Die Geschwindigkeit der Sportler auf Brettern nimmt stetig zu. Dies ist vor allem der technischen Weiterentwicklung des Materials
zuzuschreiben. Auch im Breitensportbereich führt der gleiche Grund zu einem Anstieg der durchschnittlichen Fahrtgeschwindigkeit. Doch die Kehrseite des Geschwindigkeitszuwachses ist ein erhöhtes Unfallrisiko. In der Tat fällt es einigen Freizeitsportlern schwer, diese hohen
Geschwindigkeiten zu kontrollieren, da die konditionellen Voraussetzungen fehlen. Die Folge sind Stürze und zum Teil schwere Unfälle.
Gerade in der vergangenen Skisaison entfachte ein
prominentes Beispiel in Deutschland eine heftig geführte Debatte.
Die aktuelle Berichterstattung suggeriert dem Leser, dass es immer gefährlicher wird, sich auf den Skipisten der Alpen zu bewegen. Man könnte der Vermutung erliegen, dass die Gesamtanzahl der Unfälle zunimmt. Scheinbar kommt es auf den Pisten zu erschreckend vielen Zusammenstößen von Skifahrern. Eine solche Kollision überleben dann nur diejenigen, die einen Sturzhelm tragen.
Damit man solche Meldungen richtig einschätzen kann, muss
man folgende Fragen stellen: Steigt die Zahl der Kollisionen auf den Pisten tatsächlich? Ist ein Schneesporthelm beim Skifahren nötig?
Um diese Fragen nüchtern zu beantworten, sollte man sie zunächst einordnen. In der folgenden Diskussion werden wir uns anfangs mit den aktuellen Unfallzahlen beschäftigen.
Damit erhält man einen Überblick. Danach wird sich zeigen, wie groß die tatsächliche Zahl von Kollisionen ist. Im Anschluss soll ein Versuch unternommen werden, die Bedeutung von
Sturzhelmen für den modernen Skifahrer zu erarbeiten. Dabei sollen die Vorteile von Helmen klar formuliert werden.
Es bleibt zusagen, dass die Antworten auf die oben gestellten Fragen in erster Linie nur Relevanz für den deutschen Sprachraum haben. An dieser Stelle wird davor gewarnt, internationale
Verallgemeinerungen zu postulieren, da signifikante landestypische Unterschiede bestehen.
Trotzdem wird es spannend sein zu sehen, ob die eingangs beschriebene Erwartungshaltung, welche durch die Medien generiert ist, von diesen seriösen Statistiken getragen wird. Es ist
allerdings einzusehen, dass im Rahmen dieser Arbeit die Diskussion nicht zum Abschluss gebracht werden kann. Es ist vielmehr im Interesse dieses Aufsatzes einen konstruktiven
Beitrag zu leisten und vielleicht einen Impuls für die fortlaufende Debatte zu geben.
Inhalt
Einleitung
1 Entwicklung der Unfallzahlen im alpinen Skisport
2 Entwicklung der Anzahl der Kollisionsunfälle
3 Entwicklung der Verletzungslokalisation
4 Der Schneesporthelm:
eine Antwort auf die Entwicklungen
Zusammenfassung
Literatur
Einleitung
„ Schneller als die Fallgeschwindigkeit kannst nimmer sein und da sind wir ja schon fast. Es ist ein Wahnsinn. “
Der dreimalige österreichische Weltmeister Karl Schranz hat mit diesem Ausspruch die Entwicklungstendenz im alpinen Skisport gut umrissen. Die Geschwindigkeit der Sportler auf Brettern nimmt stetig zu. Dies ist vor allem der technischen Weiterentwicklung des Materials zuzuschreiben. Auch im Breitensportbereich führt der gleiche Grund zu einem Anstieg der durchschnittlichen Fahrtgeschwindigkeit. Doch die Kehrseite des Geschwindigkeitszuwachses ist ein erhöhtes Unfallrisiko. In der Tat fällt es einigen Freizeitsportlern schwer, diese hohen Geschwindigkeiten zu kontrollieren, da die konditionellen Voraussetzungen fehlen. Die Folge sind Stürze und zum Teil schwere Unfälle. Gerade in der vergangenen Skisaison entfachte ein prominentes Beispiel in Deutschland eine heftig geführte Debatte. Ein Artikel der Wochenzeitschrift Die Welt vom 4. Januar 2009 lautet wie folgt.
