Wenn man sich als Fremdsprachenlerner mit einer neuen Sprache vertraut macht, wird man im Laufe des Lernprozesses immer wieder auf ein Phänomen stoßen, welches das Verständnis in der Kommunikation besonders hinsichtlich Sprichwörtern und Redewendungen beeinträchtigt: die Polysemie. Diese Ambiguität lexikalischer Zeichen führt oft zu Missverständnissen über den Kontext und kann nicht nur für Lerner, sondern auch für Lehrer einer Sprache immer wieder eine Herausforderung zur Erschließung der Semantik darstellen.
Betrachtet man zudem die Vielfalt und Vielzahl an Polysemien, wird schnell deutlich, dass es ein spezielles Lexikon erforderlich macht, diese semantischen Probleme, wie sie auch Homonymie und Vagheit darstellen, in ihrem speziellen Kontext zu erfassen.
Einen modernen Ansatz zu dieser Problematik stellt die Arbeit James Pustejovskys dar, welcher sich der Fragestellung eines semantischen Lexikons widmete und somit seine Theorie des Generativen Lexikons schuf. In meinem folgenden Beitrag möchte ich einen Ausschnitt dieser Theorie rezensieren und anhand des dritten Kapitels seines dazu verfassten Buches „ The Generative Lexicon“ eine Vorstufe seiner Überlegungen zum Generativen Lexikon präsentieren.
Aus diesem Kapitel, welches mir im Buch begegnet unter dem Titel: „Das logische Problem der Polysemie“, werde ich die zwei Formen der Polysemie nach Weinreich (1964) wiedergeben und des weiteren Aufschluss über das Sense Enumeration Lexikon geben, welches als Vorgabe für die Theorie Pustejovskys dient.
Inhaltsverzeichnis
1. EINLEITUNG
2. DAS LOGISCHE PROBLEM DER POLYSEMIE
2.1. Die kontrastive Polysemie
2. 2. Die Komplementäre Polysemie
3. DAS „SENSE ENUMERATION LEXICON"
3.1. Die simple Auflistung multipler Bedeutungen
3. 2. Einschränkungen eines Sense Enumeration Lexicon
4. ZUSAMMENFASSUNG
5. QUELLEN
1. Einleitung
Wenn man sich als Fremdsprachenlerner mit einer neuen Sprache vertraut macht, wird man im Laufe des Lernprozesses immer wieder auf ein Phänomen stoßen, welches das Verständnis in der Kommunikation besonders hinsichtlich Sprichwörtern und Redewendungen beeinträchtigt: die Polysemie.
Diese Ambiguität lexikalischer Zeichen führt oft zu Missverständnissen über den Kontext und kann nicht nur für Lerner, sondern auch für Lehrer einer Sprache immer wieder eine Herausforderung zur Erschließung der Semantik darstellen.
Betrachtet man zudem die Vielfalt und Vielzahl an Polysemien, wird schnell deutlich, dass es ein spezielles Lexikon erforderlich macht, diese semantischen Probleme, wie sie auch Homonymie und Vagheit darstellen, in ihrem speziellen Kontext zu erfassen.
Einen modernen Ansatz zu dieser Problematik stellt die Arbeit James Pustejovskys dar, welcher sich der Fragestellung eines semantischen Lexikons widmete und somit seine Theorie des Generativen Lexikons schuf.
In meinem folgenden Beitrag möchte ich die Untersuchungen Pustejovskys zu den verschiedenen Formen von Polysemien und deren Darstellung in einem bedeutungsauflistenden Lexikon betrachten, welche seiner Theorie eines generativen Lexikons in seinem dazu verfassten Buch „ The Generative Lexicon" als Grundlage dienen und dabei seine Darlegungen auf die Sprache des Polnischen übertragen. Dazu werde ich vordergründig ein Kapitel rezensieren, welches mir im Buch begegnet unter dem Titel: „Das logische Problem der Polysemie" und im Folgenden eines kurzen Ansatz geben, inwiefern Pustejovsky das von ihm dargestellte Lexikon kritisiert, um somit ein Verständnis zu schaffen auf welcher Basis es ihm ein Anliegen ist, durch seine Theorie eine neue Forschungsrichtung einzuschlagen.
2. Das logische Problem der Polysemie
Wie schon in meiner Einleitung angedeutet verbirgt sich hinter dem Begriff der Polysemie die Mehrdeutigkeit eines Wortes bzw. eines sprachlichen Zeichens.
Diese Ambiguität kann verschiedene Dimensionen annehmen, welche Pustejovsky erfasst, indem er sich der Unterscheidung Weinreichs (1964) in zwei Formen bedient: Der Kontrastiven Polysemie (contrastive ambiguity) und der Komplementären Polysemie (complementary polysemie). Beide werde ich im Folgenden am Beispiel des Polnischen näher erläutern.
2.1. Die kontrastive Polysemie
Bei der kontrastiven Polysemie handelt es sich um eine arbiträre Zuordnung mehrerer Bedeutungen zu einem gegebenen Wort. Hier trägt demnach ein lexikalisches Item verschiedene unabhängige Bedeutungen, wie bei der Homonymie.
