Mit dem Aufkommen der evidenzbasierten Medizin (EbM) – dem Bestreben, Therapieentscheidungen auf bestmöglichster wissenschaftlicher Evidenz zu gründen – und einer allgemeinen „evidence-based“-Bewegung im Gesundheitswesen wurde mitunter auch die Möglichkeit einer „empirischen“ und „evidenzbasierten“ Ethik behauptet.
Doch kann Ethik überhaupt „evidenzbasiert“ sein? Denn ein solcher Ansatz, welcher der traditionellen Bestimmung der Ethik als philosophische Wissenschaft widerspricht, scheint zwangsläufig in der Sein-Sollens-Kluft oder in einem Verlust der Normativität der Ethik zu enden.
Dass derlei keineswegs eine notwendige Folge sein muss, sondern dass sich ein bestimmtes Konzept evidenzbasierter Klinischer Ethik (EbCE) als (transdisziplinäre) wissenschaftliche Praxis rational verteidigen und sich somit als theoretisch möglich erweisen lässt, will die vorliegende Arbeit aufzeigen. Dabei wird jedoch auf die Evidenzbasierung im Rahmen der Entwicklung klinisch-ethischer Leitlinien fokussiert. Diese soll analog zur Entwicklung medizinischer Leitlinien u.a. Zuverlässigkeit, Praktikabilität und Wirksamkeit der Leitlinieninhalte verbessern können.
Die Argumentation der Arbeit erstreckt sich über drei Hauptteile:
Im ersten Teil wird die Hypothese plausibel gemacht, dass Bewegungen wie jene der „empirischen“ und „evidenzbasierten“ (Medizin-)Ethik u.a. mit drei „Wenden“ (empirische, pragmatische und soziologische) in der Medizin-/Bioethik und einem damit verbundenen praxisorientierten Verständnis Angewandter Ethik zusammenhängen. Die Möglichkeit „empirischer“ und „evidenzbasierter“ Ethik wird nur vor dem Hintergrund eines solchen Ethikverständnisses verständlich.
Im zweiten Teil wird thematisiert, was „empirische Ethik“ genau sein könnte, was „Empirie“ in diesem Zusammenhang bezeichnet, und welche Funktionen Empirie gerade in einer problemorientierten medizinethischen Forschung erfüllen kann.
Im dritten Teil wird schliesslich untersucht, was „Evidenzbasierung“ bedeutet und ein Evidenzverständnis entwickelt, welches die gesuchte EbCE ermöglicht. Eine solche wissenschaftliche Praxis muss jedoch einige philosophische Voraussetzungen treffen, die ebenfalls in diesem Teil herausgearbeitet werden.
Am Ende der Arbeit zeichnet sich deutlich ab, dass eine EbCE möglich ist und vielleicht sogar unverzichtbar wird, sobald ein praxisorientiertes Ethikverständnis, wie es gerade in der Medizin von Bedeutung ist, anerkannt wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Empirie, Evidenz und Ethik
- Forschungshintergrund
- Methodik
- Erkenntnisinteressen, Zielsetzung und Fragestellung
- Problemstellung, Gegenstandsbereich und Vorgehen
- TEIL I
- Drei Historische und Systematische Wenden
- Die „empirische Wende“
- Herausforderungen der „empirischen Wende“
- Die „pragmatische Wende“
- Herausforderungen der „pragmatischen Wende“
- Die „soziologische Wende“
- Herausforderungen der „soziologischen Wende“
- Die „empirische Wende“
- Praxisorientierte Angewandte Ethik (PAE)
- Gegenstandsbezogene Taxonomie der Ethik
- „Bioethical work“ – Weisen, Ethik zu betreiben
- Aspekte einer Praxisorientierten Angewandten Ethik
- PAE als wissenschaftliche Praxis
- Erkenntnisinteressen der PAE
- Institutioneller Rahmen und Organisation der PAE
- Methoden und Umgang mit ethischen Theorien in der PAE
- Beobachtungen und Hauptargument (TEIL I)
- Drei Historische und Systematische Wenden
- TEIL II
- Was ist „empirische Ethik“?
- Das „traditionelle“ Verständnis von Ethik und Empirie
- Historische und moderne „empirische Ethik“
- Die Sein-Sollens-Kluft und die „empirische Ethik“
- „Nicht-empirische Ethik“?
- Empirische Ethik als metaethische Position
- Empirische Ethik als methodologische Position
- Was ist „Empirie“ in der empirischen Ethik?
