Was wir heutzutage unter Hausarbeit verstehen, hat wenig zu tun mit dem, was die Menschen in den letzten Jahrhunderten vollbringen mussten. Sämtliche Arbeitsvorgänge mussten von Hand vollzogen werden: Waschen, Bügeln, Geschirr-, Teppich- und Möbelreinigung (Giedion 1987: 557); auch die Beleuchtung und das Heizen der Räume war eine zeitaufwändige Aufgabe. Diese Tätigkeiten blieben traditionell den Frauen und Dienstboten vorbehalten. Während die Männer mit „wichtigeren“ Erfindungen beschäftigt waren, waren die Frauen meist so ausgelastet, dass sie keine Energie für eine organisierte rationale Verbesserung ihrer Arbeitsvorgänge übrig hatten. Dass dies letztendlich doch geschah, hat unter anderem seinen Ausgangspunkt in den Werken Catherine Beechers. Die folgende Arbeit wird sich mit der Frage beschäftigen, welche Umstände Beecher dazu bewegten, die Organisation des Haushalts verbessern zu wollen und welche Vorschläge zur Rationalisierung des Lebensalltags sie machte.
Als erstes werden sowohl die gesellschaftliche Situation im Amerika des 19. Jahrhunderts als auch die persönlichen Hintergründe Beechers erläutert, um ihre weitere Arbeit verständlich zu machen. Dann werden die Hauswirtschaftsschulen vorgestellt, die von Beecher mit dem Ziel gegründet wurden, die Arbeit der Frauen zu einem in der Gesellschaft anerkannten Beruf aufzuwerten und Hauswirtschaft zu einer Wissenschaft zu machen. Dieses Ziel verfolgte sie auch mit ihren Büchern, so dass relevante Aspekte daraus, nämlich die neuartige Herangehensweise an die Architektur eines Hauses für die Bedürfnisse der Hausfrau, sowohl in größeren Land- als auch in kleineren Stadthäusern, im nächsten Kapitel vorgestellt werden. Außerdem ist die rationalisierte Planung besonders gut im Aufbau der von Beecher entworfenen Küche zu beobachten, so dass hierfür ein extra Unterkapitel vorgesehen ist.
Inhalt
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Gesellschaftliche und biografische Hintergründe und Motive
3. Rationalisierung der Arbeitsvorgänge
3.1. Hauswirtschaft als Wissenschaft – die Hauswirtschaftsschulen
3.2. Rationalisierung durch Architektur
3.2.1. Das Landhaus
3.2.2. Die Stadtwohnung
3.3. Organisation des Arbeitsvorgangs am Beispiel der Küche
4. Fazit
Literatur
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1 Grundriss Landhaus 1841
Abb. 2 Grundriss Erdgeschoss 1869
Abb. 3 Grundriss Keller 1869
Abb. 4 Grundriss Stadtwohnung 1869
Abb. 5 Grundriss Küche 1869
Abb. 6 Schemazeichnung Küche 1869
1. Einleitung
Was wir heutzutage unter Hausarbeit verstehen, hat wenig zu tun mit dem, was die Menschen in den letzten Jahrhunderten vollbringen mussten. Sämtliche Arbeitsvorgänge mussten von Hand vollzogen werden: Waschen, Bügeln, Geschirr-, Teppich- und Möbelreinigung (Giedion 1987: 557); auch die Beleuchtung und das Heizen der Räume war eine zeitaufwändige Aufgabe. Diese Tätigkeiten blieben traditionell den Frauen und Dienstboten vorbehalten. Während die Männer mit „wichtigeren“ Erfindungen beschäftigt waren, waren die Frauen meist so ausgelastet, dass sie keine Energie für eine organisierte rationale Verbesserung ihrer Arbeitsvorgänge übrig hatten. Dass dies letztendlich doch geschah, hat unter anderem seinen Ausgangspunkt in den Werken Catherine Beechers. Die folgende Arbeit wird sich mit der Frage beschäftigen, welche Umstände Beecher dazu bewegten, die Organisation des Haushalts verbessern zu wollen und welche Vorschläge zur Rationalisierung des Lebensalltags sie machte.
