Die Frage, ob Franz Woyzeck aus Georg Büchners Drama "Woyzeck" als Opfer oder Täter betrachtet werden kann, stellt eine zentrale Thematik dar. Das Drama erzählt die Geschichte eines einfachen Soldaten, der in einer rauen und ungerechten Gesellschaft lebt. Woyzeck wird von verschiedenen Seiten misshandelt, sowohl von seinen Vorgesetzten als auch von seiner Freundin Marie. Im Verlauf der Handlung gerät er immer mehr in den Wahnsinn und begeht schließlich einen Mord.
Doch wie sollen wir sein Verhalten bewerten? Ist Woyzeck das Opfer einer ungerechten Welt, das keine andere Wahl hatte, als zum Täter zu werden? Oder trägt er die Verantwortung für seine Taten? Um diese Frage zu klären, werden wir uns genauer mit den Umständen von Woyzecks Leben und seiner psychischen Entwicklung befassen.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung:
2. Woyzecks Hintergrund:
3. Moralische Schuld der einzelnen Figuren:
3.1 Marie und der Tambourmajor:
3.2 Der Doktor:
3.3 Der Hauptmann:
4. Weitere gesellschaftliche Einflüsse:
4.1 Pauperismus:
4.2 Militär:
5. Möglichkeiten der Verteidigung:
6. Fazit:
7. Literaturverzeichnis:
1. Einleitung:
Die Frage, ob Franz Woyzeck aus Georg Büchners Drama "Woyzeck" als Opfer oder Täter betrachtet werden kann, stellt eine zentrale Thematik dar. Das Drama erzählt die Geschichte eines einfachen Soldaten, der in einer rauen und ungerechten Gesellschaft lebt. Woyzeck wird von verschiedenen Seiten misshandelt, sowohl von seinen Vorgesetzten als auch von seiner Freundin Marie. Im Verlauf der Handlung gerät er immer mehr in den Wahnsinn und begeht schließlich einen Mord. Doch wie sollen wir sein Verhalten bewerten? Ist Woyzeck das Opfer einer ungerechten Welt, das keine andere Wahl hatte, als zum Täter zu werden? Oder trägt er die Verantwortung für seine Taten? Um diese Frage zu klären, werden wir uns genauer mit den Umständen von Woyzecks Leben und seiner psychischen Entwicklung befassen.
2. Woyzecks Hintergrund:
Franz Woyzeck, die Hauptfigur des Dramas, ist 30 Jahre alt und ein Soldat, der zur unteren Gesellschaftsschicht gehört. Das meiste, was er an Geld verdient, benutzt er um seine Freundin, Marie Zickwolf und ihrem gemeinsamen, unehelichen Sohn Christian zu versorgen. Aufgrund seiner Arbeit und Nebentätigkeiten hat er kaum Zeit für seine Familie. Um mehr zu verdienen, nimmt er an einem Experiment seines Doktors teil, der besagt, dass er nur Erbsen essen muss, weil diese einen angeblichen Gesundheitlichen Vorteil hätten. Dadurch ist Woyzeck eher schwach und kann sich sprachlich gegen den Hauptmann, der ihm als dumm und unmoralisch bezeichnet, sowie körperlich gegen den Tambourmajor, mit dem Marie eine Affäre hatte, nicht verteidigen. Aufgrund seines niedrigen sozialen Standes, Armut und mangelnder Intelligenz wird er von den Personen der höheren Gesellschaftsschichten ausgenutzt. Sein einziger Freund, Andres, ignoriert seine Bedürfnisse auch und empfehlt ihm Schnaps zu trinken, um seine Gedanken zu vergessen. Woyzeck wird nicht so intelligent dargestellt etwas, was sich an seinem Dialekt und fehlerhafte Sprache erkennen lässt. Als Woyzeck erfährt, dass Marie ihn betrogen hat, wird er richtig eifersüchtig und ermordet sie. Nachdem er sie ermordet hat und sich auch sein Sohn von ihm abwendet, bleibt Woyzeck ganz allein zurück.
3. Moralische Schuld der einzelnen Figuren:
Zunächst muss man klären, was die Moral und Schuld eigentlich sind. Der Begriff ,,Moral“ beschreibt das Handeln, das in einer bestimmten Situation von der Gesellschaft als richtig angesehen wird. Es bezeichnet somit die Werte und Regeln, die in einer Gesellschaft, Kultur oder eine Gruppe anerkannt sind. Die Moral kann von Kultur zu Kultur, von Gemeinschaft zu Gemeinschaft und von Individuum zu Individuum unterschiedlich sein. Die Moralvorstellungen bestimmen das Handeln der Menschen und falls einen Verstoß vorkommt, reagieren die meistens mit Schuldgefühlen. Moral umfasst auch immer praktische Vorgaben wie Rechte und Pflichten der Einzelnen sowie Werte, nach denen man streben sollte. Wenn man sich anders verhält als erwartet, wird das Verhalten als ,,unmoralisch“ bewertet. Unter moralisches Verhalten versteht man Hilfsbereitschaft, Aufmerksamkeit, Toleranz oder empathisches Verhalten. Wiederum bedeutet unmoralisches Verhalten so viel wie Lügen, Egoismus, Straftaten oder auch unfaires Verhalten gegenüber Menschen. Es ist wichtig anzumerken, dass moralische Vorstellungen subjektiv sein können und es häufig unterschiedliche Meinungen und Wertekonflikte gibt.
