Die Konzepte der Erziehungspsychologie nach Tausch und Tausch und der Ermutigungspädagogik nach Dreikurs und Adler zeigen konkrete Umsetzungsmöglichkeiten von wertschätzender Kommunikation auf. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, vor dem (theoretischen) Vergleich beider Konzepte zu untersuchen, wie Grundschullehrer wertschätzende Kommunikation im Anfangsunterricht umsetzen.
Im Rahmen der INTAKT-Studien wurde beobachtet, dass durchschnittlich ein Viertel der pädagogischen Interaktionen in Klassenzimmern verletzend und jede sechzehnte Interaktion sogar missachtend sei. Beschämungen können psychische Folgeschäden hinterlassen und sich lernhinderlich auswirken. Lehrer haben daher die Verantwortung präventiv dazu beizutragen, dass Schüler sich gesund entwickeln können. Sie erreichen Schüler in einer frühen Lebensphase unter konstanten Rahmenbedingungen. Dabei treffen sie auf Individuen, die, familiär und kulturell bedingt, unterschiedlich vorbereitet am Unterricht teilnehmen. Vor der systemischen Bedingung der Selektion und Bewertung, stellt sich die Herausforderung, Schüler wertzuschätzen: ihnen zu verdeutlichen, dass jeder Mensch gleichwertig ist, unabhängig von seiner Leistung.
Die Thematik der wertschätzenden Kommunikation erfordert eine stark interdisziplinäre Ausrichtung im Rahmen der Psychologie, Soziologie, Sozialphilosophie, Pädagogik und Neurobiologie. Aktuell liegen leider nur wenige Publikationen zu wertschätzender Kommunikation in pädagogischen Beziehungen vor. Die vorliegende Studie stellt den Anspruch, einen Beitrag zu leisten, um diese Forschungslücke zu ergänzen.
Das Konzept der Erziehungspsychologie nach Reinhard und Anne-Marie Tausch basiert auf dem Menschenbild der humanistischen Psychologie. Sie entwickelten die klientenzentrierte Gesprächsführung nach Carl Rogers weiter unter anderem als Konzept zur Umsetzung wertschätzender Kommunikation. Das Konzept der Ermutigungspädagogik basiert auf dem Menschenbild der Individualpsychologie. Alfred Adlers und Rudolf Dreikurs Konzept der wertschätzenden Kommunikation folgt dem Prinzip, dass Lehrer ihre Schüler ermutigen und sie dadurch ihren Selbstwert erfahren.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Begrifflichkeiten als zentrale Grundlage pädagogischen Handelns
- 2.1 Wertschätzung aus anerkennungstheoretischer Perspektive
- 2.2 Wertschätzung im Kontext inklusiver Pädagogik
- 2.3 Wertschätzung und ihre Auswirkung auf Persönlichkeitsentwicklung
- 2.4 Kommunikation im Kontext der Untersuchung
- 3. Gestaltung der Lehrer-Schüler-Beziehung
- 3.1 Bedeutung und Qualität von Beziehung
- 3.2 systemische Bedingungen der Lehrer-Schüler-Beziehungen
- 4. Konzepte zur Umsetzung wertschätzenden Kommunikation
- 4.1 humanistische Psychologie
- 4.1.1 Konzept der Erziehungspsychologie nach Tausch und Tausch
- 4.1.2 Wertschätzung im Kontext der Erziehungspsychologie nach Tausch und Tausch
- 4.1.3 Erziehungsstile im Kontext von Wertschätzung
- 4.2 Individualpsychologie
- 4.2.1 Konzept der Ermutigungspädagogik nach Dreikurs und Adler
- 4.2.2 Lob im Kontext der Ermutigungspädagogik
- 4.2.3 Wertschätzung im Kontext der Ermutigungspädagogik
- 4.3 Vergleich der Konzepte im Kontext wertschätzender Kommunikation
- 4.3.1 Kategorien für wertschätzende Kommunikation
- 4.3.2 Kategorien für nicht-wertschätzende Kommunikation
- 4.1 humanistische Psychologie
- 5. empirische Untersuchung
- 5.1 Darstellung der Untersuchungsmethode
- 5.2 Darstellung der Ergebnisse
- 5.3 Zusammenfassung
- 6. Schlussbetrachtung
- 6.1 methodische Diskussion
- 6.2 Fazit
- 6.3 Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit befasst sich mit der Umsetzung von wertschätzender Kommunikation im schulischen Anfangsunterricht. Sie untersucht, wie Grundschullehrer wertschätzende Kommunikation im Unterricht praktizieren, und vergleicht dazu die Konzepte der Erziehungspsychologie nach Tausch und Tausch mit der Ermutigungspädagogik nach Dreikurs und Adler.
- Analyse der Konzepte der Erziehungspsychologie und Ermutigungspädagogik im Kontext wertschätzender Kommunikation
- Entwicklung von Kategorien für wertschätzende und nicht-wertschätzende Kommunikation
- Empirische Untersuchung der Umsetzung von wertschätzender Kommunikation im schulischen Anfangsunterricht
- Bewertung der Stärken und Schwächen der beiden Konzepte im Hinblick auf die Förderung wertschätzender Kommunikation
- Entwicklung von Handlungsempfehlungen für die Praxis.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Thematik der wertschätzenden Kommunikation und erläutert die Bedeutung des Konzepts für die Persönlichkeitsentwicklung von Schülern. Im zweiten Kapitel werden verschiedene Definitionen von Wertschätzung diskutiert und die Bedeutung der wertschätzenden Kommunikation im Kontext der inklusiven Pädagogik hervorgehoben. Kapitel 3 analysiert die Bedeutung der Lehrer-Schüler-Beziehung und die systemischen Bedingungen, die die Umsetzung von wertschätzender Kommunikation erschweren können.
In Kapitel 4 werden die Konzepte der Erziehungspsychologie nach Tausch und Tausch sowie die Ermutigungspädagogik nach Dreikurs und Adler im Kontext wertschätzender Kommunikation vorgestellt und verglichen. Auf dieser Grundlage werden Kategorien für wertschätzende und nicht-wertschätzende Kommunikation entwickelt.
Schlüsselwörter
Wertschätzende Kommunikation, Inklusive Pädagogik, Lehrer-Schüler-Beziehung, Erziehungspsychologie, Ermutigungspädagogik, Anfangsunterricht, Qualitative Inhaltsanalyse.
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- Tasja Schwormstedt (Autor), 2017, Wertschätzende Kommunikation im schulischen Anfangsunterricht. Eine kritische Studie, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1369699