrete Verhaltensänderungen von Personen, die dem Vorge-setzen gut bekannt sind, lassen an Stelle totaler Abhängigkeit immer mehr Selbst-ständigkeit und sachkundiges Wissen wachsen. Damit wird möglich, einen Außen-stehenden intensiver zum unverzichtbaren Einsatz für das HPV/R zu befähigen.“ (Kröger 2005, 81)
In Deutschland werden die Kosten für ThR durch Krankenkassen, Schulen, Bera-tungsdienste, Heime, Kliniken über Ämter sowie (ergänzend/parallel) Verbände, Fördervereine, Protegés und Eltern finanziert oder teilfinanziert (vgl. Ringbeck 2006, 80).
Als konkrete Geldquellen zum Thema Geldbeschaffung aus der Praxis sind Buß-gelder, Stiftungen, Firmen, Benefizveranstaltungen, Patenschaften (für Pferde, Kinder), zu denen intensive und kontinuierliche Kontaktpflege betrieben werden muss, zu nennen (vgl. Kupper-Heilmann 2006, 20).
In Bezug auf das HPV/R findet eine allgemeine Kostenübernahme durch die Krankenkasse nur sehr vereinzelt statt und bietet auch in Zukunft keine Perspek-tive![21] Institutionen wie Schulen, Behandlungsdienste, Heime und Kliniken gehör-en zu den Hauptanbietern und finanzieren zum Teil aus Haushaltsmitteln, öffent-lichen Geldern der Jugendhilfen, Spendengeldern oder Fördervereinen[22].
Zu einer qualifizierten Öffentlichkeitsarbeit gehören in der Regel die Suche nach geeigneten Sponsoren sowie die Berücksichtigung der folgenden Punkte:
- Die Firma passt zu den Grundgedanken des ThR, ist persönlich oder durch einen Bekannten für individuelle Gespräche geworben worden,
- Informationen und Berichte über die Tätigkeit werden in einer Pressemappe
gesammelt,
- es können Gegenleistungen angeboten werden (vgl. Ringbeck 2006, 80f),
- aktive Darstellung, ständige Präsenz, regelmäßige Informationen (Füllan-
zeigen, Veranstaltungen, Projekte, Flyer, Broschüren, Internetpräsenz, Lo-go-Transporte),
- Kontakte zu Pressevertreten herstellen und pflegen,
- Zusammenarbeit mit anderen Vereinen (Förderverein) (vgl. Kupper-Heil-mann 2006, 20).
Ringbeck hält die Öffentlichkeitsarbeit gerade bei der Selbstständigkeit für bedeu-tend, weil man häufig und längerfristig auf Unterstützung angewiesen bleibt, denn „Anerkennung und (Fremd-) Finanzierung bestimmen sich entscheidend durch das öffentliche Bild, die Selbstpräsentation und das Selbstmanagement der Fachkraft, der Fachstelle und des Fachgebietes.“ (Ringbeck 2006, 80f)
Fakt ist, dass öffentliche Gelder immer weniger fließen werden, der Verteilungs-kampf immer größer wird und somit andere Geldquellen mobilisiert werden müs-sen. Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Mittelbeschaffung ist aber nicht nur die Öffentlichkeitsarbeit, sondern die Gründung eines Vereins, um an öffentliche Gelder zu gelangen[23]. (Vgl. Kupper-Heilmann 2006, 20)
1.4.4 Klientel/Zielgruppe
Die Klienten bzw. die Zielgruppe für das HPV/R ist relativ vielfältig. Das HPV/R wird für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit verschiedenen Behinderungen und Störungen eingesetzt.
Der Einsatz von Pferden in der Arbeit mit Kindern ist geeignet, weil sie eine natür-liche Zuneigung zu Tieren haben. Sie suchen Kontakt, wollen lieben und geliebt werden, finden einen anspruchsvollen Spielgefährten und Freund. (Vgl. Heiker 2006, 11f)
Bei Menschen mit so genannter Behinderung kann es bedeuten, dass sie ihre Rol-le wechseln. In ihrem meist fremd bestimmten Dasein in der Unterstützung zum Leben können sie selbst zum Versorger der Tiere werden, was eine Bindung för-dert. Pferde können aber auch die Funktion als ´Helfer´ für ihre Förderung in allen Bereichen werden. Sie geben Bewegungsimpulse für schlaffe Körper oder ersetz-en dem Rollstuhlfahrer die Beine. (Vgl. Pietrzak 2001, 19, 25).
