Es ist das andere Gesicht der wahrscheinlich schönsten Nebensache der Welt; es sind solche Bilder der sinnlosen Gewalt, die den Fußballsport überschatten: Zuschauerausschreitungen. Als Synonym für diese Aggressionen am Spielfeld steht der "Hooliganismus", der zu einer Art „Modeerscheinung“ geworden ist. Immer wieder werden Fußballstadien Schauplätze sinnloser Gewalt. Durch Polizeieinsätze und Platzverbote für gewalttätige Fans versucht etwa der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die Aggression vom Fußballplatz fernzuhalten. Doch oft bewirkt das gerade das Gegenteil: die Radikalisierung der Fankultur.
Die Gewalt im Umfeld von Fußballspielen gehört neben dem Doping zu den in den letzten Jahren am häufigsten diskutierten Problemfeldern des Sports. Zuschauerausschreitungen werden als ein völlig neues Problem betrachtet (obwohl bereits von den Wettkämpfen der Antike Zuschauerausschreitungen übermittelt sind). Vor allem seit 1985 und den Ereignissen des Europapokalendspiels von Brüssel . Obwohl es nur selten erwähnt wird, gibt es tatsächlich kaum ein Land, in dem Fußball gespielt wird, wo Gewaltausbrüche großer Zuschauergruppen nicht vorkommen. Die meistgefürchteten Fans kommen (weiterhin) aus England und sind diejenigen, die regelmäßig Probleme bereiten, wenn sie ins Ausland reisen, um ihre Vereins- oder Nationalmannschaft zu unterstützen. Die Fußballszene ist ein sich ständig weiter entwickeltes Phänomen, wobei die Heterogenität der Fanszenen zuzunehmen scheint.
Ziel dieser Arbeit soll es sein, die soziologischen Hintergründe zu erforschen, die zu den Gewaltausbrüchen der Hooligans führen. Dabei wird es zunächst eine Definition des Begriffs „Hooligan“ geben, um dann zu klären, warum der Fußballhooliganismus ein soziales Phänomen ist und was für Formen der Konfrontation es bei den Hooligans gibt. Im Hauptteil der Arbeit geht es um die Ursachen des Hooliganismus aus offizieller, wissenschaftlicher und vor allem – wie es das Thema der Arbeit auch angibt – um die soziologischen Erklärungen. Im letzten Teil der Arbeit werden die historischen Trends des Hooliganismus mit seinen Veränderungen aufgearbeitet, um die Arbeit dann mit dem Fazit abzuschließen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Begriffsbestimmung
3. Fußballhooliganismus als soziales Phänomen
4. Formen der Konfrontation
5. Ursachen des Fußballhooliganismus
5.1. Offizielle Erklärungen
5.2. Wissenschaftliche Erklärungen
5.3. Soziologische Erklärungen
6. Historische Trends
7. Fazit
1. Einleitung
Es ist das andere Gesicht der wahrscheinlich schönsten Nebensache der Welt; es sind solche Bilder der sinnlosen Gewalt, die den Fußballsport überschatten: Zuschauerausschreitungen. Als Synonym für diese Aggressionen am Spielfeld steht der "Hooliganismus", der zu einer Art „Modeerscheinung“ geworden ist. Immer wieder werden Fußballstadien Schauplätze sinnloser Gewalt. Durch Polizeieinsätze und Platzverbote für gewalttätige Fans versucht etwa der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die Aggression vom Fußballplatz fernzuhalten. Doch oft bewirkt das gerade das Gegenteil: die Radikalisierung der Fankultur.
Die Gewalt im Umfeld von Fußballspielen gehört neben dem Doping zu den in den letzten Jahren am häufigsten diskutierten Problemfeldern des Sports. Zuschauerausschreitungen werden als ein völlig neues Problem betrachtet (obwohl bereits von den Wettkämpfen der Antike Zuschauerausschreitungen übermittelt sind). Vor allem seit 1985 und den Ereignissen des Europapokalendspiels von Brüssel[1]. Obwohl es nur selten erwähnt wird, gibt es tatsächlich kaum ein Land, in dem Fußball gespielt wird, wo Gewaltausbrüche großer Zuschauergruppen nicht vorkommen. Die meistgefürchteten Fans kommen (weiterhin) aus England und sind diejenigen, die regelmäßig Probleme bereiten, wenn sie ins Ausland reisen, um ihre Vereins- oder Nationalmannschaft zu unterstützen. Die Fußballszene ist ein sich ständig weiter entwickeltes Phänomen, wobei die Heterogenität der Fanszenen zuzunehmen scheint.
