Im 20. Jahrhundert erlebte der Wintersport einen bemerkenswerten Aufschwung. Doch spätestens seit Beginn des 21. Jahrhunderts weiß man, dass am Wintersport nicht alles Gold ist, was glänzt. Diese Arbeit beleuchtet deshalb die Schattenseiten der Schneekanonen, des Tourismus und vieles mehr. Zudem beantworten sie die Frage, ob Skifahren noch zeitgemäß ist.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1 Schneeerzeugung und Schneemangel
1.1 Historie der künstlichen Beschneiung
1.2 Warum braucht man technische Beschneiung und deren Vorteile
1.3 Was benötigt man zur künstlichen Beschneiung?
1.4 Unterschied zwischen Kunst- und Naturschnee
1.5 Aufbau und Funktion von Beschneiungsanlagen/Schneekanonen
2 Pseudomonas syringae
2.1 Faktoren für die Schneebildung
2.2 Erklärung von Pseudomonas syringae und dessen Gefahren
2.3 Umwelt- und Gesundheitsschutz vor Profiinteresse
2.4 Alternativen zu Pseudomonas syringae
3 Allgemeine Folgen für die Umwelt
3.1 Überschwemmungen- und Lawinengefahr
3.2 Austrocknung der Alpen
3.3 Das Spiel von Leben und Tod
3.4 Vegetation unter einer Schneedecke
4 Snowfarming
5 Unterhaltskosten
5.1 Vergleich zweier Skiurlaube
5.2 Skipässe und Stromkosten
5.3 Kosten für eine Skiausrüstung
5.4 Unterkunft
6 Alternativen
7 Wintertourismus
7.1 Wintersportler in Deutschland und dessen Altersabhängigkeit
7.2 Aus welchen Regionen kommen die deutschen Wintersportler
7.3 Verteilung der Wintersportarten
7.4 Weitere Gründe zur Auswahl des Zieles
7.5 Durchschnittliche Kosten für einen Skipass
7.6 Anreiseverhalten
7.7 Wie viel Umsatz wird durch den Wintertourismus gemacht
8 Pro und Contra gegenüber dem Wintertourismus
Fazit
Anlagen
Erklärung unserer eigenen Umfrage
Glossar
Abbildungen
Literaturverzeichnis
Einleitung
In unserer Projektarbeit mit dem Titel „Die Zukunft des Wintersports als globale Herausforderung“ wollen wir untersuchen, ob Wintertourismus noch zeitgemäß ist und welche Auswirkungen er auf die Umwelt hat.
Wir vier sind alle begeisterte Wintersportler und üben diesen auch selber aus. Das Thema hat außerdem unser Interesse geweckt, weil es aktuell in den Medien so präsent ist wie noch nie. Weiße Pisten vor braunen Bergen ist hier leider die traurige Realität des Jahreswechsels (2022/2023) in der aktuellen Wintersaison. In unserer Projektarbeit wollen wir vor allem die aktuelle Entwicklung des Wintersporttourismus untersuchen und uns Gedanken über dessen Zukunft machen.
Hier beziehen wir uns vor allem auf die Entwicklung der letzten Jahre, insbesondere auf die Jahre um die Corona-Pandemie. Wir betrachten dabei hauptsächliche die Alpenregion, mit der Wintersportart Ski Alpin. Des Weiteren betrachten wir in diesem Zusammenhang die künstliche Schneeerzeugung, mit ihren Vor- und Nachteilen. Außerdem beleuchten wir die Entwicklung der Unterhaltskosten im Hinblick auf die Kosten für Skipässe und Ausrüstung sowie den Nachhaltigkeitsaspekt von Unterkünften in den Wintersportregionen. Folglich gehen wir auch auf die Wichtigkeit des Wintertourismus ein und welche Auswirkungen sich daraus ergeben. Für die einen ist Wintersport nur eine Freizeitbeschäftigung, für die anderen hingegen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. So locken Skiorte und Skigebiete jedes Jahr Millionen von Touristen an, die für volle Hotels und Hütten sorgen und somit zahlreiche Arbeitsplätze sichern. Doch die Konkurrenz ist groß und so steigt der Druck, sich von anderen abzuheben. Allgemein ist erkennbar, dass der Wintertourismus so populär ist wie noch nie, auch nach den starken Herausforderungen durch die Corona-Pandemie haben die Gewinne in den darauffolgenden Jahren neue Höchststände erreicht. Allerdings wird durch den Rückgang der Schneetage aufgrund des Klimawandels die Wichtigkeit von Kunstschnee immer deutlicher. Jedoch ist es auch nicht sinnvoll nur auf Kunstschnee zu setzen, wenn Schnee ausbleibt. Hierzu gibt es auch schon alternative Möglichkeiten, welche in Zukunft ihr Potenzial erst beweisen müssen, weshalb sich hier auch die Frage stellt, was Wintersportler davon erwarten können.
