Märchen, eine Gattung der Literatur, die auf einer langen Tradition basiert und auch selbige verkörpert. Eine überaus bekannte Gattung, die sowohl Kinder als auch Erwachsene begeistert, was vor allem auf ihre Vielfalt und Auswahl zurückzuführen ist. Zumeist wissen aber nur wenige Menschen, was Märchen sind, was sie ausmacht, wie sie entstanden sind, aus welchen Komponenten sie bestehen und welche Bedeutung sie haben. Viele können den Terminus Märchen nicht richtig einordnen. Begriffe, wie Zahlensymbolik und Volkslied oder der Unterschied zwischen Volksmärchen und Kunstmärchen werden kaum mit der Gattung Märchen in Verbindung gebracht.
In der folgenden Arbeit geht es aber vor allem darum, die Illustrationen, die in den Märchenbüchern sehr zahlreich vorhanden sind, näher zu beleuchten. Einerseits die kritische Sichtweise der Forschung, die sich damit beschäftigt, ob ein Märchenbuch überhaupt Bilder benötigt und andererseits wie sich die Märchenillustration entwickelt hat und auf welche Art und Weise in der Schule mit Märchenillustrationen gearbeitet werden kann. Zwei Märchenillustratoren und deren Werdegang werden besonders im Vordergrund dieser Arbeit stehen, da diese beiden Herren auch Stationen unserer Märchenexkursion waren. Es handelt sich dabei um Otto Ubbelohde, einen Künstler aus dem 19./20. Jahrhundert und Albert Schindehütte, einen zeitgenössischen Illustrator. Stationen bezüglich dieser beiden Herren waren während der Exkursion „Auf den Spuren der Brüder Grimm“, unter anderem, das Otto-Ubbelohde-Haus in Goßfelden und ein Besuch in der Schauenburger Märchenwache. Programmpunkte bezüglich der Entwicklung der Märchenillustration sind ein Besuch von Schloss Philipsruhe in Hanau und eine Stippvisite im Deutschen Märchen- und Wesersagenmuseum in Bad Oeynhausen gewesen. In beiden Häusern lässt sich die Entwicklung bzw. der Werdegang der deutschen Märchenillustration sehr gut nachvollziehen und nebenbei kann man wunderschöne Bilder sehen, die man in solcher Farbenpracht und Echtheit sonst nur selten bewundern kann.
Inhaltsverzeichnis
1 Einführung
2 Der Märchenbegriff
2.1 Versuch einer Definition
2.2 Märcheninhalte und die Frage der Eignung für Kinder und Jugendliche
3 Entwicklung der Märchenillustration
3.1 Versuch einer Definition
3.2 Anfänge
3.3 Exkurs: Bezug zur Exkursion: Besuch von Schloß Philippsruhe und Besichtigung des Märchen- und Wesersagenmuseums in Bad Oeynhausen
4 Die Märchenillustratoren
4.1 Otto Ubbelohde
4.1.1 Kurzer Lebensabriss
4.1.2 Sein Wirken im Angesicht der Gebrüder Grimm
4.1.3 Exkurs: Bezug zur Exkursion: Besuch des Otto-Ubbelohde-Hauses in Goßfelden
4.2 Albert Schindehütte
4.2.1 Kurze Biographie
4.2.2 Exkurs: Bezug zur Exkursion: Besuch der Schauenburger Märchenwache
5 Märchen in der Schule
5.1 Kriterien und verschiedene Ansätze zur Märchenbehandlung im Unterricht
5.2 Ideen zum kreativen Umgang mit Märchenillustrationen im Unterricht
6 Resümee
7 Inhaltsverzeichnis
7.1 Sekundärliteratur
7.2 Internetquellen
8 Abbildungsverzeichnis
1 Einführung
Märchen, eine Gattung der Literatur, die auf einer langen Tradition basiert und auch selbige verkörpert. Eine überaus bekannte Gattung, die sowohl Kinder als auch Erwachsene begeistert, was vor allem auf ihre Vielfalt und Auswahl zurückzuführen ist. Zumeist wissen aber nur wenige Menschen, was Märchen sind, was sie ausmacht, wie sie entstanden sind, aus welchen Komponenten sie bestehen und welche Bedeutung sie haben. Viele können den Terminus Märchen nicht richtig einordnen. Begriffe, wie Zahlensymbolik und Volkslied oder der Unterschied zwischen Volksmärchen und Kunstmärchen werden kaum mit der Gattung Märchen in Verbindung gebracht.