Ob jemand für das HPV/R geeignet ist, liegt in der Zielbeschreibung der Arbeit mit dem Medium Pferd und nicht in der Behinderung oder Störung des Klienten be-gründet. Der Klient bestimmt durch sein Gewicht, seine motorische Fähigkeiten, das psychische Befinden und seine sozialen Möglichkeiten die Auswahl des Pfer-des, weshalb es optimal wäre, einen Pferdebestand mit unterschiedlichen Rassen zu haben (Vgl. Kupper-Heilmann 2005, 14f). „Die größte Zielgruppe bilden die in der Entwicklung zurückgeblieben verhaltensauffälligen oder –gestörten Kinder und Jugendlichen. Eine breite Anwendung findet das HPV/R jedoch bei geistig behin-derten Menschen, Sinnesbehinderten, psychisch Kranken oder Suchtkranken , u.v.a.“ (Kind 2006, 31)
Für folgende Zielgruppen ergeben sich nach Kaune Indikatoren für heilpädagogi-sche Maßnahmen:
- Lernbehinderung, geistige Behinderung, Sprachbehinderung,
- Verhaltensauffälligkeiten,
- Störung in der emotionalen Entwicklung (Beziehungsprobleme) sowie in der Bewegung und Wahrnehmung aufgrund verschiedener Verursachungsmo-mente (psychoorganisches Syndrom/POS, minimale cerebrale Dysfunk-tion/MCD, sensorische Integrationsstörung),
- autistische Verhaltensweisen,
- psychische Störungen, psychische und psychosomatische Erkrankungen. (angelehnt an Kaune 1999, 13f)
Vor jeder Maßnahme mit dem Pferd ist eine Unbedenklichkeitsbescheinigung beim Arzt einzuholen. Ob die Arbeit mit dem Pferd für einen Menschen geeignet ist, beschließen Kontraindikationen:
- floridale Wirbelsäulenerkrankungen (z.B. Morbus Scheuermann)
- Multiple Sklerose im akuten Schub
- Skoliose III. Grades
- Coxarthosis deformans (bedingt)
- kardiale Dekompensation
- Pferdehaarallergie
- medikamentös unzureichend eingestellte Anfallsleiden
- nicht beeinflussbarer Erethismus
- Adipositas (vgl. Pietrzak 2001, 127).
Leistungs- und Entwicklungsstand sowie Verhaltensproblematik der Klientel be-stimmen die Gruppenkonstellation und -größe. In der Regel ist das HPV/R ein Gruppenangebot mit vier bis sechs Klienten, da ein angestrebtes Ziel der Prozess in der Gruppe ist und dies als integraler Bestandteil gilt (vgl. Pietrzak 2001, 30).
„HPV als Einzelförderung geht im Grunde am Ziel vorbei und muss daher eine sel-tene Ausnahme bleiben, die der zielstrebigen Hinführung zum Gruppenvoltigieren dient.“ (Kröger 2005, 151).
Über den angemessenen Zeitrahmen der Fördermaßnahme gibt es unterschied-liche Meinungen. Als Dauer für den gesamten Therapieprozess schlägt Pietrzak rund zwei Jahre vor (vgl. Pietrzak 2001, 127), eineinhalb bis vier empfiehlt Pauel (vgl. Pauel 2005, 163).
Die Vorgehensweise des RP entscheidet sich nach dem Konzept des Anbieters mit einhergehendem Pferdebestand, der Klärung der Kostenfrage und mit welchen Gruppen er arbeitet. Zudem kann seine subjektive Arbeitsweise durch die Arbeit mit Grenzfällen begründet sein. Diese definiert Kupper-Heilmann als Verhaltens-weisen von Menschen, die die Fachkraft `anekeln` können, wie Schreien, Spu-cken, körperlich verletzt zu werden etc., was eine Aggression in der Fachkraft mit sich ziehen könnte und sich somit negativ auf die Arbeit mit dem Pferd, den Hel-fern oder der Klientel selbst auswirken könnte. Des Weiteren führt sie Verhaltens-weisen auf, die die Fachkraft aus verschieden Gründen ängstigen oder überfor-dern, was z.B. aus Ekel entstehen kann. Kupper-Heilmann macht darauf aufmerk-sam diese Aspekte ernst zu nehmen, damit die Fachkraft mit der Klientel effektiv arbeiten kann. (Vgl. Kupper-Heilmann 2005, 15)
Die Einbindung der Fachkräfte in Reflexion/Supervision (vgl. ebd., 4f) und ihre kontinuierliche Fortbildung im Fachgebiet ist daher unerlässlich, auch weil von ihnen eine professionelle Arbeitshaltung auf der Beziehungsebene zu Klienten, In-stitutionen und Außenstehenden zu erwarten ist (vgl. Böwer 2006, 90).
