In der heutigen Zeit gewinnt die Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben zunehmend an Bedeutung, weswegen das Thema Bleisure, die Verbindung von Privat- und Geschäftsreise, ebenfalls an Relevanz gewinnt. Die Bachelor-Thesis untersucht die Beweggründe und Hindernisse für diese Reiseform und analysiert darüber hinaus, wie sich Alter und Berufserfahrung auf die Reisemuster von Bleisure-Reisenden auswirken.
Hierbei sind folgende Forschungsfragen Grundlage der Betrachtung: Welche Typologien von Bleisure-Reisenden lassen sich identifizieren und welche Motivatoren zur Teilhabe liegen den einzelnen Gruppen zugrunde? Welche Gewichtung ist den einzelnen Motiven zuzuschreiben und welche Barrieren ergeben sich, die eine Teilhabe an Bleisure erschweren oder verhindern? Gehen Bleisure-Reisende mit zunehmendem Alter und Berufserfahrung von einer Typologie in eine andere über?
Zur Beantwortung der Forschungsfragen dient die Durchführung einer Online-Befragung. Dabei wurden insgesamt 136 Personen aus verschiedenen Branchen und Altersgruppen befragt, die in den vergangenen zwölf Monaten an mindestens einer Geschäftsreise teilgenommen haben. Die Ergebnisse zeigen, dass sich Typologien von Bleisure-Reisenden identifizieren lassen, die sich im Hinblick auf die Teilnahmemotivation unterscheiden. Die meisten Reisenden möchten dabei Geschäftsreisen mit persönlichen Interessen verknüpfen und streben eine ausgeglichene Work-Life-Balance an. Die Gewichtung der Motivatoren lässt erkennen, dass die Reisenden den Fokus auf kulturelle Erlebnisse und Unterhaltungsaktivitäten wie Museen, Ausstellungen, Bars und Clubs legen.
Inhaltsverzeichnis
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
TABELLENVERZEICHNIS
1 EINLEITUNG
1.1 Relevanz des Themas
1.2 Forschungsfragen
1.3 Aufbau der Arbeit
2 LITERATURÜBERSICHT ZUM BLEISURE-TOURISMUS
2.1 Einführung in das Thema Bleisure
2.1.1 Relevante Literaturfelder
2.1.2 Reiseformen und Reisearten
2.2 Abgrenzung von Privat- und Geschäftsreise
2.2.1 Privatreise: Definition und Abgrenzung
2.2.2 Geschäftsreise: Definition und Abgrenzung
2.2.3 Bleisure: Kombination von Privat- und Geschäftsreise
2.3 Beweggründe für die Teilnahme
2.3.1 Antriebsfaktoren zur Partizipation
2.3.2 Anziehungsfaktoren für die Teilnahme
2.3.3 Beitrag zur Produktivität und zum Wohlbefinden
2.4 Hindernisse für die Verbindung von Privat- und Geschäftsreisen
2.4.1 Die Rolle sozialer Beziehungen
2.4.2 Nachwirkungen der Covid-19-Pandemie
2.4.3 Reisebedingter Stress und gesundheitliche Belastungen
2.4.4 Berufsbedingte Einschränkungen
2.5 Migration zwischen den Bleisure-Typologien
2.5.1 Entwicklung der Reisemotive
2.5.2 Reisekarriereleiter und Reisemuster
2.5.3 Typologien von Bleisure-Reisenden
2.6 AbgeleiteteHypothesen
3 METHODIK
3.1 Auswahl und Begründung der Methode
3.2 Erstellung und Aufbau des Fragebogens
3.3 Auswahl der Stichprobe
3.4 Methoden der Datenerhebung
3.5 Methoden der Datenauswertung
4 DARSTELLUNG UND DISKUSSION DER ERGEBNISSE
4.1 Darstellung der Ergebnisse
4.2 Diskussion der Ergebnisse
5 IMPLIKATIONEN FÜR DIE UNTERNEHMENSPRAXIS
5.1 Erstellung präziser Richtlinien für Bleisure-Reisen
5.2 Angebotserweiterungen und Kooperationen mit Reiseveranstaltern
6 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK
6.1 Zusammenfassung
6.2 Limitationen
6.3 Ausblick auf weitere Forschung
LITERATURVERZEICHNIS
ANHANG
Genderklausel und Lesbarkeit
In dieser Bachelor-Thesis wird hauptsächlich das generische Maskulinum verwendet, um Lesbarkeit und sprachliche Klarheit zu gewährleisten. Es wird darauf hingewiesen, dass alle Bezeichnungen, die ausschließlich in männlicher Form verwendet werden, als geschlechtsneutral zu verstehen sind und sich gleichermaßen auf Personen aller Geschlechter beziehen. Diese sprachliche Konvention dient lediglich der Vereinfachung und impliziert keine Geschlechterdiskriminie- rung oder -ausschluss. Jegliche Verwendung männlicher Begriffe schließt ausdrücklich weibliche und diverse Geschlechtsidentitäten mit ein.
In der heutigen Zeit gewinnt die Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben zunehmend an Bedeutung, weswegen das Thema Bleisure, die Verbindung von Privat- und Geschäftsreise, ebenfalls an Relevanz gewinnt. Die Bachelor-Thesis untersucht die Beweggründe und Hindernisse für diese Reiseform und analysiert darüber hinaus, wie sich Alter und Berufserfahrung aufdie Reisemuster von Bleisure-Reisenden auswirken.
Hierbei sind folgende Forschungsfragen Grundlage der Betrachtung:
1. Welche Typologien von Bleisure-Reisenden lassen sich identifizieren und welche Motivatoren zurTeilhabe liegen den einzelnen Gruppen zugrunde?