In der folgenden Arbeit geht es aber vor allem darum, die Illustrationen, die in den Märchenbüchern sehr zahlreich vorhanden sind, näher zu beleuchten. Einerseits die kritische Sichtweise der Forschung, die sich damit beschäftigt, ob ein Märchenbuch überhaupt Bilder benötigt und andererseits wie sich die Märchenillustration entwickelt hat und auf welche Art und Weise in der Schule mit Märchenillustrationen gearbeitet werden kann. Zwei Märchenillustratoren und deren Werdegang werden besonders im Vordergrund dieser Arbeit stehen, da diese beiden Herren auch Stationen unserer Märchenexkursion waren. Es handelt sich dabei um Otto Ubbelohde, einen Künstler aus dem 19./20. Jahrhundert und Albert Schindehütte, einen zeitgenössischen Illustrator. Stationen bezüglich dieser beiden Herren waren während der Exkursion „Auf den Spuren der Brüder Grimm“, unter anderem, das Otto-Ubbelohde-Haus in Goßfelden und ein Besuch in der Schauenburger Märchenwache. Programmpunkte bezüglich der Entwicklung der Märchenillustration sind ein Besuch von Schloss Philipsruhe in Hanau und eine Stippvisite im Deutschen Märchen- und Wesersagenmuseum in Bad Oeynhausen gewesen. In beiden Häusern lässt sich die Entwicklung bzw. der Werdegang der deutschen Märchenillustration sehr gut nachvollziehen und nebenbei kann man wunderschöne Bilder sehen, die man in solcher Farbenpracht und Echtheit sonst nur selten bewundern kann.
2 Der Märchenbegriff
2.1 Versuch einer Definition
Vom etymologischem Standpunkt aus betrachtet, ist das Wort Märchen auf das mittelhochdeutsche Wort ‚Mär’ zurückzuführen. Dieses Wort hatte unter anderem die Bedeutung Kunde.[1] ‚Märchen’ oder ‚Märlein' ist der Diminutiv zu ‚Mär’ und bekam ab Mitte des 15. Jahrhunderts die Bedeutung einer erfundenen bzw. unwahren Geschichte. Eine Phrase, die diesen semantischen Befund bestätigt, ist der Ausspruch: Erzähl mir keine Märchen. Bedeutungsunterschiede sind vor allem hinsichtlich diverser Wortarten festzustellen, so wird das Adjektiv märchenhaft gegenwärtig durchaus positiv bewertet.[2] Versuche, eine allgemein gültige Definition des Märchens zu erstellen gibt es bisher nicht. Die meisten Definitionsversuche erfassen nur Teilaspekte des Märchens, was sich möglicherweise durch dessen Facettenreichtum erklären lässt und dass es viele unterschiedliche Prägungen erfahren hat. Märchen gibt es schon seit Jahrhunderten, aber die meisten Menschen verbinden sie mit den Brüdern Grimm. Die „ursprünglichen“ Märchen definierten sich vor allem als „Zaubermärchen, Geschichten, in denen der Held oder die Heldin durch übernatürliche Mächte, Zauberer, Hexen, Feen, Zwerge oder sprechende Tiere in Gefahr geraten (…)[3]. Parallelen zu den „früheren“ Märchen und der Märchen, welche die Brüder Grimm festhielten, sind die Unbekanntheit der Verfasser, sowie der Entstehungszeit und dass es sich um „fast ausschließlich mündlich überlieferte“[4] Geschichten handelt, die sich vor allem aus der Tradition der Weitererzählung durch das Volk entwickelt haben. Dadurch erklärt sich der Begriff „Volksmärchen“. Auch das Ursprungsland des Märchens ist nicht eindeutig geklärt. Laut Theodor Benfey wäre „Indien als Mutterland aller europäischen und asiatischen Märchen“[5] zu nennen. Obwohl die Herkunft des Märchens nicht eindeutig einem bestimmten Land zugeordnet werden kann, weiß man doch mit großer Wahrscheinlichkeit, wie es entstanden ist. Benfey bezeichnet das Märchen als Resultat eines „historisch - literarischen Prozesses“, das als eine „Art Lehrdichtung von Volk zu Volk und von Kulturkreis zu Kulturkreis gewandert ist“[6] und so überliefert wurde. Signifikant war, dass der Kern einer Geschichte immer beibehalten wurde, aber die Details den jeweiligen Kulturen und den zeitweiligen gesellschaftlichen, aktuellen Lebensarten- und Bedingungen angepasst wurden. Diese Details in den Erzählungen können heute Aufschluss über damalige Verhältnisse geben. Das Kunstmärchen dagegen zeichnet sich durch die namentliche Nennung des Autors, sowie umfassendere und detailreichere Darstellungen aus.