1.4.5 Therapiepferde
Die Wirtschaftlichkeit eines Anbieters entscheidet über den Pferdebestand, denn die Haltung und Ausbildung ist komplex, zeitintensiv und expensiv. Der Pferdebe-stand trägt zur subjektiv begründbaren Arbeitsweise eines RP bei.
Die Domestikation der Pferde bedeutete ihren Schutz im Dienste des Menschen. Zum Einen sicherte es ihnen das Leben als gejagtes Tier bis zur Ausrottung, aber zum Anderen wurden sie jedoch in ihrer Freiheit und in ihrem Lebensraum be-schnitten (vgl. Harper 2004, 6, 11). Aus dem Fernwanderwild im sozialen Fa-milienverband ist heute ein gezähmtes Stallpferd in Boxen mit einem kleinen Aus-lauf geworden (vgl. Jenzer 2003, 38).
Voraussetzung in der Pferdehaltung sind artgerechte Bedingungen. Dies bedeutet, soziale Kontakte in einer Herde und ausreichend Bewegung neben dem eigentli-chen Reiten sind obligatorisch, damit sie nicht leiden, krank werden oder Auf-fälligkeiten entwickeln (vgl. Freudenstein 2002, 43). Außerdem zählen zur artge-rechten Haltung Ernährung, Pflege, veterinärmedizinische Kontrollen, eine stabile Bezugsperson, Ausgleich- und Rückzugsmöglichkeiten.
Der Besitz von unterschiedlichen Pferden in Bezug auf Rasse, Größe, Aussehen und Temperament wäre optimal und würde das Angebot für die Klienten erhöhen, das passende Tier auszusuchen. (Vgl. Ungruhe 2000, 15) Damit einhergehend entsteht aber auch ein Mehraufwand an Zeit und Kosten, weshalb der Pferde-bestand eines Anbieters zu einer akzeptierenden Grenze in den Möglichkeiten der Durchführung werden und somit die Art und Weise des Agierens des RP begrün-den kann (vgl. Kupper-Heilmann 2005, 14f).
Für die Interventionen mit Pferden müssen sie als so genannte Therapiepferde speziell ausgebildet sein. Die Grundausbildung der Pferde beinhaltet eine allge-meine Schulung in Erziehung, Gehorsam, Mitarbeit, Longe, Langzügel, mit dem Sattel, Gymnastizierung und Materialtraining[24]. (Vgl. Jenzer 2003, 39/ Freuden-stein 2002, 88, 110)
Trotz ihrer intensiven Ausbildung ist aber immer zu bedenken, dass ein Restrisiko in ihrem Verhalten bzw. Reagieren bestehen bleibt. Dies bedeutet, dass ihre Schreckhaftigkeit und Fluchtreaktion zwar durch das Vertrauen in Menschen ein-geschränkt werden können, aber immer im Erbgut erhalten bleiben. Wichtig sind in ihrer Erziehung klare Regeln, Konsequenzen und Grenzen. (Vgl. Jenzer 2003, 39)
Im Idealfall übernimmt der RP als qualifizierte Fachkraft im Umgang mit Pferden die Ausbildung. Er hat die Aufgabe das Pferd abschätzen sowie in seiner psychi-schen und physischen Belastbarkeit einschätzen zu können. Er muss in jeder Situ-ation die Kontrolle und Führung des Pferdes übernehmen (vgl. Verooji/ Schneider 2008, 100) Wichtig ist, dass der RP zum Pferd eine vertrauensvolle Beziehung aufbaut und hält, um sicher mit ihm agieren zu können (vgl. Otterstedt 2001, 119).
