Der zunehmende Wettbewerbsdruck hat in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass sich Finanzmarkt und Bankenlandschaft einem rasanten Umstrukturierungsprozess gegenübersehen. Dabei erfassen diese Veränderungen mit dem Bankensektor ein wesentliches Charakteristikum des deutschen Finanzsystems, welches bislang stets als sicher und beständig eingestuft werden konnte.
Auch das in Deutschland schon traditionelle Relationship Lending wird sich diesem strukturell bedingtem Wandel nicht entziehen können. Ob die Vorteile dieser speziellen Beziehungen zwischen Bank und Kunde diesen Wandel überstehen können, soll mit dieser Arbeit untersucht werden. Dabei wird Relationship Lending in der Literatur nicht nur als die reine Kreditvergabe, sondern auch als weitere typische Bank- und Serviceleistungen verstanden. Als Synonyme werden deshalb Relationship Banking bzw. Hausbankbeziehung verwendet.
Diese Arbeit befasst sich zunächst theoretisch mit bestehenden Informationsproblemen in Kreditnehmer-Kreditgeber-Beziehungen, bevor die Vorteile einer Hausbankbeziehung dargestellt werden. Anschließend wird gezeigt, inwieweit diese theoretischen Erkenntnisse durch empirische Studien verifiziert werden konnten. Die Arbeit schließt mit einer Schlussbetrachtung und einem Ausblick.
INHALTSVERZEICHNIS
1 Einleitung und Problemstellung
2 Informationsprobleme in der Kreditnehmer-Kreditgeber-Beziehung
2.1 ex ante Unsicherheit
2.2 ex interim Unsicherheit
2.3 ex post Unsicherheit
3 Vorteile einer Hausbank-Beziehung
3.1 Vorteile aus der Langfristigkeit der Geschäftsbeziehung
3.2 Vorteile aus flexibler Vertragsgestaltung
3.3 Vorteile aus der Versicherungsfunktion der Kreditinstitute
4 Empirische Ergebnisse
4.1 Vorteile aus der Langfristigkeit der Geschäftsbeziehung
4.2 Vorteile aus flexibler Vertragsgestaltung
4.3 Vorteile aus der Versicherungsfunktion der Kreditinstitute
5 Schlussbetrachtung und Ausblick
TABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1: Ausgwählte Studien zum Relationship Lending
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung und Problemstellung
Der zunehmende Wettbewerbsdruck hat in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass sich Finanzmarkt und Bankenlandschaft einem rasanten Umstrukturierungsprozess gegenübersehen.[1] Dabei erfassen diese Veränderungen mit dem Bankensektor ein wesentliches Charakteristikum des deutschen Finanzsystems,[2] welches bislang stets als sicher und beständig eingestuft werden konnte.[3]
Auch das in Deutschland schon traditionelleRelationship Lending[4]wird sich diesem strukturell bedingtem Wandel nicht entziehen können. Ob die Vorteile dieser speziellen Beziehungen zwischen Bank und Kunde diesen Wandel überstehen können, soll mit dieser Arbeit untersucht werden. Dabei wird Relationship Lending in der Literatur nicht nur als die reine Kreditvergabe, sondern auch als weitere typische Bank- und Serviceleistungen verstanden.[5] Als Synonyme werden deshalbRelationship Bankingbzw.Hausbankbeziehungverwendet.
Diese Arbeit befasst sich zunächst theoretisch mit bestehenden Informationsproblemen in Kreditnehmer-Kreditgeber-Beziehungen, bevor die Vorteile einer Hausbankbeziehung dargestellt werden. Anschließend wird gezeigt, inwieweit diese theoretischen Erkenntnisse durch empirische Studien verifiziert werden konnten. Die Arbeit schließt mit einer Schlussbetrachtung und einem Ausblick.
2 Informationsprobleme in der Kreditnehmer-Kreditgeber-Beziehung
Informationsprobleme in der Beziehung zwischen Kreditnehmer und Kreditgeber resultieren aus der Tatsache, dass es in ihrer Kooperation Zeitpunkte gibt, die von unterschiedlichen Kenntnisständen der zukünftigen Projektentwicklung geprägt sind.[6] So ist der Kapitalgeber in der Regel schlechter über die Eigenschaften des Projektes informiert als der Unternehmer selbst.[7]
Dieser ungleiche Wissensstand wird im Allgemeinen als Informationsasymmetrie be- zeichnet und kann sowohlex ante,ex interimoderex postvorhanden sein.[8] In der Banktheorie hat sich die Klassifizierung der asymmetrischen Information nach dem Zeitpunkt ihres Auftretens durchgesetzt.[9]
Der Grad der Informationsasymmetrie ist dabei unter anderem von der Größe des Unternehmens abhängig. Betrachten wir eine mögliche Investition in ein kleines Unternehmen, so wird der Grad der asymmetrischen Information größer sein, als bei einer Beteiligung an einem Investitionsprojekt einer großen Unternehmung. Der Grund für diese Tatsache liegt vor allem darin, dass kleine Firmen nicht Gegenstand der Untersuchung von Ratingagenturen oder der Finanzpresse sind und von daher weniger Firmeninterna in die Öffentlichkeit gelangen.[10]