Der Begriff „Schuld“ bedeutet die Ursache eines Unglücks zu sein und somit gegen bestimmte Werte bzw. Normen verstoßt zu haben. Die moralische Schuld besteht in einen Verstoß gegen das eigene Gewissen und Normen durch Handlungen oder sogar durch bloßen Vorsatz. Die bewusste und freie Entscheidung des Menschen ist Voraussetzung für die Schuldfähigkeit und die moralische Schuld setzt Willensfreiheit und Verantwortlichkeit voraus. Hier ist auch wichtig zu beachten, dass moralische Schuld subjektiv sein kann und von kulturellen, religiösen und individuellen Wertesystemen abhängig ist. Die Bewertung moralischer Schuld kann von Person zu Person unterschiedlich sein und hängt von individuellen Überzeugungen und dem Kontext ab. Die Anerkennung moralischer Schuld kann dazu führen, dass eine Person Verantwortung für ihre Handlungen übernimmt, sich für ihre Fehler entschuldigt, Wiedergutmachung leistet und sich bemüht, moralischer zu handeln. Moralische Schuld kann auch Auswirkungen auf das soziale Gefüge haben, indem sie das Vertrauen, die Beziehungen und die Reputation einer Person beeinflusst.
Neben der Frage, ob Woyzeck als Opfer oder Täter angesehen werden kann, ist es auch wichtig, die moralische Schuld der anderen Charaktere zu betrachten. Jeder einzelne von ihnen spielt eine Rolle in der Geschichte und trägt vermutlich zur Entwicklung von Woyzecks Schicksal bei. Es ist wichtig, herauszufinden, ob sie eine Verantwortung für ihr eigenes Handeln tragen und inwiefern ihre Entscheidungen zur Tragödie beitragen.
3.1 Marie und der Tambourmajor:
Marie ist die Freundin von Woyzeck und die Mutter seines Kindes und scheint am meisten moralische Schuld zu tragen, da diese Woyzeck fremdgeht. Sie ist schön, aber auch arm und deswegen fühlt sie sich geschmeichelt, dass sich so ein Mann wie der Tambourmajor für sie interessiert.
Der Tambourmajor ist ein attraktiver, großer und starker Mann und ist sich seiner Wirkung auf Frauen bewusst. Obwohl er von Anfang an weiß, dass Marie einen Freund und ein Kind hat, möchte er sie trotzdem erobern, da sie eine schöne Frau ist. Dadurch lässt sich deuten, dass der Tambourmajor trotz seiner Möglichkeiten eher unmoralisch ist. Er macht Frauen gerne teure Geschenke, wie zum Beispiel die goldenen Ohrringe, die die Affäre eventuell verraten könnten, da weder Marie noch Woyzeck sich so was leisten können. Der Tambourmajor scheint jedoch nichts zu bereuen, weil so eine Tat seine Stärke und männliche Figur beweisen. Als er Woyzeck zwingt in dem Wirtshaus zu trinken und er es nicht tut, prügelt er sich mit ihm und anstatt sich als einen fairen Gewinner zu benehmen, was an sich aufgrund Woyzecks Zustand kein fairer Gewinn gewesen wäre, macht er sich über Woyzecks schwäche lustig.
Im Gegensatz zu dem Tambourmajor, der offensichtlich keine Fehler in seinem Handeln erkennt, hat Marie ein schlechtes Gewissen. Obwohl sie sich nur das Gehören an einer höheren Gesellschaft und einen „wirklichen“ Mann an ihre Seite gewünscht hat, fühlt sie sich so, als wenn sie sich für einen besseren Leben verkauft hat. Sie nimmt die Bibel als Hilfe und liest, wie eine Sünderin Jesus Füßen gewaschen hat und dadurch ihre Sünden vergeben wurden. Obwohl sie weiß, dass ihre Sünde (die Affäre) nicht vergeben sein wird, betet sie trotzdem weiter. Das zeigt, dass sie ihr Handeln bewusst ist und vergeben werden möchte, obwohl sie genau weiß, dass sie ihr Fahler nicht ändern kann. Ihr ist auch bewusst, dass die sogenannte Beziehung mit dem Tambourmajor nichts Ernstes sein wird, da er sie für die nächste schöne Frau verlassen würde. Auf der anderen Seite gibt es Woyzeck, der alles tut, um sie und Christian zu versorgen, der aber von Marie vernachlässigt wird, obwohl sie merkt, dass er immer wieder verwirrt ist. Als Woyzeck ihr von seinen Wahnvorstellungen und das Experiment beim Doktor erzählt hat, fragt sie nicht weiter, weil sie zu sehr mit sich beschäftigt ist, um Woyzecks wahren Zustand wahrzunehmen.