In der Pferdeausbildung kommt es darauf an, dass man mit dem Pferd eine Part-nerschaft aufbaut, dies bedeutet mit ihm kommunizieren zu lernen. Dabei geht es nicht mehr darum, wie anfänglich die Hilfsmittel Stock und Strick einzusetzen, sondern um eine differenzierte und einfühlsame Umgangs- und Reitweise. Eine ´gute´ Kommunikation erreicht man, wenn alles, was im Umgang mit dem Pferd passiert, stets freiwillig stattfindet. (Vgl. Schuler 2005, 5ff) Das ist eine un-abdingbare Voraussetzung für den Einsatz von Tieren im Allgemeinen! Ihr Einsatz als Medium bedeutet eine intensive Stufe der Domestikation, weshalb ihr Einsatz auf Freiwilligkeiten und Wohlergehen beruhen soll (vgl. Otterstedt 2001, 19f)
Wichtig ist, dass Pferde nach ihren Erbanlagen ausgebildet werden, und dass nur das von ihnen verlangt werden kann, was sie entsprechend ihres Erbgutes leisten können (vgl. Freudenstein 2002, 17).
Der Kontakt mit Pferden sollte immer zuverlässig und authentisch erlebt werden, denn ´die Sprache der Pferde´ gibt es nicht. (Vgl. Schuler 2005, 5ff)
„In der Begegnung zwischen Mensch und Tier treffen zwei unterschiedliche Arten mit unterschiedlichen Kommunikations- und Verhaltensebenen aufeinander.“ (Ot-terstedt 2001, 169)
Da Mensch und Tier sich durch Körpersprache verständigen, d.h. durch nonver-bale Signale, ist es von Bedeutung, dass der Mensch sich seiner Körpersprache und seiner Sprache mit Worten bewusst wird und diese kongruent sind. Eine ge-meinsame Sprache ist auf Beziehungsaspekte angewiesen. (Vgl. Vernooji/ Schneider 2008, 17)
In der Arbeit mit ihnen sind Schlüsselwörter, wie freundliche Dominanz und Ver-trauen im Mensch-Pferd-Verhältnis wichtig. Gegenseitiges Vertrauen braucht Zeit und kann auch schnell wieder zerstört werden. Die Arbeit mit Pferden erfordert einen Perspektivenwechsel in ihr mögliches Denken, damit sie gehorsam und ko-operationsbereit sind. (Vgl. Freudenstein 2002, 45)
Menschen sind für Pferde zuerst immer rangniedrigere Lebewesen. Dies gilt es aufzubrechen, wenn man mit ihnen agiert. Daher sind klare Anweisungen und Ver-trauen besonders wichtig, denn das Pferd muss lernen sich dem Ausbilder unter-zuordnen. (Vgl. Deutsche Reiterliche Vereinigung 2003, 78)
Relevant bei der Entscheidung ein Pferd als Therapiepferd auszubilden ist das Wissen über seinen Verwendungszweck in der Züchtung. Da im HPV/R verschie-dene Klienten angesprochen werden, gibt es auch keine bestimmte Rasse, welche sich zum Einsatz besonders eignet. (Vgl. Jenzer 2003, 40f).
Ausgebildete Therapiepferde müssen die Fähigkeit besitzen, in ihrem Einsatz ihre Bewegungen zum Tragen kommen zu lassen und höchsten Sicherheitsansprüch-en standhalten. Lautes Rufen und unkontrollierte Bewegungen müssen weitest-gehend an ihnen abprallen, weswegen die Korrektur- und Ausgleichsarbeit z. B. im Springen und Wanderreiten so wichtig ist um die Tiere psychisch und physisch stabil zu halten. (Vgl. Jenzer 2003, 39/ Freudenstein 2002, 88, 110)
Von ihrem Wesen her benötigen sie einen leichten Umgang, eine Leichtrittigkeit und einen ausgeglichenen Charakter. Ein sympathisches Erscheinungsbild und ein gut gebauter Hals als Balanciermöglichkeit sind genauso wichtig, wie ein Rü-cken, der breit und gut bemuskelt ist sowie eine leicht nach unten geschwungene Form aufweist.
