In unserem Alltag drücken wir unsere Gedanken ganz selbstverständlich durch unsere Sprache aus. Meist sind wir uns dieses automatisierten Prozesses nicht bewusst. Als SprachwissenschaftlerInnen stellen wir uns aber die Frage, wie genau dieses „Übersetzen“ von Gedanken in Sprache funktioniert. Daher soll in dieser Arbeit zunächst erläutert werden, wie Sprache im Gehirn funktioniert. Hierbei ist das Forschungsfeld der Neurolinguistik relevant, in das im ersten Kapitel eine kurze Einführung mit den wichtigsten wissenschaftlichen Positionen und zu den neurologischen Grundlagen von Sprache gegeben wird. Das zweite Kapitel beschäftigt sich anhand von abstrakten Sprachmodellen damit, wie der Prozess vom Denken zur Sprache abläuft, wobei die Linguistik mit den Neurowissenschaften in Verbindung gebracht wird. Dies schafft eine Grundlage für die darauffolgenden Kapitel.
Doch was passiert nun, wenn die Übersetzungsleistung des Denkens in Sprache nicht mehr funktioniert? Aphasie-PatientInnen stehen genau vor diesem Problem. Ihr Denken und ihr Verstand funktionieren problemlos, doch sie können sich sprachlich nicht mehr ausdrücken. Das dritte Kapitel beschäftigt sich daher genauer mit verschiedenen Arten von Aphasie, wobei die Broca- und Wernicke-Aphasie aufgrund ihrer Häufigkeit im Fokus stehen. Dabei sollen zunächst in Kapitel 3.1 genauer definiert werden, was unter einer Aphasie zu verstehen ist und in Kapitel 3.2 aphasische Störungen auf neurologischer Ebene erklärt werden. Anschließend werden in Kapitel 3.3 die jeweiligen Syndrome anhand von Sprachbeispielen veranschaulicht und in Kapitel 3.4 eine Einteilung von Aphasie-Arten vorgenommen. Durch die „fehlerhafte“ Sprache und die zugrunde liegenden Verletzungen im Gehirn von AphasikerInnen lassen sich Rückschlüsse auf die Struktur von Sprache und ihre Verarbeitung ziehen. Welche Implikationen die Betrachtung von aphasischen Sprachbildern für die neurologische Verarbeitung von Sprache zulassen, erklärt zum Abschluss das Kapitel 3.5.
Derartige linguistisch fundierte Analysen der Sprache von AphasikerInnen ist in der bisherigen Fachliteratur kaum und besonders kaum auf Deutsch zu finden. Daher möchte die vorliegende Arbeit die hier bestehende Forschungslücke versuchsweise füllen. Betrachtet wird vor allem gesprochene Spontansprache und Sprachproduktion, wobei die Beispiele aus dem Deutschen und Englischen stammen.
- Citation du texte
- Ronja Uhlmann (Auteur), 2023, Sprache, Denken, Aphasien. Was die Sprache von AphasikInnern über Sprachverarbeitung und -struktur im Gehirn aussagen kann, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1397092
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