Der folgende Text fasst zwei Vorträge des Autors zur analytischen Betrachtung poetischer Aussagen aus Kants' Philosophie zusammen.
„Zwei Dinge erfüllen das Gemüth mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir. Beide darf ich nicht als in Dunkelheiten verhüllt, oder im Überschwenglichen, außer meinem Gesichtskreise suchen und blos vermuthen; ich sehe sie vor mir und verknüpfe sie unmittelbar mit dem Bewußtsein meiner Existenz”
Dass die berühmteste Stelle der Kantischen Philosophie eine offensichtlich poetische Aussage ist, ist kein Zufall. Kant hat sich mit der Poesie nicht nur in den Träumen, in den Beobachtungen und in der Kritik der Urteilskraft befasst, sondern er hat immer wieder Dichter explizit und auch implizit zitiert und dies auch an systematisch relevanten Stellen. Dass das Bild des bestirnten Himmels der Poesie entnommen wurde, zeigt eine quellengeschichtliche Untersuchung, welche sich zuerst an Autoren wie Horaz, Lukrez, Milton, Montaigne, Pascal, Burke und Rousseau orientiert, um einige Beispiele zu zitieren. Ich werde zu dem dichterischen Ursprung des Beschlusses der Kritik der praktischen Vernunft später zurückkommen. Ich befasse mich zuerst mit der Struktur der Argumentation der berühmten Stelle und mit ihrer systematischen Bedeutung.
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- Piero Giordanetti (Auteur), 2023, Himmel und Gesetz. Poetische Betrachtung von Kants' Philosophie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1420998