Als geistige Werte sind ein guter Charakter, Sensibilität, Vertrauen, Belastbarkeit, Kooperativität und Leistungsbereitschaft zu nennen. Als körperliche Werte sind Gesundheit, Stabilität, natürliches Gleichgewicht, harmonische Bewegungen, weich zu sitzende und taktvolle Gänge wünschenswert. (Vgl. Jenzer 2003, 44ff)
Für die Einsatzdauer eines voll ausgebildeten Pferdes verankert Freudenstein zwei Stunden Hippotherapie, eine Stunde HPV und zwei Stunden HPR, welches es leisten kann (vgl. Freudenstein 2002, 9).
1.4.6 Helfer
Die Durchführung des HPV/R kann mit so genannten Helfern vollzogen werden. Ob einem RP Helfer zur Verfügung stehen, entscheidet der Anbieter in Bezug auf seine Möglichkeiten. Der RP muss abwägen, ob er mit Helfern arbeitet oder die Hilfe annehmen, wenn sein Arbeitgeber es von ihm verlangt.
Die Aufgaben der Helfer im Prozess des HPV/R werden in der Literatur kontrovers diskutiert.
Wichtige Aspekte sind die Definition der Hilfe und die fachliche Anleitung durch den RP (vgl. Kupper-Heilmann 2005, 4f), der immer der Hauptverantwortliche blei-ben soll, der den Beziehungsdialog in sachorientierter Partnerschaft belebt.
Kröger äußert sich dazu folgendermaßen: „Nach meinen Erfahrungen besteht also die Hauptaufgabe des Helfers darin, möglichst differenziert individuelle bzw. grup-pendynamische Prozesse oder Sonstiges zu beobachten und sachlich zu regis-trieren. Das kann, […], nur in Distanz zum Geschehen geleistet werden.“ (Kröger 2005, 89)
Bringt der Helfer sich körperlich und verbal zu stark in den Einsatz ein, sind die Beobachtung und die Entwicklung von Vertrauen, Beziehungsdialog und Motiva-tion eingeschränkt (vgl. Kröger 2005, 89). Auf die Dauer ausgeübte Tätigkeiten wie z.B. dem Klientel aufs Pferd zu helfen oder gar in Konfliktsituationen einzu-greifen, stören ein Auf- und Ausbauen der Beziehung der Klientel zum Pferd (vgl. ebd., 152). Pauel argumentiert den Einsatz des Helfers in der Reflexion ebenfalls als nützlicher wie im Vergleich zum Einsatz im direkten Ablauf des HPV/R einzu-greifen (vgl. Pauel 2005, 163).
Kaune dagegen befürwortet Helfer, die aktiv in den Prozess eingreifen. Für die Durchführung des HPV/R sollte mindestens ein Helfer, welcher den RP unterstützt zur Verfügung stehen. Generell sollte die Helferanwesenheit immer in Relation zur Gruppengröße, Pferdeanzahl und Schwere der Behinderung der Klientel gesehen werden. Allgemein ist es unerlässlich, dass Helfer über grundlegende Kenntnisse im Umgang mit Pferden im Bereich der Pflege und Haltung sowie des Verhaltens verfügen sowie alle Pferde im Einsatz kennen. Im Umgang mit Menschen mit Behinderung müssen sie Geduld und Engagement mitbringen. (Vgl. Kaune 1999, 89)
Böwer findet es bei Helfern unverzichtbar, dass sie Offenheit, Kritikfähigkeit und eine reflexive Haltung besitzen sowie dass sie in Planungs-, Dokumentations- und Evaluationsmethoden eingesetzt werden können (vgl. Böwer 2006, 90).
