[...] Deshalb möchte ich mich in dieser Arbeit mit der Frage „Ressourcenreichtum an Diamanten
oder Öl in afrikanische Staaten – Fluch oder Segen?“ auseinandersetzen.
Paul Collier und Anke Hoeffler haben im Jahr 1998 im Auftrag der Weltbank damit begonnen
über 160 Bürgerkriege und kriegerische Auseinandersetzungen empirisch zu untersuchen und
generalisierbare Aussagen über die Konfliktursachen und Konfliktverläufe zu treffen. Über
die Frage: „Sind Ausbrüche von Bürgerkriegen wirtschaftlich begründet?“ haben sie das
„Greed vs. Grievance- Modell“ (Gier gg. Groll-Modell) entwickelt und haben mehrere
Faktoren herausgearbeitet, die die Wahrscheinlichkeit eines Bürgerkrieges erhöhen.
In ihrer Arbeit hat sich aus Sicht der beiden Forscher herausgestellt, dass sich zur Erklärung
von Konflikten die „Gier“ besser heranziehen lässt als der „Groll“. Damit haben sie ihren
Schwerpunkt bei der Analyse auf die ökonomischen Gründe zur Erklärung von Bürgerkriegen
gelegt. Einer der wichtigsten Faktoren war die Abhängigkeit der Staaten von Exporten mit
Primärgütern, also den natürlichen Rohstoffen eines Landes wie Öl, Diamanten oder Holz.
Die Aussage zu diesem Faktor ist, dass große natürliche Ressourcen in einem Land die
Kriegswahrscheinlichkeit erhöhen können, da sie für die Rebellen einfach zugängliche
Quellen zur Finanzierung der Rebellionen und Kriege sind. Aufbauend auf diese These haben eine Reihe weiterer Forscher den Zusammenhang zwischen
der Abhängigkeit von Primärgüterexporten und der Kriegswahrscheinlichkeit genauer
untersucht und festgestellt, dass eine so simple, verallgemeinernde Aussage nicht zutrifft und
man diese Abhängigkeit differenzierter betrachten muss.
Deshalb möchte ich nun im Folgenden anhand von vier Beispielen afrikanischer Staaten in
einem Vergleich darstellen, dass neben den negativen Auswirkungen durchaus auch positive
Ergebnisse aus dem Ressourcenreichtum resultieren können und die Faktoren, welche dafür
verantwortlich sind, herausstellen. Konzentrieren möchte ich mich dabei auf die beiden
Rohstoffe Diamanten und Öl, die in der Öffentlichkeit auch am meisten betrachtet werden
und von größtem Interesse für die wirtschaftlich starken Länder sind, die diese Rohstoffe
importieren.
Inhaltsverzeichnis
A. Natürliche Ressourcen und Bürgerkrieg
B. Diamanten und Bürgerkrieg
B.1. Sierra Leone
B.2. Botswana
C. Öl und Bürgerkrieg
C.1. Nigeria
C.2. Tschad
D. Fazit
Literaturverzeichnis:
Internetquellen:
A. Natürliche Ressourcen und Bürgerkrieg
Nach dem Ende des Kalten Krieges hat sich die Sicht der politischen Öffentlichkeit auf den Krieg stark verändert. Der „alte“, zwischenstaatliche Krieg zwischen zwei souveränen Staaten und zwei ähnlich gut ausgerüsteten und ausgebildeten Armeen scheint von einem neuen Kriegsbild mit neuen Akteuren, neuen Kriegsgründen, einer längeren Dauer und einer höheren Grausamkeit abgelöst worden zu sein.[1]
Bei der Analyse dieser „neuen“ Kriege hat die Ökonomie eine bedeutende Rolle für die Konfliktursachenerklärung aber auch für die vielen neuen Gegebenheiten eingenommen.
Vor allem der Kontinent Afrika ist immer mehr in den Fokus der Weltöffentlichkeit gerückt, weil sich gerade dort dieses neue Kriegsbild am deutlichsten gezeigt hat, aber auch der Ressourcenreichtum an Öl und Diamanten vor allem für die großen Industriestaaten von großem Interesse ist. Eine Reihe von Bürgerkriegen wie in Angola, Liberia, Nigeria und noch einigen mehr haben den Eindruck entstehen lassen, dass Afrika durch den Zusammenhang von Bürgerkriegen mit der Ökonomie und dem Ressourcenreichtum eine besondere Rolle eingenommen hat.
Deshalb möchte ich mich in dieser Arbeit mit der Frage „Ressourcenreichtum an Diamanten oder Öl in afrikanische Staaten – Fluch oder Segen?“ auseinandersetzen.
Paul Collier und Anke Hoeffler haben im Jahr 1998 im Auftrag der Weltbank damit begonnen über 160 Bürgerkriege und kriegerische Auseinandersetzungen empirisch zu untersuchen und generalisierbare Aussagen über die Konfliktursachen und Konfliktverläufe zu treffen. Über die Frage: „Sind Ausbrüche von Bürgerkriegen wirtschaftlich begründet?“ haben sie das „Greed vs. Grievance- Modell“ (Gier gg. Groll-Modell) entwickelt und haben mehrere Faktoren herausgearbeitet, die die Wahrscheinlichkeit eines Bürgerkrieges erhöhen.