Aus den Informationsproblemen können sich in der Kreditbeziehung unerwünschte Effekte, wie zum Beispiel die Auswahl der falschen Kreditnehmer(adverse Selektion)oder opportunistisches Verhalten während der Vertragslaufzeit(MoralHazard)ergeben.[11] Ihre Beseitigung ist mit Kosten verbunden, die von den Vertragspartnern getragen werden müssen.[12]
2.1 ex ante Untersicherheit
Eine ex ante Unsicherheit liegt vor, wenn ein Vertragspartner vor Abschluss der Ko- operation einen Informationsvorsprung hinsichtlich der Qualität des Projektes besitzt. Diese Diskrepanz tritt regelmäßig in Kreditbeziehungen auf, da der Kreditnehmer grundsätzlich besser über die speziellen Projektrisiken informiert ist als der Kredit- geber.[13]
AKERLOF(1970)illustrierte dieses Problem am Beispiel des Gebrauchtwagenmarktes, bei dem der Verkäufer die Qualität des von ihm angebotenen Wagens kennt. Diese Information ist für den potenziellen Käufer allerdings nicht bzw. nicht kostenlos zugänglich. In Folge dieser asymmetrischen Information sinkt der Preis, den die Nachfrager zu zahlen bereit sind. Anbieter qualitativ guter Wagen haben nun keinen Anreiz mehr, ihre Ware anzubieten und nehmen diese vom Markt. Das Resultat ist, dass gute Ware aus dem Markt gedrängt wird und schlechte dort verbleibt.[14]
Übertragen auf den Kreditmarkt zeigt sich, dass Banken einen Großteil des Finan- zierungsrisikos tragen. Durch eine negative Risikoauslese kommt es zu einer Zinser- höhung, die Ausfälle von „schlechten“ Kreditnehmern kompensieren soll. Allerdings sind nur die Kreditnehmer bereit, erhöhte Zinsen zu zahlen, die ein sehr hohes Risiko in ihren Investitionen eingehen. Durch die Tatsache, dass Banken nicht in der Lage sind, Unterschiede im Risikoprofil der Unternehmen zu erkennen, besteht die Möglichkeit, dass sie sich durch eine Zinserhöhung selbst schädigen.[15] In der Literatur ist dieses Problem unteradverser Selektionbekannt.[16]
Grundsätzlich sind beide Vertragspartner bemüht, die Informationsasymmetrie abzubauen. Lösungsmöglichkeiten der Qualitätsunsicherheit bestehen dabei in derSelbstselektion[17] bzw. demSignalisieren[18].
Als Selbstselektion wird die Möglichkeit der Ausgestaltung des Kreditvertrags durch den Kreditgeber bezeichnet. Dieser kann zum Beispiel durch Forderung hoher Sicherheiten sicherstellen, dass nur Kreditnehmer mit gewünschter Qualität diesen Vertrag akzeptieren.[19]
Signalisieren bezeichnet das Aussenden von Informationen des Kreditnehmers. So könnte ein Unternehmer durch den unaufgeforderten Erwerb von Zeugnissen oder Zertifikaten seine Qualifikation nachweisen. Da dieser Erwerb für unqualifizierte Unternehmer mit großen Bemühungen verbunden ist, wird die Bank sicher sein, dass dieses Signal nur dann ausgesandt wird, wenn der Unternehmer qualifiziert ist und der Erwerb geringe Anstrengungen erfordert.[20]
Auch in dem vonWEBB (1991)entwickelten Zwei-Perioden-Modell können die Kreditnehmer den Kreditgebern ihre Güte signalisieren. Hier hängt die Zinszahlung der zweiten Periode davon ab, ob in der ersten Periode Zins und Tilgung vereinbarungsgemäß erbracht wurden.[21]
2.2 ex interim Untersicherheit
Als ex interim Unsicherheit wird ein Zustand bezeichnet, in dem der Kapitalnehmer einen Verhaltensspielraum besitzt, der vom Kapitalgeber nicht zu beobachten ist. Dieses Problem wird in der Literatur im Allgemeinen alsMoral Hazard bezeichnet.[22]
[...]
[1] Vgl. Krahnen (1998), S. 9; Boot/Thakor (2000), S. 679; Leidig (2004), S. 802.
[2] Vgl. Edwards/Fischer (1994), S. 1; Allen/Gale (2000), S. 36ff.; Lehmann/Neuberger (2001), S. 339f.
[3] Vgl. Kley (2004a), S. 169.
[4] Vgl. Hommel/Schneider (2004), S. 577.
[5] Vgl. Petersen/Rajan (1994), S. 6; Boot (2000), S. 9.
[6] Vgl. Hartmann-Wendels u.a. (2004), S. 95; Hofmann (2006), S. 652.
[7] Vgl. Ewert (1988), S. 829; Hofmann (2006), S. 652.
[8] Vgl. Hartmann/Wendels u.a. (2004), S. 83.
[9] Vgl. Hartmann-Wendels u.a. (2004), S. 96.
[10] Vgl. Petersen/Rajan (1994), S. 4; Lehmann/Neuberger (2001), S. 343.
[11] Vgl. Petersen/Rajan (1994), S. 5; Hofmann (2006), S. 652.
[12] Vgl. Hartmann-Wendels u.a. (2004), S. 95.
[13] Vgl. Hartmann-Wendels u.a. (2004), S. 98.
[14] Vgl. Akerlof (1970), S. 488 ff.
[15] Vgl. Hanser (2001), S. 23.
[16] Vgl. Arrow (1986), S. 1185ff.; Hartmann-Wendels u.a. (2004), S. 98f.; Hofmann (2006), S. 652.
[17] Vgl. Arrow (1986), S. 1183ff.
[18] Vgl. Spence (1973), S. 358f.
[19] Vgl. Hartmann-Wendels u.a. (2004), S. 99.
[20] Vgl. Hartmann-Wendels u.a. (2004), S. 99f.
[21] Vgl. Webb (1991), S. 305ff.
[22] Vgl. Hartmann-Wendels u.a. (2004), S. 100.
- Citar trabajo
- Diplom-Kaufmann Sönke Frey (Autor), 2007, Relationship Lending, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/139159
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