1.4.7 Elternarbeit
Elternarbeit ist ein bedeutsamer Bestandteil im HPV/R, damit effektiv gearbeitet werden kann. Dies zeigen das Aufkommen von Fort- und Weiterbildung für RP und zahlreiche Zeitschriftenartikel über das Thema. Grenzen in der Elternarbeit re-sultieren aus der unzureichenden Qualifikation des RP und/oder in ihrer fehlen-den Bereitschaft zur Mitarbeit oder der der Bezugspersonen. Als Konsequenzen für die berufliche Qualifizierung ergeben sich Punkte wie, Fähigkeit zur Ge-sprächsführung, Kenntnisse der systemischen Sicht- und Arbeitsweise, Bereit-schaft zur kritischen Selbstreflexion und Supervision als unterstützender Faktor. (Vgl. Stockhausen 2000, 26f)
Wichtig ist, dass der RP bei seiner Durchführung des HPV/R für die Klientel ab-wägt, ob eine Anwesenheit der Eltern nützlich oder kontraproduktiv ist. Ebenso ist bedeutend, dass der RP mit den Eltern ehrlich darüber spricht, wie eine mögliche Anwesenheit gestaltet sein könnte (z.B. passiv, aber unterstützend).[25]
Zur Kontraproduktivität der Elternanwesenheit zählen, dass ihre Anwesenheit eine Prüfungsatmosphäre mit Mangel an Akzeptanz und zu hohen Anforderungen von der Klientel empfunden werden könnte. Zudem kann die Motivation der Klientel gesenkt werden, wenn Eltern eine spannungsvolle und aufgabenorientierte Halt-ung haben und diese durch störende Kommentare ausdrücken. Als eine Methode, den Eltern zu vermitteln, dass ihre Anwesenheit nicht förderlich ist, schlägt Szy-manska Fachkräften vor, den Eltern offen zu sagen, dass ihre Kommentare es er-schweren, sich auf die Arbeit zu konzentrieren, oder dass die Kinder womöglich die Anweisungen nicht verstehen.
Produktive Aspekte der Elternarbeit können sein, dass Eltern ihren Kindern helfen, die Angst vor dem Pferd zu überwinden. Sie können die Angst vor dem Aufsteigen dadurch nehmen, indem sie es vormachen oder zunächst mit ihrem Kind zusam-men auf dem Pferd reiten. Die Angst vor der Trennung zwischen Eltern und Kind kann als Ziel im HPV/R von dem RP in unterschiedliche Phasen aufgeteilt werden. Dazu dienen aufeinander folgende Spiele mit physischer Nähe und Distanz. Ziel ist es, dass der Klient versteht, dass die Abwesenheit der Eltern nur vorübergeh-end ist.
Das HPV/R kann als Chance gesehen werden, dass Klienten vermehrt Respekt und Anerkennung durch ihre Eltern erfahren, indem sie Geschicklichkeit, Mut, Fähigkeiten und den starken Willen zeigen. Durch Elternreiten können die Eltern nachvollziehen, was ihre Kinder um das und auf dem Pferd leisten. (Vgl. Szy-manska 2004, 6ff)
Stockhausen ist außerdem der Meinung, dass, wenn die Eltern beim HPV/R nicht anwesend sind, sich gruppendynamische und individuelle Entwicklungsprozesse freier entfalten können, was ein effektiveres und intensiveres Arbeiten bedeutet (vgl. Stockhausen 2000, 19).
Ein anderer Teil der Elternarbeit in der Durchführung des HPV/R ist der Beginn bzw. die Begleitung der Maßnahme. Bevor eine Maßnahme für einen Menschen im HPV/R beginnen kann, muss sich der RP mit der Familie als System im Kon-text auseinander setzen. Stockhaus ist der Meinung, dass nur durch den systemi-schen Ansatz[26] eine effektive und bestmögliche Entwicklungsförderung der Kli-entel sowie langfristige positive Veränderungen der Lebensbedingungen und –ein-stellungen realisiert werden könne, weshalb ich darauf kurz eingehen möchte.
Bei der Elternarbeit steht der Klient immer im Vordergrund und sie erfolgt parallel zur pädagogisch-therapeutischen Arbeit mit dem Pferd. Um Konflikte gering zu halten ist ein stabiles Familiensystem Voraussetzung. Die Interventionsschwer-punkte und Zielsetzungen bestimmen sich individuell durch die Situation und die Problematik der Klientel und des Bezugssystems. (Vgl. ebd., 17)
Der systemische Ansatz beinhaltet die Zusammenarbeit mit primären Bezugsper-sonen, die Beschäftigung mit der Lebenswelt des Symptomträgers, worin die Pro-bleme in der ständigen Interaktion mit dem Kind stehen. Stockhausen hält es für wichtig gemeinsam mit den Eltern Veränderungen im vertrauten System zu bear-beiten, welche durch Veränderungen des Klienten und seines Umfelds entstehen. Es ist wichtig, dass die Eltern mitarbeiten, weil sie sonst die Entwicklungen des Kindes und Systems gegebenenfalls nicht verstehen.
