Der Begriff des „Körperbehinderten“ begegnet uns erstmals im Jahre 1925, um den mit negativen
Vorurteilen besetzten Terminus „Krüppel“ abzulösen. Das Wort „Krüppel“ stammt von dem Wort
„crupel“ ab, das im 11. Jahrhundert am Mittelrhein zur Beschreibung körperlich Behinderter entstand.
Bereits um 1500 wurde der Begriff des Krüppels mit dem eines Minderwertigen gleichgesetzt.
Laut des Deutschen Wörterbuches der Gebrüder Grimm aus dem Jahre 1873 war ein Krüppel ein
Mensch mit „gekrümmten, verwachsenen oder gelähmten Gliedern“.
Dietrich referierte 1908:
„Ein Krüppel ist ein körperlich Gebrechlicher oder wie Biesalski auf dem Orthopädenkongreß
1908 unter allgemeiner Zustimmung erklärte, >ein infolge eines angeborenen oder erworbenen
Nerven- oder Knochen- und Gelenkleidens in dem Gebrauch seines Rumpfes oder seiner Gliedmaßen
behinderter Kranker<.“
Da die Behinderten und deren Angehörige sich dem Begriff des Krüppels widersetzten, wurde nach
einem anderen Terminus zur Beschreibung Körperbehinderter gesucht. Vorschläge waren „Gebrechlicher“,
„Knochen- und Gliederkranker“, „orthopädisch Kranker“, „Gelähmter“, „Brestling“
und „Hilfling“. Trotz aller Bemühungen fand man jedoch keinen anderen Terminus, welcher den
Menschen mit einer Körperbehinderung besser hätte bezeichnen können als der Begriff „Krüppel“.
Nach Ende des Ersten Weltkrieges, als die Behinderten selbst das Wort ergriffen, tauchte der Begriff
des „Körperbehinderten“ auf. Jedoch wurde der Terminus des Krüppels in der Wissenschaft und
der breiten Öffentlichkeit bewußt weiter verwendet:
„Stoße sich niemand an dem Wort >Krüppel<; die Fachleute haben sich vergeblich bemüht, einen
Ersatz zu finden. >Kriegsbeschädigt< klingt besser, aber es deckt nicht den Begriff, den man meint;
denn auch ein Mann, der ein Auge oder sein Gehör verloren oder sich ein dauerndes inneres Leiden
zugezogen hat, ist beschädigt und doch nicht verkrüppelt. Hierunter versteht man eine schwere
Beeinträchtigung der Bewegungsmöglichkeiten und der Körperhaltung. Es gibt nur ein Mittel, über
dieses Wort hinwegzukommen, nämlich umzulernen und nicht unter einem Krüppel ein abschreckendes
Jammerbild zu verstehen.“ (Biesalski 1915). [...]
Inhaltsverzeichnis
- Zur Geschichte des Sprachgebrauchs der Begriffe „Krüppel" und „Körperbehinderter"
- Historischer Rückblick der Einstellung gegenüber Körperbehinderten
- Das Altertum
- Der Einfluß des Christentums bis zur Epoche der Aufklärung
- Erste Ansätze der Erziehung und Beschulung Körperbehinderter
- Der Beitrag der Orthopädie in der Neuzeit
- Die Entwicklung der Körperbehindertenpädagogik und der Schule für Körperbehinderte
- Berufswahl und berufliche Eingliederung Körperbehinderter
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Entstehung und Entfaltung von Schulen für Körperbehinderte, wobei der Schwerpunkt auf der Neuzeit liegt. Sie verfolgt das Ziel, die historische Entwicklung der Einstellung gegenüber Körperbehinderten und die Entstehung spezifischer pädagogischer Ansätze zur Förderung dieser Personengruppe aufzuzeigen.
- Die Entwicklung des Sprachgebrauchs und der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Körperbehinderten
- Die Rolle des Christentums und der Aufklärung in der Gestaltung der Einstellung gegenüber Körperbehinderten
- Die Bedeutung der Orthopädie für die Entwicklung der Körperbehindertenhilfe
- Die Entstehung und Entwicklung der Körperbehindertenpädagogik und der Schule für Körperbehinderte
- Die Herausforderungen der Berufswahl und beruflichen Eingliederung von Körperbehinderten
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Geschichte des Sprachgebrauchs der Begriffe „Krüppel" und „Körperbehinderter". Es beleuchtet die Entwicklung der Begrifflichkeit und die damit verbundenen gesellschaftlichen Vorurteile.
Kapitel zwei bietet einen historischen Rückblick auf die Einstellung gegenüber Körperbehinderten in der Antike und im Mittelalter. Es zeigt auf, wie Körperbehinderte in verschiedenen Kulturen wahrgenommen und behandelt wurden, von der Tötung und Aussetzung bis hin zu Formen der Fürsorge und Barmherzigkeit.
Das dritte Kapitel widmet sich den ersten Ansätzen der Erziehung und Beschulung Körperbehinderter im Zeitalter der Aufklärung. Es beschreibt die Entstehung orthopädischer Institute und die Bedeutung der Erwerbsbefähigung als Ziel der Förderung.
Kapitel vier beleuchtet den Beitrag der Orthopädie in der Neuzeit. Es beschreibt die Entwicklung der Orthopädie als eigenständigen medizinischen Zweig und die Entstehung orthopädischer Institute, die auch die pädagogische Förderung der Patienten in den Fokus nahmen.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit der Entwicklung der Körperbehindertenpädagogik und der Schule für Körperbehinderte. Es zeigt die Entstehung spezifischer pädagogischer Ansätze und die Herausforderungen der Integration von Körperbehinderten in das Bildungssystem.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Geschichte der Körperbehindertenpädagogik, die Entwicklung von Schulen für Körperbehinderte, die gesellschaftliche Wahrnehmung von Körperbehinderten, die Rolle der Orthopädie in der Körperbehindertenhilfe, die Herausforderungen der Integration und die Bedeutung der Berufswahl und beruflichen Eingliederung von Körperbehinderten.
- Quote paper
- Kathrin Ziesemann (Author), 2000, Entstehung und Entfaltung von Schulen für Körperbehinderte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13740
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.