„ [...] Althaus ´ Unfall war nicht der einzige, der sich in den vergangenen Wochen in den Alpen ereignete. Am Freitag fuhr ein Skifahrer eine 17-J ä hrige in Brand in Vorarlberg um und verletzte sie am R ü cken. Am Samstag vor einer Woche prallte im Ö sterreichischen Mittersill ein 57-J ä hriger Mann aus Klings in Th ü ringen mit einem 19- J ä hrigen Sch ü ler aus M ü nchen zusammen. Der 57-J ä hrige trug keinen Helm, erlitt einen offenen Sch ä delbruch und starb. Der Sch ü ler dagegen war mit Sturzhelm gefahren und kam mit einem Sch ä delbasisbruch ins Krankenhaus. In Italien kam an Weihnachten ein 51-J ä hriger auf der Piste nach einer Kollision mit einem 16-J ä hrigen ums Leben. “
Eine derartige Berichterstattung suggeriert dem Leser, dass es immer gefährlicher wird, sich auf den Skipisten der Alpen zu bewegen. Man könnte der Vermutung erliegen, dass die Gesamtanzahl der Unfälle zunimmt. Scheinbar kommt es auf den Pisten zu erschreckend vielen Zusammenstößen von Skifahrern. Eine solche Kollision überleben dann nur diejenigen, die einen Sturzhelm tragen. Damit man solche Meldungen richtig einschätzen kann, muss man folgende Fragen stellen: Steigt die Zahl der Kollisionen auf den Pisten tatsächlich? Ist ein Schneesporthelm beim Skifahren nötig?
Um diese Fragen nüchtern zu beantworten, sollte man sie zunächst einordnen. In der folgenden Diskussion werden wir uns anfangs mit den aktuellen Unfallzahlen beschäftigen. Damit erhält man einen Überblick. Danach wird sich zeigen, wie groß die tatsächliche Zahl Seite 2/12 von Kollisionen ist. Im Anschluss soll ein Versuch unternommen werden, die Bedeutung von Sturzhelmen für den modernen Skifahrer zu erarbeiten. Dabei sollen die Vorteile von Helmen klar formuliert werden.
Zur qualitativen Beantwortung der gestellten Fragen werden drei Veröffentlichungen die Primärquellen darstellen. Dabei handelt es sich einmal um den Unfallbericht Sicherheit im Skisport: Unf ä lle und Verletzungen im alpinen Skisport - Zahlen und Trends 2007/2008, der von der Auswertungsstelle f ü r Skiunf ä lle der ARAG in Zusammenarbeit mit der Stiftung Sicherheit im Skisport erstellt wurde. Des Weiteren wird ein Artikel der Zeitschrift Orthop ä die& Rheuma mit dem Titel Verletzungstrends beim Skisport - Schnell und schneidig in die Klinik als Grundlage für die Diskussion dienen. Der eben genannte Artikel bezieht sich maßgeblich auf Beiträge zum IX. Internationalen Kongress f ü r Wintersportmedizin vom 11. bis 14.01.2007 in Garmisch-Partenkirchen. Bei der dritten Quelle handelt es sich um eine gemeinsame Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft Sicherheit im Sport (Deutschland), der Beratungsstelle f ü r Unfallverh ü tung (Schweiz), des Kuratorium f ü r Verkehrssicherheit (Österreich) und der EuroSafe Taskforce Sports Safety.
Damit ist klar, dass die Antworten auf die oben gestellten Fragen in erster Linie nur Relevanz für den deutschen Sprachraum haben. An dieser Stelle wird davor gewarnt, internationale Verallgemeinerungen zu postulieren, da signifikante landestypische Unterschiede bestehen. Trotzdem wird es spannend sein zu sehen, ob die eingangs beschriebene Erwartungshaltung, welche durch die Medien generiert ist, von diesen seriösen Statistiken getragen wird. Es ist allerdings einzusehen, dass im Rahmen dieser Arbeit die Diskussion nicht zum Abschluss gebracht werden kann. Es ist vielmehr im Interesse dieses Aufsatzes einen konstruktiven Beitrag zu leisten und vielleicht einen Impuls für die fortlaufende Debatte zu geben.
