„Das Prinzip der Handlungsorientierung ist seit Jahren ein Hoffnungsträger in Didaktik und Fachdidaktik: Aus „totem“ Unterricht soll durch Handlungsorientierung lebendiges, subjektnahes Lernen werden“ , so beschreibt Sibylle Reinhardt den aktuellen Status des Prinzips der Handlungsorientierung spezifisch im Politik und Wirtschaftsunterricht in den Schulen.
Die Handlungsorientierung erfährt also eine hohe Anerkennung in der Fachdidaktik aber auch bei den Lehrern und Lehrerinnen selbst. Doch wie erklärt es sich nun, dass das Prinzip noch immer ein „Schattendasein“ im Politik und Wirtschaftsunterricht fristet? Wo sind die Ursachen für diesen Widerspruch zu suchen? Diese Fragen sind gerade im 2.Kapitel thematischer Gegenstand der Betrachtungen.
Wie später auch noch genauer gezeigt wird, verbindet man mit dem Schlagwort der Handlungsorientierung insbesondere die sogenannten Simulationsspiele. Woher kommt diese enge Verknüpfung? Liegt hier eine besondere Eignung vor, um den Ansprüchen gerecht zu werden? Ich möchte bei der Behandlung dieser Fragen exemplarisch am Rollenspiel arbeiten, das freilich nur einen kleinen Teil des großen Komplexes der Plan- und Simulationsspiele bildet, dabei aber auch den Versuch unternehmen, allgemeingültige Thesen aufzustellen. Neben der Frage des Dienstes von Rollenspielen für das Prinzip der Handlungsorientierung möchte ich eine klare Akzentuierung auf das Problem der Chancen und Grenzen des Einsatzes von Rollenspielen im Unterricht vornehmen. Diese beiden Bereiche stellen den Gegenstand des 3.Kapitels dar und werden den größten Teil der Arbeit einnehmen.
Abschließend werde ich vergleichend die Oberkategorien des simulativen und realen Handelns in ihren Vor- und Nachteilen charakterisieren. Letztlich soll so auch die Frage beantwortet werden, in welchem Verhältnis die jeweilige Integration in den Unterrichtsalltag als angemessen anzusehen ist.
Sicherlich können vor allem im Bereich der Handlungsorientierung nur Grundlagen vermittelt werden, doch werde ich mich bemühen, bei der Behandlung des Rollenspiels, zu möglichst unterrichtsnahen und verwertbaren Erkenntnissen zu gelangen und denkbare Ursachen für die Diskrepanz von Wertschätzung der Rollenspiele und Handlungsorientierung auf der einen Seite und der geringen Berücksichtigung im Unterricht auf der anderen Seite zu finden.
Inhalt
1. Einleitung
2. Handlungsorientierung im Unterricht - zwischen Anspruch und Wirklichkeit
2.1. Charakteristik und damit verbundene Hoffnungen
2.2. Beitrag und Berücksichtigung zur Ausbildung von Kernkompetenzen im GPJE-Entwurf
2.3. Mögliche Ursachen einer mangelhaften Umsetzung
3. Rollenspielcharakter im Kontext der Handlungsorientierung
3.1. Das Rollenspiel als Chance für handlungsorientierten Unterricht
3.2. Spezifische Gefahren
3.3. Innere und äußere Grenzen
4. Das Modell von Heinz Klippert als didaktische Konzeption zur Ausdifferenzierung handlungsorientierter Methoden
5. Gegenüberstellung von simulativem und realem Handeln
5.1. Vorzüge und Nachteile
5.2. Und oder Oder im Unterricht?
6. Fazit
7. Bibliographie
1. Einleitung
„Das Prinzip der Handlungsorientierung ist seit Jahren ein Hoffnungsträger in Didaktik und Fachdidaktik: Aus „totem“ Unterricht soll durch Handlungsorientierung lebendiges, subjektnahes Lernen werden“[1], so beschreibt Sibylle Reinhardt den aktuellen Status des Prinzips der Handlungsorientierung spezifisch im Politik und Wirtschaftsunterricht in den Schulen. Die Handlungsorientierung erfährt also eine hohe Anerkennung in der Fachdidaktik aber auch bei den Lehrern und Lehrerinnen selbst.[2] Doch wie erklärt es sich nun, dass das Prinzip noch immer ein „Schattendasein“[3] im Politik und Wirtschaftsunterricht fristet? Wo sind die Ursachen für diesen Widerspruch zu suchen? Diese Fragen sind gerade im 2.Kapitel thematischer Gegenstand der Betrachtungen.
Wie später auch noch genauer gezeigt wird, verbindet man mit dem Schlagwort der Handlungsorientierung insbesondere die sogenannten Simulationsspiele. Woher kommt diese enge Verknüpfung? Liegt hier eine besondere Eignung vor, um den Ansprüchen gerecht zu werden? Ich möchte bei der Behandlung dieser Fragen exemplarisch am Rollenspiel arbeiten, das freilich nur einen kleinen Teil des großen Komplexes der Plan- und Simulationsspiele bildet, dabei aber auch den Versuch unternehmen, allgemeingültige Thesen aufzustellen. Neben der Frage des Dienstes von Rollenspielen für das Prinzip der Handlungsorientierung möchte ich eine klare Akzentuierung auf das Problem der Chancen und Grenzen des Einsatzes von Rollenspielen im Unterricht vornehmen. Diese beiden Bereiche stellen den Gegenstand des 3.Kapitels dar und werden den größten Teil der Arbeit einnehmen.
