„Albert Oehlen ist eine Schlüsselfigur der Ende der 70er-Jahre wiederauflebenden und bis heute aktuellen Mediendiskussion.“ Die Frage, wie man heutzutage malen kann, hat er auf ganz eigene Art beantwortet. Sein Beitrag zur Kunst der 80er Jahre ist eine Malerei skurriler Inhalte und Pinselgestiken.
Aber Oehlen hat das Medium Malerei über die späten 70er und 80er Jahre hinaus in einem internationalen Kontext neu definiert. Sein Anliegen ist nicht die Verteidigung und Fortführung eines traditionellen Bereichs. Ihm geht es darum, das Tafelbild gegenüber den neuen Medien und auch gegenüber seiner eigenen Geschichte immer wieder zu hinterfragen. Mit inszeniertem Desinteresse an der Form der Darstellung, Bedeutungsverschiebungen und Witz kommentiert er die Wertvorstellungen und Ideologien innerhalb der Kunst und die Rolle des klassischen Bildbegriffs.
In den 80er Jahren realisiert Oehlen seine serielle „Malerei über Malerei“. Ihm gelingt es abstrakte und figurative Elemente so zu verbinden, dass sie entweder nebeneinander stehen oder sich durchdringen. Zwischen 1982 und 1984 entstehen die Spiegelbilder, denen echte Spiegel eingefügt sind. Dadurch sollen einerseits die Stereotype der Bildbetrachtung, andererseits die fiktiven Bildräume in Frage gestellt werden.
Das Gemälde wird bei Oehlen zu einem Feld, indem eine Verschiebung des Bildes stattfindet. Es wird dadurch die Möglichkeit gegeben, eine fortwährende Erweiterung und Bewegung auf der Bildoberfläche zu finden - allerdings nicht im Sinne semantischer Doppeldeutigkeit. Er sucht durch Strategien der Komplizierung von Malerei eine größtmögliche Offenheit seines Œuvres. Nichts soll auf Dauer fixiert bleiben.
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Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Albert Oehlen. Ein Protagonist der permanenten Hinterfragung des Mediums Malerei
3 Oehlens Kunst in den 80er Jahren
3.1 Die 80er Jahre unter dem Motto: „Ich halte nichts sauber.“
3.2 Abstrakte und figurative Elemente in Oehlens Malerei
3.3 Oehlens Portraits
3.4 Spiegelbilder
4 Abschließende Worte zu Albert Oehlens künstlerischen Schaffens
1 Einleitung
Die vorliegende Arbeit soll einen Überblick Albert Oehlens (*1954) künstlerischen Schaffens in den 1980er Jahren geben. Da Oehlens Schaffen sehr vielseitig war, und weit über die Malerei hinausreicht, wird in dieser Arbeit versucht den Fokus so auszurichten, dass der Hintergrund seines künstlerischen Anliegens erörtert wird. Neben der Malerei sind zahlreiche andere Projekte gestartet worden, die teils von heftigen gesellschaftlichen Reaktionen begleitet wurden. Solcherlei Auftritte wurden meist kollektiv begangen. Werner Büttner, Georg Herold, Markus Oehlen & Martin Kippenberger sind Albert Oehlens Partner. Diese Aktionen reichen von einem Gemälde in der Buchhandlung „Welt“ in Hamburg, die als Reaktion eine Anzeige wegen Veröffentlichung pornografischer Darstellungen mit sich bringt, über gemeinsame Ausstellungen, Vorträge, Buchprojekte, Schallplattenproduktionen.
Diese Arbeit wird sich ausschließlich mit Oehlens malerischen Schaffens beschäftigen und mit seiner Auseinandersetzung des Malerei-Mediums. Gerade in den 80er Jahren ist dieses Medium von Oehlen reflektiert worden.
Durch seine Beiträge zur Kunst der 80er Jahre, durch seine Computerbilder der 90er Jahre, wird er zu einem der bedeutendsten Künstler der Gegenwart[1].
2 Albert Oehlen. Ein Protagonist der permanenten Hinterfragung des Mediums Malerei
„Albert Oehlen ist eine Schlüsselfigur der Ende der 70er-Jahre wiederauflebenden und bis heute aktuellen Mediendiskussion.“[2] Die Frage, wie man heutzutage malen kann, hat er auf ganz eigene Art beantwortet. Sein Beitrag zur Kunst der 80er Jahre ist eine Malerei skurriler Inhalte und Pinselgestiken.