Elternarbeit ist nicht gleichzusetzen mit Familientherapie, sie stellt eine Hilfe zur Selbsthilfe da. Wichtige Punkte in der Elternarbeit, damit ein Agieren des RP in ihrem Verständnis bzw. der Konzeption des Praxisfeldes möglich ist, sind:
- Informationen über das HPV/R im zeitlichen, inhaltlichen und finanziellen
Rahmen, Kenntnis des pädagogischen Konzepts, Vermittlung der Beding-ungen und Voraussetzungen.
- Die Problematik, die Angaben über die Klientel, den Förderbedarf und Ent-wicklungsstand des Kindes in einem Therapieplan zu erfassen.
- Andere pädagogisch/therapeutische Hilfen abzuklären.
- Die Erwartung und Bedürfnisse von den Eltern erfragen.
- Orientierungsbogen für die Entwicklung der Klientel erarbeiten, Veränder-ungen deuten und den Sinn für das System Familie klären bzw. verdeut-lichen
- Begleitende, situationsspezifische Beratungsgespräche nach und vor dem HPV/R für vertrauensvolle und partnerschaftliche Beziehung zu den Eltern zu führen.
- Begleitendes Elternreiten zur Selbsterfahrung der Eltern anzubieten.
- Eine Therapieeinheit vorführen, um den Eltern das Können ihrer Kinder zu demonstrieren. (Vgl. Stockhausen 2000, 19f, 26)
[...]
[1] Nahezu in der gesamten Literatur werden Begriffe in Bezug auf die Einsatzmöglichkeiten von Tieren als Eigenname behandelt, weswegen ich mich der Großschreibung anschließe.
[2] Der Termini entwickelte sich aus den Überlegungen, dass im Bereich HPV/R Überschneidungen von Therapie und Erziehung möglich sind. Er ist nicht konform mit Pädagogischer Psychologie.
[3] Um den Schwerpunkt Pädagogik zu wahren, benutze ich diese Bezeichnung. Sie gilt als die über-geordnete Bezeichnung in Deutschland, Österreich und Schweiz für Fachkräfte im HPV/R (vgl. Kröger 2005, 69). Der Einfachheit halber wird ausschließlich ohne Wertung, die maskuline Schreib-weise bei Berufsbezeichnungen genutzt.
[4] Zähmung wildlebender Tieren zu Haustieren (Wahrig 1985, 175)
[5] (Adjektiv) zu den Nerven, zum Nervensystem gehörend. Die Neuralgie ist die anfallsweise auf-tretende Schmerzhaftigkeit der Nerven.(Wahrig 1985, 502)
[6] Ausführlicher in Kapitel 1.4.4
[7] Die Gangart Schritt ist ein Viertakt, wirkt langsam lösend, entspannend und konzentrierend. Die Gangart Trab ist ein Zweierschlag, wirkt animierend und stimulierend auf den Muskeltonus. Die Gangart Galopp ist eine Drei-Takt-Bewegung, wirkt beschwingend, erfordert Mut und Angstüber-windung, denn die Fliehkraft muss ausbalanciert werden. (Vgl. Schulz 2005, 24f)
[8] Er gebrauchte Pferde um den Verlust des Muskeltonus bei verletzten Soldaten zu verhindern.
[9] Bis heute bemüht sich die Internationale Förderation für ThR, Federation Internationale D´ Équita-tion Thérapeutique - Federation Riding for the Disabled International (Fed. RDI) darum.
[10] Um den Schwerpunkt der Forschungsarbeit des HPV/R zu wahren, wird von einer Definierung der anderen Fachbereiche abgesehen. Über das DKThR kann man über die Interventionsmaß-nahmen Informationen erhalten.
[11] Sensorische Integration.
[12] Indem die Bausteine die harte, aber feinfühlige Arbeit zwischen Mensch und Tier die Hilfegebung darstellt sowie die Kommunikation durch einen ständigen Austausch von Handlungen und Reaktio-nen zwischen Pferd und Reiter besteht (vgl. Förstel/ Lehnhardt 2002, 23).