1 Schneeerzeugung und Schneemangel
1.1 Historie der künstlichen Beschneiung
Ende des Jahres 1940 wurde das Grundprinzip der künstlichen Schneeerzeugung oder auch technischer Beschneiung, welcher der Fachausdruck dafür ist, durch Zufall von amerikanischen Forschern entdeckt. Bis zu dem Einsatz der ersten richtigen Beschneiungsan- lage dauerte es aber noch ein paar Jahre, erst zum Anfang der 1960er Jahre konnten sich die ersten Schneekanonen in Nordamerika vermehrt durchsetzen (Vgl. Hahn 2004; (Vgl. Wind 2021).
1.2 Warum braucht man technische Beschneiung und deren Vorteile
Aus heutiger Sicht ist die technische Beschneiung kaum wegzudenken, gerade mit Blick auf den Klimawandel und dem damit verbundenen Rückgang der Schneetage. In Deutschland, Österreich und der Schweiz schneit es immer weniger, denn die Winter werden auch immer wärmer. Wo man früher weiße Weihnachten hatte, ist es heute zu der Jahreszeit oftmals grün. Dieses sieht man auch in den Aufzeichnungen der Landesämter für Umwelt-schutz. Die Tage im Jahr, an denen natürlicher Schnee fällt oder liegt, sind rapide gesun-ken. So sanken beispielsweise im Garmisch-Partenkirchen die Tage, an denen es mehr als drei Zentimeter Schnee gab von knapp 70 Tagen im Jahr 1950 auf 60 Tage im Jahr 2003. Und die Prognose bis zum Jahr 2100 sieht sehr angsteinflößend aus. Es wird ver-mutet, dass es bis zum Jahr 2100 nur noch rund 15 Tage im Jahr Schnee gibt (siehe Abbildung 1). (Vgl. Bayerischer Rundfunk 2021 ; Vgl. Klimaprojektionen für den Alpenraum o. D.) Im Alpenraum sind die Schneetage um zehn bis 35 Prozent gesunken. Dieser Rück-gang liegt maßgeblich an den höheren Temperaturen im Winter. (Vgl. Schroeder 2021) Mittlerweile kann man sogar davon sprechen, dass die technische Beschneiung die Grundlage für den Wintertourismus sichert, weil die Wintertouristen besonders auf die Schneesicherheit von Skigebieten achten. Denn liegt kein Schnee kommen nur wenige Wintertouristen (vgl. Kapitel 7,4 Weitere Gründe zur Auswahl des Zieles). Durch diese Erwartungshaltung werden die Skigebiete stark unter Druck gesetzt. Deswegen setzen mittlerweile die großen Skigebiete in Europa auf die Möglichkeit, ihre Pisten künstlich be-schneien zu können. (Vgl. Zandt 2023) Zum einen, um den hohen Ansprüchen der Win-tertouristen gerecht zu werden und zum anderen, bietet es auch die Möglichkeit die Win-tersaison noch etwas zu verlängern und auch vorhersehbarer machen, gerade für Skige-biete in niedrigeren Lagen. Somit erhöhen sich die wirtschaftlichen Erträge für ganze Re-gionen und damit natürlich auch für die Gastronomie. (Vgl. Häufig gestellte Fragen zu Kunstschnee und Beschneiung o. D.)
