[...] Vor allem in der heutigen Zeit finden die Methoden der systemischen Arbeit in der Praxis immer mehr Einzug. Laut Margot Berghaus ist die Systemtheorie in der Wissenschaft weitestgehend etabliert und gewinnt sogar immer mehr Anhänger (vgl. Berghaus, 2004). Deshalb werde ich mich in dieser Arbeit eingehender mit der Systemtheorie und dem systemischen Denken befassen und wie dieses auf die Soziale Arbeit übertragen werden kann. Fragen, die mich dabei beschäftigen, sind unter anderem was man unter systemischem Denken verstehen kann, was die Systemtheorie ausmacht, was soziale Systeme sind und welche Menschen sich mit dem systemischen Denken im Bereich der Soziologie auseinandergesetzt haben. Desweiteren befasse ich mich eingehender mit dem Anwendungsbereich der systemischen Ansätze in der Sozialen Arbeit.
Um aber überhaupt in dieses breitgefächerte Thema des systemischen Denkens, beziehungsweise der systemischen Ansätze, einsteigen zu können, scheint es mir von grundlegender Bedeutung erst einmal einen Überblick über die aktuelle Theoriediskussion der Sozialen Arbeit zu geben. Dabei versuche ich zu erklären, was man unter Theorien überhaupt verstehen kann, welche Unterschiede es beispielsweise zwischen Alltagstheorie und wissenschaftlicher Theorie gibt und warum diese überhaupt notwendig sind für die Soziale Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Begründung der Themenwahl/ Fragestellung
1.2 Aufbau der Arbeit
2. Hauptteil
2.1 Theorien Sozialer Arbeit
2.1.1 Theorie, was ist das eigentlich?
2.1.2 Alltagstheorie/ Wissenschaftliche Theorie
2.1.3 Warum brauchen wir Theorien?
2.1.4 Fazit
2.2 Systemische Ansätze- systemisches Denken
2.2.1 Systemtheorie
2.2.2 Was bedeutet systemisch?
2.2.3 Soziale Systeme
2.2.4 Vertreter der Systemtheorie: Niklas Luhmann
2.2.5 Fazit
2.3 Systemische Ansätze in der Sozialen Arbeit
2.3.1 Systemische Beratung
2.3.2 systemische Familientherapie
2.3.3 Fazit
3. Schluss
3.1 Resümee
3.2 Kritik an der systemischen Denkweise
4 Literaturverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Begründung der Themenwahl/ Fragestellung
Mein Thema dieser Hausarbeit lautet:
Theorien der Sozialen Arbeit- Systemtheorie
Ein Einblick in die Theoriediskussion und Exkurs in das systemische Denken
Die Entscheidung über dieses Thema zu schreiben basiert hauptsächlich auf zwei Gründen. Zum einen habe ich mich im Rahmen der mündlichen Prüfung (WS 08/09) des Moduls 2.1 Entwicklung und Lebenslauf intensiver mit dem Thema der systemischen Therapie, die den systemischen Ansätzen zugrunde liegt, beschäftigt und dabei einen groben Einblick bekommen. Zum andern führte ich letztlich mit einem Freund eine Diskussion über ein Thema, das ursprünglich nichts mit der Systemtheorie oder dem systemischen Denken zu tun hatte, aber der ausschlaggebende Punkt war, mich für dieses Thema zu entscheiden.
Es ging um das bedingungslose Grundeinkommen. Die Diskussion drehte sich darüber ob es machbar wäre. Meiner Meinung nach war dies nicht der Fall, da unser System „Sozialstaat“ gut funktioniert so wie er konzipiert wurde und dass so etwas wie das bedingungslose Grundeinkommen in diesem System nicht bestehen könnte, zumindest nicht wenn sich nicht innerhalb des Systems grundlegend etwas ändert. Dabei ist mir klar geworden, dass es unterschiedliche Sichtweisen gibt Dinge zu sehen, zu interpretieren und zu verstehen und die systemische ist eine davon. Es hat mich neugierig gemacht was das systemische Denken ausmacht und wie es angewandt werden kann. Gerade auch, da das Welt- und Menschenbild des systemischen Ansatzes in den Grundideen der Sozialen Arbeit wiederzufinden ist (vgl. Ritscher, 2005).
Vor allem in der heutigen Zeit finden die Methoden der systemischen Arbeit in der Praxis immer mehr Einzug. Laut Margot Berghaus ist die Systemtheorie in der Wissenschaft weitestgehend etabliert und gewinnt sogar immer mehr Anhänger (vgl. Berghaus, 2004). Deshalb werde ich mich in dieser Arbeit eingehender mit der Systemtheorie und dem systemischen Denken befassen und wie dieses auf die Soziale Arbeit übertragen werden kann. Fragen, die mich dabei beschäftigen, sind unter anderem was man unter systemischem Denken verstehen kann, was die Systemtheorie ausmacht, was soziale Systeme sind und welche Menschen sich mit dem systemischen Denken im Bereich der Soziologie auseinandergesetzt haben. Desweiteren befasse ich mich eingehender mit dem Anwendungsbereich der systemischen Ansätze in der Sozialen Arbeit.
