1. Einleitung (önsöz)
„Türkisch ist die Muttersprache von ca. 3,5 Millionen Menschen in Westeuropa; über 2 Millionen davon leben in Deutschland.“ (Tekinay 2002, S.XXXI). Wenn man bedenkt, dass die zweiten oder aber auch dritten Generationen dieser Migrantengruppe den deutschen Schulunterricht besuchen, so muss man sich als angehender Pädagoge mit den eventuell auftretenden Sprachschwierigkeiten auseinandersetzen. Damit dies gelingt, ist es von Vorteil, wenn man sich einen gewissen Überblick über die – in diesem Fall – türkische Sprache verschafft. Welches Regelwerk organisiert sie? Welchem Laut- und Zeichensystem folgt sie? Über die Phonetik hinaus: Welche Unterschiede bestehen auf der orthographischen, morphologischen und syntaktischen Ebene?
In meiner Vergleichstudie werde ich mich auf den ersten Blick auf die linguistische Ebene begeben. Anhand von Beispielen - Fehler, welche türkische Muttersprachler begehen - werde ich den Versuch wagen, die Brücke zwischen der deutschen und türkischen Sprache zu schlagen. Hängen diese ‚Sprachfehler’ eventuell mit den Regeln der Muttersprache zusammen?
Im ersten Kapitel gehe ich kurz auf allgemeine Informationen und grundlegend Wissenswertes beider Sprachen ein. Dazu werde ich einen kurzen Überblick über die Entstehung liefern, verschiedene Dialekte anschneiden und die Besonderheiten der Grammatik skizzieren.
Im zweiten Kapitel gehe ich auf die Phonetik ein. Gibt es Unterschiede im Alphabet? Welche Rolle spielt die Vokalharmonie im Türkischen?
Im dritten Kapitel steht die Orthographie im Mittelpunkt. Regelungen der Groß- und Kleinschreibung und Konsonantenanhäufungen stehen hier im Fokus.
Die Morphologie wird im vierten Kapitel abgedeckt. Dabei gehe ich auf die Kasusformen, das grammatische Geschlecht, die Personal- und Possessivpronomen, die Pluralbildung, die Adjektive und die Komparation, sowie auf die Tempusformen ein.
Im letzten Kapitel widme ich mich dem Satzbau, der Syntax; gibt es hier Unterschiede zwischen der deutschen und türkischen Sprache?
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung (önsöz)
2. Allgemeine Informationen zur türkischen und deutschen Sprache
2.1 Überblick (panorama)
2.2 Dialekte (diyalekt)
2.3 Besonderheiten der Grammatik (gramer özelik)
3 Phonetik (ses bilgisi)
3.1 Das Alphabet (alfabe)
3.2 Die Vokalharmonie (Ünlü Uyumu)
3.2.1 Kleine Vokalharmonie (küçük ses uyumu)
3.2.2 Große Vokalharmonie (büyük ses uyumu)
4 Orthographie (ortografi)
4.1 Groß- und Kleinschreibung (büyük- küçük harflerin kullanılışı)
4.2 Konsonantenanhäufung (ünsüz toplanma)
5 Morphologie (morfoloji)
5.1 Kasusformen (çekim hali)
5.2 Fehlendes grammatisches Geschlecht und die Artikellosigkeit im Türkischen
5.3 Personalpronomen (şahis zamiri)
5.4 Possessivpronomen (iyelik zamiri)
5.5 Pluralbildung (çoğul)
5.6 Adjektive und Komparation (sıfat ve mukayese)
5.7 Tempusformen (zaman)
6 Der Satzbau (cümle yapısı)
7 Fazit (netice)
8 Literatur
1. Einleitung (önsöz)
„Türkisch ist die Muttersprache von ca. 3,5 Millionen Menschen in Westeuropa; über 2 Millionen davon leben in Deutschland.“ (Tekinay 2002, S.XXXI). Wenn man bedenkt, dass die zweiten oder aber auch dritten Generationen dieser Migrantengruppe den deutschen Schulunterricht besuchen, so muss man sich als angehender Pädagoge mit den eventuell auftretenden Sprachschwierigkeiten auseinandersetzen. Damit dies gelingt, ist es von Vorteil, wenn man sich einen gewissen Überblick über die – in diesem Fall – türkische Sprache verschafft. Welches Regelwerk organisiert sie? Welchem Laut- und Zeichensystem folgt sie? Über die Phonetik hinaus: Welche Unterschiede bestehen auf der orthographischen, morphologischen und syntaktischen Ebene?