2. Welche Gewichtung ist den einzelnen Motiven zuzuschreiben und welche Barrieren ergeben sich, die eine Teilhabe an Bleisure erschweren oder verhindern?
3. Gehen Bleisure-Reisende mit zunehmendem Alter und Berufserfahrung von einer Typologie in eine andere über?
Zur Beantwortung der Forschungsfragen dient die Durchführung einer Online-Befragung. Dabei wurden insgesamt 136 Personen aus verschiedenen Branchen und Altersgruppen befragt, die in den vergangenen zwölf Monaten an mindestens einer Geschäftsreise teilgenommen haben.
Die Ergebnisse zeigen, dass sich Typologien von Bleisure-Reisenden identifizieren lassen, die sich im Hinblick auf die Teilnahmemotivation unterscheiden (Lichy & McLeay, 2018). Die meisten Reisenden möchten dabei Geschäftsreisen mit persönlichen Interessen verknüpfen und streben eine ausgeglichene Work-Life-Balance an (Ali & Schmitz, 2018). Die Gewichtung der Motivatoren lässt erkennen, dass die Reisenden den Fokus auf kulturelle Erlebnisse und Unterhaltungsaktivitäten wie Museen, Ausstellungen, Bars und Clubs legen. Zudem lassen sich Barrieren identifizieren, die eine Teilhabe erschweren oder verhindern. Als wesentliche Hürden gelten dabei familiäre Verpflichtungen, zeitliche Einschränkungen sowie gesundheitliche Belastungen. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse, dass sich BleisureReisende hinsichtlich des Alters und der bisherigen Berufserfahrung voneinander unterscheiden.
Mithilfe dieser Studie werden Einblicke in Motivatoren und Hindernisse dieser Reiseform gewonnen, die sowohl für Unternehmen als auch für Geschäftsreisende von Bedeutung sind, um die Mitarbeiterbindung zu stärken und die Zufriedenheit zu erhöhen. Ferner sind die Erkenntnisse für Anbieter touristischer Dienstleistungen von Interesse, um die Bedürfnisse und Wünsche der Reisenden zu verstehen, um personalisierte Angebote zu unterbreiten und somit Wettbewerbsvorteile zu erzielen.
In today's world, the compatibility of private and professional life is becoming increasingly important, which is why the topic of bleisure, the combination of private and business travel, is also gaining in relevance. The bachelor's thesis examines the motivations and obstacles for this form of travel and analyzes how age and work experience affect the travel patterns of bleisure travelers.
The following research questions are the basis ofthe consideration:
1. Which typologies of bleisure travelers can be identified and what motivators for participation underlie the individual groups?
2. What weighting can be attributed to the individual motives and what barriers arise that make participation in bleisure difficult or impossible?
3. Do bleisure travelers move from one typology to another as they get older and gain more work experience?
To answer the research questions, an online survey was conducted. A total of 136 people from various industries and age groups who have taken part in at least one business trip in the past twelve months were surveyed.
The results show that typologies of bleisure travelers can be identified that differ in terms of motivation to participate (Lichy & McLeay, 2018). Most travelers want to combine business travel with personal interests and strive for a good work-life balance (Ali & Schmitz, 2018). The weighting of the motivators indicates that travelers focus on cultural experiences and entertainment activities such as museums, exhibitions, bars and clubs. In addition, barriers can be identified that make participation difficult or impossible. The main hurdles are family obligations, time constraints and health problems. Furthermore, the results show that bleisure travelers differfrom each other in terms of age and previous work experience.
With the help of this study, insights can be gained into motivators and barriers of this form of travel that are important for both companies and business travelers to strengthen employee loyalty and increase satisfaction. Furthermore, the findings are of interest to providers of tourism services in order to understand the needs and wishes of travelers and to make personalized offers and thus achieve competitive advantages.
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Beispiele für Reisemotive und daraus abgeleitete Reisearten
Abbildung 2: Maslows Bedürfnispyramide
Abbildung 3: T ravel Career Ladder
Abbildung 4: T ravel Career Pattern
Abbildung 5: Bildungsstand
Abbildung 6: Berufserfahrung
Abbildung 7: Anzahl der Reisen in den letzten 12 Monaten
Abbildung 8: Attraktionen einer Destination
Abbildung 9: Dienstleistungen einer Destination
Abbildung 10: Personenbezogene Faktoren
Abbildung 11: Innere Motivation
Abbildung 12: Effektvon Bleisureaufdas Wohlbefinden
Abbildung 13: Einfluss von Bleisure auf die Produktivität
Abbildung 14: Belastungsniveau durch Geschäftsreisen
Abbildung 15: Reisebedingter Stress durch Geschäftsreisen
Abbildung 16: Wahrgenommene Belastungen durch Geschäftsreisen
Abbildung 17: Familiäre Hindernisse
Abbildung 18: Berufsbedingte Einschränkungen
Abbildung 19: Wahrnehmung
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Geschlechterverteilung
Tabelle 2: Altersverteilung
Tabelle 3: Familienstand
Tabelle 4: Anzahl Kinder
Tabelle 5: Einfluss von Attributen der Destination auf Bleisure-Verhalten