1.3 Was benötigt man zur künstlichen Beschneiung?
Um ein gesamtes Skigebiet mit Beschneiungsanlagen zu beschneien, werden bei einer durchschnittlichen Größe (50-100 Pistenkilometer), ungefähr 200 Schneekanonen benötigt, welche dauerhaft betrieben werden müssen (vgl. Schneeerzeugung | Lechler o. D.). Für eine ganze Saison ergibt sich so ein Wasserverbrauch vom 3 Millionen Liter Wasser pro Hektar Kunstschnee. Dieser Wasserverbrauch entspricht ungefähr 20.000 vollgefüllten Badewannen (vgl. Reske 2023). Das Wasser wird hauptsächlich aus umliegenden Flüssen gepumpt oder aus extra dafür angelegten Speicherbecken. Dieses führt jedoch dazu, dass die Flüsse in den Alpen bis zu 70 Prozent weniger Wasser führen im Vergleich zu derzeit, in der noch weniger Schneekanonen verwendet wurden. (Vgl. Samson 2020) Ein weitere Kritikpunkt an der künstlichen Beschneiung ist der enorme Stromverbrauch. Zwar sind die Beschneiungsanlagen in den letzten Jahren deutlich effizienter geworden, jedoch benötigen sie für eine Saison immer noch so viel Energie wie 500.000 Haushalte zusammen (vgl. Reske 2023). Heutzutage gibt es schätzungsweise fast 600 Skigebiete mit einer Gesamtfläche von ungefähr 5.500 Quadratkilometer (550.000 Hektar). Hiervon wurden 2015 mehr als 67% technisch beschneit. Die Wichtigkeit ist seitdem weiter angestiegen, dieses liegt vorrangig an dem starken Tourismus und den hohen Anforderungen, die Touristen an ihren Winterurlaub stellen (vgl. Kapitel 7.4 Weitere Gründe für die Auswahl des Zieles). So wurden 2019 in Österreich bei 70 Prozent aller Skipisten auf die Möglichkeit von technischer Beschneiung gesetzt und der Anteil soll auch noch weiter steigen. In Italien waren es sogar 90 Prozent. 2019 wurden in der Schweiz dagegen nur 45 Prozent aller Pisten technische beschneit. Bei dem prozentualen Anteil von der Möglichkeit Pisten technische beschneien zu können liegt Deutschland mit 25 Prozent auf dem letzten Platz in der Alpenregion. (Vgl. Reske 2023; Vgl. Wind 2021) Um diese dauerhafte künstliche Beschneiung gewährleisten zu können, müssen immer häufiger riesige Speicherbecken oder Stauseen angelegt werden, in denen Quellwasser und Wasser der Schneeschmelze gesammelt und für die spätere Nutzung gespeichert werden. Solche Speicherbecken sind jedoch sehr platzintensiv, weshalb eine große Fläche an Wald gerodet und begradigt werden muss. Meistens benötigen Skigebiete auch mehrere solcher Speicherbecken. Um das gespeicherte Wasser zu den Beschneiungsanlagen zu befördern, müssen kilometerlange Rohrleitungen unter den Pisten verlegt werden. Zusätzlich dazu muss jede einzelne Schneekanone oder Schneelanze auch noch unterirdisch an die Stromversorgung des Skigebiets angeschlossen werden. Unter all diesen Eingriffen leidet natürlich die Natur, weil viel Erdreich umgegraben und danach verdichtet werden muss. Die künstliche Beschneiung führt zudem dazu, dass der Boden im Frühjahr mit deutlich mehr Wasser zurechtkommen muss. Zum einen mit dem Wasser des natürlich geschmolzenen Schnees, aber auch mit dem des Kunstschnees. Dies führt nicht selten zu Überschwemmungen und Erdrutschen (vgl. Kapitel 3.1 Überschwemmungen und Lawinengefahr). (Vgl. Häufig gestellte Fragen zu Kunstschnee und Beschneiung o. D.; Vgl. Welt der Wunder 2014)