[13] Für das HPV/R wird auch der Oberbegriff Heilpädagogisches Arbeiten mit und auf dem Pferd verwendet. Im nicht deutschsprachigen Raum wird häufig vom Psychotherapeutischen Reiten ge-sprochen. (Vgl. Schulz 2005, 18ff)
[14] Dem lerntheoretischen Ansatz des operanten Konditionierens nach ist ein Verhalten davon ab-hängig, wie die Konsequenz dafür war. Durch das Verhalten des Pferdes (Belohnung) wird das So-zialverhalten des Menschen positiv verstärkt. Somit können Tiere als positive Verstärkung in Bezug auf den Aufbau von tragfähigen Beziehungen fungieren. Menschen lernen zudem den Zusammen-hang zwischen Verhalten und Reaktion. (Vgl. Heiker 2006, 16f)
[15] Details über die einzelnen Ausbildungsträger in Gäng 2003, 16-23.
[16] Der erste Lehrgang für Pädagogen in Dillenburg/Hessen wurde von dem Ehepaar Frau Ch. Hei-pertz-Hengst und Herrn W. Heipertz geleitet. Die weiteren Lehrgänge fanden in Münster/Westfalen unter der Leitung von Antonius Kröger statt. (Vgl. Kaune 1999, 14f) Aktuelle Auskünfte über Lehr-gangsbedingungen und Kosten erhält man über das DKThR.
[17] Er pflegt Kontakte und Zusammenarbeit mit zuständigen Bundes- und Landesministerien, tauscht sich mit Kostenträgern aus, weist die Wirksamkeit des ThR durch zahlreiche wissenschaft-liche Studien nach, bietet Fachliteratur und Lehrfilme an, führt fachlichen Austausch auf nationaler und internationaler Ebene.
[18] Das Angebot der neuen Qualifizierung ist als Aufbaubildungslehrgang für Fachkräfte des Sozial-wesens mit 600 Unterrichtsstunden, den gleichen Aufnahmebedingungen zur Zusatzqualifikation und an modularisierter Lernfelddidaktik konzipiert. Es baut auf einem bestehenden Fachschulab-schluss oder gleichwertiger Qualifikation auf. Für Fachkräfte, die schon eine Weiterbildungsmaß-nahme im heilpädagogischen Bereich des ThR abgeschlossen haben, gibt es die Möglichkeit, über die Anrechnung von Leistungen an dem Aufbaubildungsgang als Quereinsteiger teilzunehmen.
[19] Auf die Einzelheiten der reitsportfachlichen Qualifikationen wird in dieser Arbeit nicht weiter ein-gegangen. Näheres kann man über die FN oder das DKThR erfahren.
[20] Die neue Ausbildungs- und Prüfungsordnung (APO) des DKThR trat 2006 in Kraft.
[21] In dieser Hinsicht ist die Reittherapie dem HPV/R voraus, welche oft von der Krankenkasse be-zahlt wird.
[22] Eine Tabelle über die bekannten Finanzierungsmöglichkeiten im ThR außerhalb der Kranken-kassenleistungen bei Ringbeck 2006, 78.
[23] Als Vorzeigeprojekt für gelungenes Sponsering bzw. Beschaffung von Geldquellen gilt das Reit-therapeutische Zentrum Waldhof gGmbH (www.waldhof-ggmbH) (vgl. Kupper-Heilmann 2006)
[24] Es darf vor Dingen, wie Bällen, Ringen, Papilloten, Lifter, Rampen, Rollstühlen usw. keine Angst haben, wenn es damit konfrontiert wird.
[25] Szymanska macht darauf aufmerksam, dass Eltern von Kindern mit Behinderung schwierige Gefühlszustände wie Angst, Trauer und Feindseligkeit gegenüber ihrem Kind mit einhergehenden Schuldgefühlen erleben. Die Haltungen der Eltern zeigen sich in Überbehütung oder Überforder-ung. (Vgl. Szymanska 2004, 5)
[26] Hildegard Stockhausen (2000) stellt in der Zeitschrift ThR unter dem Thema Elternarbeit im HPV/ R den systemischen Ansatz vor.
- Arbeit zitieren
- Désirée Schmidt (Autor:in), 2008, Zur subjektiven Begründung von unterschiedlichen Arbeitsweisen im Heilpädagogischen Voltigieren und Reiten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142292
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