Das Fach DaF bzw. die Deutschlehrerausbildung in Algerien wird zurzeit an den Universitäten Oran, Algier, Sidi Bel Abbes und Skikda und ab diesem Jahr an der Universität von Tiaret durchgeführt.
Bei der Zielsetzung des Faches Deutsch als Fremdsprache und bei der Konzipierung der Curricula in Algerien werden – meines Erachtens –einige wichtige Ziele beachtet:
• Variierter und situationsgerechter mündlicher und schriftlicher Ausdruck, und somit Erwerb eines umfangreichen Wortschatz,
• Fähigkeit deutsche Texte aus Literatur und Landeskunde aber auch aus anderen Bereichen zu lesen, verstehen und schreiben,
• Aneignung Kommunikationsfähigkeit und interkultureller Kompetenz (andere Zielsetzungen werden selbstverständlich nachher ergänzt und vervollständigt)
Damit eine optimale methodische Gestaltung und Zielsetzung des Faches Deutsch als Fremdsprache in Algerien gelingt, sind die Entscheidungen der Politik und die Arbeit der engagierten DeutschlehrerInnen notwendig.
Abstract
Das Fach DaF bzw. die Deutschlehrerausbildung in Algerien wird zurzeit an den Universitäten Oran, Algier, Sidi Bel Abbes und (2021/2022) Skikda und ab diesem Jahr (2022/2023) an der Universität von Tiaret durchgeführt.
Bei der Zielsetzung des Faches Deutsch als Fremdsprache und bei der Konzipierung der Curricula in Algerien werden – meines Erachtens –einige wichtige Ziele beachtet:
- Variierter und situationsgerechter mündlicher und schriftlicher Ausdruck, und somit Erwerb eines umfangreichen Wortschatzes,
- Fähigkeit deutsche Texte aus Literatur und Landeskunde aber auch aus anderen Bereichen zu lesen, verstehen und schreiben,
- Aneignung Kommunikationsfähigkeit und interkultureller Kompetenz (andere Zielsetzungen werden selbstverständlich nachher ergänzt und vervollständigt).
Damit eine optimale methodische Gestaltung und Zielsetzung des Faches Deutsch als Fremdsprache in Algerien gelingt, sind die Entscheidungen der Politik und die Arbeit der engagierten DeutschlehrerInnen notwendig.
Schlüsselwörter:DaF-Unterricht, Curricula, Literatur, Landeskunde, Lehrprogramm.
Das Fach DaF an den algerischen Universitäten:
Überlegungen zur inhaltlichen und methodischen Gestaltung
Universität Oran 2 (Algerien)
Entstehung des DaF-Unterrichts in Algerien
Im Folgenden soll daran erinnert werden, dass bis heute fünf Universitäten über diese Studienrichtung „DaF“ verfügen: Die Universität Algier, die Universität Oran, die Universität Sidi Bel Abbes (ab 2008/2009), die Universität Skikda (ab 2021/2022) und ab diesem Jahr (2022/2023) die Universität Tiaret.
Es lassen sich vier Etappen im Deutschstudium an den algerischen Universitäten unterscheiden:
1. Etappe : 1962-1971 von der Unabhängigkeit bis zur Universitätsreform
2. Etappe : 1971-1986 Lizenzstudium in 3 Jahren (in 6 Semestern eingeteilt) nach einem Modulsystem1
3. Etappe : von 1986-2006, Verlängerung der Lizenz auf 4 Jahre (Jahressystem und Abschaffung des Modulsystems)
4. Etappe: ab 2006 LMD-System (Lizenz-Master-Doktorgrad-System, das noch mal in Semestern eingeteilt ist) und Beginn der Abschaffung des alten Classique-Systems.
Seit dem Universitätsjahr 1971/1972 heißt es « Licence d’enseignement » (Lehrerausbildung).
Ziele des allgemeinen Deutschunterrichts, ein Überblick
Die Studenten des ersten Studienjahres sollen daher schon eine gründliche sprachliche Ausbildung aus dem Gymnasium mitbringen, was nicht immer der Fall ist.
