[...] Die Geschichte selbst spielt überwiegend im alltäglichen Leben, so dass Veränderungen auf politischer Ebene nicht deutlich hervorgehoben werden und der politische Wandel nur im Alltag des „Ich-Erzählers“, bzw. seiner Familie und der Freundschaft zwischen Friedrich erkennbar wird. Des Weiteren wird größtenteils auf Erzählkommentare, die Emotionen oder politisches akzentuieren und reflektieren verzichtet. Dadurch entsteht eine gewisse Freiheit für Interpretationsmöglichkeiten in Bezug auf einzelne Gefühlslagen des „Ich-Erzählers“ und seines Umfelds. Für Jugendliche bietet sich durch diesen Verzicht die Möglichkeit an, ähnliche Geschehnisse und emotionale Erlebnisse aus ihrem Leben mit dem des „Ich-Erzählers“ gleichzusetzen. Dies kann die Identifikation mit ihm erstaunlich fördern, vor allem die Armut der Familie und die kulturellen Differenzen, die innerhalb der Freundschaft herrschen, werden vielen Jugendlichen nicht fremd sein.
Eine weitere Stärke des Romans liegt in der historischen Darstellung. Die Ereignisse werden in ihm nur vereinzelt genau datiert, allerdings stimmen die Jahreszahlen und die teilweise erwähnten Monate und Jahreszeiten mit den historischen Fakten überein.
Beispielsweise am 1. April 1933, als sich Friedrich und der „Ich-Erzähler“ auf dem Heimweg von der Schule befinden, sehen sie, dass auf dem Praxisschild von Friedrichs Ohrenarzt das Wort Jude geschmiert wurde und dass sich neben der Menschenmasse vor dem Geschäft des Juden Abraham Rosenthals ein Nationalsozialist befindet, der ein Schild mit der Aufschrift „Kauft nicht beim Juden“ hochhält. Das Datum lässt auf den einen Tag andauernden Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933 schließen, was die erste Diskriminierungsmaßnahme des nationalsozialistischen Regimes darstellt, und die Antwort auf die jüdische Greuel- und Boykotthetze darstellen sollte.
Auch die ausdrücklich für Juden gekennzeichneten Parkbänke beim Treffen zwischen Friedrich und seiner neuen Bekanntschaft im Park sind auf Verbote der Lokalbehörden im Jahr 1935 zurückzuführen und somit als historisch korrekt einzustufen.
Die negativen Aspekte in „Damals war es Friedrich“ sind gering, allerdings für die Konfrontation im Schulunterricht und für eine objektive Betrachtung der Juden im Dritten Reich von hoher Priorität und sollten deshalb nicht unbeachtet bleiben.
Das Problemfeld des Romans liegt in der Darstellung der Familie Schneider und des Judentums im Allgemeinen.[...]
Der Jugendroman „Damals war es Friedrich“ von Hans Peter Richter, erstmals erschienen im Jahr 1961, thematisiert eine Freundschaft zwischen dem jüdischen Jungen Friedrich Schneider und seinem nicht-jüdischem Freund, dem „Ich-Erzähler“. Als sich in Deutschland der Nationalsozialismus ausbreitet bahnt sich für die beiden Freunde ein dunkles Kapitel an und die Freundschaft wird gefährdet.
Die Geschichte beginnt im Jahr 1925, die beiden Jungen, die gemeinsam in einem Mietshaus aufwachsen, kennen sich bisher nur flüchtig.
An einem Tag im Jahr 1929 bringt Frau Schneider ihren Sohn Friedrich zu der Mutter des „Ich-Erzählers“, da sie zum Rathaus muss. Es kommt zum ersten längeren Kontakt zwischen dem „Ich-Erzähler“ und Friedrich, der sich nach kurzer Skepsis zu einem freudigen Ereignis entwickelt. Die Freundschaft baut sich weiter aus und die Jungen verbringen viel Zeit miteinander.
Ab dem Jahr 1933 bemerken die beiden Freunde, dass die Juden immer öfter denunziert und gesetzlich eingeschränkt werden. Auch Friedrich und die Freundschaft leiden unter diesen Problemen, die am Ende sogar den Tod für Friedrich bedeuten, da er 1942 bei einem Bombenangriff wegen seiner jüdischen Identität nicht in den Luftschutzbunker gelassen wird.
