Die Schweriner Schelfstadt

Planung, Aufbau, Gründung ab 1698 bis Mitte des 18. Jahrhunderts


Hausarbeit, 2009

14 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Die Schelfstadt in Schwerin

2. Der Bebauungsplan von Jacob Reutz

3. Charakteristische Bauwerke der Schweriner Schelfstadt
3.1 Die Schelfkirche
3.2 Das Neustädtische Rathaus
3.3 Das Neustädtische Palais

4. Quellenverzeichnis
4.1 Literatur
4.2 Internet
4.3 Anlagen

1. Die Schelfstadt in Schwerin

Diese Arbeit über die Schweriner Schelfstadt soll sich im Folgenden mit der Planung, dem Aufbau und der Gründung seit 1698 bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts befassen. Dazu wird der Stadtteil Schelfstadt der Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns, den man heute auch Neustadt nennt, zuerst mithilfe eines kurzen Überblicks grundlegend eingeführt. Anschließend wird detailliert Bezug auf einige ausgewählte Bauwerke genommen, die in ihrer Architektur und der kunsthistorischen Entwicklung dieser in Abhängigkeit zu städtebaulichen Planungen dargestellt wird. Als Teil des Seminars „Die Architektur des Barock in Mecklenburg“1 stellt die Schelfstadt ein wichtiges Thema dar, da sie aufgrund ihrer Gründung am 26. Juni 1705 durch Herzog Friedrich Wilhelm2 als eigenständige Stadt im Jahr 2005 ihr 300-jähriges Bestehen feiern konnte und Jakob Reutz3, der Baumeister in herzoglichen Diensten, einst die Pläne und Ideen für deren Anlage lieferte. Südlich des Ziegelsees und östlich des Pfaffenteichs grenzt die Schelfstadt an die Stadtteile Werdervorstadt, Altstadt, Paulsstadt und Lewenberg.

Die Bezeichnung Schelfstadt leitet sich vermutlich von dem niederländischen Wort „Schelp“ für Schilf ab und wird bis heute für Bauwerke in diesem Schweriner Stadtteil verwendet (z. B. Schelfkirche). Es ist anzunehmen, dass die Schelfe zwar schon im Hohen Mittelalter besiedelt war, jedoch erst nachdem Schwerin gegründet wurde. Damals umfasste sie das sumpfige Gebiet zwischen dem Ziegelsee und dem Ziegenmarkt, das von Fischern wendischer Herkunft und später bis ins 16. Jahrhundert auch von Kaufleuten, Domgeistlichen und Rittern bewohnt wurde. Vor allem die drei Hauptstraßen, auf die im weiteren Verlauf vertieft eingegangen wird, greifen die historischen Wege der früheren mittelalterlichen Siedlung auf und sind bis heute erhalten. Urkundlich wurde die Schelfe zum ersten Mal 1171 aufgeführt. Seit dem Vertrag von 1284 zwischen den Schweriner Grafen und dem Bistum Schwerin war die Schelfe offiziell bischöfliches Gebiet.

Eine für das heutige Stadtteilbild der Schelfstadt wichtige Phase war jene nach der Wiedervereinigung, in der die Erscheinung grundlegend verbessert wurde, indem beispielsweise die Straßenzüge architektonisch und städtebaulich aufgewertet wurden, die allzu lange vernachlässigt worden sind. Diese bis dato letzte Phase in der Entwicklung der Schweriner Schelfstadt soll an dieser Stelle zumindest erwähnt sein, kann aber aufgrund des Themas nicht weiter ausgeführt werden. Als Empfehlung zur Vertiefung kann man hier die Broschüre der Landeshauptstadt Schwerin, die 2005 erschienen ist, anbieten. (vgl. Landeshauptstadt Schwerin 2005: 5 ff.)

