„Im Nachhinein, das heißt aus der Perspektive des Erwachsenen, der seine liebe Not mit dem Erwerb von Fremdsprachen hat, erscheint der Erstspracherwerb vielleicht wie ein Kinderspiel.“ Doch der Schein trügt, wenn man sich vor Augen hält, dass sich hinter dem Phänomen des Spracherwerbs eine der komplexesten Aufgaben verbirgt, mit denen das Kind im Laufe seiner Entwicklung konfrontiert wird.
Spracherwerb, also die Beherrschung der Muttersprache, gestaltet sich jedoch bei fast allen Kindern erstaunlich ähnlich. Das bedeutet, dass die Stufen der Sprachentwicklung von allen Kindern, unter Berücksichtigung individueller Differenzen wie beispielsweise Sprachstörungen, überwiegend gleich verlaufen.
Um sich hier jedoch nun genauer die Komplexität des Spracherwerbs zu vergegenwärtigen, ist es zunächst sinnvoll, einen komprimierten Überblick über die Entwicklung sprachlicher Strukturen des Spracherwerbs aufzuzeigen. Darauf aufbauend sollen die Stufen der kindlichen Sprachentwicklung bis zum Vorschulalter näher betrachtet werden. Weiterhin sollen Fallbeispiele aus dem sprachwissenschaftlichen Seminar „Sprachdatenerhebung und qualitative Analysen: kindlicher Spracherwerb und Geheimsprachen“ bei der Darstellung des Stufenmodells exemplarisch aufgezeigt werden. Vorab soll an dieser Stelle jedoch angemerkt werden, dass ausschließlich der Erwerb der gesprochenen Sprache Betrachtung finden wird, der Schriftsprachenerwerb wird an dieser Stelle ausgeblendet...
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Entwicklung sprachlicher Strukturen
2.1 Die phonetisch-phonologische Ebene
2.2 Die morphologisch-syntaktische Ebene
2.3 Die semantisch-lexikalische Ebene
3. Die Stufen der kindlichen Sprachentwicklung
3.1 Der Erwerb der Sprachlaute im Kleinkindalter
3.2 Einwortäußerungen
3.3 Zweiwortäußerungen
3.4 Die Drei- und Mehrwortphase
4. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Im Nachhinein, das heißt aus der Perspektive des Erwachsenen, der seine liebe Not mit dem Erwerb von Fremdsprachen hat, erscheint der Erstspracherwerb vielleicht wie ein Kinderspiel.“[1] Doch der Schein trügt, wenn man sich vor Augen hält, dass sich hinter dem Phänomen des Spracherwerbs eine der komplexesten Aufgaben verbirgt, mit denen das Kind im Laufe seiner Entwicklung konfrontiert wird.
Spracherwerb, also die Beherrschung der Muttersprache, gestaltet sich jedoch bei fast allen Kindern erstaunlich ähnlich. Das bedeutet, dass die Stufen der Sprachentwicklung von allen Kindern, unter Berücksichtigung individueller Differenzen wie beispielsweise Sprachstörungen, überwiegend gleich verlaufen.
Um sich hier jedoch nun genauer die Komplexität des Spracherwerbs zu vergegenwärtigen, ist es zunächst sinnvoll, einen komprimierten Überblick über die Entwicklung sprachlicher Strukturen des Spracherwerbs aufzuzeigen. Darauf aufbauend sollen die Stufen der kindlichen Sprachentwicklung bis zum Vorschulalter näher betrachtet werden. Weiterhin sollen Fallbeispiele aus dem sprachwissenschaftlichen Seminar „Sprachdatenerhebung und qualitative Analysen: kindlicher Spracherwerb und Geheimsprachen“ bei der Darstellung des Stufenmodells exemplarisch aufgezeigt werden. Vorab soll an dieser Stelle jedoch angemerkt werden, dass ausschließlich der Erwerb der gesprochenen Sprache Betrachtung finden wird, der Schriftsprachenerwerb wird an dieser Stelle ausgeblendet.
2. Die Entwicklung sprachlicher Strukturen
Der Spracherwerb wird allgemein in die phonetisch-phonologische (Ebene der Sprachlaute), in die morphologisch-syntaktische (Ebene der Grammatik) und in die semantisch-lexikalische Ebene (Ebene des Sprachverständnisses) unterteilt.[2] Diese drei Ebenen sind eng miteinander verbunden, bedingen sich im Verlauf des Spracherwerbs gegenseitig und verlaufen zum Teil synchron.
2.1 Die phonetisch-phonologische Ebene
Der Gegenstandsbereich der Phonetik ist die gesprochene Sprache in all ihren Realisierungen. Phonetik, als Teil der (akustischen) Lautlehre, untersucht die Faktoren und Komponenten sprachlicher Laute. „Jede menschliche Sprache verfügt über ein Repertoire von kleinsten bedeutungsunterscheidenden Lauteinheiten, genannt Phoneme, wobei man wiederum zwischen Konsonanten (z. B. /p/, / m/) und Vokalen (z. B. /a/, /u/) trennt.“[3] Beispielsweise unterscheiden sich die Wörter Masse und Tasse durch die Phoneme /m/ und /t/.
Die Phonologie untersucht ebenfalls die gesprochene Sprache, jedoch unter einem anderen Gesichtspunkt. Bei der Phonologie geht es um die Funktionen von Lauteinheiten innerhalb eines Sprachsystems, also um die konkret geäußerten Laute in einem Wort, die so genannten Phone.
Dittmann betrachtet diese Ebene als „Feinheiten der Artikulation“[4] und ist der Meinung, dass vor allem diese Stufe eine enorme Herausforderung für das Kind während des Spracherwerbsprozesses darstellt.
2.2 Die morphologisch-syntaktische Ebene
Der morphologische Teilbereich dieser Ebene hat die bedeutungs- oder funktionstragenden Elemente einer Sprache, die Morpheme, zum Gegenstand. „Aus den kleinsten bedeutungsunterscheidenden Einheiten bildet jede Sprache ihre kleinsten bedeutungstragenden Einheiten, genannt Morpheme.“[5] Morpheme setzen sich aus Phonemen zusammen. Lexikalische Morpheme, wie beispielsweise Haus oder rot, bilden grundsätzlich den Wortschatz einer Sprache und auch durch Kombinationen von Morphemen können neue Wörter gebildet werden.
Die Syntax als weiterer Bestandteil der Grammatik behandelt Muster, Regeln, Bau, Struktur und Gliederung eines Satzes. “Etwas vereinfacht formuliert: Eine endliche Zahl von Einheiten einer Sprache kann durch ein System von endlich vielen Regeln, nämlich durch die Syntax der Sprache, zu potentiell unendlich vielen verschiedenen Strukturen kombiniert werden, den grammatikalisch korrekten Sätzen der Sprache.“[6]
Hier ist demnach festzuhalten, dass der Erwerb der syntaktischen Regeln für ein Kind maßgeblich ist, wenn es eine Sprache beherrschen will.
[...]
[1] Dittmann, Jürgen, Der Spracherwerb des Kindes – Verlauf und Störungen, S.9.
[2] Vgl. Oksaar, Els, Spracherwerb im Vorschulalter – Einführung in die Pädolinguistik, S. 163ff.
[3] Dittmann, Jürgen, Der Spracherwerb des Kindes – Verlauf und Störungen, S. 10.
[4] Vgl. ebd., S.11.
[5] Ebd.
[6] Ebd., S.12.
- Citation du texte
- Anonyme,, 2007, Die Stufen der kindlichen Sprachentwicklung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140466
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