In meiner Vergleichstudie werde ich mich auf den ersten Blick auf die linguistische Ebene begeben. Anhand von Beispielen - Fehler, welche türkische Muttersprachler begehen - werde ich den Versuch wagen, die Brücke zwischen der deutschen und türkischen Sprache zu schlagen. Hängen diese ‚Sprachfehler’ eventuell mit den Regeln der Muttersprache zusammen?
Im ersten Kapitel gehe ich kurz auf allgemeine Informationen und grundlegend Wissenswertes beider Sprachen ein. Dazu werde ich einen kurzen Überblick über die Entstehung liefern, verschiedene Dialekte anschneiden und die Besonderheiten der Grammatik skizzieren.
Im zweiten Kapitel gehe ich auf die Phonetik ein. Gibt es Unterschiede im Alphabet? Welche Rolle spielt die Vokalharmonie im Türkischen?
Im dritten Kapitel steht die Orthographie im Mittelpunkt. Regelungen der Groß- und Kleinschreibung und Konsonantenanhäufungen stehen hier im Fokus.
Die Morphologie wird im vierten Kapitel abgedeckt. Dabei gehe ich auf die Kasusformen, das grammatische Geschlecht, die Personal- und Possessivpronomen, die Pluralbildung, die Adjektive und die Komparation, sowie auf die Tempusformen ein.
Im letzten Kapitel widme ich mich dem Satzbau, der Syntax; gibt es hier Unterschiede zwischen der deutschen und türkischen Sprache?
2. Allgemeine Informationen zur türkischen und deutschen Sprache
2.1 Überblick (panorama)
Am 1.November 1928, nach der Ausrufung der Türkischen Republik (Türkiye Cumhuriyeti), wurde das für das Türkische modifizierte lateinische Alphabet eingeführt (vgl. Ileri 2007, S.1). Bis zu diesem Zeitpunkt wurde im Osmanischen Reich (1299-1922) das Osmanische mit arabischen Buchstaben geschrieben. Das Osmanische ist eine hybride Sprache, die „aus arabischem, persischem und türkischem Wortschatz und teilweise auch aus nicht türkischen Grammatikregeln“ besteht (ebd.). Nach dieser Ablösung des arabischen Alphabets begann in den dreißiger Jahren, geführt von der „Türkischen Sprachgesellschaft“ (Türk Dil Kurumu) eine massive Sprachreform (vgl. Ersen-Rasch 2004, S.3). Ziel dieser Sprachreform, welche mit der Einführung der modifizierten lateinischen Schrift begann, war „[d]ie Reinigung der Sprache von arabischen und persischen Elementen […]“ (Ileri 2007, S.1), d.h. die Sprachreform war von politischer, sprachdidaktischer und sprachwissenschaftlicher Natur. Aus dem sprachwissenschaftlichen Blickwinkel eignet sich die arabische Schrift für die türkische Sprache nicht, da sie die Vokale nicht immer kennzeichnet. In der türkischen Sprache ist aber „[d]er Wechsel der Vokale in Suffixen von großer Bedeutung […].“ (ebd.). Die sprachdidaktische Intention unterlag der Annahme, „dass man mit der Türkisierung der Sprache und der Einführung der lateinischen Schrift die Alphabetisierung breiter Bevölkerungsschichten schneller vorantreiben würde.“ (ebd.). „Nicht zuletzt war die Sprachreform ein integraler Bestandteil des politischen Konzepts, wonach der türkische Nationalstaat das Ziel hatte, sich u.a. aufgrund von laizistischen und evolutionären Prinzipien aufzubauen.“ (ebd.). Ein anderes Ziel des 1932 in Ankara gegründeten Sprachvereins war es, „[a]rabische und persische Lehnwörter des Osmanischen durch türkische Wörter zu ersetzen […].“ (Tekinay 2002, S.XLII). Zahllose neue Wörter wurden eingeleitet, und dieser Spracherneuerungsprozess in der Türkei ist immer noch nicht vollendet (vgl. ebd.). Außerdem war die Intention der Sprachreformer „Laut und Schrift […] in Einklang zu bringen, sodass jedem Laut ein Buchstabe entsprechen sollte […].“ (Ileri 2007, S.1). Dies ist ihnen aber leider nicht vollends gelungen.