2. Der Bebauungsplan von Jacob Reutz

Die Schelfstadt war durch insgesamt drei Radialstraßen, die parallel zum Pfaffenteich angeordnet sind und ihren Ausgangspunkt jeweils im ehemaligen Weinberg bzw. heutigem Mühlenberg haben, auf dem bis 1717 der erste Judenfriedhof Schwerins lag, gegliedert. Diese bestehen seit dem Mittelalter. Die Straße, die dem Pfaffenteich am nächten liegt, ist dreigeteilt in die Schul-, Pfaffen- und Apothekerstraße. In der Mitte liegt die Puschkinstraße, die an der Schelfkirche und dem Schelfmarkt vorbeiführt. Die äußerste Straße ist zweigeteilt in die Münz- und Bergstraße, die durch den Ziegenmarkt zwischen ihnen abgegrenzt sind.

Im Jahr 1705 erstellte Jacob Reutz einen Plan, der den Bestand, also die baulichen Eigenheiten der Schelfstadt, aufnahm. Aus dieser Bestandsaufnahme geht hervor, dass die Pfaffenstraße etwa bis zur heutigen Mühlenstraße führte und die Puschkinstraße geradlinig zwischen dem Schelftor und dem Kirchenplatz verlief. Es ist sogar noch die alte Kirche St. Nikolai zu erkennen, deren Abbruch Herzog Friedrich Wilhelm verfügte, nachdem ihre Turmspitze durch einen starken Sturm im Dezember 1703 so stark beschädigt war, dass Herzog Friedrich Wilhelm über ihren Abbruch verfügte. 1708 wurde sie abgetragen, um bis 1713 durch einen Neubau, und zwar dem der Schelfkirche, ersetzt zu werden. Des weiteren gab es 1705 zwei Querverbindungen: Die eine zweigte zwischen Prinzenhof und Kirchenplatz ab und wurde erst später in ihrem Verlauf begradigt. Die zweite Quergasse ist identisch mit einem bis heute existierenden schmalen Weg, der 1747 noch als „Papen Straß“ bezeichnet wurde. Die Fischerstraße zog sich über die Münzstraße, den Ziegenmarkt, die Amtsstraße bis hin zum Schelfgarten, dem herzoglichen Garten, der Ende des 17. Jahrhunderts angelegt wurde. Zudem gab es eine Verbindung zwischen der Fischer- und der Puschkinstraße durch die so genannte Kirchenstraße. Geprägt war das Straßenbild vor allem durch die nicht geschlossene Bebauung an den Hauptstraßen, da die Häuser von sehr großen Gärten umgeben waren. So erstreckten sich die Grundstücke der Anwohner der Pfaffenstraße bis an das Pfaffenteichufer. Der alte Stadtgraben bildete die natürliche Grenze zur Altstadt. (vgl. Schwerin-Information 1984: 6)

Am 26. Juni 1705 erließ Herzog Friedrich Wilhelm die Deklaration zum planmäßigen Ausbau der Schelfe, die auf diese Weise zu einer Stadt mit eigenem Magistrat, Gericht und Kirche erhoben werden sollte. Daher sah die Deklaration vor, dass ein Platz zur Erbauung eines Rathauses und eines Markplatzes gelassen werde. Am Markt, dem eine besonders repräsentative Funktion zukommen sollte, wollte der Herzog gute Häuser und Wohnungen errichten lassen. Auch die städtischen Funktionen sollten sich an diesem konzentrieren. (vgl. Landeshauptstadt Schwerin 2005: 9) Zusätzlich gab er ein Versprechen ab, das Privilegien sicherte, um tüchtige Handwerker, Manufakturer, Kauf- und Handelsleute wohnhaft zu machen. Aus diesem ging zum Beispiel noch im Jahr 1705 die Errichtung eines Manufakturhauses für die Herstellung von Hüten, Handschuhen und Strümpfen an der Amtsstraße hervor, das aufgrund ausbleibenden Erfolgs 1718 wieder aufgegeben werden musste. Außerdem gewährte der Herzog den Handwerkern und Händlern auf der Schelfe Vergünstigungen in Form von freiem Bauland und Materialbereitstellungen wie Holz, Stein und Kalk, um sie auch räumlich an die Schelfe zu binden. So gab es 1705 noch insgesamt 21 unbebaute Gärten an den drei Hauptstraßen, deren Besitzer dazu verpflichtet wurden diese innerhalb der kommenden zwei Jahre zu bebauen. In dem Fall, dass sie dies nicht schafften, mussten sie ihren Grund und Boden abgeben. (vgl. Schwerin-Information 1984: 6)

