Diese Arbeit befasst sich mit dem Volksstück "Nebeneinander" von Georg Kaiser. Das Volksstück entstand 1923. Für die Arbeit wurde "Nebeneinander" der sechsbändigen Sammlung von Kaisers Werken, herausgegeben von Walther Huder (1971), entnommen. Kaiser gilt als Schriftsteller des Expressionismus, obwohl seine Werke nur zu einem Drittel expressionistisch sind. Den Utopien der Expressionisten wurde ab etwa 1920 zunehmend die „objektive“ Wirklichkeit, ein sachlicher, um Exaktheit bemühter Stil entgegengesetzt. Das Volksstück "Nebeneinander" gehört zur „Neuen Sachlichkeit.“ Während die Betrachtungsweise der Wirklichkeit vom Autor eine sachliche ist, enthält jedoch die Figur des Pfandleihers expressionistische Züge. Im Volksstück prallen expressionistisch und sachlich veranlagte Figuren aufeinander. Am Ende unterliegen die beiden dem Expressionismus zugewandten Personen.
Im ersten Kapitel wird die besondere Gliederung des Stücks in Bezug auf Szenenfolge und Personen dargestellt.
Kapitel zwei schildert zuerst die inhaltlichen Eigenheiten anhand der drei wichtigsten Figuren in "Nebeneinander": In 2.1. wird der ungewöhnliche und unerwartete Verlauf der Handlung kurz umrissen. Anschließend nimmt das Kapitel 2.2. eine eingehende Betrachtung der Lebenseinstellung von Pfandleiher, Luise und Neumann unter dem Aspekt der Problembewältigung vor. Das Kapitel geht den Fragen nach, welche Vorfälle von welcher Figur überhaupt als schwierig angesehen werden und wo die jeweilige Lebenshaltung die Personen hinführt.
Dem gescheiterten expressionistischen Menschen - dem Pfandleiher- wendet sich das dritte Kapitel zu: Wie gestaltet sich das Zusammentreffen mit anderen Menschen seiner Zeit? Die Entscheidung des Pfandleihers, Selbstmord zu begehen, ist ebenso Gegenstand dieses Kapitels wie der vorangegangene Einsatz desselben, den Selbstmord von Luise zu verhindern.
Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit der Sprache im neusachlichen Volksstück "Nebeneienander". Exemplarisch werden Mittel dargestellt, die eine besondere Art, die Wirklichkeit zu sehen, mit sich bringen.
Inhaltsverzeichnis
- Aufbau
- Pfandleiher - Luise - Neumann
- Inhaltliche Eigenheiten anhand der Personen
- Lebenseinstellungen
- „Der expressionistische [gescheiterte] Mensch zieht sich in seine Wunschwelt zurück oder sucht den Tod, gerade weil er an seiner Umwelt verzweifelt und in ihr nicht mehr leben will."
- Sprache im neusachlichen Volksstück
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert das Volksstück „Nebeneinander" von Georg Kaiser, das 1923 entstand. Im Fokus steht die Auseinandersetzung mit der „Neuen Sachlichkeit" als Stilrichtung und deren Einfluss auf die Figuren und Handlung des Stücks.
- Die Spannung zwischen expressionistischen und sachlichen Figuren
- Die unterschiedlichen Lebenseinstellungen der Figuren
- Die Rolle der Sprache als Ausdruck der jeweiligen Lebenshaltung
- Die Auswirkungen der „Neuen Sachlichkeit" auf die Darstellung von Mensch und Gesellschaft
- Die Frage nach der Möglichkeit des „erneuerten Menschen" im Kontext des Stücks
Zusammenfassung der Kapitel
Das Volksstück „Nebeneinander" ist in drei Akte gegliedert, die jeweils in drei Szenen unterteilt sind. Jeder Akt beginnt mit einer Szene, die Pfandleiher und seine Tochter zeigt, bevor das Geschehen in die Schleuse wechselt, wo Luise die zentrale Figur ist. Die Schlussszene jedes Aktes spielt im Wohnraum Borsigs, in dem Neumann die Hauptrolle einnimmt. Das Stück zeichnet sich durch eine besondere Gliederung aus, die auf parallele Handlungsstränge setzt, die „nebeneinander" verlaufen. Die drei verschiedenen Szenen innerhalb eines Aktes sind nicht miteinander verbunden, sondern entwickeln sich unabhängig voneinander. Nur im ersten Akt treffen Pfandleiher und Neumann in der Pfandleihe aufeinander.
Der Pfandleiher ist die zentrale Figur des Stücks, die durch den Fund eines Briefes von Neumann in eine andere Richtung als Luise und Neumann gerät. Seine Aufgabe sieht er darin, den Brief an Luise zu übermitteln, was ihn zum Außenseiter macht und sein Schicksal und das seiner Tochter besiegelt. Im Gegensatz zu Luise und Neumann, die ihre negativen Erlebnisse unterschiedlich bewältigen, bleibt der Pfandleiher in seiner Verzweiflung gefangen. Er scheitert an der Ignoranz seiner Mitmenschen und wird am Ende des Stücks ruiniert.
Luise findet hingegen Trost und neue Liebe bei Krüger, während Neumann sich durch seine sachliche und berechnende Art in der Gesellschaft behauptet. Die Sprache im Stück spiegelt die unterschiedlichen Lebenshaltungen der Figuren wider. Der Pfandleiher, der in Mystik gefangen ist, verwendet eine Sprache, die von Verzweiflung und Unverständnis geprägt ist. Neumann hingegen agiert mit einer klaren und sachlichen Sprache, die auf Erfolg und Kontrolle ausgerichtet ist. Das Stück zeigt, wie die „Neue Sachlichkeit" die Darstellung von Mensch und Gesellschaft beeinflusst. Die Welt ist nicht mehr geheimnisvoll und unberechenbar, sondern durch Berechnung beherrschbar.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die „Neue Sachlichkeit", das Volksstück, Georg Kaiser, Expressionismus, Sachlichkeit, Pfandleiher, Luise, Neumann, Lebenseinstellungen, Sprache, Gesellschaft, „erneuerter Mensch", Vision, Selbstmord, Zynismus, Entmystifizierung, Mystik, Mittel der Sprache.
- Arbeit zitieren
- MA Angela Exel (Autor:in), 1998, Neue Sachlichkeit im Volksstück "Nebeneinander" von Georg Kaiser, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14070
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