Ziel dieser Arbeit soll es sein, die soziologischen Hintergründe zu erforschen, die zu den Gewaltausbrüchen der Hooligans führen. Dabei wird es zunächst eine Definition des Begriffs „Hooligan“ geben, um dann zu klären, warum der Fußballhooliganismus ein soziales Phänomen ist und was für Formen der Konfrontation es bei den Hooligans gibt. Im Hauptteil der Arbeit geht es um die Ursachen des Hooliganismus aus offizieller, wissenschaftlicher und vor allem – wie es das Thema der Arbeit auch angibt – um die soziologischen Erklärungen. Im letzten Teil der Arbeit werden die historischen Trends des Hooliganismus mit seinen Veränderungen aufgearbeitet, um die Arbeit dann mit dem Fazit abzuschließen.
2. Begriffsbestimmung
Was ist überhaupt ein Hooligan? Hooligans (deutsch: Randalierer, Krawallmacher) sind Personen, die ihm Rahmen von Sportereignissen (und dort vor allem bei Fußballspielen) durch aggressives Verhalten auffallen. Hooligans sind in der Regel fanatische Anhänger eines (Fußball-)Vereins, treten häufig in größeren Gruppen auf und zeigen dabei eine hohe Gewaltbereitschaft – und unterscheiden sich damit von den normalen Anhängern. Vor allem bei und im Umfeld von Fußballspielen treffen sie auf ebenso aggressive Hooligans des gegnerischen Vereins, wobei es häufig zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommt.
Auf das tägliche Leben muss diese Gewaltbereitschaft aber nicht zwangsläufig zutreffen, da es recht unterschiedliche Charaktere unter den Hooligans gibt. Allerdings wird der Begriff Hooligan von Außenstehenden oft für alle Randalierer und Schlägereien in und um die Stadien benutzt. Hooligans sind aber nicht nur von gewöhnlichen Fans und Ultras[2] zu unterscheiden, sondern auch von anderen Gruppierungen, Szenen und Einzelpersonen, da sie eine bestimmte charakteristische Art von Gewalt kultivieren.
Zum ersten Mal wurde der Begriff Hooligan 1898 in einer englischen Tageszeitung gebraucht, aber der Ursprung des Begriffs lässt sich nicht genau festlegen. Es gibt mehrere Theorien:
1. Der Begriff geht auf eine irische Familie namens O´Hooligan zurück, die im 19. Jahrhundert durch heftige Schlägereien bekannt geworden ist.
2. Die Bezeichnung geht auf den Iren Patrick Hooligan zurück, der 1898 in einem Polizei-Bericht als Randalierer und Anführer einer Jugendbande auftaucht.
3. Eine weitere mögliche Herkunft ist das russische Wort "chuligan", welches soviel wie Raufbold bedeutet.
Um die Jahrhundertwende wurde der Begriff Hooligan für Straßenkriminelle und für Männer, die durch starken Alkoholkonsum und rowdyhaftes Verhalten aufgefallen waren, verwendet. In der deutschen Sprache soll das Wort „Hooligan“ erstmalig 1906 von Arthur Pfungst verwendet worden sein. Allerdings wurde der Begriff erst seit den 1960er und 1970er Jahren in England und zehn Jahre später in Deutschland auf gewalttätige Fußballfans bezogen – also auf Personen, die im Umfeld von Fußballspielen- und Ereignissen durch gewalttätige Aktionen gegen Personen und Sachen auffallen (vgl. Haperski 2008; Meier 2001: 9).