1 Entwicklung der Unfallzahlen im alpinen Skisport
Wie eben beschrieben, soll zu Beginn ein kurzer Überblick über die Unfälle im alpinen Skisport gegeben werden. Dazu dient maßgeblich die Studie Sicherheit im Skisport: Unf ä lle und Verletzungen im alpinen Skisport - Zahlen und Trends 2007/2008, der von der Auswertungsstelle f ü r Skiunf ä lle der ARAG erstellt wurde. Dabei handelt es sich um die Allgemeine Versicherungs-AG, die beinahe alle Sportunfälle und damit auch Skiunfälle erfasst. Mit klassischen statischen Mitteln1 werden die Daten ausgewertet, um als Grundlage für die Berechnung der Versicherungsrisiken zu dienen. Daher hat die ARAG aus ganz natürlichen Gründen ein großes Interesse daran, dass diese Zahlen so exakt wie möglich sind. Wenn man sich den Unfallbericht von 2009 durchliest, kann man folgende Fakten finden. In der Saison 2007/08 kam es im Vergleich zur ersten Berichtssaison1979/80 zu 50% weniger Verletzten pro 1.000 Skifahrer. Betrachtet man die mittelfristige Entwicklung, so zeigt sich in der aktuellen Berichtssaison ein rückläufiger Trend im Vergleich zu den Saisons 2001/02 bis 2005/06.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Verletze im alpinen Skisport - Verletzte pro 1000 Skifahrer (SCHULZ, 2009, S.4)
Ausgehend von etwa 4,2 Mio. deutschen Skifahrern ergibt sich hochgerechnet eine Zahl von ca. 50.000 - 52.000 Sportlern, die sich bei der Ausübung des alpinen Skisports verletzten. In diese Untersuchung einbezogen werden nur solche Verletzungen, die eine ärztliche Behandlung zur Folge hatten.
Eine stationäre Aufnahme in einem Krankenhaus erfolgte bei hochgerechnet etwa 7.200 Skifahrer. Auch hier bestätigt sich der seit Mitte der 1990er Jahre anhaltend rückläufige Trend. (vgl. SCHULZ, 2009, S.3f)
Ganz ähnliche Zahlen werden im Artikel Verletzungstrends beim Skisport - Schnell und schneidig in die Klinik vorgestellt. Allerdings kam ein weiterer interessanter Punkt zur Sprache: 90% der Unfälle ereignen sich abseits der Piste. Dieser Fakt wird auch von einer Studie des Institut f ü r Schnee- und Lawinenforschung (Davos, Schweiz) gestützt. In diesem Zusammenhang ist eine traurige Zahl zu nennen. Jährlich sind 22 Todesfälle aufgrund von Lawinenverschüttungen in der Schweiz zu beklagen. Damit ist nicht der Zusammenprall die Haupttodesursache beim Skifahren. Das wird auch im Artikel Verletzungstrends beim Skisport festgehalten. Es wurde klar gesagt, dass 90% der Unfälle selbstverschuldet sind und Kollisionsunfälle dagegen nur 10% ausmachen.
2 Entwicklung der Anzahl der Kollisionsunfälle
In der öffentlichen Debatte der letzten Saison wurde immer wieder auf Zusammenstöße von Skifahren eingegangen. Doch ist die Zahl von Kollisionsunfällen wirklich gestiegen? Der Unfallbericht der ARAG hat darauf eine klare Antwort. In der Vorsaison war die Zahl der Kollisionsunfälle mit 0,75 pro 1.000 Skifahrer auf den niedrigsten Stand seit der Saison 1979/80 gefallen. Dieser Wert kann aber aufgrund des Rückgangs der insgesamt gefahrenen Pistenkilometer nur eingeschränkt zum Vergleich herangezogen werden. Seit der Saison 2001/02 scheint sich jedoch ein leichter Rückgang der Kollisionsunfälle abzuzeichnen. Diese Entwicklung deckt sich mit der in der Schweiz, wo in den letzten Jahren zwischen 5 und 7 von 100 Verletzungen auf eine Kollision zurückzuführen waren. Wie in den zurückliegenden Saisons war auch 2007/08 zu beobachten, dass männliche Skifahrer überproportional häufig an Kollisionsunfällen beteiligt waren. So machten Männer etwa 60% der Verletzten aus, waren aber an fast 70% der Kollisionsunfälle beteiligt. (vgl. SCHULZ, 2009, S.9)
[...]
1 Gemeint sind maßgeblich Mittelwert (Lageparameter einer Messgröße), Standardabweichung (Streuungsparameter einer Messgröße) und Korrelation (Abhängigkeitsparameter zweier oder mehrere Messgrößen).
- Quote paper
- Matthias Müller (Author), 2009, Sicherheit im alpinen Skisport, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140760
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