2.2 Märcheninhalte und die Frage der Eignung für Kinder und Jugendliche
In Märchen finden sich verschiedene Thematiken, die mit der bereits genannten Entstehungstheorie begründet werden können. Als Beispiele sind unter anderem die Beziehung zwischen Mann und Frau, Darstellung von Personen unterschiedlicher gesellschaftlicher Volksschichten, Glück, Armut, Arbeitsleben, Bestrafung und der Tod zu nennen. August Nitschke bezeichnet das als „die großen Lebensthemen der frühen Kulturen“[7]. Die angesprochenen Aspekte waren aber nicht nur in der Zeit wichtig, in der die Märchen aufgeschrieben worden sind, sondern sind es auch heute noch. Dies ist auch der Grund, warum Märchen gegenwärtig - trotz medialer Überflutung - immer noch so bekannt und beliebt sind. Die aufgegriffenen Thematiken sind auch heute noch genauso präsent wie damals und deshalb „leisten Märchen einen so großen, positiven psychologischen Beitrag zum inneren Wachstum eines Kindes“[8].
Die Forschung ist geteilter Meinung was die Märcheninhalte betrifft. Ständig wird betont, dass vor allem grausame und hässliche Figuren oder Situationen beschrieben bzw. illustriert werden und es stellt sich die Frage, ob solche Darstellungen überhaupt für Kinder und Jugendliche geeignet sind. Brauner ist der Meinung, dass in Märchen „ (…) ein Weltbild auf einem spätmittelalterlichen Dienstmagdniveau (…)“[9] präsentiert wird. Dies ist natürlich nur eine einseitige Betrachtung, denn vor allem die „Identifikation oder bewusste Auseinandersetzung mit dargestellten Figuren“[10], so Bettelheim, verdient eine Hervorhebung. Kinder und Jugendliche sollen dadurch versuchen zu lernen, „Konflikte zu bewältigen und sich in diesem Prozess selbst zu finden“[11]. Eva Peatow betont, dass durch die Einsetzung von passenden Märchen sogar Ängste von Kindern überwunden werden können und die Ich-Findung bestärkt werden kann.[12] Eine andere Betrachtungsweise definiert sich so, dass ein Märchen „in Phantasiegestalt darstellt, woraus der gesunde menschliche Wachstumsprozess besteht“[13]. Allerdings ist generell wichtig, aus welcher Sichtweise ein Märchentext betrachtet oder benutzt wird. Damit eine sinnvolle Einschätzung gemacht werden kann, ist es bedeutsam, das Märchen hinsichtlich verschiedener Gesichtspunkte zu untersuchen, wie unter anderem „die Ebene historischer, volkskundlicher Forschung, die sozialgeschichtliche und politische Betrachtungsweise, die literarische Ebene, sowie die didaktisch-pädagogische und psychotherapeutische Ebene“[14].
Dennoch lässt sich trotz häufiger Kritik an umstrittenen Inhalten eine unverkennbare Verbundenheit zwischen Kindern und Märchen feststellen. Irrtümlicherweise beziehen sich die meisten Kritiker auf die Texte und vergessen dabei die Rolle der Bilder. Die Illustrationen zu den einzelnen Märchen sollen vor allem Kindern helfen - die noch nicht das Alter haben einen Text aus analytischer Sichtweise zu betrachten - einen Zugang zur Geschichte zu finden. Genau diese Funktion erfüllen Bilder und sind deshalb in diesem Zusammenhang sehr wichtig.
