Eine der meist gestellten Fragen in meinem Leben. Kein Wunder, als ein asiatisch aussehende Person in Deutschland zu sein. Mit jüngeren Jahren antwortete ich auf die Frage mit der Antwort: "Ich komme aus Korea". Die Situation erfolgt weiter, indem die Frage stellende Person fasziniert über eigene Reiseerfahrungen, Essen oder Filme von Korea teilt oder indem auch Fragen über die "koreanische Kultur" gestellt werden. Damit stelle ich mich in eine Position einer Ausländerin, die aus einem anderem Land kommt und diese Kultur repräsentiert. Im Nachhinein ließ sich jedoch bei einem tieferen Blick die Frage stellen: "Komme ich denn wirklich aus Korea?"
Solche Fragen und Antworten führen letztendlich zurück auf die Frage: "Wer bin ich und wie beschreibe ich mich vor anderen Menschen?" In einem Wort gefasst werde ich der Frage von Identität(en) konfrontiert. Ich, als in Deutschland geborenes Kind unter Eltern koreanischer Herkunft, wurde bisher drei größeren Kategorien von Identität zugeordnet: Erstens, die kleine Koreanerin unter den Deutschen, zweitens, die Deutsche unter den Koreanern oder drittens werde ich auch als "Gyopo" beschrieben. Gyopo ist eine Bezeichnung für eine diasporisch koreanische Person, mit der ich mich am meistens identifiziere, wenn es um die Frage der Identität geht. Doch was ist Identität? Wie kommt sie zustande?
In diesem Zuge möchte ich in der Hausarbeit versuchen, den Prozess von Konstruktion einer Identität als emisches Konzept der Akteure zu analysieren und zu dekonstruieren. Die zentrale Fragestellung lautet wie folgt: Wie werden Identitäten durch Fremdzuschreibungen konstruiert, durch Selbstzuschreibungen rekonstruiert? Ziel der Arbeit ist es, insbesondere die dynamischen Prozess der Verschiebungen von Identitätskategorien aufzudecken. Es geht also weniger um die Frage der linguistische Definition, was letztendlich Identität ist, sondern, wie Identität in der Reziprozität zwischen Individuum und Gesellschaft (re)konstruiert wird. Dafür werde ich im ersten Teil kurz das theoretische Konzept von Identität nach Stuart Hall anreißen, das die Basis meiner Arbeit bildete. Der zweite Teil widmet sich der Analyse meiner Beobachtungen und Interviews. Akteur*innen, die zielgerichtet in der Arbeit im Fokus stehen, sind Zugehörige der nachfolgenden Generationen koreanischer Einwanderer*innen in Deutschland, die ständig mit der Frage von Zugehörigkeit als "multikulturell" aufgewachsenes Kind - auch "Gyopo" genannt, konfrontiert werden.
- Citation du texte
- Anonyme,, Dynamiken und Verschiebungen von Identität(en), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1406229
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