Um aber überhaupt in dieses breitgefächerte Thema des systemischen Denkens, beziehungsweise der systemischen Ansätze, einsteigen zu können, scheint es mir von grundlegender Bedeutung erst einmal einen Überblick über die aktuelle Theoriediskussion der Sozialen Arbeit zu geben. Dabei versuche ich zu erklären, was man unter Theorien überhaupt verstehen kann, welche Unterschiede es beispielsweise zwischen Alltagstheorie und wissenschaftlicher Theorie gibt und warum diese überhaupt notwendig sind für die Soziale Arbeit.
1.2 Aufbau der Arbeit
Der erste Teil meiner Hausarbeit (2.1) beschäftigt sich mit den Theorien der Sozialen Arbeit im Allgemeinen. Was kann man darunter verstehen und wozu braucht man Theorien?
Im zweiten Teil (2.2) setze ich mich mit der Systemtheorie auseinander. Was versteht man unter systemischem Denken, wie ist die Systemtheorie entstanden und wer sind die Vordenker?
Der dritte Teil (2.3) beinhaltet die Anwendungsbereiche der systemischen Ansätze in der Sozialen Arbeit. Wo lässt sich systemisches Denken wiederfinden?
In den beiden letzten Teilen (3.1 und 3.2) findet sich zum einen mein Resümee wieder, zum anderen einige Kritikpunkte der systemischen Denkweise.
2. Hauptteil
2.1 Theorien Sozialer Arbeit
Wenn man von der Sozialen Arbeit spricht, geht man nicht umhin das Wort Theorie in irgendeiner Weise damit in Verbindung zu bringen. Gerade heutzutage haben wir eine belebte Diskussion darüber ob es die Soziale Arbeit als wissenschaftliche Disziplin gibt und wenn ja, welche Theorien genau die Soziale Arbeit vorzuweisen hat (vgl. Engelke, 2002).
Die Theoriediskussion selbst hat sich zwischen den Jahren 1980 und 1990 entwickelt. Vor allem in den 90 er Jahren wurde die Diskussion über theoretische Fragen zunehmend unübersichtlicher. Als Gründe hierfür sind die Expansion und die Institutionalisierung der Arbeitsfelder in der Sozialen Arbeit zu nennen. Dabei wird deutlich, je unterschiedlicher sich die Theorien entwickeln, desto größer wird das Spektrum der Sichtweisen die sich daraus ergeben und desto lauter wird die Debatte darüber. Thiersch und Reuschenbach sprechen in diesem Zusammenhang nicht zu Unrecht davon, dass die Theoriediskussion in viele Teile zersplittert zu sein scheint. Gleichzeitig betonen sie aber auch, dass man die momentane Theoriediskussion sowohl positiv als auch produktiv verstehen muss, da dadurch immer wieder neue Möglichkeiten geschaffen werden Methoden zu entwickeln (vgl. Füssenhäuser/Thiersch, 2005).
Was aber versteht man nun unter dem Begriff der Theorie und warum ist es für die Praxis unumgänglich mit Theorien zu arbeiten? Mit der Beantwortung dieser Fragen werde ich mich in meinen nächsten Ausführungen eingehender befassen.
2.1.1 Theorie, was ist das eigentlich?
Laut Rauschenbach und Züchner „verschwimmen rasch die Konturen dessen, was Theorie überhaupt ist oder wenigstens sein könnte“ (Rauschenbach/Züchner, 2002, S.139). Demzufolge scheint es nicht ganz so einfach zu sein, den Begriff der Theorie näher zu beschreiben. Will man es dennoch versuchen, schaut man sich zunächst einmal die Definition von Theorie an. Darunter versteht man ein bestimmtes Gefüge von Annahmen, die sich auf einen konkreten Gegenstandsbereich beziehen. Es ist das systematische Beobachten das nach bestimmten Prinzipien geordnet ist. Somit werden für bestimmte Phänomene Aussagen getroffen und Konzepte erstellt, die nach Erklärungen suchen und dabei alle Möglichkeiten in Betracht ziehen (Bundeszentrale für politische Bildung, 15.04.09). Was sich per Definition geschrieben relativ einfach anhört, wird im Praktischen heutzutage kontrovers diskutiert. So zielt Theorie im engeren Sinn laut Füssenhäuser und Thiersch auf spezielle Segmente innerhalb der theoretischen Diskussion ab. Die Frage die ihrer Meinung nach beantwortet werden muss ist diejenige nach dem Zusammenhang des Ganzen, sowohl in der Beschreibung und Begründung als auch in der Aufklärung (vgl. Füssenhäuser/Thiersch, 2005).
