„Disputing (Argumentieren)“: Soll ein philosophischer Disput als sportlicher Wettstreit ausgetragen werden?
Die Philosophie ist keine Erfahrungswissenschaft, sie ist weder dazu verpflichtet, noch ist es in vielen Fällen überhaupt möglich, Aussagen oder Theorien empirisch zu untersuchen. Stattdessen versuchen Philosophen, den Hintergrund der Dinge durch sprachliche Konstrukte wie Begriffe, Aussagen oder Theorien, transparent und nachvollziehbar zu machen. Während Aussagen entweder wahr oder falsch sind, müssen Theorien auf ihre Prämissen sowie die argumentative Qualität ihrer Aussagen geprüft werden. Eine wichtige Methode der Philosophie ist die Argumentationskritik, deren Ziel es ist, Fehler und Fragwürdigkeiten in philosophischen Denkgebäuden sichtbar zu machen, und gegen kritische Fragen zu verteidigen. [...]
„Doing Thought Experiments“: Gedankenexperimente oder die Imagination des Möglichen
Timothy Williamson beschreibt in seinem Buch „Doing philosophy“ die Durchführung von Gedankenexperimenten als ein wichtiges Instrument philosophischen Handelns. Zunächst haben Gedankenexperimente eine illustrierende Funktion und fordern dazu auf, sich mit einer Frage oder einem Problem auseinander zu setzen. Nahezu alle philosophischen Aussagen und Theorien beziehen sich nicht nur auf konkrete, reale Situationen, sondern sie erheben den Anspruch, in allen möglichen und sogar denkbaren Fällen ihren Wahrheitsanspruch zu behaupten. Ihre Validierung kann also nicht nur durch das Durchspielen real existierender und denkbarer Möglichkeiten auf die Probe gestellt werden, vielmehr müssen die Theorien auch allen vorstellbaren, möglichen Prüfungen standhalten, um sich zu beweisen, sich zu entwickeln oder um widerlegt zu werden. Im Gedankenexperiment wird die Enge der Realität durch die geistige Kraft, die Phantasie, Vorstellungskraft, Einbildungskraft oder Imagination durchbrochen und es werden neue Möglichkeiten der Erkenntnis geschaffen. [...]
Deduktion: ihre Bedeutung für die Philosophie
Der Ursprung der Anwendung von Deduktion auf philosophische Fragestellungen geht auf Aristoteles zurück, der erkannt hat, dass wir mittels unserer Vernunft über das Vermögen verfügen, unmittelbare und irrtumsfreie Wahrheiten zu erfahren, aus denen wir deduktiv konkrete, wahre Sätze ableiten können. Die Basis der Deduktion sind eine bestimmte Anzahl von Prämissen (P1, P2), aus denen sich der Schluss/die Konklusion (K) notwendigerweise ergibt. [...]
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- Wolfgang Seifert (Author), 2020, 3 Kurzessays zu Kapiteln aus Timothy Williamson "Doing philosophy", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1400065