Diese schon im Gymnasium erworbenen Sprachkenntnisse werden im 1. Studienjahr gefestigt und erweitert. Im 2. Studienjahr muss normalerweise der Student fähig sein, Fachvorlesungen auf Deutsch zu verstehen und sich in den einzelnen Disziplinen schriftlich und mündlich in korrekter deutscher Sprache auszudrücken. Um diesen Übergang Spracherlernung zum Fachunterricht zu erleichtern, sind bereits im 1. Studienjahr Einführungsvorlesungen in Literatur, Landeskunde und Linguistik geplant. Dieses soll denn heißen: Deutsch ist die Unterrichtssprache.
In den ersten drei Studienjahren gibt es reinen Sprachunterricht und dazu:
- Spezielle Fachveranstaltungen in Form von Vorlesungen und Seminaren in Linguistik, Literatur und Landeskunde ab dem zweiten Studienjahr.
- Spezielle pädagogische Ausbildung für die Studenten des 4. Studienjahres des alten Classique-Systems, nämlich Didaktik, Psychopädagogik, Unterrichtspraktikum (Stage) in den Gymnasien. Neben diesen Fächern in deutscher Sprache haben die Studenten auch Fächer in Arabisch (Linguistik, Literatur und Kultur) und darüber hinaus sollten die Studenten eine zweite Fremdsprache wählen (entweder Spanisch oder Russisch, Französisch haben sie schon ab der Grundschule gelernt und Englisch ab der Mittelstufe).
- Und eine Abschlussarbeit (Mémoire) ist heute im 2. Masterstudienjahr vorgesehen und gilt als das erste selbstständige wissenschaftliche Arbeiten.
Nach dem Masterdiplom besteht die Möglichkeit eines postgradualen Studiums. In Oran bestanden schon vier Magisterseminare nämlich Didaktik DaF, Imagologie, Sprachwissenschaft und Literatur. Die Eröffnung eines Magisterstudiums ist heute leider nicht möglich wegen der Abschaffung des Classique-Systems, bleibt aber eine Doktoraufnahmeprüfung (natürlich mit der Bewilligung des Ministeriums für Hochschulwesen und wissenschaftliche Forschung) noch möglich. Im Jahre 2008, 2010 und 2013 wurde eine Magisterausbildung in Oran in derFachspracheeröffnet. An der Uni. Algier wurde kein Magisterstudium geleitet aus Mangel an qualifizierten Lehrkräften: All die Dozenten von allen Universitäten Algier, Sidi Bel Abbes, Skikda und Tiaret sind in Oran ausgebildet.
Die Lehrerausbildung hat immer eine wesentliche Rolle in Algerien gespielt, aber auch manchmal von weniger Bedeutung, denn die Deutschabteilung "produziert" jährlich eine beträchtliche Anzahl von Absolventen, die nachher aus ökonomisch-finanziellen Gründen leider nicht festeingestellt werden können, d.h. es gibt noch geringere Arbeitschancen für die algerischen Germanisten weder im Bereich des Schulwesens noch im Bereich des Tourismus aber auch noch in einer ausländischen Firma, wo sie ihre Fremdsprache Deutsch verwenden.
Darum ist ja der Beruf der sogenannten algerischen Germanisten äußerst zu differenzieren:
a) Gymnasiallehrer, deren Ausbildung eben auf sprachkommunikativen und besonders auf rein didaktisch-methodischen Grundlagen beruht ; das heißt, die Lehrerstudenten mehr durch Hospitationen befähigen, um künftig dieses Berufsbild so gut wie möglich übernehmen zu können (und dies ist mit der Abschaffung des alten Classique-Systems auch noch nicht möglich, Hospitationen in Gymnasien durchzuführen.).
Schon ab dem 2.Studienjahr verschob sich die Akzentsetzung auf die Inhaltsfächer Literatur und Landeskunde, und im 4. abschließenden Studienjahr kamen die Fachdidaktik und die Pädagogik im Vordergrund und einen großen Wert wird ja auf ein ‚stage pratique‘, ein Praktikum gelegt, damit die künftigen Deutschlehrer für die Sekundarstufe ausgebildet werden können, was heute auch nicht der Fall ist.
b) Hochschullehrer; damit sind die Magisterkandidaten und jetzt die Doktoranden gemeint, die unbedingt nach einer postgradualen Ausbildung eine wissenschaftliche Arbeit leisten müssen, damit sie dann als Nachwuchs an der Universität aufgenommen werden können. Obwohl Deutsch jetzt in fünf Universitäten unterrichtet ist, ist die postgraduale Ausbildung nur in Oran und Algier möglich.