Tabelle 6: Einfluss von Freizeitaktivitäten auf Produktivität und Wohlbefinden
Tabelle 7: Einfluss von Verlängerung der Geschäftsreise auf Produktivität und Wohlbefinden
Tabelle 8: Einfluss von Belastungen auf Bleisure-Verhalten
Tabelle 9: Unterschiede zwischen den Altersgruppen
Tabelle 10: Unterschiede zwischen den Gruppen mit unterschiedlicher Berufserfahrung
1 Einleitung
1.1 RelevanzdesThemas
Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm der Geschäftsreiseverkehr aufgrund nachfrage- und angebotsbezogener Faktoren, der Gründung von Branchenverbänden, der Deregulierung der Luftfahrtindustrie und des technischen Fortschritts, drastisch zu (Lubbe, 2020). Das Geschäftsreisevolumen sowie Ausgaben für Geschäftsreisen sind bis in das Jahr 2020 kontinuierlich gestiegen, mit Ausnahme des Rückgangs in den Jahren 2008-2011 aufgrund der weltweiten Finanzkrise (Pinho & Marques, 2021). Der plötzliche Ausbruch der Covid-19-Pandemie hat jedoch dazu geführt, dass Menschen nicht mehr in der Lage waren zu verreisen und infolgedessen die Tourismusbranche vollständig zum Erliegen kam (Walia et al., 2021). Experten gehen davon aus, dass der Reiseverkehr nach der Pandemie wiederzunehmen, sich das Reiseverhalten der Teilnehmer jedoch ändern wird (Pinho & Marques, 2021). Eine Form des Reisens, der nach der Pandemie eine besondere Bedeutung zugeschrieben wird, ist die der Bleisure-Reisen (Chung et al., 2020). „Bleisure“ ist die übliche Bezeichnung für Reisen, die sowohl Geschäfts- als auch Freizeitkomponenten enthalten (Unger et al., 2016; Chung et al., 2020; Lichy & McLeay, 2018). Charakteristisch dafür ist, dass Geschäftsreisende die Dauer ihres Aufenthaltes verlängern, um am Zielort Freizeitaktivitäten auszuüben (Walia et al., 2021). So erkunden Geschäftsreisende gemeinsam mit konventionellen Touristen landschaftliche Sehenswürdigkeiten, speisen in lokalen Restaurants und teilen sich den Platz in den Warteschlangen an historischen Stätten (Ali & Schmitz, 2018). Das Marktsegment hat, insbesondere durch die Generation der Millennials, in den vergangenen Jahren einen starken Aufschwung erfahren. Diese Generation treibt eine enorme Veränderung in der Tourismusbranche, aufgrund erhöhtem Reiseaufkommen sowie -ausgaben im Vergleich zu anderen Generationen, voran (Pinho & Marques, 2021). Statistiken zeigen, dass etwa die Hälfte derAusgaben von Geschäftsreisenden nach wie vorfürtraditionelle Reisekomponenten wie Unterkunft und Transport verwendet werden. Ein Viertel der Ausgaben entfällt jedoch auf verschiedenste Freizeitaktivitäten (Chung et al., 2020). Diese Daten gehen aus einer Online-Befragung von 2500 Geschäftsreisenden aus China, Deutschland, Großbritannien und den USA, welche innerhalb der letzten zwölf Monate zu Bleisure-Zwecken verreist sind, hervor (Expedia, 2018). Dies unterstreicht die zunehmende Bedeutung des Bleisure-Tourismus für Anbieter touristischer Dienstleistungen (Pinho & Marques, 2021). Aber auch für die Unternehmen der Reisenden spielt dieser eine immer größere Rolle, da das Ermöglichen von Freizeitaktivitäten auf Geschäftsreisen die Mitarbeiterbindung stärkt (Walia et al., 2021). Obwohl derTrend zunimmt, fehlt es jedoch an Untersuchungen über diese hybride Art des Reisens (Lichy & McLeay, 2018; Lubbe, 2020).
1.2 Forschungsfragen
In den vorhandenen Studien werden Reisende, deren touristische Motivation durch eine Geschäftsreise ausgelöst wird, die aber auch nicht-geschäftliche Aktivitäten umfasst, weitgehend übersehen. Diese Reisenden kombinieren den Tourismus mit beruflichen Verpflichtungen (Chung et al., 2020) und spiegeln damit das zunehmende Verschwimmen der Grenzen zwischen Geschäftsreisen und Freizeitaktivitäten wider (Lichy & McLeay, 2018). Eine zentrale Fragestellung, die sich daraus für diese Arbeit ergibt, lautet dementsprechend wie folgt: (1) Welche Typologien von Bleisure-Reisenden lassen sich identifizieren und welche Motivatoren zur Teilhabe liegen den einzelnen Gruppen dabei zugrunde? Zusätzlich sind weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um die Relevanz der Motivatoren zu messen und die Auswirkungen von Hindernissen besser zu verstehen (Lichy & McLeay, 2018). Insbesondere gilt es zu prüfen, wie sich die Rolle von sozialen Beziehungen und der Destination durch die Covid-19-Pandemie verändert hat (Walia et al., 2021). Die zweite zentrale Fragestellung, die in dieser Arbeit untersucht werden soll, lautet demnach folgendermaßen: (2) Welche Gewichtung ist den einzelnen Motiven zuzuschreiben und welche Barrieren ergeben sich, die eine Teilhabe an Bleisure erschweren oder gar verhindern? Außerdem befassen sich laut Lichy und McLeay (2018) bisherige Forschungen hauptsächlich mit der Einteilung von herkömmlichen Touristen in verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Reisemotiven, anstelle von Bleisure-Reisenden. Aus der bereits vorhandenen Literatur geht zudem nicht hinlänglich hervor, ob und wie sich Motivationen von Geschäftsreisenden in Bezug auf Bleisure im Laufe der Zeit entwickeln (Lichy & McLeay, 2018). Daraus ergibt sich abschließend folgende Forschungsfrage: (3) Gehen Bleisure-Reisende mit zunehmendem Alter und Berufserfahrung von einer Typologie in eine andere über?
