Lang / Lang (1981: S. 655) schreiben unter der Überschrift „ The modell that never was“ beispielsweise: „Few, if any reputable social scientists in the pre-World-War II era [...] worked with what was later described as the ‘hypodermic needle model’” (zit. n. Brosius/Esser ebd.)
Warum also wird das Stimulus – Response – Modell immer wieder zitiert, zu Vergleichen herangezogen und warum wird es Generationen von Studenten als Basismodell der Wirkungsforschung weitergegeben? Brosius und Esser sehen als Gründe für das Überdauern dieses „Mythos“ von der S-R-Theorie in folgende Umstände (1998: S. 356 ff.):
1. Mangelnde Reflektiertheit – klassische Studien werden meist nur noch anhand von Sekundärliteratur studiert, vermittelt und oftmals unkritisch als „Entwicklungsgeschichte des Fachs“ rezipiert.
2. Gegenwartsbezogene Überheblichkeit – die Zusammenhänge und Entwicklungen aus den Klassikerstudien wird nicht mehr sensitiv beleuchtet, da man davon ausgeht, dass neuere Studien diese „ablösen“.
3. Rhetorisches Abgrenzungsbedürfnis - Das S-R- Modell wird als leicht zu widerlegendes Gegenargument zu eigenen Ansätzen benutzt.
Positiv formuliert könnte man auch sagen, dass das S-R-Modell ein leicht zu verstehendes Bild vermittelt, auf dessen Basis weiterführende Theorien veranschaulicht werden können. Diese Arbeit soll die Zusammenhänge und Weiterführungen aufzeigen und so versuchen, einen Beitrag zu Verständnis und Wertschätzung dieser Klassikerstudie zu leisten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Stimulus-Response-Modell und die Weiterentwicklungen
- Ansätze in direkter Tradition des S-R-Modells
- Das Kontaktmodell
- Die Yale Studien
- Die Agenda-Setting-Hypothese
- Gewaltforschung
- Kultivierung
- Ansätze auf Basis des selektiven Verhaltens von Rezipienten
- Kognitive Dissonanz / Selective Exposure
- These der Wirkungslosigkeit / Verstärkerthese
- „Uses & Gratifications-Approach“ / Mood Management
- Ansätze auf Basis der Effekte reflexiver Struktur
- Two Step-Flow / Multi-Step-Flow
- Personal Influence
- Die empirische Diffusionsforschung
- Knowledge-Gap
- Die Schweigespirale
- Mischformen
- Der dynamisch-transaktionale Ansatz
- Modell von Riley & Riley
- Feldschema der Massenkommunikation nach Maletzke
- Einschränkungen
- Ansätze in direkter Tradition des S-R-Modells
- Überblick und Zusammenhänge
- Fazit Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Stimulus-Response-Modell, seine historischen Wurzeln und seine Weiterentwicklungen in der Kommunikationswissenschaft. Ziel ist es, das Modell im Kontext seiner Entstehungszeit zu verstehen und seine Bedeutung für spätere Theorien aufzuzeigen, trotz seiner bekannten Limitationen. Die Arbeit beleuchtet die Gründe für die anhaltende Relevanz des Modells in der Forschung.
- Das Stimulus-Response-Modell als Ausgangspunkt der Medienwirkungsforschung
- Kritische Auseinandersetzung mit den Schwächen des Modells
- Analyse der Weiterentwicklungen und Modifikationen des Modells
- Bedeutung des Modells für das Verständnis späterer Theorien
- Die Rolle von intervenierenden Variablen bei der Medienrezeption
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des Stimulus-Response-Modells ein und begründet dessen anhaltende Relevanz in der Kommunikationswissenschaft, trotz seiner bekannten Mängel. Es wird die Frage gestellt, warum dieses scheinbar unzureichende Modell weiterhin diskutiert und als Basismodell gelehrt wird. Die Arbeit kündigt die Untersuchung der Weiterentwicklungen und Modifikationen des Modells an.
Das Stimulus-Response-Modell und die Weiterentwicklungen: Dieses Kapitel analysiert das Stimulus-Response-Modell detailliert, beleuchtet dessen Ursprung in der Instinkttheorie und im Behaviorismus, und diskutiert verschiedene Interpretationen des Modells (Transmission Belt Theorie, Hypodermic Needle Concept, Magic Bullet Theorie). Es werden verschiedene Weiterentwicklungen und Modifikationen des Modells präsentiert, die versuchen, die Limitationen des ursprünglichen Ansatzes zu überwinden. Die Kapitel unterteilt die Weiterentwicklungen in Ansätze, die in direkter Tradition des S-R-Modells stehen, Ansätze, die auf dem selektiven Verhalten von Rezipienten basieren und Ansätze, die die Effekte reflexiver Strukturen berücksichtigen. Schließlich werden Mischformen und Einschränkungen des Modells diskutiert.