3. Fußballhooliganismus als soziales Phänomen
Die Verhaltensformen des Begriffs „Fußballhooliganismus“ sind komplex und nehmen vielerlei Gestalt an. Der allgemeine Sprachgebrauch der Hooligans beinhaltet etwa Fluchen oder auch ein Verhalten, das in anderen Zusammenhängen als „fröhliche Stimmung“ oder „Unfug“ entschuldigt werden kann. Dies sind relativ geringfügige Vergehen, für die aber viele daran beteiligte Fans schon festgenommen werden. Bei den ernsthafteren Erscheinungen indes impliziert dieser Begriff aber auch schon das (bewusst ausgeheckte) Stürmen des Spielfeldes, um die Begegnung zu unterbrechen. Des Weiteren verweist Fußballhooliganismus auf ausdehnte Auseinandersetzungen zwischen gegnerischen Fangruppen, die häufig mit Gewalt und Zerstörung enden.
Für den harten Kern der Hooligans ist dieser letzte Aspekt, also Auseinandersetzungen und aggressives Verhalten, der wesentliche Grund sich eine Fußballpartie anzugucken. Sie betrachten Hooliganismus als Sport, als Wettkampf, der teilweise von einigen Hooligans professionell vorbereitet wird. Das Zelebrieren von Gewaltritualen und das Kultivieren einer Ästhetik der Aggressivität sind bestimmende Elemente der Hooligan-Kultur. Hooligans behaupten, der Beweggrund für ihr Handeln sei der Kick, mit physischer Gewalt zu zeigen, dass man stärker sei als der Gegner. Dieses besondere Gefühl wirke wie eine Droge, mit der das Ausbrechen aus dem Alltag spürbar wird. Auch der Zusammenhalt in der Gruppe sei für viele der Grund, eine Hooliganbande beizutreten und sie nicht wieder zu verlassen. Das abweichende und strafbare Verhalten ist den Hooligans dabei bewusst. Ansonsten ist den Hooligans ihr Verhalten in letzter Konsequenz nicht mehr in dem Maße reizvoll.
Teilweise fahren die Hooligans daher durch das ganze Land auf der Suche nach Randalen; in der Woche ziehen sie dann abends auf der Suche nach Randalen durch die Stadt, um ihren „Trieb“ ausleben zu lassen. Die Wirklichkeit des Alltags wird von vielen Menschen als grau und eintönig empfunden. Der Fußball bietet daher die Möglichkeit, einmal pro Woche dem Alltag zu entfliehen.
Aus soziologischer Sicht kommt es darauf an, zu erklären, warum dies der Fall ist. Daher stellen sich drei Kernfragen:
1. Warum haben männliche Heranwachsende und junge erwachsene Männer aus bestimmten Gruppen des sozioökonomischen untersten Randes der Arbeiterklasse ein starkes Interesse und Freude an der tätlichen Auseinandersetzung?
2. Warum bildet offen aggressives Verhalten einen derart wichtigen Teil ihres Lebensstils?
3. Warum wird dieses Verhalten bevorzugt im Kontext des Fußballs zum Ausdruck gebracht? (vgl. Dunning / Murphy / Williams 2003: 433-435;Meier 2001; Haperskij 2008).
[...]
[1] Der 29. Mai 1985 ging als einer der schwärzesten Tage des europäischen Fußballs in die Geschichtsbücher ein. 39 Menschen starben im ausverkaufen Heysel-Stadion in Brüssel, 400 wurden zum Teil schwer verletzt. Verantwortlich für diese Katastrophe waren englische Hooligans: Sie stürmten vor der Begegnung zwischen dem FC Liverpool und Juventus Turin einen italienischen Fanblock und provozierten so eine Massenpanik.
[2] Die Ultra-Bewegung bezeichnet sich ursprünglich als eine besondere Organisationsform für fanatische Anhänger des Fußballsports. Heute fühlen sie sich als Interessenvertreter der wahren Fußballfans. Sie zeichnen sich durch eine besondere Kameradschaft und eine Auflehnung gegen traditionelle Autoritäten (wie etwa Polizei und DFB) aus. Sich einerseits zu den Ultras und deren Zielen bekennend, andererseits aber auch hooliganähnliche Verhaltensweisen propagierend und auch ausübend, gibt es heutzutage auch die neue Gruppe der „Hooltras“.
- Quote paper
- Frederik Böckmann (Author), 2009, Zuschauerausschreitungen bei Fußballspielen - Versuch einer soziologischen Erklärung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/138178
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