Abschließend werde ich vergleichend die Oberkategorien des simulativen und realen Handelns in ihren Vor- und Nachteilen charakterisieren. Letztlich soll so auch die Frage beantwortet werden, in welchem Verhältnis die jeweilige Integration in den Unterrichtsalltag als angemessen anzusehen ist.
Sicherlich können vor allem im Bereich der Handlungsorientierung nur Grundlagen vermittelt werden, doch werde ich mich bemühen, bei der Behandlung des Rollenspiels, zu möglichst unterrichtsnahen und verwertbaren Erkenntnissen zu gelangen und denkbare Ursachen für die Diskrepanz von Wertschätzung der Rollenspiele und Handlungsorientierung auf der einen Seite und der geringen Berücksichtigung im Unterricht auf der anderen Seite zu finden.
2. Handlungsorientierung im Unterricht - zwischen Anspruch und Wirklichkeit
2.1. Charakteristik und damit verbundene Hoffnungen
Um im weiteren Verlauf der Arbeit das Rollenspiel als Beispiel für simulatives Handeln und damit den Beitrag für einen handlungsorientierten Unterricht analysieren zu können, ist es zunächst notwendig, die Frage zu stellen, was Handlungsorientierung als didaktisches Prinzip eigentlich charakterisiert.
So zeichnet sie sich primär dadurch aus, dass die Schüler selbstbestimmt arbeiten und sich Wissen eben nicht über lehrerzentrierte Wissensvermittlung aneignen.[4] Dabei sollen vielfältige Gelegenheiten im Unterricht geschaffen werden, in denen sich die Schüler aktiv mit Lerngegenständen auseinandersetzen können.[5] Man entfernt sich also vom bloßen „Reden über etwas“[6], so dass ein Lernen mit „Kopf, Herz und Hand“[7] frei nach Pestalozzi die gewünschten Lernerfolge herbeiführen soll. Doch welche Lernziele werden nun explizit verfolgt? Das Primärziel stellt nach Sibylle Reinhardt der Erwerb der Partizipationsfähigkeit dar, worauf ich im Kapitel 2.2. näher eingehen werde. Gerade diese Partizipationsfähigkeit spielt in der Fachdidaktik eine entscheidende Rolle, womit die Handlungsorientierung als ein Garant für die Ausbildung dieser dementsprechend geschätzt wird.
Trotz diesem klaren Bekenntnis für handlungsorientierten Unterricht wurde in der Civic-Education-Studie noch immer ein Anteil von 70% lehrerzentriertem Unterricht bei einer Befragung von 14-Jährigen festgestellt.[8] Dies erscheint umso fragwürdiger, wenn man bedenkt, dass Lehrer und Lehrerinnen gerade handlungsorientierten Unterricht als besonders geeignet zur Zielerreichung politischen Unterrichts bewerten.[9] Hier zeigt sich also ein klarer Widerspruch zwischen theoretischer Wertschätzung und praktischer Umsetzung. Welche möglichen Faktoren die Lehrenden von einer vermehrten Orientierung hin zu diesem Unterrichtstypus abhalten, möchte ich im Kapitel 2.3 analysieren.
Es bleibt also abschließend festzuhalten, dass die Handlungsorientierung durch die Aktivierung der Schüler ein modernes Verständnis von Unterricht bedient und somit große Hoffnungen im Bezug auf Überwindung der Langeweile und der Transformation von bloßer Wissensvermittlung hin zur Erfahrbarkeit von Politik mit ihr verbunden sind.[10] Vor allem bei den allgemein „trockenen Themen“ bietet sich handlungsorientierter Unterricht durchaus an.[11] Nicht zuletzt bietet diese Form kreativen Unterrichts auch verschiedene Möglichkeiten der Partizipation, so dass wirklich alle Schüler involviert werden könnten und es zu einer nachhaltigen Verbesserung politischen Unterrichts kommen kann.[12] Gerade Detjen führt eine Menge weiterer Gründe für den Einsatz von handlungsorientierten Konzepten im Unterricht an, die an dieser Stelle aber zu weit führen würden.[13]
2.2. Beitrag und Berücksichtigung zur Ausbildung von Kernkompetenzen im GPJE-Entwurf
Einhergehend mit der insgesamt positiven Einstellung gegenüber handlungsorientiertem Unterricht spielen die Formen der Ausübung dieses Prinzips auch im Bezug auf den GPJE-Entwurf und die formulierten Kompetenzbereiche eine ganz zentrale Rolle. Die Methoden handlungsorientierten Unterrichts umfassen alle 3 Kernbereiche. Da der Fokus aber im Bereich der politischen Handlungsfähigkeit anzusiedeln ist, entsprechen die Methoden in besonderem Maße der Befähigung zu praktischer politischer Partizipation, einem der primären Ziele politischer Bildung (siehe oben).[14] Dass aber Formen handlungsorientierten Unterrichts wirklich alle 3 Kompetenzbereiche abdecken, möchte ich am Beispiel der Rollenspiele vergegenwärtigen.
