Diese Seminararbeit soll zeigen, was der Merit Order Effekt ist und wie er entsteht. Dazu werden im ersten Teil der Arbeit verschiedene Kraftwerkstypen mir Ihrer Kostenstruktur erläutert. Danach wird die Preisbildung auf dem Strommarkt aufgezeigt, da die Auswirkungen des Börsenhandels maßgeblich an der Entstehung des Merit order Effektes beteiligt sind. Der nächste Teil erklärt die Entstehung der Merit Order. Im Anschluss werden verschiedene Einflussfaktoren aufgezeigt, die den Merit Order beeinflussen. Der letzte Teil dieser Arbeit besteht aus einer zusammenfassenden Schlussbetrachtung
Der deutsche Strommarkt war von einem System aus Demarkationsverträgen geprägt, die den einzelnen Energieversorgungsunternehmen (EVU) Gebiete zuwiesen, in denen Sie konkurrenzlos Strom an Ihre Endkunden liefern konnten. Durch die Verabschiedung der Elektrizitätsbinnenmarktrichtlinie von 1996, durch das Europäische Parlament und dem Europäischen Rat, wurde diese Struktur aufgebrochen und der Weg für einen liberalen Strommarkt bereitet. Dies geschah in mehreren Stufen, indem die EG-Richtlinie in nationales Recht transformiert und im Laufe der nächsten Jahre mehrmals nachgebessert wurde.
Wichtige Stufen waren das Inkrafttreten des Gesetzes zur Neuregelung des Energiewirtschaftsrechts am 24.04.1998 und die Novellierung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB). Diese Liberalisierung war auch die Voraussetzung dafür, dass sich in Folge ein Strommarkt gebildet hat. Am 15.06.2000 startete die Leipziger Power Exchange. Somit konnte Strom in Deutschland zum ersten Mal an der Börse gehandelt werden. Die Liberalisierung und der Börsenhandel von Strom sind mitunter Gründe oder Voraussetzung dafür, dass sich der Merit Order Effekt beobachten lässt.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
2 Grundlagen
2.1 Kraftwerkstypen und Ihre Kostenstruktur
2.2 Der Stromhandel
2.3 Die Entstehung des Merit Order Effektes
3 Einflussfaktoren auf Merit-Order-Effekt
3.1 Politische Entscheidungen
3.1.1 CO2 Zertifikate
3.1.2 Erneuerbare-Energien-Gesetz
3.2 Wirtschaftliche Einflüsse
3.2.1 Lastenmanagement
3.2.2 Feste Kontrakte
3.2.3 Stromaußenhandel
4 Schluss
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Lastlinie des E-Werkes Goldbach Hoesbach
Abbildung 2: Merit Order der Kraftwerke, eigene Darstellung
Abbildung 3: Merit Order mit CO₂ Zertifikaten
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Daten zur Berechnung der variablen Stromerzeugungskosten
Tabelle 2: CO₂ Emissionen Primärenergieträgerabhängig und Kosten
1 Einleitung
Der deutsche Strommarkt war von einem System aus Demarkationsverträgen1 ge- prägt, die den einzelnen Energieversorgungsunternehmen (EVU) Gebiete zuwiesen, in denen Sie konkurrenzlos Strom an Ihre Endkunden liefern konnten. Durch die Verab- schiedung der Elektrizitätsbinnenmarktrichtlinie von 19962, durch das Europäische Parlament und dem Europäischen Rat, wurde diese Struktur aufgebrochen und der Weg für einen liberalen Strommarkt bereitet. Dies geschah in mehreren Stufen, indem die EG-Richtlinie in nationales Recht transformiert und im Laufe der nächsten Jahre mehrmals nachgebessert wurde. Wichtige Stufen waren das Inkrafttreten des Geset- zes zur Neuregelung des Energiewirtschaftsrechts am 24.04.19983 und die Novellie- rung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB). Diese Liberalisierung war auch die Voraussetzung dafür, dass sich in Folge ein Strommarkt gebildet hat. Am 15.06.2000 startete die Leipziger Power Exchange4. Somit konnte Strom in Deutsch- land zum ersten Mal an der Börse gehandelt werden. Die Liberalisierung und der Bör- senhandel von Strom sind mitunter Gründe oder Voraussetzung dafür, dass sich der Merit Order Effekt beobachten lässt. Diese Seminararbeit soll zeigen, was der Merit Order Effekt ist und wie er entsteht. Dazu werden im ersten Teil der Arbeit verschiede- ne Kraftwerkstypen mir Ihrer Kostenstruktur erläutert. Danach wird die Preisbildung auf dem Strommarkt aufgezeigt, da die Auswirkungen des Börsenhandels maßgeblich an der Entstehung des Merit order Effektes beteiligt sind. Der nächste Teil erklärt die Ent- stehung der Merit Order. Im Anschluss werden verschiedene Einflussfaktoren aufge- zeigt, die den Merit Order beeinflussen. Der letzte Teil dieser Arbeit besteht aus einer zusammenfassenden Schlussbetrachtung.
