Diese Seminararbeit beinhaltet die Grundzüge der Verantwortungsgesellschaft nach Amitai Etzioni. Etzioni stellt in seinem Werk ‚Die Verantwortungsgesellschaft‘ dar, wie sich eine Gesellschaft, in der soziale Kälte herrscht und die von moralischer Erosion betroffen ist, zu einer guten Gesellschaft entwickelt.
Nachdem in dieser Arbeit zunächst das Missverhältnis zwischen dem verantwortungslosen Individualismus und dem Engagement bzw. der Verantwortung für das Kollektiv erläutert wird, wird im nächsten Schritt betrachtet was aus kommunitaristischen Gesichtspunkten eine gute Gesellschaft auszeichnet.
Hierzu wird das Konzept der gebunden Autonomie betrachtet, woraufhin das Verständnis von Autonomie und Ordnung im Gegensatz zum individualistischen, zivilgesellschaftlichen und sozialkonservativen Verständnis abgegrenzt wird.
Darauf aufbauend wird auf die Bedeutung und Entstehung gemeinsam geteilter Grundwerte eingegangen. Der moralische Dialog spielt hierbei eine entscheidende Rolle und wird aus diesem Grund hervorgehoben, wobei Regeln und Ablaufschritte kurz aufgezeigt werden.
Im Anschluss daran wird das moralische Fehlverhalten im Management betrachtet, da dieses als Zeichen eines Werteverfalls in der Gesamtgesellschaft zu interpretieren ist. In diesem Kontext wird die aktuelle Entwicklung anhand kommunitaristischer Gesichtspunkte bewertet und auf Möglichkeiten eingegangen wie das Gleichgewicht zwischen Autonomie und Ordnung erreicht werden kann.
Hierbei stehen vor allem Unternehmen im Fokus der Betrachtung. Da sie in der heutigen Gesellschaft eine immer bedeutenderer und einflussreichere Rolle einnehmen, liegt es an ihnen die Diskussion und Reflexion von Grundwerten voranzutreiben.
Abschließend werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie Unternehmen den moralischen Dialog initiieren können, um die Stabilität der kommunitaristischen Gesellschaft zu sichern.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Grundverständnis des Kommunitarismus
2.1 Die Idee der Verantwortungsgesellschaft
2.1.1 Ordnung und Autonomie im Gleichgewicht
2.1.2 Die Bedeutung moralischer Stimmen
3. Entwicklung und Wandel der kommunitaristischen Sichtweise
4. Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Diese Seminararbeit beinhaltet die Grundzüge der Verantwortungsgesellschaft nach Amitai Etzioni. Etzioni stellt in seinem Werk ‚Die Verantwortungsgesellschaft‘ dar, wie sich eine Gesellschaft, in der soziale Kälte herrscht und die von moralischer Erosion betroffen ist, zu einer guten Gesellschaft entwickelt.
Nachdem in dieser Arbeit zunächst das Missverhältnis zwischen dem verantwortungslosen Individualismus und dem Engagement bzw. der Verantwortung für das Kollektiv erläutert wird, wird im nächsten Schritt betrachtet was aus kommunitaristischen Gesichtspunkten eine gute Gesellschaft auszeichnet.
Hierzu wird das Konzept der gebunden Autonomie betrachtet, woraufhin das Verständnis von Autonomie und Ordnung im Gegensatz zum individualistischen, zivilgesellschaftlichen und sozialkonservativen Verständnis abgegrenzt wird.
Darauf aufbauend wird auf die Bedeutung und Entstehung gemeinsam geteilter Grundwerte eingegangen. Der moralische Dialog spielt hierbei eine entscheidende Rolle und wird aus diesem Grund hervorgehoben, wobei Regeln und Ablaufschritte kurz aufgezeigt werden.
Im Anschluss daran wird das moralische Fehlverhalten im Management betrachtet, da dieses als Zeichen eines Werteverfalls in der Gesamtgesellschaft zu interpretieren ist. In diesem Kontext wird die aktuelle Entwicklung anhand kommunitaristischer Gesichtspunkte bewertet und auf Möglichkeiten eingegangen wie das Gleichgewicht zwischen Autonomie und Ordnung erreicht werden kann.
Hierbei stehen vor allem Unternehmen im Fokus der Betrachtung. Da sie in der heutigen Gesellschaft eine immer bedeutenderer und einflussreichere Rolle einnehmen, liegt es an ihnen die Diskussion und Reflexion von Grundwerten voranzutreiben.
Abschließend werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie Unternehmen den moralischen Dialog initiieren können, um die Stabilität der kommunitaristischen Gesellschaft zu sichern.
2. Grundverständnis des Kommunitarismus
Während in den achtziger Jahren der Anstieg individueller Freiheit durch die zunehmende Bedeutungslosigkeit gängiger Normen und Verhaltensweisen gefeiert wurde, kommen allmählich Zweifel auf, ob ein Mehr an Freiheit auch immer die bessere Alternative darstellt. Denn ein Mehr an Freiheit beinhaltet auch immer mehr Wahlmöglichkeiten, dadurch fehlt die gesellschaftliche Verhaltensvorgabe, was letztendlich soziale Tugenden und somit die soziale Ordnung aushöhlt (Etzioni, 1997, S. 14 f./ S. 18).