- „Deskriptive Komponenten“ in der empirischen Ethik
- Der Einsatz Deskriptiver Komponenten in der Ethik
- Die behauptete Bedeutung der Empirie für die Ethik
- Transdisziplinäre Systematik des Einsatzes deskriptiver Komponenten in der Ethik
- Kognitive Ziele problemorientierter Forschung
- Systematik
- Die Relevanz der ethischen Theorie
- Allgemeinere Bestimmung des Einsatzes deskriptiver Komponenten in der Ethik
- Übergeordnete Funktionen deskriptiver Komponenten
- Empirische Ethik und die Rolle der Philosophie
- Beobachtungen und Hauptargument (TEIL II)
- Was ist „empirische Ethik“?
- TEIL III
- Was ist „Evidenzbasierte Ethik“ (EBE)?
- Evidenzbasierte Medizin (EbM)
- Kritiken an der evidenzbasierten Medizin
- „Evidenzbasierte Ethik“
- Lesarten evidenzbasierter Ethik
- Non-triviale evidenzbasierte Ethik?
- Ethik oder Sozialtechnologie?
- Evidenzbasierte Medizin (EbM)
- Evidenzbasierte Klinische Ethik (EbCE)
- Entwicklung von evidenzbasierten Leitlinien
- Evidenzbasierung in der EbM und der EbCE
- Evidenzbasierung in der EbM
- Evidenzbasierung in der EbCE
- Evidenz als epistemischer Grund des Fürwahrhaltens
- Subjektiv-theoretisches Begründen als Paradigma
- Empirische Evidenz und normative Evidenz in der EbCE
- Empirische Evidenz und deskriptive Komponenten
- Normative Evidenz
- Das Verhältnis von empirischer und normativer Evidenz
- Die ethische Rechtfertigung und Verantwortung der EbCE
- Methodologische und institutionelle Transparenz
- Leistungen und Grenzen der EbCE
- Beobachtungen und Hauptargument (TEIL III)
- Was ist „Evidenzbasierte Ethik“ (EBE)?
- Konklusion
- Zur Möglichkeit und Unverzichtbarkeit einer EbCE
- Danksagung
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Möglichkeit einer evidenzbasierten klinischen Ethik (EbCE). Sie untersucht, ob und wie ethische Entscheidungen auf empirische Evidenz gestützt werden können, insbesondere im Kontext der Entwicklung klinisch-ethischer Leitlinien. Die Arbeit argumentiert, dass eine EbCE möglich ist und sogar unverzichtbar wird, wenn man ein praxisorientiertes Ethikverständnis akzeptiert, wie es in der Medizin von Bedeutung ist.
- Die „empirische Wende“ in der Medizin-/Bioethik
- Die Rolle der Empirie in der ethischen Forschung
- Das Konzept der „Evidenzbasierung“ in der Ethik
- Die Entwicklung evidenzbasierter klinisch-ethischer Leitlinien
- Die philosophischen Voraussetzungen einer EbCE
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Forschungshintergrund und die Relevanz des Themas vor. Sie beleuchtet die wachsende Bedeutung der „Evidenzbasierung“ in verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens und die Debatte um die Möglichkeit einer „empirischen“ und „evidenzbasierten“ Ethik.
Der erste Teil der Arbeit analysiert die historischen und systematischen Wenden in der Medizin-/Bioethik, die zur Entstehung der Idee einer „empirischen“ und „evidenzbasierten“ Ethik geführt haben. Er untersucht die „empirische Wende“, die „pragmatische Wende“ und die „soziologische Wende“ und zeigt deren Herausforderungen und Auswirkungen auf das Verständnis von Ethik auf.
Der zweite Teil der Arbeit widmet sich der Frage, was „empirische Ethik“ genau sein könnte. Er analysiert die Rolle der Empirie in der ethischen Forschung und untersucht, welche Funktionen Empirie in einer problemorientierten medizinethischen Forschung erfüllen kann.
Der dritte Teil der Arbeit beschäftigt sich mit dem Konzept der „Evidenzbasierung“ und entwickelt ein Evidenzverständnis, das die gesuchte EbCE ermöglicht. Er untersucht die philosophischen Voraussetzungen einer EbCE und analysiert die Entwicklung evidenzbasierter Leitlinien in der Medizin und der Ethik.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die evidenzbasierte Medizin, die empirische Ethik, die evidenzbasierte klinische Ethik, die Entwicklung von Leitlinien, die Praxisorientierung in der Ethik, die philosophischen Voraussetzungen einer EbCE und die Rolle der Empirie in der ethischen Forschung.
- Arbeit zitieren
- MA Marcel Mertz (Autor:in), 2011, Evidenzbasierte klinische Ethik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141681
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