1.4 Unterschied zwischen Kunst- und Naturschnee
Kunstschnee besteht wie der natürliche Schnee nur aus Luft und Wasser, trotzdem sind Kunst- und Naturschnee komplett unterschiedlich. So hat der Kunstschnee einen weitaus höheren Wasseranteil als der natürliche Schnee. Außerdem besitzen Kunst- und Naturschnee grundlegend unterschiedliche Kristallformen. (Vgl. Daniel 2022) Die Kristalle beim natürlichen Schnee bilden sich in den Wolken und auf dem Weg zum Boden, wie wir in dem Kapitel 2.4 Alternativen zu Pseudomonas svringae genauer erklären werden und wodurch sich die natürliche sechseckige Schneeflockenform bildet (siehe Abbildung 4). (Vgl. Häufig gestellte Fragen zu Kunstschnee und Beschneiung o. D.) Während also die Schneekristalle von Naturschnee eine eher sechseckige Raumstruktur aufweisen, haben die Schneekristalle von Kunstschnee eine runde, beziehungsweise kugelförmige Raumstruktur, welche die natürliche Schneeflockenform nacharmen soll (Vgl. Daniel 2022; Vgl. Häufig gestellte Fragen zu Kunstschnee und Beschneiung o. D.) Durch diese rundere Raumstruktur ist der Kunstschnee aber dichter als natürlicher Schnee was dazu führt, dass weniger Luft durch den Kunstschnee dringen kann. Hierdurch wird auch die darunterliegende Vegetation auf der Piste stark in Mitleidenschaft gezogen. Außerdem wird beim Skifahren durch die erhöhte Dichte des Schnees dieser um einiges lauter, worunter vor allem auch die Tierwelt leidet. Diese werden aufgeschreckt und verbrauchen so ihre durch den Winter eh schon sehr knappen Energiereserven, was für die meisten Tiere häufig zu einem qualvollen Erschöpfungstod führt (siehe Kapitel 3.3 Das Spiel um Leben und Tod). Aber auch die sehr großen und lauten Schneekanonen, die auch nachts laufen, stören die Tiere häufig. (Vgl. Daniel 2022)
Grundsätzlich lässt sich sowohl auf natürlichem als auch auf künstlich erzeugtem Schnee gut Ski fahren. Der Kunstschnee besteht allerdings aus deutlich mehr Wasser, weshalb dieser auf der Skipiste sehr viel schneller zu Eis gefriert, was den Fahrspaß allerdings erheblich einschränkt. Durch diese Eigenschaft lässt sich Kunstschnee aber auch noch gut bei höheren Temperaturen verwenden, bei denen Naturschnee schon längst geschmolzen oder extrem weich geworden wäre. (Vgl. Advanced Media AG 2019)
1.5 Aufbau und Funktion von Beschneiungsanlagen/Schneekanonen
Dadurch, dass Skigebiete immer größer werden und es damit immer mehr Beschneiungs- anlagen gibt, durchläuft auch die Technik einem Wandel. Zum Beispiel funktionieren mittlerweile die Beschneiungsanlagen vollautomatisch und benötigen Personal nur noch zur Überwachung und Wartung. Jedoch wird nicht alles durch den Wandel einfacher. So benötigt allein die Auswahl des Standortes der Beschneiungsanlage schon eine eigenständige und exakte Planung. Denn die Lage hat einen enormen Einfluss auf die Effizienz. Zu berücksichtigen sind zum Beispiel die Temperatur, das Gefälle der Piste oder auch die Pistenbreite. Gemäß dieser Kriterien wird dann die Art der Beschneiungsanlage ausgewählt (Siehe Abbildung 2 und 3). (Vgl. Häufig gestellte Fragen zu Kunstschnee und Beschneiung o. D.)