1.3 Aufbau der Arbeit
Zu Beginn der Thesis werden im Literaturteil, mithilfe bereits veröffentlichter Forschungen, verschiedene Kategorien von Bleisure-Reisenden herausgearbeitet. Darüber hinaus werden Motivationsfaktoren für die Teilnahme analysiert und im Anschluss den unterschiedlichen Reisetypen zugeordnet. Der Literaturüberblick bildet die theoretische Grundlage für die Ausarbeitung. Im nachfolgenden Kapitel werden auf Basis einer Umfrage die Gewichtung der einzelnen Motive untersucht und Barrieren erforscht, die eine Teilnahme erschweren oder verhindern. Hierbei werden insbesondere die Nachwirkungen der Covid-19-Pandemie im Hinblick auf die Reisemotive und mögliche Hindernisse für die Teilnahme genauer beleuchtet. Im anschließenden Teil der Thesis wird mit Hilfe der gewonnenen Erkenntnisse aus der Literatur und den Ergebnissen der Umfrage abgeleitet, wie sich die einzelnen Motivatoren im Laufe der Zeit verändern. Darauf bezogen wird geprüft, ob Bleisure-Reisende im Laufe ihrer beruflichen Karriere von einer Typologie in eine andere übergehen. Dies liefert bedeutsame Erkenntnisse sowohl für die Unternehmen der Mitarbeiter als auch für Anbieter touristischer Dienstleistungen, um mögliche Barrieren zu minimieren und Angebote genauer auf die einzelnen Typologien anzupassen.
2 Literaturübersichtzum Bleisure-Tourismus
2.1 Einführung in das Thema Bleisure
Die Globalisierung ist dafür verantwortlich, dass Ländergrenzen ineinander verschwimmen und die Welt immer mehr zu einer Gesellschaft wird. Es ist ein allgegenwärtiges und umstrittenes Thema, welches aufgrund der Komplexität weder einfach zu definieren noch allgemein akzeptiert ist (Clancy, 2002). Globalisierung beschreibt die überregionale Bewegung von Individuen über Regionen hinaus sowie zwischen Kontinenten, sei es aufgrund von Arbeitsmigration oder dem Prozess der Eroberung und Kolonialisierung. Das Phänomen wird nicht nur durch zwischenstaatliche Zusammenarbeit erleichtert, sondern auch durch transnationale Netzwerke weiter gefördert (Mubah &Anabarja, 2020). Des Weiteren vertritt die Globalisierung die Idee einer durchlässigen Welt ohne Staats- und Ländergrenzen und impliziert, dass die Unterteilung von Gesellschaften, welche zuvor in Zeit und Ort getrennt waren, immer mehr an Bedeutung verliert (Mukherjee, 2012). Charakteristisch für die Globalisierung ist die steigende Mobilität von Kapital, Menschen, Ideen und Informationen auf globaler Ebene (Weibling & Xingqun, 2006). Daraus resultiert ein enormer Boom für die Tourismusindustrie (Spurrier & Alpaslan, 2017), die heute weltweit zu einem der dynamischsten Wachstumssektoren gehört (Steiner, 2009).
Jedoch kam es aufgrund der sich im Jahr 2020 ausbreitenden Covid-19-Pandemie zu enormen Einbrüchen internationaler Touristenankünfte. Im Jahr 2019 wurden noch fast 1,5 Milliarden Ankünfte weltweit gezählt, während die Zahlen für das Jahr 2020 auf nur noch 405 Millionen sanken. Im Jahr 2021 konnte ein leichter Anstieg auf 427 Millionen verzeichnet werden. Europa zählte dabei mit insgesamt 287 Millionen Besucherankünften zu der Region mit den meisten internationalen Ankünften von Gästen aus dem In- und Ausland (Statista, 2020). Diese Resultate zeigen die besondere Krisenanfälligkeit einer gesamten Branche für interne und externe Schocks (Gursoy et al., 2022; Ratkovic et al., 2022). Der unvorhersehbare Ausbruch einer weltweiten Pandemie hat die Menschen vollständig daran gehindert, jegliche Arten von Reisen zu unternehmen (Cullen et al., 2020; Pfefferbaum & North, 2020). Krisen, die die Gesundheit und Sicherheit der Reisenden bedrohen, sind besonders ungünstig für den Tourismus, sodass die Branche unter den Umständen der Pandemie in eine besonders missliche Lage geraten ist. Die Pandemie hat diese Behauptungen vollkommen untermauert, da noch immer nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, wann die Normalisierung der Touristenströme und damit das Erreichen der Ergebnisse von 2019 eintreten wird (Ratkovic et al., 2022). Durch die ebenfalls geschlossenen Grenzen und Lockdowns wurde die Bewegungsfreiheit der Menschen außerhalb ihrer Wohnorte nahezu komplett eingeschränkt. Über mehrere Wochen und Monate konnten die Menschen ihren gewohnten Freizeitaktivitäten nicht mehr nachgehen. Das alltägliche Leben beschränkte sich hauptsächlich auf die Ausführung berufsbezogenerAufgaben (Cullen et al., 2020; Pfefferbaum & North, 2020). Die
Beschneidung der Freizeit, die normalerweise die Fähigkeit besitzt, den Arbeitsdruck und Alltagsstress zu minimieren, führte dazu, dass Menschen vermehrt deprimiert waren und Angst vor dem bekamen, was die Zukunft für sie bereithalten wird (Walia et al., 2021).