Der Roman besteht aus 172 Seiten inklusive acht Seiten Anhang und einer fünfseitigen Zeittafel. Der Anhang erläutert einzelne Textpassagen und Begriffe des Romans, wie z.B. „Pogrom“, „Der Stürmer“ oder Anmerkungen zur jüdischen Kultur. Die Zeittafel lässt die Jahre 1925-1932 unbeachtet und beginnt mit dem 30.1.1933, an dem Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt wird und endet mit dem 08.05.1945, dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Die literarische Gestaltung von „Damals war es Friedrich“ ist von wenigen Fremdwörtern, die aus der jüdischen Kultur oder aus Fachbegriffen der NS-Zeit stammen, geprägt. Diese werden allerdings im Anhang erläutert, so dass keine Verständlichkeitsprobleme einhergehen. Der Roman ist in 32 chronologisch geordnete Kapitel gegliedert, wobei jedes Kapitel eine einzelne Geschichte mit einer kleinen Pointe darstellt und sich an der Judenverfolgung in Deutschland orientiert. Dies ist gerade für den Lesegenuss Jugendlicher ein enormer Vorteil, denn das Buch ist durch viele Höhepunkte gekennzeichnet, die im Laufe der Geschichte immer dramatischer dargestellt werden, bis Friedrich letztendlich stirbt. Insbesondere die kurzen Kapitel stellen für lesefaule SchülerInnen ein gutes Etappenziel dar und lassen deutlich erkennen, dass sich der Antisemitismus und Antijudaismus im Nationalsozialismus drastisch zugespitzt haben.
Hans Peter Richter bietet in „Damals war es Friedrich“ eine gute Identifikationsmöglichkeit für Jugendliche an, da sich der „Ich-Erzähler“ selbst im Jugendalter befindet und nur wenige Angaben zu seiner Person preisgegeben werden. Der „Ich-Erzähler“ entpuppt sich somit nur an wenigen Stellen als männliche Person, dementsprechend können sich ohne weiteres beide Geschlechter mit ihm identifizieren. Die Geschichte selbst spielt überwiegend im alltäglichen Leben, so dass Veränderungen auf politischer Ebene nicht deutlich hervorgehoben werden und der politische Wandel nur im Alltag des „Ich-Erzählers“, bzw. seiner Familie und der Freundschaft zwischen Friedrich erkennbar wird. Des Weiteren wird größtenteils auf Erzählkommentare, die Emotionen oder politisches akzentuieren und reflektieren verzichtet. Dadurch entsteht eine gewisse Freiheit für Interpretationsmöglichkeiten in Bezug auf einzelne Gefühlslagen des „Ich-Erzählers“ und seines Umfelds. Für Jugendliche bietet sich durch diesen Verzicht die Möglichkeit an, ähnliche Geschehnisse und emotionale Erlebnisse aus ihrem Leben mit dem des „Ich-Erzählers“ gleichzusetzen. Dies kann die Identifikation mit ihm erstaunlich fördern, vor allem die Armut der Familie und die kulturellen Differenzen, die innerhalb der Freundschaft herrschen, werden vielen Jugendlichen nicht fremd sein.
Eine weitere Stärke des Romans liegt in der historischen Darstellung. Die Ereignisse werden in ihm nur vereinzelt genau datiert, allerdings stimmen die Jahreszahlen und die teilweise erwähnten Monate und Jahreszeiten mit den historischen Fakten überein.
Beispielsweise am 1. April 1933, als sich Friedrich und der „Ich-Erzähler“ auf dem Heimweg von der Schule befinden, sehen sie, dass auf dem Praxisschild von Friedrichs Ohrenarzt das Wort Jude geschmiert wurde und dass sich neben der Menschenmasse vor dem Geschäft des Juden Abraham Rosenthals ein Nationalsozialist befindet, der ein Schild mit der Aufschrift „Kauft nicht beim Juden“ hochhält.[1] Das Datum lässt auf den einen Tag andauernden Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933 schließen, was die erste Diskriminierungsmaßnahme des nationalsozialistischen Regimes darstellt, und die Antwort auf die jüdische Greuel- und Boykotthetze darstellen sollte.[2]
[...]
[1] Vgl. Richter, Hans Peter: Damals war es Friedrich. 57. Aufl. München 2008, S. 36-41.
[2] Vgl. Hofer, Walter: Stufen der Judenverfolgung im Dritten Reich 1933-1939, in: Herbert A. Strauss/Norbert Kampe (Hrsg.): Antisemitismus. Von der Judenfeindschaft zum Holocaust. Frankfurt a. M./New York 1985, S. 176.
- Citation du texte
- Tobias Neuhaus (Auteur), 2009, "Damals war es Friedrich" von Hans Peter Richter. Einsatzmöglichkeiten im Geschichtsunterricht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/137899
-
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X.