Kompetenzen im Bereich der politischen Handlungsfähigkeit[15] werden natürlich durch das Einspielen im Unterricht in besonderem Maße gefördert. So muss beispielsweise in der Simulation einer Gemeinderatsversammlung ein Vertreter seine Vorschläge vorbringen und verteidigen, aber auch im Verlauf der Debatte überarbeiten können, so dass ganz gezielt die Kernaspekte politischer Handlungsfähigkeit eingeübt werden können. Auch die politische Urteilsfähigkeit[16] wird geschult, da in jedem Rollenspiel durch die Auseinandersetzung mit Mitschülern andere Rollen mit divergierenden Rollenprofilen und unterschiedlichen Sach- aber auch Wertaspekten zur Sprache kommen und nicht zuletzt auch in der Reflexionsphase einer weiteren Auseinandersetzung unterzogen werden. Letztlich findet auch eine intensive Förderung methodischer Fähigkeiten[17] statt, da die Schüler außerordentlich verantwortlich für die selbstständige Organisation und den Aufbau des Rollenspiels sind.
[...]
[1] Reinhardt, Sibylle: Politik-Didaktik. Praxishandbuch für die Sekundarstufe I und II. S. 105.
[2] Vgl. auch Redaktion Wochenschauverlag: Handlungsorientierte Methoden im Politikunterricht http://www.wochenschau-verlag.de/downloads/methoden.pdf. S.1.
[3] Ebd. S.1.
[4] Vgl. Reinhardt, Sibylle: Politik-Didaktik. S.105.
[5] Vgl. Sander, Wolfgang: Politik entdecken- Freiheit leben. Didaktische Grundlagen politischer Bildung. S. 198.
[6] Nach: Detjen, Joachim: Politische Bildung. S. 334.
[7] Nach: Sander, Wolfgang: Politik entdecken- Freiheit leben. S.198.
Auch: Detjen, Joachim: Politische Bildung. S. 335.
[8] Vgl. Reinhardt, Sibylle: Politik-Didaktik. S.61.
[9] Vgl. Redaktion Wochenschauverlag: Handlungsorientierte Methoden im Politikunterricht. S.1.
[10] Vgl. Detjen, Joachim: Politische Bildung. S. 334.
[11] Vgl. Moegling, Klaus: Politisches Handeln/Handlungsorientierung. In: Lange, Dirk(Hrsg.)/ Reinhardt, Volker: Strategien politischer Bildung. S.104.
[12] Vgl. Janssen, Bernd: Kreativer Politikunterricht. Wider der Langeweile im schulischen Alltag. S.10 f.
[13] So führt Detjen auch lernpsychologische Faktoren an, nach denen Lernen durch aktives Arbeiten wesentlich vorteilhafter ist. Auch stellt er u.a. die große Bedeutung von Erfahrungen aus erster Hand in der heutigen Gesellschaft heraus, die auch für eine stärkere Fokussierung auf das Konzept sprechen. So sprechen seiner Meinung nach diese Erkenntnisse aus der Pädagogik, Psychologie und auch Komponenten der Soziologie für einen handlungsorientierten Unterricht. (Vgl. Detjen, Joachim: Politische Bildung. S.334 ff.)
[14] Vgl. Sander, Wolfgang: Politik entdecken- Freiheit leben. S.91.
[15] Meinungen, Überzeugungen und Interessen formulieren, vor anderen angemessen vertreten, Aushandlungsprozesse führen und Kompromisse schließen können (Vgl. Sander, Wolfgang: Die Bildungsstandards vor dem Hintergrund der politikdidaktischen Diskussion. In: Redaktion Politische Bildung & kursiv: Bildungsstandards- Evaluation in der politischen Bildung. S.47.)
[16] Verstanden als die Fähigkeit, politische Ereignisse, Probleme und Kontroversen sowie Fragen der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung unter Sachaspekten und Wertaspekten analysieren und reflektierend beurteilen zu können (Vgl. Ebd. S.47.)
[17] Definiert als sich selbstständig zur aktuellen Politik sowie zu wirtschaftlichen, rechtlichen und gesellschaftlichen Fragen orientieren, fachliche Themen mit unterschiedlichen Methoden bearbeiten und das eigene politische Weiterlernen organisieren zu können. Dazu zählt aber auch der Umgang mit verschiedenen Sozialformen und Arbeitstechniken, der richtige Umgang mit Medien oder das Zeitmanagement. (Vgl. Ebd. S. 47. auch: GPJE: Anforderungen an nationale Bildungsstandards für den Fachunterricht in der politischen Bildung an Schulen. S.17 f.)
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