Damit eine Beschneiungsanlage funktioniert, muss Luft zusammen mit Wasser mithilfe von Pumpstationen über meistens unterirdisch verlegte Rohrleitungen zu den daran angeschlossenen Schneekanonen oder Schneelanzen gepumpt und auch im richtigen Verhältnis gemischt werden. Hierzu gibt es mittlerweile sogar den Beruf des „Schneemachers“, welcher nicht nur die Beschneiungsanlagen wartet und kontrolliert, sondern auch überwacht und das Mischverhältnis genau abstimmt. (Vgl. Häufig gestellte Fragen zu Kunstschnee und Beschneiung o. D.; Vgl. Welt der Wunder 2014) Bei den Beschneiungsanlagen unterscheidet man zwischen Schneekanonen (siehe Abbildung 2) und Schneelanzen (siehe Abbildung 3). Hier unterscheiden sich die beiden in der Art der Beschneiung, den damit entstehenden Kosten, sowie der produzierten Schneemenge. (Vgl. Häufig gestellte Fragen zu Kunstschnee und Beschneiung o. D.) Aber wie funktioniert jetzt eine Beschneiungsanlage? Die Firma TechnoAlpin erklärt auf ihrer Webseite „Druckluft und Wasserwerden im Luft-Wasserkühler auf die ideale Temperatur gekühlt und gelangen von dort direkt zum Düsenkranz, der aus Wasserdüsen und Nukleatoren besteht. Über die Wasserdüsen wird das Wasser fein zerstäubt. In den Nukleatoren wird Wasser in die Druckluft eingespritzt. Durch die Expansion in die kalte Umgebungsluft entstehen die Nukleide, kleine Eiskristalle, an denen sich die feinen Wassertröpfchen anheften können. Der Wassernebel und die Nukleide werden mithilfe des Rotors schließlich ausgebracht und frieren bei günstigen Verhältnissen zu Schnee aus. Schneekanonen zeichnen sich durch eine große Wurfweite, große Schneileistung, geringe Windempfindlichkeit und flexiblen Einsatz aus. Sie werden daher vor allem auf breiten Pisten, an Stellen mit hohem Schneebedarf oder im freien, windexponierten Gelände eingesetzt“ (Häufig gestellte Fragen zu Kunstschnee und Beschneiung o. D.).
2 Pseudomonas syringae
2.1 Faktoren für die Schneebildung
Für Schneefall müssen zwei meteorologische Faktoren erfüllt werden. Diese Faktoren setzen sich aus der Luftfeuchtigkeit und der Temperatur zusammen. Bei niedriger Luftfeuchtigkeit von zum Beispiel 20 Prozent kann es auch noch bei höheren Temperaturen wie zum Beispiel 3°C schneien. Je höher die Luftfeuchtigkeit ist, desto kälter muss es sein, damit Schnee fällt. Dasselbe gilt für die Funktion von Schneekanonen. Sie funktionieren nicht, wenn das Verhältnis zwischen Luftfeuchtigkeit und Temperatur nicht stimmt, weshalb versucht wird, biochemische Lösungen zu finden, um das Problem zu umgehen.
2.2 Erklärung von Pseudomonas syringae und dessen Gefahren
Im Jahr 1987 hat das amerikanische Unternehmen „Snomax“ eine Methode entwickelt, um Schnee auch bei Plustemperaturen erzeugen zu können. Dafür wird das gleichnamige Pulver „Snomax“ (siehe Abbildung 5) dem Wasser in einer Beschneiungsanlage hinzugefügt. Das Pulver wird aus Proteinen von dem Bakterium Pseudomonas syringae gewonnen. (Vgl. Plöger/Schlenker 2022) Pseudomonas syringae wurde von zwei Wissenschaftlern im Jahr 1902 auf der Oberfläche von Blättern (Phyllosphäre), aber auch auf Böden und Gewässern bei der Erforschung von Pflanzenkrankheiten entdeckt und wurde zuerst als Pflanzenkrankheit des Gemeinen Flieders bekannt, (vgl. Redaktion Pflanzenfor- schung.de 2023; Vgl. Wikipedia-Autoren 2009) In lebendiger Form ist es ein Erreger für Pflanzenkrankheiten, wie zum Beispiel Fliederseuche, Bakterienbrand im Steinobst oder Baumkrebs und so meldete die Landeswirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen 2006 sogar „Ein Bakterium lässt Kastanien bluten“ (Landwirtschaftskammer Nordrein-Westfalen o. D.). Hier treten „Blutungen“ (Heupel/Tide-Arlt 2007) anfänglich an einzelnen Stellen des Hauptstammes und Ästen auf, welche letztendlich bis zum vollkommenden Sterben des Baumes führen. In Mitteleuropa sind diesem bereits mehrere Tausend Rosskastanien zum Opfer gefallen. Die Übertragung dieses Bakteriums findet durch die Luft statt. Dieses geschieht auch bei der Kunstschneeproduktion mithilfe des Bakteriums, da hier im Schnee enthaltene Proteine von Pseudomonas syringae leicht weggeweht werden können. So kann es in höhere Luftabschnitte gelangen, wo es Auswirkungen auf die Eisbildung in den Wolken hat. Dadurch sorgt es für Schneefall bei Plusgraden von bis zu fünf Grad Celsius, welcher die Krankheitserreger enthält. (Vgl. Landwirtschaftskammer Nordrein-Westfalen o. D.) Bei der Verwendung von Pseudomonas syringae gibt das Unternehmen Snomax an, nur Proteine von abgetöteten Bakterien zu verwenden. Diese haben keine Auswirkungen auf Menschen und Natur. (Vgl. Die Studie - Snomax o. D.) Mehrere Studien mit Snomax an der Universität Straßburg zeigen aber, dass sich Bakterienrückstände vom Schnee auf rund 400 verschiedene Pflanzenarten negativ auswirken. Dafür sorgt eine Vielzahl an Enzymen des Bakteriums, welche die Pflanzenzellen zum Zerfall bringen (siehe Abbildung 8). Weitere Studien zu der Auswirkung auf die menschliche Gesundheit stehen noch aus (Stand 18.01.2023). Dennoch wird das Produkt in den Skigebieten Zermatt, Davos, Arosa, Laax, Lenzerheide, Wildhaus und Crans-Montana (Schweiz) genutzt (vgl. Boyle 2015). Das größte Problem bei der Verwendung von Pseudomonas syringae ist die Gefahr, dass Pflanzen schon bei einer Temperatur von knapp unter 0 Grad Celsius Frostschäden erleiden. (Vgl. Parsch 2016) Verantwortlich für die Eisbildung durch den Mikroorganismus ist der Wechsel von wasserbindenden und wasserabweisenden Strukturen, wie ein internationales Wissenschaftlerteam vom Max-Planck-Institut für Polymerforschung in Mainz ermittelte. (Vgl. Die Effekte bakterieller Eiskeime 2016) Die Eiskeimbildung wird hier durch zwei Bedingungen gefördert, die Ausrichtung des Wassers und die effektive Entfernung von latenter Wärme. (Vgl. Parsch 2016) Bei der Reduzierung von latenter Wärme unter einem konstanten Luftdruck ist ein Aggregatzustandswechsel möglich (vgl. Deutscher Wetterdienst o. D.; Vgl. Wetter und Klima - Deutscher Wetterdienst - Glossar - L - Latente Wärmeenergie o. D.). Das Oberflächenprotein „inaZ“, von pseudomonas syringae, ist hierfür verantwortlich. Proteine, welche wasserbindend und wasserabweisend sind und dabei abwechselnd in regelmäßigen Abständen angeordnet, wodurch ein Kristallgitter gebildet werden kann. Beim Gefrieren von Wasser wird in der Regel Wärme frei, diese Energie entsteht bei der Molekülbewegung. Diese wurde bei der Summenfrequenzspektroskopie erforscht, wobei die Struktur der Oberfläche mithilfe von zwei Laserstrahlen sichtbar gemacht wird. Mittlerweile ist zwar bekannt, dass das Bakterienprotein diese Wärme schnell abführt, der genaue Mechanismus ist jedoch noch nicht bekannt. (Vgl. Parsch 2016)
2.3 Umwelt- und Gesundheitsschutz vor Profiinteresse
