Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern die Konzepte und Forderungen der Charta von Athen umgesetzt worden sind. Am Beispiel der brasilianischen Hauptstadt Brasilia wird aufgezeigt, welche Kriterien für eine erfolgreiche Umsetzung notwendig sind. Gleichzeitig werden mögliche Auswirkungen und Problemstellungen beim Versuch, die Forderungen auf die heutige Stadtplanung zu übertragen, aufgezeigt.
Inhaltsverzeichnis
1. Stadtutopien im 19./20. Jahrhundert
2. Charta von Athen
2.1 Forderungen
2.2 Umsetzung am Beispiel von Brasilia
2.3 Scheitern von Brasilia
3. Umsetzung der Charta von Athen in unserer heutigen Stadtplanung
Literaturverzeichnis und Abbildungsverzeichnis
1. Stadtutopien im 19./20. Jahrhundert
„Ergreift die Spitzhacken, die Äxte und die Hämmer und reißt nieder, reißt ohne Erbarmen die ehrwürdigen Städte nieder" (Gebhardt et. al 2012: 392). Das Manifest des Futurismus von Filippo Tommaso Marinetti, welches in der französischen Zeitung Le Figaro im Jahre 1909 veröffentlicht wurde, beschreibt die Stellung der Stadt in der Zeit der Industrialisierung mit einer zunehmenden Aufforderung eines radikalen Umbaus (Gebhardt et. al 2012: 392). Mit dem Aufkommen des Maschinenzeitalters verliert das Handwerk an Bedeutung und die Menschen gehen ihre Arbeit größtenteils in Städten nach. Aufgrund des daraus resultierenden rapiden Bevölkerungswachstums und einem nach Günter Runkel (2007: 123) bezeichneten „Verstopfen der Städte" entwickeln sich verschiedene Konzepte und Ideen einer Neuordnung. Ein maßgeblicher Entwurf stammt von Tony Garnier aus dem Jahre 1917, der einen ersten Vorschlag zur Aufteilung der Stadt in funktionale Zonen vorlegt (Gebhardt et. al 2012: 391).
Anmerkung der Redaktion: Die Abbildung wurde aus
urheberrechtlichen Gründen entfernt.
Abb. 1 Aufteilung der Stadt in funktionale Zonen
Quelle: Table ronde, l'utopie résiliente de Tony Garnier (o.J) Zugriff unter: https://www.lyon.fr/evenement/conference/table-ronde-lutopie-resiliente-de-tony-garnier (Stand: 16.06.2020)
Die schwierige Wohn- und Lebenssituation in den Städten veränderte sich im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts kaum (Zechmeister 2012: 39). Um die eingetretenen Fehlentwicklungen zu Beginn der Industrialisierung in den Städten zu kompensieren, hatte der Schweizer Architekt "Le Corbusier", den von Garnier entwickelten Vorschlag zur Entflechtung städtischer Funktionsbereiche aufgegriffen, was sich in einer Reihe von Thesen zum modernen Städtebau niederschlug, der sogenannten „Charta von Athen". Sie wurde im Jahre 1933 veröffentlicht und prägte vor allem den Städtebau der Nachkriegszeit (Gebhardt et. al 2012: 392).
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern die Konzepte und Forderungen der Charta von Athen umgesetzt worden sind. Am Beispiel der brasilianischen Hauptstadt Brasilia wird aufgezeigt, welche Kriterien für eine erfolgreiche Umsetzung notwendig sind. Gleichzeitig werden mögliche Auswirkungen und Problemstellungen, beim Versuch die Forderungen aufdie heutige Stadtplanung zu übertragen, aufgezeigt.
2. Charta von Athen
2.1 Forderungen
„Der Grundgedanke der Charta lässt sich am ehesten mit dem Wunsch nach Verbesserung der Wohnverhältnisse innerhalb der städtischen Ballungszentren unter dem Gesichtspunkt der ausreichenden hygienischen Verhältnisse, der Freiräume, des adäquaten Wohnraums und einem angepassten Verkehrskonzept zusammenfassen" (Zechmeister 2012: 39). Die räumliche Trennung der vier autonomen Funktionen, Wohnen, Arbeit, Erholung und Verkehr ist von grundlegender Bedeutung.
Zur Umsetzung legt die Charta fest, dass zahlreiche Bodenparzellen enteignet werden müssen (Runkel 2007:126). Die Wohnung steht im Mittelpunkt des Lebens und ist der Ausgangspunkt aller Maßnahmen. Durch die Errichtung von Hochhäusern soll einerseits das Problem der Erholung gelöst werden, da der frei gewonnen Raum für Grünflächen und Parks genutzt werden kann. Anderseits ergeben sich dadurch Flächen für breite und kreuzungsfreie Fernstraßen. Diese sollen Verkehrsstaus verhindern sowie schnelles Fahren ermöglichen. Wohnung und Arbeit sind insgesamt unter sorgsamster Zeitersparnis verbunden.
2.2 Umsetzung am Beispiel von Brasilia
Die Umsetzung der Forderungen der Charta von Athen erfolgte beim Neubau der brasilianischen Hauptstadt Brasilia in den 1960er Jahren. Die von den Architekten Oskar Niemeyer und Lucio Costa entworfene Stadt ist laut Büchler (2008: 50) charakterisiert durch eine klare Funktionstrennung, Zonierung, großräumige Freiflächen und ein axiales Straßenraster in einer Flugzeugform. Die Nord-Süd-Achse repräsentiert die Flügel des „Flugzeugs" und verknüpft die verschiedenen Wohnquartiere, die sogenannten „Supersquadras" (Kremb 2008: 219) miteinander. Die monumentale Ost-West-Achse verbindet den Rumpf des „Flugzeugs" aus Verwaltungsgebäuden mit dem Cockpit aus Parlament, Abgeordnetenhaus, oberstem Gericht, Präsidentenpalast und dem ländlich offen verbleibenden Stadtgebiet.
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- Arbeit zitieren
- Julian Igel (Autor:in), 2020, Sind die Konzepte der Charta von Athen je umgesetzt worden? Übertragung und Probleme der Konzepte in der heutigen Stadtplanung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1376023
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