Als erstes werden sowohl die gesellschaftliche Situation im Amerika des 19. Jahrhunderts als auch die persönlichen Hintergründe Beechers erläutert, um ihre weitere Arbeit verständlich zu machen. Dann werden die Hauswirtschaftsschulen vorgestellt, die von Beecher mit dem Ziel gegründet wurden, die Arbeit der Frauen zu einem in der Gesellschaft anerkannten Beruf aufzuwerten und Hauswirtschaft zu einer Wissenschaft zu machen. Dieses Ziel verfolgte sie auch mit ihren Büchern, so dass relevante Aspekte daraus, nämlich die neuartige Herangehensweise an die Architektur eines Hauses für die Bedürfnisse der Hausfrau, sowohl in größeren Land- als auch in kleineren Stadthäusern, im nächsten Kapitel vorgestellt werden. Außerdem ist die rationalisierte Planung besonders gut im Aufbau der von Beecher entworfenen Küche zu beobachten, so dass hierfür ein extra Unterkapitel vorgesehen ist.
2. Gesellschaftliche und biografische Hintergründe und Motive
Catherine Esther Beecher wurde am 6.9.1800 in East Hampton, New York als ältestes von 13 Kindern des puritanischen Predigers Lyman Beecher geboren. In den ersten zehn Jahren ihres Lebens wurde sie zu Hause unterrichtet. Nach dem Umzug der Familie nach Litchfield, Connecticut besuchte sie Sarah Pierce’s Acadamy for Young Women, eine fortschrittliche Schule, die von einer Pionierin der Schulbildung für Mädchen geleitet wurde. Sarah Pierce war überzeugt, dass Frauen und Männer intellektuell gleichwertig seien und erzog ihre Schülerinnen in dieser Haltung. In Beechers späteren Werken findet man diese Haltung ebenfalls wieder; auch wenn für Beecher intellektuell gleichwertig nie bedeutete, dass Männer und Frauen die gleichen Arbeiten erledigen sollten. Sie beharrte stets auf einer klaren Trennung der weiblich dominierten privaten Sphäre, die das vorstädtische, häusliche Leben umfasste, von der männlich dominierten öffentlichen Sphäre, die sich in der Stadt abspielte und von Arbeitsleben und Wettbewerb geprägt war (Hayden 1981: 55f.).
1816 starb Beechers Mutter und die 16-jährige übernahm, auch nach der erneuten Heirat des Vaters, eine wichtige erzieherische Rolle in der Familie. Es ist zu vermuten, dass die Erfahrungen, die sie hierbei sammelte, sie für ihr weiteres Leben prägten. Sie trug in dieser Zeit große Verantwortung und war mit allen Herausforderungen der Alltagsbewältigung konfrontiert. Hier erlebte sie praktisch, was es bedeutet, einen Familienhaushalt zu führen, und sah, wo die größten Schwierigkeiten lagen und somit Verbesserungsbedarf bestand, so dass sie später aus diesem Erfahrungsschatz schöpfen konnte, obwohl sie nie eine eigene Familie gründete.
Ab 1821 arbeitete sie als Lehrerin und nach dem Tod ihres Verlobten 1823 widmete sie ihr Leben der Bildung anderer Frauen. Im selben Jahr eröffnete sie mit ihrer Schwester Mary das Hartford Female Seminary, welches für über 60 Jahre eine bedeutende Rolle in der Erziehung junger Frauen spielte. Sie begann, Essays und Bücher zu Fragen der Frauenbewegung, -befreiung und -bildung zu schreiben, was sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1878 fortführte. 1831 begleitete sie ihren Vater in den Mittleren Westen. Es war die Zeit der Siedlerbewegung, und während im Osten Amerikas zumindest teilweise für die Töchter der höheren Gesellschaftsschichten die Möglichkeit der Schulbildung bestand, herrschte im weitgehend infrastrukturlosen Westen großer Mangel an Schulen für die Kinder der Siedler und an gut ausgebildeten Lehrkräften. So gründete Beecher im Lauf ihres Lebens diverse Gesellschaften, Institute und Ausbildungsstätten in den verschiedensten Staaten Amerikas, um Lehrerinnen auszubilden, die dann oft in den Westen gesandt wurden.
Catherine Beecher blieb ihr Leben lang den Vorstellungen und Idealen ihres Vaters nahe. Familie Beecher gehörte im späten 19. Jahrhundert zu den einflussreichsten Familien Amerikas. (N.N. 2007) Viele ihrer Geschwister wurden bekannte Kämpfer für Sklavenbefreiung, Frauenwahlrecht und Alkoholabstinenz, während Catherine die puritanische Meinung vertrat, dass Frauen sich in erster Linie um den Haushalt und die Erziehung der Kinder kümmern sollten (Giedion 1987: 558). Obwohl sie durchaus dafür kämpfte, dass Frauen mehr Macht und Anerkennung erhielten, blieb sie ihr Leben lang eine erbitterte Gegnerin des Frauenwahlrechts. Das unterschied sie von anderen einflussreichen Personen der Frauenbewegung wie Elizabeth Cady Stanton oder Susan B. Anthony (Schmitter 1981: 18f.). Während Melusina Fay Peirce beispielsweise auch Formen des Gemeinschaftswohnens oder Gemeinschaftsküchen als Lösung für die isolierte und wenig geschätzte Arbeit der Frauen ansah (Hayden 1981: 60ff.), blieb Beecher dem separaten Wohnen in Kleinfamilien viel stärker verhaftet, auch wenn sie beispielsweise für allein wohnende Frauen Mietwohnungen entwarf oder „neighborhood laundries“ ausdrücklich als legitime Erleichterung beschrieb (Beecher 1869).