Die Pandemie ist für den Tourismus jedoch nicht per se als etwas Negatives zu betrachten. Vielmehr kann sie als ein Treiber gesehen werden, der ein Umdenken in den Köpfen der Menschen verursacht und Veränderungen mit sich bringt. So hat auf der einen Seite das Bewusstsein für den Klimawandel weiterzugenommen, welches vermehrt die Entscheidungsfindung der Reisenden in Bezug auf Hotels, Reiseziele und Transportmittel beeinflusst (Gursoy et al., 2022). Ein Grund dafür ist, dass sich die Menschen der Zerbrechlichkeit und des unschätzbaren Wertes des Planeten zunehmend bewusst werden. Gerade die Pandemie hat gezeigt, welche Auswirkungen der Stopp menschlicher Aktivitäten in kürzester Zeit auf das Ökosystem hat. So sind in den letzten Jahren sowohl der nachhaltige Tourismus als auch der Ökotourismus selbst zu neuen Trends geworden (Dragomir et al., 2020). Auf der anderen Seite hat das Bewusstsein für das eigene geistige und gesundheitliche Wohlbefinden zugenommen (Walia et al., 2021). Die traditionelle Herangehensweise des Tourismus fokussierte sich hauptsächlich darauf, die Grundbedürfnisse der Reisenden, wie beispielsweise das Bedürfnis nach Unterkunft, Verpflegung und Erholung, zu erfüllen. Modernere Ansätze haben jedoch das traditionelle Konzept der Tourismusbranche erweitert. So möchte der moderne Tourist die Reise damit verbringen, neue Kulturen kennenzulernen, Reiseziele zu erforschen und sich neue Fähigkeiten anzueignen (Ratkovic et al., 2022). Ebenfalls wird mehr Wert daraufgelegt, für eine ausgeglichenere Work-Life-Balance zu sorgen. Dies drückt sich in einer steigenden Nachfrage nach Bleisure-Reisen aus - ein Trend unter Geschäftsreisenden mit der Idee, Arbeit und Freizeit auf einer Reise miteinander zu verbinden. Diese Umstände haben dazu geführt, dass der Bleisure-Trend für die Branche immer mehr an Bedeutung gewinnt und den Tourismus der nächsten Jahre maßgeblich formen kann (Walia et al., 2021).
Nichtsdestotrotz ist die Forschung auf dem Gebiet noch nicht weit fortgeschritten und genügt nicht aus, um ein vollständiges Bild über das Thema zu gewinnen. Deshalb werden im nachfolgenden Kapitel weitere Literaturfelder aufgezeigt, an denen sich diese Ausarbeitung bedient.
2.1.1 Relevante Literaturfelder
Die Recherche dieserThesis bedient sich an der zurVerfügung stehenden Literaturzum Thema Bleisure. Aufgrund der unzureichenden Forschung auf diesem Gebiet (Lichy & McLeay, 2018) wird ebenfalls auf die Literatur anderer Themenfelder zurückgegriffen. Dies verfolgt nicht nur den Zweck auf Forschungslücken auf diesem Gebiet aufmerksam zu machen. Vielmehr soll die Zuhilfenahme von Studien anderer Forschungsgebiete dazu dienen, die von Autoren getroffenen Aussagen zu validieren oderzu verwerfen und Rückschlüsse aufden Bleisure-Trend zu ziehen.
So werden anfangs die verschiedenen Reiseformen des Tourismus definiert und voneinander abgegrenzt. Dabei wird auf verschiedene Studien zu Privat-, Geschäfts- und Bleisure-Reisen zurückgegriffen, um die Begriffe eindeutig voneinander unterscheiden und einordnen zu können. Diese Abgrenzung wird für den weiteren Verlauf der Thesis von Bedeutung sein und dient dem Verständnis des behandelten Themengebiets (Chang & Chung, 2018; Dragomir et al., 2020; Lubbe, 2020; Reif et al., 2020).
Die Literatur bezüglich der Beweggründe für die Teilnahme stützt sich hauptsächlich auf die allgemeine Tourismusforschung sowie auf Auszüge aus Studien des Destinationsmanagements. Insbesondere findet hier der Push- und Pull-Ansatz von Dann (1981) Anwendung, um Reisemotive zu untersuchen. Ergänzend wird eine Forschungsarbeit aus dem Bleisure-Bereich hinzugezogen, die die Auswirkungen dieses Trends auf die Produktivität und das Wohlbefinden der Reisenden analysiert sowie untersucht, inwiefern diese Aspekte eine Teilnahme fördern (Ali & Schmitz, 2018).
Die Ermittlung von Hindernissen zurTeilnahme an Bleisure-Reisen erstreckt sich über eine Vielzahl verschiedener Forschungsgebiete. Das Grundgerüst bildet dabei eine Forschungsarbeit aus dem Geschäftsreisebereich (Cohen & Gössling, 2015). Die Hindernisse für die Teilhabe an Geschäftsreisen sind bereits hinlänglich bekannt und durch eine Vielzahl qualitativer und quantitativer Studien belegt. Darüber hinaus werden Erkenntnisse aus der Medizin und Psychologie zum Verhalten von Individuen herangezogen (Striker et al., 1999; Espino et al., 2002). Des Weiteren wird auf Resultate der Forschung aus dem Personalmanagement (Andresen et al., 2015), der Unternehmensführung und der Wirtschaftswissenschaften (Ratkovic et al., 2022) eingegangen.
Um mehr über die Motive herauszufinden und eine Migration zwischen den verschiedenen Typologien aufzuzeigen wird sich hauptsächlich auf die Forschungsarbeit von Lichy und McLeay (2018) aus der Tourismusforschung gestützt. Hergeleitet werden diese empirischen Belege durch Theorien aus der Soziologie und Sozialpsychologie (Maslow, 1970; Pearce, 1988; Pearce & Lee, 2005).
Um die verschiedenen touristischen Konzepte im Anschluss darzustellen, wird die allgemeine Tourismusnachfrage zuerst zwischen Tourismusformen und -arten unterschieden (Hinterholzer & Jooss, 2013; Schulz et al., 2022) und die einzelnen Komponenten, die den Bleisure-Reisen zugrunde liegen, identifiziert.