Zur Frage der Curricula
Die Reform der achtziger Jahre brachte die Studiendauer auf vier Jahre und zur selben Zeit begann die Abschaffung des Deutschunterrichts in den Gymnasien und in den Mittelschulen und somit begannen auch die Auswirkungen der Fremdsprachenpolitik, und darunter ist beispielsweise zu erwähnen, dass die Studenten Ihr Studium mit Null-Kenntnissen anfangen, und somit begannen die Sprachschwierigkeiten, die zum Scheitern geführt hatten, aber auch das divergierende Niveau der Lerner derselben Gruppe.
Man hatte ja festgestellt, dass das vorherige Lehrprogramm den Wert nicht auf den Linguistik -, Literatur- und landeskunde-Unterricht gelegt hatte, was das erfolgte Lehrprogramm diesen Fächern mit je zwei Stunden pro Woche widmete.
In den neunziger Jahren gab es auch noch ein anderes Lehrprogramm, das ab dem Jahre 1998 eingeführt ist. Der Deutschunterricht ist nun mit diesem neuen Programm und mit der Einführung der neuen Fächern nämlich „Civilisation Universelle“, Littérature Universelle“ und „Civilisation Musulmane“ interkulturell orientiert, was den Spracherwerb noch wenig Zeit widmete und das Erlernen dieser Fremdsprache erschwert hatte.
Aus dem Vergleich der obenerwähnten Reformen bzw. Programme können folgende Schlussfolgerungen gezogen werden:
1- Vorausgeschickt werden muss, ist die Entwicklung eines geeigneten erfolgreichen Lehrprogramms eine seriöse Sache, worauf das Ministerium für die Erziehung und das Schulwesen sowie das Ministerium für das Hochschulwesen und die wissenschaftliche Forschung einen großen Wert legen und eng zusammenarbeiten müssen.
2- Vermieden werden soll auch die Vagheit in der Formulierung der Lerninhalte, die danach dem Lehrenden überlassen sind, der „frei“ und „lernziellos“ sie ergänzt und vermittelt.
3- Kurz gesagt: Der Entwurf eines neuen Lehrprogramms bedarf einer möglichst genauen Auswertung des vorigen. Diese Auswertung kann leider nicht effizient sein, wenn sie nicht sowohl das Lehr- und Lernprozess als auch die Lehrenden und die Lernenden in Betracht zieht, d.h. ein neues Programm kann eigentlich aus ihren Erfahrungen, Meinungen und Wertungen überlegt und dann ausgearbeitet werden.
Zielsetzung des Faches DaF und Konzipierung der Curricula in Algerien
Bei der Zielsetzung des Faches Deutsch als Fremdsprache und bei der Konzipierung der Curricula in Algerien werden – meines Erachtens –einige wichtige Ziele beachtet:
- Variierter und situationsgerechter mündlicher und schriftlicher Ausdruck, und somit Erwerb eines umfangreichen Wortschatzes,
- Fähigkeit deutsche Texte aus Literatur und Landeskunde aber auch aus anderen Bereichen zu lesen, verstehen und schreiben,
- Aneignung Kommunikationsfähigkeit und interkultureller Kompetenz.
Damit eine optimale methodische Gestaltung und Zielsetzung des Faches Deutsch als Fremdsprache in Algerien gelingt, sind die Entscheidungen der Politik und die Arbeit der engagierten DeutschlehrerInnen notwendig.
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1 Nähere Informationen in : Das Germanistikstudium an der Universität Algier, Erika Oubouzar, DAAD- Materialien a.a.O., S.29ff
- Quote paper
- Dr. Behilil (Author), 2023, Das Fach DaF an den algerischen Universitäten. Überlegungen zur inhaltlichen und methodischen Gestaltung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1372265