Überblick und Zusammenhänge: Dieses Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über die im vorherigen Kapitel dargestellten Theorien und Modelle, beleuchtet ihre Zusammenhänge und zeigt die Entwicklung von einfachen Reiz-Reaktions-Modellen zu komplexeren Ansätzen auf, die die Rolle der Rezipienten und ihre kognitiven Prozesse berücksichtigen. Es fasst die verschiedenen Ansätze zusammen und verdeutlicht die evolutionäre Entwicklung des Verständnisses von Medienwirkung.
Schlüsselwörter
Stimulus-Response-Modell, Medienwirkungsforschung, Kommunikationswissenschaft, Rezipientenverhalten, Selektive Wahrnehmung, Intervenierende Variablen, Weiterentwicklungen, Massengesellschaft, Behaviorismus, Yale Studien, Agenda-Setting, Kultivierung, Two-Step-Flow, Schweigespirale.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Text: Analyse des Stimulus-Response-Modells in der Kommunikationswissenschaft
Was ist der Gegenstand dieses Textes?
Der Text analysiert das Stimulus-Response-Modell (S-R-Modell) der Medienwirkungsforschung. Er untersucht dessen historische Wurzeln, seine Limitationen und vor allem seine Weiterentwicklungen in der Kommunikationswissenschaft. Ein zentrales Anliegen ist es, die anhaltende Relevanz des Modells trotz seiner bekannten Schwächen zu beleuchten.
Welche Inhalte werden im Text behandelt?
Der Text beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, eine Darstellung der Zielsetzung und der Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und eine Liste der Schlüsselwörter. Im Detail werden verschiedene Weiterentwicklungen des S-R-Modells vorgestellt und in Kategorien eingeteilt (Ansätze in direkter Tradition, Ansätze basierend auf selektivem Rezipientenverhalten, Ansätze basierend auf reflexiven Strukturen, Mischformen). Es wird eine kritische Auseinandersetzung mit den Schwächen des ursprünglichen Modells geführt und die Rolle intervenierender Variablen bei der Medienrezeption beleuchtet.
Welche Modelle und Theorien werden im Text behandelt?
Der Text behandelt neben dem zentralen Stimulus-Response-Modell zahlreiche weitere Theorien und Modelle, die aus dem S-R-Modell hervorgegangen sind oder als Weiterentwicklungen und Modifikationen gelten. Beispiele hierfür sind das Kontaktmodell, die Yale-Studien, die Agenda-Setting-Hypothese, die Gewaltforschung, die Kultivierungsthese, die Kognitive Dissonanz/Selective Exposure, die Uses & Gratifications-Approach, der Mood Management Ansatz, der Two-Step-Flow/Multi-Step-Flow, Personal Influence, die empirische Diffusionsforschung, das Knowledge-Gap-Modell, die Schweigespirale, der dynamisch-transaktionale Ansatz, das Modell von Riley & Riley und das Feldschema der Massenkommunikation nach Maletzke.
Welche Zielsetzung verfolgt der Text?
Der Text zielt darauf ab, das S-R-Modell im Kontext seiner Entstehungszeit zu verstehen und seine Bedeutung für spätere Theorien aufzuzeigen. Es wird untersucht, warum dieses, trotz seiner bekannten Limitationen, weiterhin ein relevantes Modell in der Kommunikationswissenschaft darstellt und in der Forschung diskutiert wird.
Welche Kapitel umfasst der Text?
Der Text gliedert sich in die Kapitel „Einleitung“, „Das Stimulus-Response-Modell und die Weiterentwicklungen“, „Überblick und Zusammenhänge“ und „Fazit/Ausblick“. Das Kapitel „Das Stimulus-Response-Modell und die Weiterentwicklungen“ ist dabei das umfangreichste und untergliedert sich in weitere Unterkapitel zu verschiedenen Ansätzen und Modifikationen des Modells.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Text?
Schlüsselwörter sind: Stimulus-Response-Modell, Medienwirkungsforschung, Kommunikationswissenschaft, Rezipientenverhalten, Selektive Wahrnehmung, Intervenierende Variablen, Weiterentwicklungen, Massengesellschaft, Behaviorismus, Yale-Studien, Agenda-Setting, Kultivierung, Two-Step-Flow, Schweigespirale.
Für wen ist dieser Text relevant?
Dieser Text ist relevant für Studierende und Wissenschaftler*innen der Kommunikationswissenschaft, Medienwissenschaft und verwandter Disziplinen, die sich mit der Geschichte und Entwicklung der Medienwirkungsforschung auseinandersetzen. Er bietet einen umfassenden Überblick über das S-R-Modell und seine Nachfolgemodelle.
- Citation du texte
- Marcus Breisinger (Auteur), 2003, Das Stimulus-Response-Modell - Sinn und Weiterentwicklungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13717