2.1.2 Reiseformen und Reisearten
Die Tourismusformen werden in äußere Merkmale, Wirkungen und Verhaltensweisen unterteilt. Zu den verschiedenen Formen des Tourismus gehören unter anderem der Massentourismus, Städtetourismus oder der Kulturtourismus (Hinterholzer & Jooss, 2013). Die Tourismusformen befassen sich darüber hinaus mit derArt und Weise, wie gereist wird. Sie lassen sich in Kategorien wie beispielsweise die Reisedauer (Tages-, Kurzzeit-, Wochenend-, Langzeittourismus), den Reisezeitpunkt (Jahreszeit, Saisonzeit, Reisetage), das Reisemittel (Auto-, Flug-, Bahn-, Bustourismus) und die Reiseteilnehmer (Single-, Partner-, Familientourismus) untergliedern (Schulz et al., 2022).
Tourismusarten hingegen werden hinsichtlich ihrer zu Grunde liegenden Motivation unterschieden (Williams & Lew, 2005). Beispiele für die verschiedenen Arten des Tourismus sind der Erholungstourismus, Kurtourismus oder der Kongresstourismus (Hinterholzer & Jooss, 2013). Für diese Ausarbeitung ist die Differenzierung zwischen freizeitorientierten bzw. privaten und geschäftlichen Zwecken (siehe Abbildung 1) für die touristische Reise von Bedeutung (Williams & Lew, 2005). Die Einteilung der Tourismusarten befasst sich mit der Frage, warum Menschen für eine gewisse Zeit ihre gewohnte Umgebung verlassen (Hinterholzer & Jooss, 2013). Die Motivation bezeichnet in diesem Zusammenhang einen Prozess, „welcher eine Aktivität (ein Verhalten oder eine Handlung, wie beispielsweise eine Reise) auslöst und diese bezüglich der Richtung, Ausdauer und der Intensität lenkt." Dabei sind intrinsische Motive zusammen mit externen Anreizen die Auslöser für diese Aktivitäten (Hinterholzer & Jooss, 2013, S.32). In der nachfolgenden Übersicht werden sowohl die verschiedenen Motive für eine Reise im privaten Kontext als auch die Motive für geschäftliche Zwecke dargestellt und daraus verschiedene Reisearten abgeleitet:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung1:Beispiele für Reisemotive und daraus abgeleitete Reisearten (Quelle: Schulzet al., 2022)
Im nachfolgenden Kapitel werden nun die beiden Tourismusarten der Privat- und Geschäftsreise separat voneinander betrachtet und definiert, um am Ende daraus resultierend die Reiseart der Bleisure-Reisen zu erläutern und einzuordnen.
2.2 Abgrenzung von Privat- und Geschäftsreise
Das Wachstum jeder Branche zeichnet sich durch seine Innovationen und Trends aus, gleiches gilt auch für die Tourismusbranche. Das Tourismus- und Gastgewerbe hat sich zu einem globalen Industriezweig entwickelt und in den letzten sechs Jahrzehnten stetig zugenommen und sich weiterdiversifiziert (Lahap et al., 2014). Heute zählt der Tourismus, gemessen an den Touristenankünften und -einnahmen, zu einem der größten und bedeutendsten Wirtschaftssektoren der Welt (Cheng et al., 2019). Der konstante Anstieg der jährlichen Touristenankünfte und -einnahmen führte zu einer beträchtlichen Entwicklung in der Touristik, insbesondere im Geschäftstourismus, der heute einer der wichtigsten Teilbereiche der Branche ist (Jin et al., 2013; Anas et al., 2020). In einer sich rasch entwickelnden Gesellschaft entstehen jedoch immer wieder neue Strömungen, werden beibehalten und durchbrechen alte Muster. Demografischer Wandel, technologischer Fortschritt, veränderte gesellschaftliche Moralvorstellungen: Diese und andere Einflüsse tragen zum Entstehen von bedeutsamen, neuen touristischen Entwicklungen bei. Das Konzept der Verknüpfung von Privatreisen und Freizeit mit Geschäftsreisen ist eines dieser neuen Konzepte, das bereits seit mehreren Jahren populär ist (Dragomir et al., 2020). Um dieses Konzept besser verstehen zu können, werden im nachfolgenden Kapitel die beiden Reiseformen definiert, aus denen sich der Begriff der Bleisure-Reisen zusammensetzt.
2.2.1 Privatreise: Definition und Abgrenzung
Die Literatur definiert Freizeit als die Zeit, die der Einzelne zur freien Verfügung hat, nachdem die Grundbedürfnisse gedeckt sind. Zu diesen zählen Schlafen, Kochen, Hygiene, Kinderbetreuung, Arbeit und Haushalt (Baud-Bovy & Lawson, 1998). Was der Einzelne darüber hinaus nach eigenem Ermessen wählt zu tun, wird als Freizeit definiert. Es ist die Zeit, die ein Individuum zur Verfügung hat, um sie so zu verbringen, wie es als angenehm oder spaßbringend empfunden wird. Freizeitbeschäftigungen können sich in unterschiedlichen Formen äußern. So verbringen Menschen diese Zeit damit, neue Kontakte zu knüpfen, sich zu entspannen oder ihren Hobbys nachzugehen (Broadhurst & Teixeira, 2008). Forschende auf dem Gebiet der Freizeit und des Tourismus betrachteten die beiden Dimensionen lange Zeit getrennt voneinander, da sie sich laut ihnen auf zwei unterschiedlichen Dimensionen abspielen (Chang & Chung, 2018). Die alltägliche Freizeit findet vor allem zu Hause statt, wohingegen der Tourismus außerhalb der gewohnten Umgebung wiederzufinden ist. Außerdem wurde angenommen, dass die Reisenden Erfahrungen suchen, die im Gegensatzzu ihren alltäglichen Freizeitaktivitäten stehen (Fedler, 1987).