3.2 Der Doktor:
Der Doktor ist ein Forscher und Wissenschaftler und ist nur unter seiner Berufsbezeichnung bekannt. Dieser ist jedoch kein richtiger Arzt, weil dieser keine Patienten hilft, sondern die Wissenschaft revolutionieren möchte und anerkannt werden will. Er trägt auch moralische Schuld, denn er benutzt Woyzeck als Versuchsobjekt, um ein Experiment durchzuführen, in dem dieser nur Erbsen essen muss. Der Doktor nutzt somit die finanzielle Notlage und Gutgläubigkeit Woyzecks aus, um billig und einfach ein Versuchsobjekt für seine Experiment zu bekommen. Die Auswirkungen davon sind Haarausfall, hoher Puls und psychische Störungen, was der Doktor aber nicht interessiert, da es ihm nur um seine Forschung geht und nicht um Woyzecks Zustand. Der Doktor gehört zu der Oberschicht der Gesellschaft und möchte dies ausnutzen und beweisen, indem er komplexe Fachwörter verwendet, und er kann sich sozusagen leisten die Untergeordnete auszunutzen und schlecht zu behandeln. Er ist respektlos gegenüber Woyzeck, indem er dieser mit ,,er‘‘ anspricht und dominiert meistens die Gespräche zwischen den beiden. Weiterhin führt er ihn wie einen dressierten Affen vor. Mit dem Ausspruch „A propos, Woyzeck, beweg den Herren doch einmal die Ohren“ (vgl. S.25 V.4f)1 zeigt der Doktor, dass Woyzeck nur eine Spielfigur für ihn ist. Als Woyzeck die Ohren nicht wackeln wollte, wurde der Doktor sauer und bedrohte und zu beleidigte ihn vor die Leute. Außerdem, anstatt Woyzecks zu helfen oder das Experiment wiederzulegen, profitiert er von seiner Geldnot und verspricht ihm mehr Geld für das Experiment, was Woyzeck anschließend für Marie und Christian ausgibt.
3.3 Der Hauptmann:
Der Hauptmann ist Woyzecks Vorgesetzter und gehört auch zu der Oberschicht. Wie der Doktor tritt nicht als Privatperson in Erscheinung, sondern nur in seiner Funktion als Mitglied der Armee. Er behauptet er sei moralisch und tugendhaft, obwohl er nicht erklären kann, was dies genau bedeutet, und scheint die Meinung anderer nicht zu akzeptieren. Er hat kein Mitleid gegenüber Woyzeck und ermahnt ihn, sich nicht zu beeilen, da er noch ein langes Leben vor sich hat. Der Hauptmann scheint nicht zu verstehen, dass Woyzeck sich beeilen muss, um so viele Gelegenheitsarbeiten wie möglich zu erledigen und für seine Familie und sich selbst zu versorgen. Er macht sich auch über Woyzeck lustig und nutzt ihn aus, indem er sich von ihn rasieren lässt und ihn abscheulich dumm nennt. (vgl. S. 16 V. 14)1 Außerdem spricht er ihm mit ,,er“ an und dominiert die meisten Gespräche. Der Hauptmann hat Woyzeck darauf hingewiesen, dass Marie ihn betrügt, ohne sich am Ende schlecht zu fühlen, dass er seine Psyche beeinflusst hat. Außerdem merkt er, dass Woyzecks Zustand fraglich ist, macht jedoch aber auch nichts dagegen. Er hält Woyzeck jedoch als ein guter Mensch und im Gegensatz zu den anderen, führt er ihm nicht direkt etwas Schlechtes zu, so wie die Affäre oder der Erbsendiät.
4. Weitere gesellschaftliche Einflüsse:
Die Figur des Woyzeck in Georg Büchners Drama wird stark von den gesellschaftlichen Einflüssen geprägt, die seine Lebensumstände und sein Schicksal beeinflussen. Im Laufe des Stücks werden verschiedene soziale und gesellschaftliche Faktoren sichtbar, die dazu beitragen, Woyzecks psychischen Zustand und sein tragisches Schicksal zu formen.
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1 Büchner, G. (2021) Woyzeck. Textausgabe mit Kommentar und Materialien Reclam XL - text und kontext. Herausgegeben von: H. Wirthwein. Ditzingen, DE: Reclam, Philipp.
- Citation du texte
- Anonyme,, 2023, Franz Woyzeck. Opfer oder Täter?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1372551
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