Es ist wahrlich nicht untertrieben, das Jahr 1945 als bewegtes Jahr zu bezeichnen. Der zweite Weltkrieg ging zuende und während sich östlich der Oder eine riesige Kolonne von Deutschen aus ihren Wohngebieten in Schlesien, Ostpreußen, den anderen Ostgebieten des Reiches in Richtung „Rumpfdeutschland“ in Bewegung setzte , fanden sich im Schloss Cecilienhof zu Potsdam die Staatsoberhäupter der alliierten Siegermächte ein. Die 13 Sitzungen Stalins, Trumans und Churchills, welcher nach der Wahl in England von Attlee abgelöst wurde, sollten Regelungen für eine gut administrierte Besatzung Deutschlands und eine friedliche Nachkriegswelt hervorbringen. Dabei galt es jedoch den Spagat zwischen dem Versuch der Vermeidung alter Fehler aus den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges und den individuellen ideologischen Ansprüchen der Bündnispartner zu meistern. Im Zuge eines sich entwickelnden Konflikts zwischen UdSSR und USA ging es oft nicht mehr um eine Prävention künftiger deutscher Aggressionen, sondern eher um Einflussgebiete zur Verwirklichung der jeweiligen Politik.
In der Forschung hat man einerseits über die Regelung der Reparationsfrage diskutiert. Daniel Yergin nannte den später behandelten Kompromiss „einen bedeutenden Schritt zur Teilung“. Andererseits kam man zur Erkenntnis, dass die von Großbritannien gewünschten Ziele der qualitativen Verbesserung der eigenen Industrie und das Ziehen der „Hauer“, dem deutschen Kriegspotential, unzureichend erfüllt wurden. Auch um die bereits erwähnten Vertreibungen gibt es eine Kontroverse. Ist der Artikel XIII des Potsdamer Abkommens ein Freibrief? Kittel und Möller argumentieren hier gegen eine bloße Verhinderung einer erneuten „Fünften Kolonne“. Angesichts von Organisationen wie dem BdV, ist die Aktualität dieses Themas unbestreitbar und wird deshalb auch in dieser Arbeit angesprochen werden.
Die von mir angewendete Methode wird in der Analyse des Potsdamer Abkommens und der Bewertung wichtiger Punkte in Bezug auf ihre Entstehung und ihre Bedeutung angesichts des sich entzündenden Ost-West-Konfliktes, liegen. Dazu ist ein Rückblick auf frühere Treffen der Anti-Hitler-Koalition jedoch unerlässlich. Diese kurze Abhandlung fragt nach Zielen und kann freilich nicht mehr leisten, als die Vielschichtigkeit der zu behandelnden Probleme bei einer Kompromissfindung betreffs der Behandlung Deutschlands in der Besatzungszeit darzustellen. Was in der Folge umgesetzt wurde, ist eine andere Frage.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
I. Die Rahmenbedingungen für Potsdam
II. Inhalt der Potsdamer Beschlüsse
III. Ergebnisse und Ausblick
Bibliografie
Einleitung
Es ist wahrlich nicht untertrieben, das Jahr 1945 als bewegtes Jahr zu bezeichnen. Der zweite Weltkrieg ging zuende und während sich östlich der Oder eine riesige Kolonne von Deutschen aus ihren Wohngebieten in Schlesien, Ostpreußen, den anderen Ostgebieten des Reiches in Richtung „Rumpfdeutschland“ in Bewegung setzte[1], fanden sich im Schloss Cecilienhof zu Potsdam die Staatsoberhäupter der alliierten Siegermächte ein. Die 13 Sitzungen Stalins, Trumans und Churchills, welcher nach der Wahl in England von Attlee abgelöst wurde, sollten Regelungen für eine gut administrierte Besatzung Deutschlands und eine friedliche Nachkriegswelt hervorbringen.[2] Dabei galt es jedoch den Spagat zwischen dem Versuch der Vermeidung alter Fehler aus den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges und den individuellen ideologischen Ansprüchen der Bündnispartner zu meistern. Im Zuge eines sich entwickelnden Konflikts zwischen UdSSR und USA ging es oft nicht mehr um eine Prävention künftiger deutscher Aggressionen, sondern eher um Einflussgebiete zur Verwirklichung der jeweiligen Politik.