Aber Oehlen hat das Medium Malerei über die späten 70er und 80er Jahre hinaus in einem internationalen Kontext neu definiert. Sein Anliegen ist nicht die Verteidigung und Fortführung eines traditionellen Bereichs. Ihm geht es darum, das Tafelbild gegenüber den neuen Medien und auch gegenüber seiner eigenen Geschichte immer wieder zu hinterfragen. Mit inszeniertem Desinteresse an der Form der Darstellung, Bedeutungsverschiebungen und Witz kommentiert er die Wertvorstellungen und Ideologien innerhalb der Kunst und die Rolle des klassischen Bildbegriffs.[3]
In den 80er Jahren realisiert Oehlen seine serielle „Malerei über Malerei“. Ihm gelingt es abstrakte und figurative Elemente so zu verbinden, dass sie entweder nebeneinander stehen oder sich durchdringen.[4] Zwischen 1982 und 1984 entstehen die Spiegelbilder, denen echte Spiegel eingefügt sind. Dadurch sollen einerseits die Stereotype der Bildbetrachtung, andererseits die fiktiven Bildräume in Frage gestellt werden.[5]
Das Gemälde wird bei Oehlen zu einem Feld, indem eine Verschiebung des Bildes stattfindet. Es wird dadurch die Möglichkeit gegeben, eine fortwährende Erweiterung und Bewegung auf der Bildoberfläche zu finden - allerdings nicht im Sinne semantischer Doppeldeutigkeit.[6] Er sucht durch Strategien der Komplizierung von Malerei eine größtmögliche Offenheit seines Œuvres. Nichts soll auf Dauer fixiert bleiben.[7]
Gemeinsam mit Werner Büttner, Georg Herold und Martin Kippenberger entwickelte Oehlen Anfang der 80er Jahre eine neue Haltung in der Kunst. Eine Malerei, die frech, kritisch und offensiv, wie auch ironisch (und selbstironisch) und emotional aufgeladen sein konnte.[8] Sie stellten sich der Frage, wie Malerei heute – noch – möglich ist. Sie versuchen diese Frage strategisch zu lösen. Motivisch radikal nicht-hierarchisch, malerisch radikal antivirtuos.[9] Neue Wege in und um die Malerei zu suchen, ist das zentrale Ziel Oehlens virtuos antivirtuosen Vitalität.[10]
Um 1988/89 verschwinden die Referenzen an die reale Welt mehr und mehr. Oehlen sucht keine inhaltlichen Missstände mehr. Auch die Bildtitel, die meist zu einer weiteren Überfrachtung beigetragen haben, verschwinden. Oehlen selbst dazu: „Die Motive als Zumutung für die Kunst, das war irgendwann ausgereizt. […] die Zumutung an die Kunst durch Inhalt. Das verjährt[…], weil du es nicht weitermachen kannst.“[11]
Strategiewechsel. Oehlen wendet sich dem Konzept der „Postungegenständlichkeit“ zu. Er geht zwar von Bildgegenständen aus, lässt diese aber unter Farbflächen, Flecken-, Form- und Linienüberlagerungen in einem Bildchaos untergehen. Nun „überfüttert er die Malerei nicht mehr mit unpässlichen Inhalten, sondern mit der Malerei selbst.“[12] Den meist großformatigen Arbeiten ist das Überdosis-Prinzip gemeinsam. Der Blick des Betrachters irrt orientierungslos kreuz und quer, Klecksstrukturen, Gerinsel, chiffrenhafte Gegenstände, die sogleich von übermächtigen Farbgespinsten aufgesogen werden. Oehlen lehnt nicht umsonst die Frage nach „abstrakt“ oder „nicht abstrakt“ ab, da „irrelevant“, weil nicht ideologisch.[13]
Ob man es weiß oder sich vorzustellen vermag, dass es Oehlen nicht „um ein sinnliches Feuerwerk der Eindrücke geht“[14], sondern vielmehr um intellektuelle Vielgestaltigkeit. Ein Kontrast, ein Nebeneinander, ein Zusammenhang seien als intellektueller Effekt so stark, dass sie der Betrachter als Erlebnis mit primären Eindrücken verwechselt. Von Bildern der späten 80er und der 90er Jahre heißt es oft, dass „extrem viel“ zu sehen sei. Dass es um Vorführen, um ein In-Frage-Stellen und Auslegen prinzipieller malerischer Vorgänge geht, hilft nicht zu verstehen, warum es nicht praktischer wäre, genau dies in wenigen geeigneten Szenarien und im Überblick zu zeigen. „Doch daß nie ohne Grund viel passiert, wenn viel passiert, gilt natürlich auch hier.“[15]
