Die deutschen Medien haben sich in den letzten Jahrzehnten immer weiter
ausgedehnt. In der Bundesrepublik Deutschland existiert heute eine
diversifizierte Medienlandschaft, die eine vielfältige Palette verschiedenster
Zeitungen, Magazine, Radiosender und Fernsehprogramme hervorgebracht hat.
In den Medienprodukten spiegeln sich die unterschiedlichen politischen
Strömungen wider. Bürger, Medien und Politik stehen im trilateralen
Verhältnis. Die Medien sind zur Schnittstelle zwischen Bürger und Politik
geworden. Von beiden Seiten bestimmt die politische Realität einen
Informationsstrom, der von den Medien transformiert und weiter vermittelt
wird. Die Stellung der Medien im politischen System ist für einen öffentlichen
Führungsstil entscheidend. Die Frage nach der Veränderung der öffentlichen
politischen Führung kann nur mit der Entwicklung der Medien erklärt werden.
Der gestiegene Einfluss der Medien auf die politischen Entscheidungsprozesse
wird oft in Verbindung mit der Regierungszeit von Gerhard Schröder gesehen.
Der öffentliche Führungsstil des Medienkanzlers hat den Eindruck geprägt,
dass die Entwicklung zur Mediengesellschaft sich, ausgehend vom Wahlkampf
1998 und in der anschließenden Regierungszeit, vollzogen hat. Diese
Kausalität ist nur bedingt richtig. Die Folgen der realen Mediengesellschaft
bestimmen heute aber trotzdem das politische Tagesgeschäft auf eine Weise,
wie es in der Vergangenheit nicht der Fall war.
Die Kanzlerschaft von Helmut Kohl prägte noch ein stiller, korporatistischer
Führungsstil. Sein Regierungshandeln orientierte sich keineswegs an der
Dynamik der Medien, sondern gab sein eigenes Tempo im
Entscheidungsprozess vor. Entscheidungen wurden abgewogen und sich der
Gunst der aktuellen Machtkonstellationen versichert. Ohne den Vorlauf dieser
Abstimmungsprozesse durch Kohls informelles medienfernes Netzwerk,
arbeitete die Regierung für sich. Die Medien blieben außen vor, bis die
Entscheidung herbeigeführt war. Der Entscheidungspolitik gab Helmut Kohl
den Vorzug gegenüber der Darstellungspolitik. Während Kohls Regierungszeit
bestand noch nicht die Notwendigkeit, sich über Darstellungspolitik
zusätzliche Legitimation zu verschaffen. Politisches Handeln konnte im
geschlossenen administrativen und parlamentarischen System stattfinden. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Mediengesellschaft
- Definition einer allgemeinen Mediengesellschaft
- Definition einer spezifischen Mediengesellschaft
- Mediokratie-Modell
- Darstellungs- und Entscheidungspolitik
- Von der Kanzlerdemokratie zum Medienkanzler
- Der Familienkanzler
- Bundestagswahlkampf 1998
- Kandidatennominierung im Fokus der Medien
- Moderne Partei, moderne Kampagne
- Der Medienkanzler
- Veränderungen durch das System Schröder
- Führungspolitische Notwendigkeit von Politikvermittlung
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Veränderung des Umgangs mit den Medien in der politischen Führung während der Kanzlerschaften von Helmut Kohl und Gerhard Schröder. Das Ziel ist es, die Entwicklung der sogenannten Mediengesellschaft im Kontext der deutschen Politik zu analysieren und die Rolle der Medien als Instrument der politischen Führung zu beleuchten.
- Der Einfluss der Medien auf politische Entscheidungsprozesse
- Der Wandel des Führungsstils von einem korporatistischen zu einem medienorientierten Ansatz
- Die Bedeutung von Darstellungspolitik und Entscheidungspolitik in der politischen Führung
- Die Rolle der Personalisierung und Emotionalisierung in der Politikvermittlung
- Die Definition und Entwicklung der Mediengesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und erläutert den Hintergrund der Untersuchung. Kapitel 2 widmet sich der Definition der Mediengesellschaft, sowohl im allgemeinen als auch im spezifischen Kontext der deutschen Politik. Dabei werden verschiedene Modelle und Theorien zur Rolle der Medien im politischen System vorgestellt. Kapitel 3 analysiert die Kanzlerschaften von Helmut Kohl und Gerhard Schröder im Hinblick auf ihren Umgang mit den Medien. Es werden die Unterschiede in ihrem Führungsstil, ihre Strategien zur Politikvermittlung und die Auswirkungen der Medien auf ihre politische Handlungsfähigkeit beleuchtet.
Schlüsselwörter
Mediengesellschaft, politische Führung, Führungsstil, Darstellungspolitik, Entscheidungspolitik, Helmut Kohl, Gerhard Schröder, Medien, Politikvermittlung, Personalisierung, Emotionalisierung, Bundesrepublik Deutschland, Korporatismus, Wahlkampf.
- Arbeit zitieren
- David Huth (Autor:in), 2006, Mediengesellschaft und politische Führung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141991
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