In der Forschung hat man einerseits über die Regelung der Reparationsfrage diskutiert. Daniel Yergin nannte den später behandelten Kompromiss „einen bedeutenden Schritt zur Teilung“.[3] Andererseits kam man zur Erkenntnis, dass die von Großbritannien gewünschten Ziele der qualitativen Verbesserung der eigenen Industrie und das Ziehen der „Hauer“, dem deutschen Kriegspotential, unzureichend erfüllt wurden.[4] Auch um die bereits erwähnten Vertreibungen gibt es eine Kontroverse. Ist der Artikel XIII des Potsdamer Abkommens ein Freibrief? Kittel und Möller argumentieren hier gegen eine bloße Verhinderung einer erneuten „Fünften Kolonne“ und beziehen die Unterschiede zwischen „ethnischer“ und politischer Säuberung in Ost und West des ehemaligen Deutschen Reiches auf unterschiedliche Vorstellungen von Kollektivschuld in Demokratie und Diktatur.[5] Angesichts von Organisationen wie dem BdV, ist die Aktualität dieses Themas unbestreitbar und wird deshalb auch in dieser Arbeit angesprochen werden.
Die von mir angewendete Methode wird in der Analyse des Potsdamer Abkommens und der Bewertung wichtiger Punkte in Bezug auf ihre Entstehung und ihre Bedeutung angesichts des sich entzündenden Ost-West-Konfliktes, liegen. Dazu ist ein Rückblick auf frühere Treffen
der Anti-Hitler-Koalition jedoch unerlässlich. Als Literatur habe ich z.B. Benz´ „Potsdam 1945“[6] zu Rate gezogen. Dort waren auch die „Mitteilung über die Berliner Dreimächtekonferenz“ und einige andere Quellen vorzufinden. Auch Volkmanns[7] Sammelband mit Aufsätzen von Soutou oder Filitov hat durch einen Einblick in die verschiedenen Perspektiven der Alliierten auf Nachkriegsdeutschland sehr geholfen. Diese kurze Abhandlung fragt nach Zielen und kann freilich nicht mehr leisten, als die Vielschichtigkeit der zu behandelnden Probleme bei einer Kompromissfindung betreffs der Behandlung Deutschlands in der Besatzungszeit darzustellen. Was in der Folge umgesetzt wurde, ist eine andere Frage.
I. Die Rahmenbedingungen - Potsdams Vorgeschichte
Die US-Amerikanische Unterstützung der Alliierten war schon vor dem offiziellen Kriegseintritt, z.B. durch die Unterzeichnung der Atlantik-Charta im August 1941 klar formuliert. Die edlen Ziele von der Selbstbestimmung der Völker über ihre spätere Regierungsform waren enthalten, doch dürfte nicht nur in Stalins Selbstverständnis diese Selbstbestimmung sehr frei zu interpretieren sein.[8] Der Beitritt der Sowjetunion spielte auch deshalb eine wichtige Rolle, da angesichts des Hitler-Stalin-Paktes die Westmächte einen Separatfrieden der Sowjetunion mit Deutschland nicht für unmöglich hielten. Im Zuge der verbindlichen Erklärung der Atlantik-Charta am Neujahrstag 1942 versicherten die 26 Mitgliedsstaaten jedoch, keine derartigen Gespräche zu führen.[9] Über die Frage nach Deutschlands Einheit nach den Kampfhandlungen sollte später beraten werden. Der Wille zum Kampf bis zum vollständigen Sieg gegen die Faschisten wurde 1943 erneut auf der Casablanca-Konferenz zum Ausdruck gebracht, als die Formel von der „unconditional surrender“ verkündet wurde. Der Entstehung einer erneuten Dolchstoßlegende sollte ein Riegel vorgeschoben werden.[10] Die Außenministerkonferenz im Oktober 1943 brachte eine Definition des Deutschen Territoriums, als ausgedehnt bis zu den Grenzen des Reiches vor dem 1.1.1937, hervor. Später annektierte Länder wie Österreich, sollten nicht mehr zum Nachkriegsdeutschland gehören. Im zugehörigen Communiqué wurde ebenfalls schon auf die Bestrafung der Naziführer eingegangen, deren Verurteilung sich die Alliierten aufgrund der Schwere der verübten Kriegsverbrechen vorbehielten.[11] Vor allem aber wurde die EAC