1990 publiziert Oehlen Skizzen äusserst leicht bekleideter Frauenkörper in abgezirkelt-abstrahierten Bildlandschaften.[16]
Oehlen sagt zu seiner Malerei: „Was ich vorhabe, ist ein Bild zu malen, bei dem es egal ist, ob was zu erkennen ist, das aber trotzdem zwingend ist.“[17] Schon in früherer Zeit hat sich Oehlen von abstrakten Bildern Philip Gustons beeinflussen lassen. In dessen Bildern meint Oehlen seine eigene künstlerische Vorgehensweise wieder zu erkennen. Ein methodisches Malen, ohne eine Vorstellung oder ein festes Bild im Kopf zu haben. „Die Idee, dass aus Kunst etwas hervorgeht, was in sich zufrieden stellende Objekte zeigt, die zur Dekoration der Welt oder für ein besseres Erleben der Widersprüche nützen, die ist eben reaktionär im Vergleich dazu, dass das eigentliche Wesen von Kunst immer nur der Widerstreit von Gedanken und Ideen ist. Das ist dann schön. Aber das ist kein Wert an sich.“[18] so Albert Oehlen.
Oehlens Malerei soll eigenen Gesetzen gehorchen, in den der Zufall ebenso Platz in der Strategie der Komplizierung hat, wie der kalkulierte malerische Tabubruch.[19]
Ebenfalls in den frühen 90er Jahren entstehen Oehlens Computerbilder. 1992 noch schwarz-weiß, später auch farbig. Vorallem in den ersten Jahren, reflektieren sie den Stand der Computertechnik. Erkaltete, erstarrte Muster und Lineamente. Entgegen Oehlens Kunst in den 80ern, die „unrein“ war, setzt er nun auf eine sekundäre Verunreinigung, die mit schnell-hingepinselter Malerei wenig gemein hat. Der Computer schafft außerdem, Anfang der 90er Jahre, den gesuchten Anschluss an die neueste Medientechnik. „Der Plan war, auch auf der technischen Seite der Avantgarde zu sein.“[20]
[...]
[1] Oehlen, Albert: Selbstportrait mit 50millionenfacher Lichtgeschwindigkeit, Zürich 2004, S.9
[2] Oehlen, Albert: Selbstportrait mit 50millionenfacher Lichtgeschwindigkeit, Zürich 2004, S.9
[3] Quelle: http://www.secession.at/art/2004_oehlen_d.html
[4] Quelle: http://www.whoswho.de/templ/te_bio.php?PID=1950&RID=1
[5] Oehlen, Albert; Zdenek, Felix: Albert Oehlen. Malerei, Hamburg 1994, S.5
[6] Oehlen, Albert: Selbstportrait mit 50millionenfacher Lichtgeschwindigkeit, Zürich 2004, S.11
[7] vgl. ebd., S.37
[8] Quelle: http://www.kunsthalle.nuernberg.de/ausstellung/2005/oehlen/oehlen_g.htm
[9] Oehlen, Albert: Selbstportrait mit 50millionenfacher Lichtgeschwindigkeit, Zürich 2004, S.26
[10] vgl. ebd., S.37
[11] vgl. ebd., S.29
[12] Oehlen, Albert: Selbstportrait mit 50millionenfacher Lichtgeschwindigkeit, Zürich 2004, S.30
[13] vgl. ebd., S.30
[14] Oehlen, Albert; Zdenek, Felix: Albert Oehlen. Malerei, Hamburg 1994, S.21
[15] Oehlen, Albert; Zdenek, Felix: Albert Oehlen. Malerei, Hamburg 1994, S.21
[16] Oehlen, Albert: Selbstportrait mit 50millionenfacher Lichtgeschwindigkeit, Zürich 2004, S.30
[17] vgl. ebd., S.30
[18] vgl. ebd., S.31
[19] Oehlen, Albert: Selbstportrait mit 50millionenfacher Lichtgeschwindigkeit, Zürich 2004, S.31
[20] vgl. ebd., S.33
- Citation du texte
- Tina Pfab (Auteur), 2009, Albert Oehlen - Protagonist der ständigen Hinterfragung des Mediums Malerei, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140032
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