2 Grundlagen
In diesem Kapitel wird auf die Kraftwerkstypen mit Ihrer Kostenstruktur, die Strombörse und der Entstehung des Merit Order Effektes eingegangen.
2.1 Kraftwerkstypen und Ihre Kostenstruktur
Der Strommarkt ist ein Onlinemarkt. Das bedeutet, dass der Strom, der gerade in den verschiedenen Bereichen wie Haushalte, Industrie, Handel mit Gewerbe und öffentli- chen Einrichtungen, verbraucht wird, in dem Moment auch erzeugt werden und zur Verfügung stehen muss. Durch das Verhalten dieser Verbraucher, das sich im Tages- verlauf und auch im Jahresverlauf ändert ergibt sich eine sogenannte Lastganglinie. In Abbildung 1 sind zwei Lastganglinien, eine für Sommer-rote Linie- und eine für den Winter -blaue Linie- der Goldbach Hoesbach Elektrizitätswerke abgebildet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Lastlinie des E-Werkes Goldbach Hoesbach
Quelle: Entnommen aus: http://www.ew-goldbach-hoesbach.de/index.php?page=lastganglinie
Auf der Ordinate sind die Megawatt (MW) angetragen und die Abszisse zeigt den Tagesverlauf (Zeitachse) in Stunden. Das Diagramm zeigt die zeitliche Veränderung des Stromtagesverbrauches, resultierend aus dem Verbraucherverhalten wie Essen kochen, Arbeitsbeginn und Nachtspeicherheizung im Winter.
Die EVU´s sind gefordert, den Strombedarf zeitgleich zu decken. Zur Optimierung der Strombereitstellung wird der gesamte Strombedarf in drei Lastgruppen eingeteilt. Die Grundlast, die Mittellast und die Spitzenlast.
Die Grundlast ist der Grundverbrauch an Strom, der unabhängig von allen möglichen Lastschwankungen wie Tageszeit, Wochentag oder Jahreszeit nie unterschritten wird5. Zur Deckung dieser Grundlast werden Kraftwerke herangezogen, welche zum einem die geringsten variablen Kosten aufweisen und zum anderen niedrige Betriebskosten, die aus einer hohen durchschnittlichen jährlichen Auslastungsdauer der betreffenden Kraftwerke resultieren6. Zu den variablen Kosten gehören im Wesentlichen die Brenn- stoffkosten und seit 2005 die Kosten für die CO₂ Zertifikate, die im Kapitel 3 bei den
Einflussfaktoren auf die Merit Order gesondert betrachtet werden. Zu den Kraftwerkstypen, die die Grundlast abdecken gehören folgende7:
Laufwasser
Kernenergie
Braunkohle
Biomasse und Geothermie
Die Mittellast wird von Kraftwerken erbracht, die dadurch gekennzeichnet sind, dass sie sich täglich an- und abfahren lassen. Die Kostenstruktur dieser Kraftwerke ist etwas höher, d.h. die variablen Kosten sind höher als die der Grundlastkraftwerke und die Betriebskostkosten sind naturgemäß durch die geringere Auslastung oder jährliche Einsatzdauer ebenfalls etwas höher8. Zu den Mittellastkraftwerken zählen:
Steinkohle
Gas
Speicherwasser
Biomasse und Biogas
Die Spitzenlast erbringen Kraftwerke mit den höchsten variablen Kosten. Diese Kraft- werke müssen sich binnen kurzer Zeit hochfahren lassen und auch wieder runterfah- ren lassen. Durch die geringe Ausnutzungsdauer dieser Kraftwerke ergeben sich auch die höchsten Kosten aller betrachteten Kraftwerkstypen. Zu den Spitzenlastkraftwerken gehören9:
Pumpspeicher
Gasturbinen
Für den Fall, dass es neben den verbraucherbedingten Laständerungen zu unvorhergesehenen Kraftwerksausfällen kommt, werden noch Ölkraftwerke vorgehalten, die in solchen Fällen ebenfalls zum Einsatz kommen.