Die türkische Sprache – türkisch, auch Türkeitürkisch – gehört zur Ural-altaischen Sprache und ist heute die Staatssprache der Türkei. Sie ist die Muttersprache von ca. 90% der Bevölkerung in der Türkei. Auch in Bulgarien, Usbekistan, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Aserbaidschan wird türkisch gesprochen, sowie auf Zypern und in anderen Teilen Griechenlands. Ferner gibt es zahlreiche Sprecher des Türkeitürkischen in Belgien, Österreich und Deutschland (ca. 2 Mio). Ebenso leben Türken noch in Rumänien, auf dem Gebiet Ex-Jugoslawiens, im Irak, im Iran, in den USA, in Kanada, in Frankreich, in den Niederlanden und in Schweden. (vgl. http://infofrosch.info). 1991 zeigte eine Studie, dass es insgesamt 56 Millionen Sprecher der heutigen Türkeitürkischen Sprache gibt (vgl. ebd.).
Die deutsche Sprache ist eine mitteleuropäische Sprache mit etwa 100 Millionen SprecherInnen und gehört dem Stamm der germanischen Sprachen an. Sie wird in Deutschland, Österreich und in der deutschsprachigen Schweiz sowie in Lichtenstein gesprochen. „Hinzu kommen Gebiete mit nennenswerten Bevölkerungsanteilen mit Deutsch als Muttersprache in Luxemburg, im französischen Elsass, in Belgien und Italien (Südtirol).“ (http://www.sprachensteckbriefe.at). Deutsch gehört zu den indogermanischen Sprachen und ist eine der weit verbreiteten Sprachfamilie der Welt. Ein kurzer Einblick: Zählt man die MuttersprachlerInnen des Deutschen, die Deutsch als Zweitsprache -und Deutsch als Fremdsprache-SprecherInnen zusammen, beträgt die Zahl der DeutschsprecherInnen weltweit ca. 145 Millionen (vgl. http://www.bundestag.de).
Was sind nun weitere einschlägige Unterschiede zwischen den beiden Sprachen? Im Folgenden werde ich einige grundlegenden Merkmale des Türkischen hervorheben, um den Unterschied zur deutschen Sprache zu verdeutlichen.
2.2 Dialekte (diyalekt)
Im Vergleich zum Deutschen sind im Türkischen Dialekte nicht so stark ausgeprägt.
Im Türkischen definieren sich Dialekte überwiegend über den phonologischen Bereich. Dennoch gibt es bei der Verständigung trotz Dialektunterschiede keine Probleme. Die Schriftsprache entspricht dem Türkischen, das in Istanbul gesprochen wird. Im Türkischen wird nicht zwischen Hoch- und Volkssprache differenziert, vielmehr werden die unterschiedlichen Dialekte mit den verschiedenen Fachbereichen oder in verschiedenen gesellschaftlichen Schichten begründet.
Überdies werden in der Türkei einige Mindersprachen (kurdisch, griechisch, lasisch, armenisch), welche weitgehend unterdrückt oder verboten sind, gesprochen (vgl. Cimili et al. 1976).
2.3 Besonderheiten der Grammatik (gramer özelik)
Vergleicht man das Deutsche mit dem Türkischen, so ist Ersteres stark durch Flexionen gekennzeichnet. Hingegen ist die türkische Sprache stark durch Agglutination gekennzeichnet.
„Das Türkische ist eine agglutinierende Sprache, sie „leimt“ und „klebt“ an den Wortstamm Suffixe, um Abwandlungen und Bedeutungsunterschiede auszudrücken. Während in den europäischen Sprachen die Flexion oder Wortbiegung durch Veränderungen des Wortstammes geschieht, […] werden im Türkischen Suffixe angehängt[…].“ (Spies&Emircan 1997). Betrachtet man also die türkische Sprache, so kann man sagen, dass auf der morphologischen Ebene das agglutinierende Prinzip herrscht (vgl. Tekinay 2002, S. XXXIV). „[D].h. alle grammatischen Formen werden durch eine eigene, eindeutige Endung (sonek) angezeigt.“ (ebd.).
Veranschaulichen wir das Ganze an einem Beispiel:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Dies zeigt, dass die Grenzen der Suffixe klar zu erkennen sind und die Aneinanderreihung nicht willkürlich geschieht, vielmehr nach festen Regeln. Im Gegensatz zum Deutschen kennt das Türkische keine Präfixe (önek), abgesehen von einigen Neologismen, die nach dem Muster europäischer Sprachen gebildet sind (vgl. ebd.).
Beispiel:
önsöz – Vorwort
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Türkische eine synthetische Sprache ist, die auf der morphologischen Ebene dem Prinzip der Agglutination folgt. Die deutsche Sprache dagegen kann als analytische Sprache kategorisiert werden. Hier werden die grammatisch-syntaktischen Beziehungen im Satz außerhalb des einzelnen Wortes, etwa durch den Gebrauch von z.B. Präpositionen oder durch die Wortstellung angezeigt.