In ihrer Arbeit hat sich aus Sicht der beiden Forscher herausgestellt, dass sich zur Erklärung von Konflikten die „Gier“ besser heranziehen lässt als der „Groll“. Damit haben sie ihren Schwerpunkt bei der Analyse auf die ökonomischen Gründe zur Erklärung von Bürgerkriegen gelegt. Einer der wichtigsten Faktoren war die Abhängigkeit der Staaten von Exporten mit Primärgütern, also den natürlichen Rohstoffen eines Landes wie Öl, Diamanten oder Holz.
Die Aussage zu diesem Faktor ist, dass große natürliche Ressourcen in einem Land die Kriegswahrscheinlichkeit erhöhen können, da sie für die Rebellen einfach zugängliche Quellen zur Finanzierung der Rebellionen und Kriege sind.[2]
Aufbauend auf diese These haben eine Reihe weiterer Forscher den Zusammenhang zwischen der Abhängigkeit von Primärgüterexporten und der Kriegswahrscheinlichkeit genauer untersucht und festgestellt, dass eine so simple, verallgemeinernde Aussage nicht zutrifft und man diese Abhängigkeit differenzierter betrachten muss.[3]
Deshalb möchte ich nun im Folgenden anhand von vier Beispielen afrikanischer Staaten in einem Vergleich darstellen, dass neben den negativen Auswirkungen durchaus auch positive Ergebnisse aus dem Ressourcenreichtum resultieren können und die Faktoren, welche dafür verantwortlich sind, herausstellen. Konzentrieren möchte ich mich dabei auf die beiden Rohstoffe Diamanten und Öl, die in der Öffentlichkeit auch am meisten betrachtet werden und von größtem Interesse für die wirtschaftlich starken Länder sind, die diese Rohstoffe importieren.
B. Diamanten und Bürgerkrieg
B.1. Sierra Leone
Das in der Weltöffentlichkeit bekannteste Beispiel ist der Bürgerkrieg in Sierra Leone, der direkt mit dem Begriff „Blutdiamanten“ verbunden wird.
Auch wenn bis heute die wahren Beweggründe der im März 1991 aus Liberia eingefallenen RUF (Revolutionary United Front) noch nicht ganz klar sind, lässt sich beobachten, dass sie zuerst die im Süd-Osten Sierra Leones gelegen diamantreichen Gebiete eingenommen haben und auch die folgenden Kämpfe mit Regierungstruppen um die Kontrolle dieser Gebiete ging.
Auch wenn die RUF-Propaganda immer davon gesprochen hat, dass sie gegen das Ausnutzen der Bodenschätze durch die politischen Eliten des Landes gewesen sei und dafür sorgen wollte, dass die Bewohner Sierra Leones mehr davon abbekommen sollten, ging es letzten Endes um die Kontrolle der Gebiete und den eigenen Profit daraus und nicht um die allgemeine Wohlfahrt des gesamten Landes. Vor allem weil der Nachbarstaat Liberia, der die RUF unterstützte um Zugang zu den Diamanten zu bekommen, kein weiteres Interesse hatte, als den gewonnen Einfluss zu bewahren und die Regierung zu hindern, wieder Kontrolle über diese Gebiete zu erlangen.[4]
Nach Päivi Lujala muss man den Rohstoff Diamant noch mal in zwei Gruppen unterteilen, um die damit verbundene Kriegswahrscheinlichkeit festlegen zu können. Zum Einen ist sie davon abhängig, wo die Diamanten vorkommen. Je nachdem ob sie sehr konzentriert an einem Ort zu finden sind oder ob sie über ein weites Gebiet verteilt sind, ändert sich auch die damit verbundene Kriegswahrscheinlichkeit. Zum Zweiten muss man unterscheiden in welchen Erdschichten die Diamanten gelagert sind. Sind sie leicht zugänglich an der Oberfläche zu finden oder muss man in tiefere Gesteinsschichten vorstoßen, um die Diamanten zu fördern. Je nachdem welche Konzentration und welchen Zugang ein Land zu Diamanten hat, ist auch die Kriegswahrscheinlichkeit höher oder niedriger.[5]
[...]
[1] Vgl.Münkler,Herfried:Die neuen Kriege,Rowohlt Verlag,Hamburg,2002,S.1.
[2] Vgl.Collier,Paul/Hoeffler,Anke/Rohner,Dominic:Beyond greed and grievance: feasibility and civil war,Oxford Economic Papers 61(2009),Oxford University Press,Oxford, 2008,S.1-8.
[3] Vgl.Ross,Michael L.:What Do We Know About Natural Resources and Civil War?,Journal of Peace Research 41/3(2004),Sage Publications,London u.a.,2004,S.340-342.
[4] Vgl.Ross,Michael L.:How Do Natural Resources Influence Civil War?Evidence from Thirteen Cases, International Organization 58(2004),the IO Foundation, 2004,S.17.
[5] Vgl.Lujala,Päivi/u.a.:A Diamond Curse?:Civil War and a Lootable Resource,Journal of Conflict Resolution 49(2005),Peace Science Society,2005,S.7-8.
- Quote paper
- Florian Semler (Author), 2009, Natürliche Ressourcen und Bürgerkrieg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/138238
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