Ein weiteres Problem der Zeit war die Dienstbotenfrage. Mit der zunehmenden Industrialisierung wurde es für die bürgerliche Schicht schwieriger, Dienstboten zu finden: Viele der Frauen und Männer aus der „Klasse“ der Dienstboten konnten einen Beruf in der Industrie oder Verwaltung annehmen, in dem sie sich unabhängiger fühlen konnten. Beecher sieht in der häuslichen Dienstbarkeit sogar ein soziales Problem, das dem Grundgedanken der amerikanischen Demokratie widerspricht. 1869 erklärt sie, dass durch Dienstboten in einem Haushalt einerseits die Fürsorgepflichten der Hausfrau stiegen und ihr zusätzliche Verantwortung aufbürdeten, andererseits aber die Gleichheit aller Bürger, die mit der Unabhängigkeitserklärung beschlossen wurde, durch ein derartiges feudales System unterminiert werde (Giedion 1987: 560ff.). Von diesen ethischen Aspekten abgesehen erwächst allein aus dem Anspruch, einen dienstbotenlosen Haushalt zu führen, die Notwendigkeit, die Arbeitsvorgänge bei den Haushaltstätigkeiten zu rationalisieren. Denn Arbeit, die davor von mehreren Personen erledigt wurde, kann nur durch eine sehr effiziente Herangehensweise von einer einzelnen Person, die zugleich meist auch noch weitere Pflichten als Mutter und Ehefrau hatte, geleistet werden. Obwohl Beecher darauf hinweist, dass die Hausarbeit unter den Familienmitgliedern neu verteilt werden müsse, bleibt ein Großteil der Arbeit dennoch – durchaus auch von Beecher gewollt, die ja die häusliche Sphäre gänzlich der Macht der Frauen übergeben will – in Frauenhand (Giedion 1987: 562).
3. Rationalisierung der Arbeitsvorgänge
Der Versuch, den Alltag der amerikanischen Frauen zu erleichtern, zieht sich wie ein roter Faden durch Catherine Beechers Werk. Der durchschnittliche Arbeitstag einer Frau im 19. Jahrhundert war geprägt von schwerer Arbeit in einem großen Haushalt. Bis dahin hatte sich niemand Gedanken gemacht, wie man diese Arbeit effizienter gestalten und die nötigen verwalterischen Fähigkeiten verbessern könne. Beecher versuchte es auf verschiedene Weise: Sie gründete Schulen, in denen junge Frauen unterrichtet wurden, und sie schrieb Bücher, die jede Hausfrau mit dem nötigen Wissen versorgen sollten.
3.1. Hauswirtschaft als Wissenschaft – die Hauswirtschaftsschulen
Weiterführende Schulen für Mädchen waren im 19. Jahrhundert äußerst selten, da gesellschaftlich keine Notwendigkeit dafür gesehen wurde. Beecher war jedoch der Meinung, dass erst eine gute Ausbildung es Frauen ermögliche, Verantwortung für eine Familie zu übernehmen. Sie sah die Tätigkeit der Mütter, die Erziehung ihrer Kinder zu guten Staatsbürgern, als wichtige Voraussetzung für das Gelingen der Demokratie an (Beecher 1845: 25ff.). Deshalb wollte sie jungen Frauen alle Fähigkeiten beibringen, die sie benötigten, um eine gute Hausfrau, Ehefrau und Mutter zu werden. Dazu zählten für sie jedoch nicht nur klassische Frauentätigkeiten wie Kochen und Putzen und das Bildungsangebot, das zu jener Zeit auf Kunst und Sprachen beschränkt war. Sie ermöglichte den Frauen eine den Männern gleichwertige Ausbildung, die auch Naturwissenschaften umfasste.
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- B.Sc. Katharina Buck (Autor), 2007, Rationalisierung des Lebensalltags nach Catherine Beecher, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/138051
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