In der Literatur finden sich jedoch auch Meinungen von Forschern wieder, die das Gegenteil behaupten und den Tourismus als eine besondere Form der Freizeit klassifizieren (Cohen, 1974; Currie, 1997; Ryan & Glendon, 1998). So verweisen Chang & Chung (2018) auf Wissenschaftler, die feststellen, dass Personen, die in ihrer alltäglichen Freizeit bestimmte Aktivitäten ausüben, diesen vermutlich auch im Urlaub nachgehen. Beispiele hierfür sind Radfahren, Spazieren gehen und das Lesen eines Buches (McGehee et al., 2003). Im weiteren Verlauf dieser Ausarbeitung wird die Definition verwendet, die den Tourismus als besondere Form der Freizeit klassifiziert, da sich diese mit dem Konzept von Bleisure-Reisen deckt und den aktuellen Stand der Wissenschaft am ehesten widerspiegelt (Chang & Chung, 2018).
Reisen gilt darüber hinaus als Ausdruck dessen, was Freizeit für die Menschen bedeutet, und ist eine beliebte Wahl, die in allen Gesellschaftsschichten vorzufinden ist. Haywood et al. (1995) bestätigen ebenfalls, dass sich Freizeit häufig in Form von Reisen und Tourismus äußert und weisen darauf hin, dass der Tourismus eine bedeutende und oft langanhaltende Freizeitaktivität darstellt.
In den westlichen und sich entwickelnden Gesellschaften der Welt nimmt der Konsum von Freizeitprodukten und -dienstleistungen von Jahr zu Jahr kontinuierlich zu (Venkatesh, 2006). Dazu zählt ebenfalls der Konsum von Freizeitreisen unterschiedlichster Formen. Die Reisen zeichnen sich meist dadurch aus, dass die Touristen in attraktiven Unterkünften oder Destinationen übernachten, sich im gebuchten Resort oder am Strand entspannen, an touristischen Aktivitäten teilnehmen und lokale Attraktionen besuchen (Ünal & Özgürel, 2021). Der Ablauf der Reise, die Wahl der Destination und der Unterbringung, die Länge des Urlaubs, die Entscheidung bezüglich des geeigneten Transportmittels sowie potenzielle Unternehmungen am Zielortwerden von den Teilnehmenden in Eigeninitiative gestaltet (Ettema & Schwanen, 2012).
Die Hauptmotivation für die Teilnehmer besteht darin, dem Alltag zu entfliehen. Sie wollen dem Gewöhnlichen entkommen und neue Orte erkunden (Ünal & Özgürel, 2021). Es liegt in der Natur der Menschen, das Ungesehene sehen und das Unbekannte kennenlernen zu wollen. Diese Neugierde treibt sie zu ständig neuen Zielen und Orten in der Welt. Neben dem Hauptmotiv für eine Reise gibt es weitere Beweggründe dafür, warum eine Freizeitreise unternommen wird. Diese können von Reisenden zu Reisenden unterschiedlich sein und stark variieren. So wollen die Reisenden unter anderem neue Kulturen verstehen und kennenlernen, kühlere oder wärmere Regionen erleben oder sich von ihnen erholen, sich dem reinen Abenteuer hingeben oder sich ausgiebig regenerieren (Venkatesh, 2006). Die Reiseform der Freizeitreise macht einen erheblichen Teil des täglichen Reiseverkehrs- und -aufkommens aus (Ettema & Schwanen, 2012). So erreichten die weltweiten Tourismuseinnahmen im Jahr 2017 1,5 Milliarden USD und unterstreichen damit ihre Bedeutung für Länder und Regionen (Graefe, 2022). Dies hängt ebenfalls mit dem Anstieg des Realeinkommens der privaten Haushalte zusammen (Haywood et al., 1995). In der heutigen Zeit stellen Freizeitaktivitäten eines der größten Elemente der Ausgaben von Privatpersonen dar (Chang & Chung, 2018).
2.2.2 Geschäftsreise: Definition und Abgrenzung
Nicht nur der zunehmende Wunsch nach Freizeitreisen ist für den Tourismus von enormer Bedeutung, sondern auch die Reisen, die auf eine geschäftliche Veranlassung hin durchgeführt werden. Der Geschäftstourismus wird häufig als Industriezweig beschrieben, dem ein hoher wirtschaftlicher Wert beigemessen wird (Lubbe, 2020). Das Wachstum dieses Sektors ist abhängig von nachfrage- und angebotsbezogenen Faktoren, wie beispielsweise wachsenden Volkswirtschaften, einer Bevölkerungszunahme, der Globalisierung, der Entwicklung von Verkehrssystemen sowie der Anzahl an Kongress- und Ausstellungszentren und neuen geschäftsbezogenen Produkten (Swarbrooke & Horner, 2001; Reif et al., 2020). Dieses Wachstum wurde zusätzlich durch die Entstehung von Branchenverbänden, wie der Global Business Travel Association und der Association ofCorporate Travel Executives, begünstigt (Reif et al., 2020). Ebenso bedeutsam für den Geschäftstourismus ist die Deregulierung der Luftfahrtindustrie und der technologische Fortschritt (Lubbe, 2020). Hierbei ist vor allem die Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologie hervorzuheben (Reif et al., 2020). Der Geschäftstourismus profitiert außerdem von der Entwicklung transnationaler Unternehmen mit Mitarbeitern, die zu Zulieferern und potenziellen Kunden reisen (Jones, 2013) und so die transnationale Zusammenarbeit und strategische Maßnahmen für Unternehmen über Ländergrenzen hinaus etablieren (Lubbe, 2020). Durch diese gesellschaftlichen Entwicklungen erreichte die Zahl der Geschäftstouristen im Jahr 2017 rund 172 Millionen (UNWTO, 2018).