In Deutschland und in Österreich ist Snomax aufgrund der zahlreichen Nachteile auf die Umwelt verboten. Im Jahr 2018 wollten die Seefelder Bergbahnen einen Feldversuch mit Snomax durchführen, welcher jedoch von der Tiroler VP verboten wurde. Auch die Partei „Tiroler Grüne“ ist der Meinung, dass der Umwelt- und Gesundheitsschutz über dem Profitinteresse stehen muss. (Vgl. Stocker 2018) Direkte gesundheitliche Schäden für Tiere und Menschen durch die Verwendung von Pseudomonas syringae in künstlich erzeugtem Schnee wurden nie nachgewiesen. Jedoch fanden US-Amerikanische Forscher bereits 2003 heraus, dass Pseudomonas syringae die Blasenfleckenkrankheit bei Tomaten, Bohnen und Senfpflanzen verursacht. Diese kann nach dem Verzehr zu Übelkeit, Ausschlägen und im schlimmsten Fall zum Tod bei Menschen führen, was aufgrund der engen Verwandtschaft zu dem Bakterium Pseudomonas aeruginosa zurückzuführen ist. Die meisten Pseudomonas aeruginosa-Stämme sind gegen Antibiotika resistent, weshalb sie zu einer hohen Sterblichkeit nach einem Infekt führen. (Vgl. RKI - Antibiotikaresistenz - Pseudomonas aeruginosa 2017; Vgl. RP ONLINE 2003)
2.4 Alternativen zu Pseudomonas syringae
Aktuell gibt es noch keine Alternativen, um bei Plustemperaturen künstlich Schnee erzeugen zu können (Stand 19.01.2023). Für Temperaturen von 0 °C gibt es aber Möglichkeiten Schnee nachhaltig und ohne Bakterium erzeugen zu können. Hierfür hat das österreichische Start-up „Neuschnee“ eine Methode entwickelt. (Vgl. Turney 2022) Natürlicher Schnee entsteht in einer Höhe ab neun Kilometer, da in dieser Höhe der Druck sehr gering ist, weshalb die Wassermoleküle sehr beweglich sind. Für die dauerhafte Verbindung braucht es deshalb kleine Staub- oder Aschepartikel, an welche sich die Wassermoleküle andocken können. Dabei entstehen sechseckige Gitter, weil die Wassermoleküle aus einem Sauerstoff- und zwei Wasserstoffatomen bestehen. Aus diesem Gittern ergibt sich ein Eisplättchen, welches letztendlich zu schwer wird und zu Boden fällt. Auf dem Weg zum Boden steigt die Temperatur sowie der Luftdruck, wobei kleine Wasser Tröpfchen dabei in der Luft an den Ecken der Eisplättchen gefrieren, wodurch die bekannte Schneeflockenform entsteht (siehe Abbildung 4). (Vgl. Wie entsteht Schnee? 2016) Das Start-up hat bei ihrer Beschneiungsanlage „Wolkenkammer“ eine Polyethylen-Plane umzu gespannt (siehe Abbildung 6). Bei der Wolkenkammer werden einzelne Wassertropfen zum Gefrieren gebracht, welche anschließend teilweise wieder verdampfen. Das enthaltende Eis zieht die Wassermoleküle an, wodurch in der „Wolkenkammer“, je nach Temperatur, Eiskristalle oder Schneeflocken entstehen. Somit kann man künstlichen Schnee ohne umweltbelastende Bakterien herstellen. Ein weiterer Vorteil im Vergleich zu herkömmlichen Schneekanonen ist hier die effektivere Wassernutzung, mit einem Kubikmeter Wasser lassen sich bis zu 15 Kubikmeter Schnee erzeugen, sowie die Stromersparnisse, die geringere Verwendung von Pumpen, Verteilungssysteme und Ventilatoren. (Vgl. Turney 2022)
3 Allgemeine Folgen für die Umwelt
3.1 Überschwemmungen- und Lawinengefahr
Skifahren hat leider auch viele negative Auswirkungen auf die Pflanzen und Tiere in den Skigebieten. Für die Entstehung eines attraktiven Skigebietes müssen kilometerweiße Wälder gerodet werden. Nicht selten müssen dazu auch noch Felsen gesprengt und Flüsse umgeleitet werden. Dazu kommen dann noch Flächen für Parkplätze, Hotelanlagen, Zubringerstraßen und Liftanlagen.
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- Anonym,, 2023, Die Zukunft des Wintersports als globale Herausforderung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1369499
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