Dieses Essay "Eine Frage der Schuld" beschäftigt sich mit den psychologischen Aspekten von Tätern und Opfern bei Terrorismus.
Am 9. April 2017 erlebte ich aus wenigen 100 Metern Entfernung ein Selbstmordattentat. Es handelte sich um den Anschlag auf die koptische Sankt-Markus Kathedrale in Alexandria. Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich im Gebäude der Alexandria Opera. Nur aufgrund meiner privilegierten Stellung als Seemann und weißer europäischer Mann, wurde ich umgehend vom ägyptischen Militär vom Opernhaus zum Hafen eskortiert. Auf dem Weg zum sprichwörtlich sicheren Hafen sah ich zum ersten Mal Bilder und Eindrücke, die man sonst nur aus medialen Berichterstattungen kennt. Ich befand mich inmitten einer Katastrophe und erlebte die Not der Menschen hautnah. Diese Erfahrung hat mich tiefgründig geprägt.
Besonders ein Bild brannte sich in mein Gedächtnis ein: Ein kleiner ca. 7 bis 8 Jähriger Junge war auf einen Laternenmast geklettert, um nicht von der verzweifelten, wirr umher trampelnden Menge erdrückt zu werden. Oben auf dem Mast versuchte er seine Eltern in der Masse zu entdecken. Ich konnte seine Verzweiflung und seine Tränen sehen. Seine Schreie schienen jedoch in dem Gemenge unterzugehen. Bis heute erscheint mir dieser unbekannte Junge im Traum.
- Citation du texte
- Christoph Kubica (Auteur), 2022, Psychologische Aspekte von Tätern und Opfern bei Terrorismus. Eine Frage der Schuld, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1378131
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