So können wir zum Beispiel für das Wort pokój zum einen die Bedeutung 'Frieden' ausfindig machen und zum anderen die Bedeutung für 'Zimmer' finden.
(1) a) Jemy w pokoju jadalnym. b) Oni zawarli pokój.
Beide besitzen semantisch keine Gemeinsamkeiten. Während man sich im ersten Satz in einem Zimmer zum Essen einfindet, wurde im zweiten Satz der Beschluss Frieden zu schließen festgesetzt. Dabei wird nach Pustejovsky für diese Arbeit ein eventueller gemeinsamer orthographischer oder historischer Ursprung des Wortes außer Acht gelassen.1
Da im Polnischen im Gegensatz zum Englischen viele Flexionen im Gebrauch der Sprache vorliegen, entdeckt man in den meisten Fällen die gemeinte Bedeutung des Wortes schon im Gebrauch auf, wie bei unserem nächsten Beispiel:[1]
(2) a) Staw biodrowy
b) Kaczki plywajq po stawie.
'Staw' besitzt zwei semantisch unterschiedliche Bedeutungen. Zum einen 'Gelenk' und zum anderen 'Teich'. Während im Beispiel (2) a) das Hüftgelenk gemeint ist und uns hier als Neutrum begegnet, sind es im nächsten Satz die Enten, welche auf dem Teich schwimmen, wobei der Teich im Polnischen maskulin ist und dementsprechend anders dekliniert wird.
Somit wäre im Polnischen die Bedeutungsunterscheidung von kontrastiven Polysemien im Sprachgebrauch eindeutiger, jedoch mindert dies nicht die Notwendigkeit eines semantischen Lexikons, um schon in der undeklinierten, bzw. bei Verben unkonjugierten Form durch die Eintragung im Lexikon eine semantische Unterscheidung zu skizzieren. Im nächsten Kapitel soll demnach deutlich werden, dass Polysemien noch viel feinere Züge der Differenzierung in ihrer Semantik benötigen.
2. 2. Die Komplementäre Polysemie
Komplementäre Polysemie oder auch logische Polysemie liegt vor, wenn ein Wort ohne Änderung der lexikalischen Kategorie komplementär ambig ist und seine Bedeutungen abhängig, verbunden oder geteilt sind. Diese Ambiguität kann in verschiedene Subkategorien unterteilt werden, welche ihre Beziehung zueinander charakterisiert. Während bei der kontrastiven Polysemie die Bedeutungen einander unabhängig sind, das heißt, eine Bedeutung ist möglich, wenn alle anderen Bedeutungen auszuschließen sind[2], gestaltet sich die Abstufung der Bedeutungsvariationen bei der komplementären Polysemie um einiges facettenreicher.
Ein häufiges Beispiel ist die Behälter/ Inhalt Ambiguität in (3). Während sich Srebrna lyzka auf den Behälter bezieht, meint Lyzka zupy den Inhalt:
(3) a.) Srebrna lyzka 'silberner Löffel' b.) Lyzka zupy 'ein Löffel Suppe'
Ein zweites Beispiel ist die Alternation Ort/ Einwohner. Im Beispiel (4) a.) wird mit Cala Warszawa die Einwohnerschaft angesprochen, während dagegen in (4) b.) die Stadt Warschau als Regierung benannt wird. Auch hier wird der unmittelbare Zusammenhang individueller Bedeutungsaspekte deutlich:
(4) a.) Cala Warszawa zachwyca si§ artystq. Ganz Warschau ist von dem Künstler begeistert.
b.) Napiçcie na Unii Warszawa-Berlin. Spannung zwischen Warschau und Berlin.
Pustejovsky nennt in seinem Buch noch weitere Kategorien für Alternationen, unter anderem count/ mass, figure/ground, product/producer[3] etc., jedoch gibt er schon selber an, dass die Vielfalt an komplementären Bedeutungen sehr reichhaltig ist und nennt an dieser Stelle nur die häufigsten.
Hier ist der Vergleich zu anderen Sprachen interessant, bei welchem man augenscheinlich sprachenspezifische Alternation ermitteln kann. So findet man im Polnischen zum Beispiel komplementäre Polysemie bei der Benennung von Obstbäumen und deren Früchten, praktisch eine Obstbaum/ Obstsorte Alternation, wie bei gruszka, welches einerseits nur 'Birne' und andererseits, je nach Kontext, 'Birnenbaum' bedeuten kann.[4]
Nicht nur unter nominalen, sondern ebenfalls in vielen anderen Kategorien stößt man ebenfalls auf ein vielfältiges Vorkommen logischer Polysemien. Unter anderem bei dem Adjektiv ostry:
[...]
[1] Vgl. Pustejovsky, James: The Generative Lexicon. Cambridge/Mass. 1995. S. 27
[2] Vgl. Pustejovsky, James: a. a. O., S. 32
[3] Vgl. Pustejovsky, James: a. a. O., S. 31
[4] Vgl. Alicja Nagórko; Lexikologie des Polnischen, Hildesheim, 2007, S. 157
- Citation du texte
- Franziska Reymann (Auteur), 2009, Das Generative Lexikon, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/136934
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