3 Phonetik (ses bilgisi)
Seit der Schriftreform ist die türkische Orthographie eher phonetisch orientiert. Im Unterschied zum Deutschen gibt es aus diesem Grund eine eindeutigere Phonem-Graphem-Beziehung. Sowohl die deutsche als auch türkische Sprache kennt acht Vokale. Die türkischen Vokale a, e, ı, i, o, u, ö, ü und die deutschen Vokale a, ä, e, i, o, ö, u, ü. Betrachtet man die Vokalwerte näher, so stellt man fest, dass auch diese Ähnlichkeiten Irrtümer hervorrufen können. Es sei denn, man kennt die Artikulationsart der Vokale beider Sprachen bzw. die Lippen- und Zungenstellung (enge und breite) beim Artikulieren dieser Vokale. Erst dann ist es möglich, von Vokaldauer, Kurz- und Langvokalen zu sprechen – und man wird feststellen, dass das Deutsche mehr Vokallaute kennt als das Türkische. Neumann erwähnt in diesem Zusammenhang 14-15 Vokallaute im Deutschen (vgl. Neumann 1982).
Auf die Buchstabenkenntnisse wird im Folgenden nur kurz eingegangen, da bereits im Überblick wichtige Eckdaten zur Einführung der lateinischen Schrift genannt und erläutert wurden. Dennoch möchte ich an dieser Stelle auf den Unterschied zwischen den deutschen und türkischen Buchstabenkenntnissen eingehen.
Ebenso wie die deutsche Sprache navigiert die neu eingeführte türkische Rechtschreibung streng nach dem Lautprinzip. Die Problematik im Deutschen zeigt sich in der Phonem-Graphem-Beziehung: In der deutschen Sprache treten 40 Laute auf, allerdings hat sie keine 40 Buchstaben zur Verfügung. Aus diesem Grund gibt es im Deutschen Laute, die durch Buchstabenbildungen wie tz, ph, ch, sch, dsch, sp, tsch präsentiert werden (vgl. ebd.). Dies bedeutet also, dass im Vergleich zur deutschen Sprache die türkische sich an der Phonem-Graphem-Beziehung orientiert (ebd.). Somit besteht im Türkischen das 1:1 Verhältnis zwischen Laut und Buchstabe.
3.1 Das Alphabet (alfabe)
Sowohl das Deutsche als auch das Türkische werden mit lateinischen Graphemen repräsentiert. Das deutsche Alphabet besteht aus 26 Buchstaben (8 Vokale) hingegen das türkische Alphabet 29 Buchstaben (8 Vokale) umfasst. Auf einen ersten Blick scheinen beide Sprachen auf der Graphemebene sehr verwandt. Allerdings weisen beide Sprachen sowohl in der Schriftsprache als auch im mündlichen differente Schreibweisen und Lautwerte auf, sie unterscheiden sich somit beträchtlich voneinander. Der Schein, dass sich beide Sprachen hinsichtlich der Schreibweise einander annähern trügt den Spracherwerber.
Die im Deutschen existierenden Buchstaben Ä, ä, ß, Q, q, W, w, X, x existieren im Türkischen nicht. Das Graphem J, j taucht meist nur in Fremdwörtern auf.
Ç, ç, Ğ, ğ, I, ı, Ş, ş und das große İ (mit Punkt) sind Buchstaben, die das Deutsche Alphabet nicht kennt (vgl. Tekinay 2002, S.XXXIV).
3.2 Die Vokalharmonie (Ünlü Uyumu)
Die Vokalharmonie ist ein weiteres wichtiges Merkmal des Türkischen, denn auf der lautlichen Ebene wird das Türkische durch die Vokalharmonie charakterisiert. Dies bedeutet, dass die Vokale innerhalb eines Wortes nach bestimmten Regeln aneinander angeglichen werden (vgl. Ersen-Rasch 2004, S.2). Mit wenigen Ausnahmen enthält ein türkisches Wort „entweder nur vordere, im Mund vorne artikulierende Vokale (e, i, ö, ü) oder nur hintere, im Mund hinten artikulierende Vokale (a, ı, o, u). Die erste Silbe eines Wortes legt bereits fest, ob der Vokal der folgenden Silbe ein vorderer oder hinterer sein wird.“ (ebd.). Die Regeln der Vokalharmonie besagen, dass die Vokale der Endungen mit dem letzten Vokal des Wortstammes harmonisieren müssen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Dieses Lautgesetz nennt man Vokalharmonie.
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- Citar trabajo
- Keziban Erdogan (Autor), 2009, Deutsch - Türkisch im Vergleich, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/138591
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