3 Entwicklung der Märchenillustration
3.1 Versuch einer Definition
Ebenso wie beim Märchen selbst, gibt es auch hinsichtlich der Märchenillustration keine eindeutige Definition. Das Wort Illustration lässt sich aus dem lateinischen Wort ‚illustrare’ ableiten, was mehrere Bedeutungen hat, aber unter anderem auch veranschaulichen heißt. Eine Illustration ist eine „Bebilderung, erläuternde Bildbeigabe oder Veranschaulichung“[15]. Es müssen zwei Arten von Märchenillustrationen unterschieden werden. Einerseits kann von einer ‚gebundenen’ Märchenillustration gesprochen werden und andererseits von einer ‚ungebundenen’ Form. Die Unterscheidung zwischen diesen beiden Typen ist grundsätzlich nicht schwierig. Bei der ‚gebundenen’ Form handelt es sich lediglich darum, dass Bild und Märchentext eine Einheit ergeben und die Darstellung sich innerhalb des „Buchmediums“[16] befindet. Eine weitere Differenzierung lässt sich dahingehend herstellen, dass ein Künstler bzw. Illustrator sein Werk zusammen mit dem Märchentext in seiner Künstlermappe oder in Unterhaltungsmedien, wie Bildgeschichten präsentiert.[17] ‚Ungebundene’ Märchenillustration dagegen bedeutet, dass bei einer solchen Darbietung das Werk des Illustrators in keinerlei Verbindung zu einem Märchentext steht, obwohl das Dargestellte in seinem Werk eindeutig bestimmte Märcheninhalte widerspiegelt. Dies ist beispielsweise bei Kunstgalerien oder autonomen Kunstsammlungen der Fall.
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[1] Paetow, Eva: Märchen als seelische Entwicklungshilfe – sind Märchen grausam? Sonderdruck aus dem
Deutschen Märchenmuseum.
[2] Poser, Therese: Das Volksmärchen: Theorie, Analyse, Didaktik. 1. Auflage. München: Oldenburg 1980. S.9
[3] Ebd. S. 10
[4] Voigt, Gerhard: Es war einmal anders- Der Wandel der Vermittlungsform von Märchen. In: Praxis Deutsch,
hrsg. von Alfred Clemens Baumgärtner (u.a.). Erhard Friedrich Verlag. Heft 40. S. 15
[5] Haas, Gerhard: Märchen heute. In: Praxis Deutsch. Hrsg. von Jürgen Baurmann (u.a.). Erhard Friedrich Verlag.
Heft 103. S. 12
[6] Ebd. S. 12
[7] Ebd. S. 12
[8] Bettelheim Bruno: Kinder brauchen Märchen. Deutscher Taschenbuch Verlag 25. Auflage: München 2003.
S. 19
[9] Haas, Gerhard: S. 11
[10] Ebd. S. 11
[11] Ebd. S. 11
[12] Paetow, Eva: Märchen als seelische Entwicklungshilfe – sind Märchen grausam? Sonderdruck aus dem
Deutschen Märchenmuseum.
[13] Bettelheim Bruno: S. 19
[14] Haas, Gerhard: Märchen heute. In: Praxis Deutsch. Hrsg. von Jürgen Baurmann (u.a.). Erhard Friedrich
Verlag. S. 11/12
[15] Duden. Das Fremdwörterbuch, hrsg. von der Dudenredaktion. 9.Auflage. Mannheim 2007. S. 438
[16] Thiele, Jens: Was macht das Bild mit dem Märchen? Kritische Blicke auf die Märchenillustration. In:
Märchen- Märchenforschung –Märchendidaktik. hrsg. von Günter Lange. Band 2-2004. S. 163
[17] Ebd. S. 163
- Arbeit zitieren
- Verena Liebl (Autor:in), 2009, Märchenillustrationen und Märchenbilderbücher im Kontext der Forschung und der Schule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/136870
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