(European Advisory Comission) gegründet, die sich mit den Nachkriegsplanungen auseinandersetzen sollte. Frankreich erhielt erst im November 1944 eine Einladung zum Beitritt. Nach der Potsdamer Konferenz wurde die Kommission abgeschafft.[12] Ein Gipfeltreffen in Teheran brachte im Dezember ´43 Tendenzen einer Zerstückelung Deutschlands. Konkretes war jedoch nicht zu verzeichnen. Churchills Plan von der Abtrennung Preußens, traf auf Roosevelts 5-Teilung-Idee und die Westverschiebung der dt. Ostgrenze wurde offiziell angesprochen.[13] Gut 14 Monate später traf man sich in gleicher Runde auf der Krim. Während die Westmächte bemüht waren, Stalins Bestrebungen die Curzon-Linie und 10 Milliarden Dollar Reparationszahlungen dingfest zu machen, einzudämmen, wurde Frankreich eine eigene Besatzungszone eingeräumt. Dies lag auch im wachsenden Misstrauen gegenüber den Sowjets begründet, denen man eine europäische Großmacht entgegenstellen wollte.[14]
Da das „Mirakel der Hohenzollern“ zugeschlagen hatte und der Amerikanische Präsident im Frühjahr 1945 gestorben war, fand die Potsdamer Konferenz vom 17. Juli bis zum 2. August mit dem neuen Staatsoberhaupt Harry S. Truman und seinem Außenminister Byrnes statt. Für Großbritannien war bis zum 25. Juli Churchill mit Eden anwesend, bevor ihn der neu gewählte Premierminister Attlee mit seinem Minister Bevin ablöste. Der Generalissimus Stalin und sein Außenminister Molotov waren somit die einzigen Teilnehmer, die auch alle vorherigen Treffen der Alliierten bestritten hatten. Ein französischer Vertreter war gar nicht erst eingeladen worden.[15]
II. Inhalt der Potsdamer Beschlüsse
Zunächst wurde der Rat der Außenminister errichtet. In diesem Gremium, das sich in der Regel in London zusammenfinden sollte, fanden sich die Amtsinhaber aus Großbritannien, der UdSSR, China, Frankreich und den USA mit ihren jeweiligen Stellvertretern wieder. Der Rat nahm in der Form die Rolle der EAC ein, dass er vordringlich Friedensverträge mit den Kriegsgegnern in Europa entwerfen und offene Fragen die Staatsgrenzen betreffend, bearbeiten sollte.[16] In Paragraph III hieß es „[…] wird die höchste Regierungsgewalt […] ausgeübt, und zwar von jedem in seiner Besatzungszone, sowie gemeinsam in ihrer Eigenschaft als Mitglieder des Kontrollrates in den Deutschland betreffenden Fragen.“[17]
[...]
[1] Vgl. Müller, R.-D./Ueberschär, G. R.: Kriegsende 1945. Die Zerstörung des Deutschen Reiches. Frankfurt am Main 1994. S. 118.
[2] Vgl. Benz, W.: Potsdam 1945. Besatzungsherrschaft und Neuaufbau im Vier-Zonen-Deutschland. München 42005. S. 207f.
[3] Yergin, D.: Shattered Peace. The Origins of the cold War and the National Security State. London 1980. zit. nach: Farquharson, J.: Grossbritannien und die deutschen Reparationen nach dem Zweiten Weltkrieg. In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 46 (1998). S. 43-67.
[4] Vgl. Farquharson: Grossbritannien und die deutschen Reparationen nach dem Zweiten Weltkrieg. S. 45.
[5] Vgl. Kittel, M./Möller, H.: Die Beneš-Dekrete und die Vertreibung der Deutschen im europäischen Vergleich. In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 54 (2006).
[6] Benz: Potsdam 1945.
[7] Volkmann, H.-E.: Ende der Dritten Reiches - Ende des Zweiten Weltkriegs. Eine perspektivische Rückschau. München 1995.
[8] Vgl. Benz: Potsdam 1945. S. 26f.
[9] Vgl. Ebd. S. 27.
[10] Vgl. Ebd. S. 30.
[11] Vgl. Ebd. S. 34.
[12] Vgl. Jürgen: Kriegskonferenzen. S. 6.
[13] Vgl. Möller/Ueberschär: Kriegsende 1945. S. 17.
[14] Vgl. Ebd. S. 21.
[15] Vgl. Volkmann: Ende der Dritten Reiches - Ende des Zweiten Weltkriegs. S. 99.
[16] Vgl. Benz: Potsdam 1945. S. 209.
[17] Ebd. S. 211.
- Citation du texte
- Martin Gerasch (Auteur), 2009, Das Treffen der "Großen Drei", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139826
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