Es besteht zunehmend ein Missverhältnis zwischen Anspruchsdenken und Verantwortungsgefühl, m.a.W. muss die Gemeinschaft mehr für das Individuum leisten als das Individuum für die Gemeinschaft bereit ist zu leisten (Etzioni, 1995, S. 3). Es besteht somit ein steigendes Ungleichgewicht zwischen Leistung und Gegenleistung (Etzioni, 1995, S. 18).
Durch die Festigung rekonstruierter tugendhafter Grundlagen soll der moralischen Orientierungslosigkeit und dem unverantwortlichen Individualismus Einhalt geboten werden (Etzioni, 1995, S. 14).
Die Idee ist, eine Gemeinschaft aus freien Individuen aufzubauen, deren Zusammenhalt nicht auf staatlicher Überwachung, sondern auf einem gemeinsam definierten und geteilten Wertesystem beruht (Etzioni, 1995, S. 18 f.).
Um ein Umdenken zur Förderung des Gleichgewichts zwischen Individuum und Gemeinschaft herbeizuführen, ist eine gesellschaftliche Bewegung nötig, die die öffentliche und persönliche Moral sowie die gemeinnützige Verantwortung stärkt. Die Prägung des sozialen Lebens erfolgt dabei über ein neues Wertebewusstsein (Etzioni, 1995, S.21 ff.).
Ziel ist es, das Gleichgewicht zwischen der Tradition und der Moderne in der Gesellschaft herzustellen, wobei als Kennzeichen der Tradition eine auf Tugenden basierte Ordnung und als Kennzeichen der Moderne eine gut geschützte Autonomie zu nennen sind (Etzioni, 1997, S. 18 f.).
Etzioni, als Kommunitarist, erörtert was eine gute Gesellschaft auszeichnet, wie sich unsere Gesellschaft entwickelt und auf welche Art und Weise eine Balance zwischen Individuum und Gemeinschaft angestrebt werden kann (Etzioni, 1997, S. 16).
2.1 Die Idee der Verantwortungsgesellschaft
Nachdem ein Grundverständnis für die kommunitaristische Denkweise und die aktuelle Problemstellung vermittelt wurde, werden im folgenden Kapitel die Ideen zur Umsetzung des Gleichgewichts zwischen Freiheit und Ordnung sowie der Entstehung von Grundwerten und deren Legitimation betrachtet.
2.1.1 Ordnung und Autonomie im Gleichgewicht
Eine gute Gesellschaft zeichnet sich durch ein Gleichgewicht zwischen den Elementen Ordnung und Autonomie bzw. Freiheit aus (Etzioni, 1997, S. 32). Um diese Übereinstimmung auf makrosozialer Stufe zu erreichen, definierte Etzioni die goldene Regel: „Achte und wahre die moralische Ordnung der Gesellschaft in gleichem Maße, wie du dir wünschst, daß die Gesellschaft deine Autonomie achtet und wahrt.“ (Etzioni, 1997, S. 19).
Zunächst ist festzuhalten, dass der Mensch nicht als autarkes Individuum an sich betrachtet werden kann, sondern immer in ein soziales Netz eingebettet ist. Die Gesellschaft kann somit als „Bündel von Eigenschaften“ interpretiert werden. Sie kann nur funktionieren, wenn die Beiträge der einzelnen Teile den Bedürfnissen der Gesamtgesellschaft entspricht (Etzioni, 1997, S. 28).
Jede funktionierende Gesellschaft benötigt ein Mindestmaß an sozialer Ordnung, wobei diese durch Befürwortung gewisser Werte verdichtet werden kann. Die soziale Ordnung ist bewusst oder unbewusst abhängig von dem Engagement ihrer einzelnen Mitglieder für gemeinsame Ziele. Wie dicht die soziale Ordnung ist, kann daran abgelesen werden, wie sehr die Werte, die als elementare Bestandteile der Gemeinschaft gelten, auch im Alltag von den Gesellschaftsmitgliedern verfolgt werden (Etzioni, 1997, S. 33).
Eine gute soziale Ordnung braucht demnach Werte, die von den Mitgliedern der Gesellschaft gemeinsam geteilt werden und denen sie sich verpflichtet fühlen. Alle Individuen müssen eine gleiche grundlegende Auffassung von dem haben, was als richtig oder falsch gilt (Etzioni, 1997, S. 35).
Dabei wirkt eine soziale Ordnung natürlich besonders anziehend auf jene Gesellschaften, die durch soziale Verwahrlosung gekennzeichnet sind. Wichtig ist jedoch vor allem, dass eine Ordnung vorliegt, die den moralischen Verpflichtungen der Gesellschaftsmitglieder entspricht. Ziel ist es, eine Ordnung zu formen, welche auch auf lange Sicht bestand hat. Durch die goldene Regel soll das Spannungsverhältnis zwischen den privaten Interessen des Individuums und den gesellschaftlichen Interessen verringert werden. Denn der Einzelne übernimmt aus innerer Überzeugung Aufgaben, die dem Kollektiv zugute kommen. Diese Aufgaben werden ihm nicht von außen auferlegt, sondern er fühlt sich ihnen verpflichtet. Das Engagement des Einzelnen Verantwortung übernehmen zu wollen beruht demnach auf freiwilliger Basis (Etzioni, 1997, S. 36).
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- Quote paper
- Rebecca Pfaffl (Author), 2009, Die Grundzüge der Verantwortungsgesellschaft nach Amitai Etzioni, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140314
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