Mit dem ersten Entwurf von Jacob Reutz war Herzog Friedrich Wilhelm nicht zufrieden, da er die ausladende Marktplatzgestaltung wegen ihrer Größe ablehnte. Jedoch bekam der Architekt einen weiteren Versuch, in dem er die drei Hauptstraßen nicht nur begradigte und verlängerte, sondern auch die Flächen jenseits der damaligen St. Nikolai-Kirche in regelmäßige Bauviertel gliederte und radialförmige alte Straßenverläufe aufgriff, um ungleiche Quartiere und dreieckige Plätze entstehen zu lassen. Der neue Entwurf des Marktplatzes wandte sich völlig von der ersten Idee der einen großen Rechteckfläche ab und präsentierte nun zwei Platzteile. Zum einen ein Quadrat, das dem Kirchenbau einen städtebaulichen Rahmen geben sollte, und zum anderen ein Rechteck, das das Rathaus an der Westseite platzierte. Die beiden Flächen waren um 15 Meter gegeneinander versetzt. Damit intendierte Reutz ein abgewogenes Raumbild des Ensembles. (vgl. Schwerin-Information 1984: 7)

Jacob Reutz ist jedoch nicht nur für den zweigeteilten Marktplatz zuständig, sondern entwarf auch die ein- und zweigeschossigen Typenhäuser, von denen einige bis heute erhalten sind und unter Denkmalschutz stehen. Obwohl er sie nur als Empfehlung für die freistehenden Grundstücke konstruierte, da die Baukosten so leicht kalkuliert werden konnten, setzten sie sich durch. Sie prägten das damalige Stadtbild, da der ziegelrote Backstein und das Holz des Fachwerkstils die Häuser äußerlich bestimmten. Die Grundfläche beider Haustypen betrug etwa 80 m². Das zweigeschossige Typenhaus betrat man durch eine zweiflügliger Füllungstür mit rundbogigem Oberlicht, die in einen Mittelflur führte, der wiederum mündete in eine Kirche zur Hofseite. Diese war mit einer großen Herdglocke, einer Vorratskammer und einer Treppe ins Obergeschoss ausgestattet.

[...]


1 Der europäische Kunststil und die Kulturepoche des Barock ist zeitlich etwa von 1600 bis 1770 zu begrenzen. An das Thema des Seminars angelehnt, wird die Entwicklung der Schweriner Schelfstadt besonders in dieser Zeit dargestellt. Jedoch wird es auch zu einigen Ausblicken in die Gegenwart kommen, um beispielsweise einzelne Bauwerke in ihrer heutigen Funktion oder baulichen Verhältnissen zu beschreiben.

2 Friedrich Wilhelm (I.), Herzog zu Mecklenburg (-Schwerin) wurde am 28. März 1675 in Grabow geboren und starb am 31. Juli 1713. Von 1692 bis 1713 war er regierender Herzog zu Mecklenburg im Landesteil Mecklenburg-Schwerin. Er wurde als ältester Sohn des Prinzen Friedrich (1638–1688) und der Christine Wilhelmine von Hessen-Homburg (1653–1722) geboren und war ein Neffe des kinderlosen Herzogs Christian Ludwig I.. Friedrich Wilhelm folgte seinem Onkel am 21. Juni 1692 als Regent des Schwerinschen Landesteils.

3 Jacob Reutz war Architekt und herzoglicher Ingenieur Captain in Schwerin. Er starb 1710 vor der Fertigstellung der Schelfkirche, in der er beerdigt wurde. (vgl. Heckmann 1996: 28 ff.)

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Schweriner Schelfstadt
Untertitel
Planung, Aufbau, Gründung ab 1698 bis Mitte des 18. Jahrhunderts
Hochschule
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Veranstaltung
Seminar: Die Architektur des Barock in Mecklenburg
Autor
Jahr
2009
Seiten
14
Katalognummer
V141145
ISBN (eBook)
9783640482122
ISBN (Buch)
9783640482160
Dateigröße
837 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schwerin, Schelfstadt, Schelfkirche
Arbeit zitieren
Rebecca Elisabeth Meyer (Autor:in), 2009, Die Schweriner Schelfstadt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141145

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