2.2 Der Stromhandel
Der Stromhandel ist im Wesentlichen von zwei Handelsmärkten geprägt. Der erste Markt ist der Over-the-Counter (OTC) Handel, der zweite Markt ist die Börse. Beim OTC Handel werden von den Marktteilnehmern, z.B. den EVU und einem Abnehmer bilaterale Verträge mit einem festen Vertragspreis und Lieferdauer geschlossen. 80% der Produkte des OTC Marktes sind standardisiert in Größen zwischen 5 MW und 25 MW Strom. Der Rest sind spezielle, strukturierte Produkte10, d.h. sie sind der Last- ganglinie des Abnehmers oder der Kontingentmischung11 -aggregierte Lastganglinien mehrerer Kunden- eines Großhändlers, angepasst. Der andere Markt ist der Börsen- handel. Der Stromhandel wurde im Jahr 2000 an 2 Börsen in Deutschland aufgenom- men. Die Eine eröffnete am 15.06.2000 in Leipzig (Leipziger Power Exchange (LPX)), die Andere am 08.08.2000 in Frankfurt am Main (European Energie Exchange (EEX)). Im Juli 2002 fusionierten beide Börsen zur EEX AG mit Sitz in Leipzig12. Auf der EEX werden verschiedene Stromprodukte angeboten. Es gibt Produkte für den Spotmarkt, dazu zählen Kontrakte deren Erfüllungsperiode laut Bundesanstalt für Finanzdienst- leistungsaufsicht (BaFin) in naher Zukunft, bis maximal zwei Tagen liegt13 und es gibt Produkte für den Terminmarkt. Im Terminmarkt werden Futures mit Laufzeiten von einem Jahr, einem viertel Jahr und einem Monat, jeweils für Baseload (ganztägige Lieferung) und für Peakload (Lieferung zwischen 8:00 Uhr und 20.00 Uhr) angeboten. Im Spotmarkt werden für den nächsten Tag Blocklieferungen, d.h. Lieferungen für mehrere selbst zu definierenden Stundenblöcke bzw.
[...]
1 Vgl. Schiffer, H. (2008), S. 224.
2 Vgl. Elektrizitätsbinnenmarktrichtlinie vom 19.12.1996.
3 Vgl. Schiffer, H. (2008), S. 227.
4 Vgl. Schiffer, H. (2008), S. 272.
5 Vgl. Schiffer, H. (2008), S. 528.
6 Vgl. Schiffer, H. (2008), S. 244.
7 Vgl. Schiffer, H. (2008), S. 244.
8 Vgl. Schiffer, H. (2008), S. 245.
9 Vgl. Schiffer, H. (2008), S. 245.
10 Vgl. Schiffer, H. (2008), S. 272.
11 Vgl. Crastan, V. (2008), S. 135-136.
12 Vgl. Schiffer, H. (2008), S. 272.
13 Vgl. Schiffer, H. (2008), S. 270.
- Arbeit zitieren
- Bernhard Mathä (Autor:in), 2009, Wie entstehen Strompreise? Der Merit-Order-Effekt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/137364
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