Im Gegensatz dazu verweisen Rauschenbach und Züchner darauf, dass in der Sozialen Arbeit nicht genau bekannt ist , „ob es sich im Falle von Theorien lediglich um ein diffuses Gefüge zur Praxis handelt oder ob Theorien nicht vielmehr eine ganz bestimmte Sorte von wissenschaftlichen Aussagen kennzeichnet“ (Rauschenbach/Züchner, 2002, S.139). Sie kritisieren damit, dass in der Sozialen Arbeit heutzutage noch nicht einmal die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen zum Beispiel „Theorie und Forschung, zwischen Theorie und Wissenschaft, zwischen Theorie und Begriffen beziehungsweise. Ideen oder auch zwischen konzeptionellen Einflüssen bekannt ist“ (Rauschenbach/Züchner, 2002, S.139). Damit geht es ihnen hauptsächlich auch darum, die Theoriediskussion in der Sozialen Arbeit mehr zu beobachten, anstatt nur Beschreibungen für Theorien zu finden (vgl. Rauschenbach/Züchner, 2002).
Letztendlich wird die Frage immer wieder aufgegriffen, ob es die Soziale Arbeit als wissenschaftliche Disziplin gibt, oder ob Theorien der Sozialen Arbeit überhaupt existieren und wenn ja, wie diese aussehen. Sie wird auch in absehbarer Zukunft nicht enden und es wird immer unterschiedliche Meinungen hinsichtlich dessen geben wie Theorie im Einzelnen zu verstehen ist (vgl. Engelke, 2002). So zum Beispiel von Füssenhäuser und Thiersch die in dem Theoriepluralismus sowohl eine Möglichkeit zur Weiterentwicklung für Theorien, als auch für eine entwickelte sozialwissenschaftliche Disziplin sehen (vgl. Kuhn, 1981, in Mitte/Strauß1994, in Füssenhäuser/Tiersch, 2005). Auf der anderen Seite stehen Rauschenbach und Züchner. Für sie gibt es noch keine genauen Kriterien zur Bestimmung von Theorien. Damit weisen sie darauf hin, dass in der momentanen Theoriefrage nichts Klares zu erkennen sei. Um jedoch einen geordneten Blick über Theoriestränge zu bekommen, müssten alle unterschiedlichen Elemente die zu dem momentanen Theoriebestand gehören zumindest in grober Form zusammengeführt werden (vgl. Rauschenbach/Züchner, 2002).
Die Inhalte der Theoriedebatte könnte man noch endlos weiterführen, doch an dieser Stelle möchte ich meine Ausführungen beenden.
2.1.2 Alltagstheorie/ Wissenschaftliche Theorie
Egal welche Meinung man nun hinsichtlich der Frage vertritt, was Theorien überhaupt sind, muss man beachten, dass grundlegend zwischen Alltagstheorie und wissenschaftlicher Theorie unterschieden wird.
Laut Wirtschaftslexikon ist eine Alltagstheorie eine Aussage, die durch Erfahrungen der einzelnen Menschen geprägt wurde. Sie soll als eine erfahrungswissenschaftliche Verknüpfung von Fakten verstanden werden, die aber nicht auf einem wissenschaftlichen Verfahren basiert. Das bedeutet also, dass Theorien von einzelnen Menschen subjektiv aufgestellt werden, basierend auf Erfahrungen, die sie in ihrem Leben gemacht haben. Deswegen treffen sie oft auch nur bei bestimmten Fällen zu (vgl. Wirtschaftslexikon, 13.04.09). Eine Alltagstheorie gibt Menschen ferner das Gefühl, etwas ganz bestimmtes im Griff zu haben, da sie ein klares schwarz/ weiß Bild von einer Sache im Kopf haben (vgl. wikibooks, 13.04.09). Ein passendes Sprichwort liefert hierzu Karl R. Popper (1902-1994): „Unsere Theorien sind unsere Empfindungen. Sie sind nie mehr als kühne Vermutungen, Hypothesen; von uns gemachte Netze, mit denen wir die wirkliche Welt einzufangen versuchen“ (Landwehr, 15.04.09).Im Gegensatz dazu versteht man unter wissenschaftlicher Theorie ein gezieltes und kritisches Bemühen um eine Erkenntnisgewinnung möglich zu machen. Das Bestreben geht aber weit über das der Alltagstheorie hinaus Demnach sollen wissenschaftliche Theorien Ist- Situationen erklären, zugleich aber auch Soll- Vorstellungen ermöglichen. Wann aber gilt eine Theorie wirklich als eine wissenschaftliche Theorie? Das kann unter Umständen zu Problemen führen, denn laut Engelke besteht das Problem darin, dass es verschiedene Wissenschafts- und Theoriedefinitionen in Hülle und Fülle gibt. Damit möchte er zum Ausdruck bringen, dass das Wissenschafts- und Theorieverständnis gekennzeichnet ist von persönlich gesetzten Vorstellungen. Was also für den Einen eine Alltagsweisheit ist, ist für den Anderen schon eine wissenschaftliche Theorie (vgl. Engelke, 2002).
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- Arbeit zitieren
- Ramona Schwartz (Autor:in), 2009, Theorien der Sozialen Arbeit: Systemtheorie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/138025
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