Der Begriff Geschäftstourismus bezieht sich auf die Arten von Reisen, die im Zusammenhang mit der Teilnahme an Unternehmenssitzungen, Tagungen, Kongressen, Konferenzen oder Handelsausstellungen stehen (Bradley et al., 2002). Als weiteres Abgrenzungsmerkmal zu Freizeitreisen gilt zudem, dass die Reisekosten der Geschäftsreise zum Großteil nicht vom Reisenden selbst getragen werden. Vielmehr kommt für die entstandenen Kosten einer Geschäftsreise das Unternehmen, in dessen Auftrag der Reisende unterwegs ist, auf (Reif et al., 2020). Damit eine Geschäftsreise als eine eben solche klassifiziert werden kann, müssen einige weitere Merkmale auf die Reise zutreffen. So muss der Reisende für eine gewisse Zeit sein gewohntes (Arbeits-)Umfeld verlassen und sich temporär am Reiseziel aufhalten (Marin-Pantelescu, 2011). Die Rückkehr in das gewohnte Umfeld darf jedoch die Dauer eines Jahres nicht überschreiten (Reif et al., 2020). Ebenfalls charakteristisch für eine Geschäftsreise ist, dass die Teilnahme für die Personen obligatorisch ist und Arbeit erfordert, Reisende in der Regel für eine bestimmte Zeit von der Familie getrennt leben und die Wahl der Unterkunft, der Destination und des Transportmittels nicht auf eigene Initiative erfolgt (Marin-Pantelescu, 2011). Personen, die aus geschäftlichen oder beruflichen Gründen reisen, werden von der Welttourismusorganisation offiziell als Touristen eingestuft (UNWTO, 2013). Sie verdeutlichen den Zusammenhang von Arbeit und Tourismus in einer global vernetzten Welt (Unger et al., 2016). Die Länge des Aufenthalts ist in der Regel von dem Grund der Reise und der Aufgabe des Reisenden vor Ort abhängig. Dies kann einige Tage bis zu mehreren Wochen dauern (Kollinger-Santer& Fischlmayr, 2013).
Frühere Studien belegen, dass Geschäftsreisende hauptsächlich männliche Arbeitnehmer mit einem hohen Bildungsstand sind sowie über ein hohes Einkommen verfügen und bereits ein fortgeschrittenes Alter erreicht haben (Gustafson, 2006; Lian & Denstadli, 2004). Daher wird diese Art des Reisens als eine Form der „Elitemobilität“ bezeichnet. Es zählt zu den Merkmalen eines höheren sozialen Status, da das mobile Leben die Reichweite und das globale Netzwerkkapital von Geschäftsreisenden erhöht (Cohen & Gössling, 2015). Die „Elitemobilität“ beinhaltet nicht nur positive Erfahrungen für die Teilnehmenden. So ist eine Mischung aus positiven und negativen Erlebnissen die Realität (Unger et al., 2016). Auf der einen Seite werden neue Kontakte geknüpft und wichtige Erfahrungen gesammelt, auf der anderen Seite sind die Reisenden jedoch häufig von der Familie getrennt und leiden unter hohem Stress durch eine zunehmende Arbeitsbelastung (Lubbe, 2020; Reif et al., 2020). Neue Studien belegen außerdem, dass vermehrt Frauen und jüngere Generationen an Geschäftsreisen teilnehmen und diese für ihre berufliche Entwicklung nutzen. So zählt die Generation der Millennials heutzutage zu den am häufigsten reisenden Geschäftsleuten (Sheivachman, 2016).
Geschäftsreisen haben nicht nur auf die Reisenden und Unternehmen positive Auswirkungen, sondern auch auf Destinationen. Insbesondere können davon die lokalen und regionalen Wirtschaften profitieren und es besteht ein enormes Entwicklungspotential für die jeweilige Region (Ünal & Özgürel, 2021). Darüber hinaus kann durch Geschäftsreisen die Saisonabhängigkeit reduziert, höhere Einnahmen für Unterkünfte oder Tagungsorte erzielt sowie die Nachfrage nach Essen und Trinken in Restaurants gesteigert werden. Dies sind einige der Hauptfaktoren, welche Geschäftsreisen attraktiv für die Regionen machen. Zusätzlich kann der Geschäftstourismus aber auch dazu beitragen, das Image der Destination zu verbessern und die Loyalität zu dieser zu fördern (Swarbrooke & Horner, 2001; Davidson, 2019; Ünal & Özgürel, 2021).
2.2.3 Bleisure: Kombination von Privat- und Geschäftsreise
Aus der Kombination der beiden bereits definierten Begriffe „Geschäftsreise“ (eng. „Business Travel") und „Freizeitreise“ (eng. „Leisure Travel“) ergibt sich eine immer bedeutsamere Form des Reisens - die Bleisure-Reisen. Dabei ist das Wort „Bleisure“ eine Verschmelzung der beiden Ausdrücke (Dragomir et al., 2020; Pinho & Marques, 2021). In der Regel werden die Begrifflich- keiten der Geschäftsreise und des Tourismus als zwei unterschiedliche oder gar gegensätzliche Lebensbereiche wahrgenommen (Unger et al., 2016). Ebenso stellen Freizeitreisen im Allgemeinen das Gegenteil von Geschäftsreisen dar. Diese gegensätzlichen Lebensbereiche werden nun jedoch vom Bleisure-Trend miteinander verbunden (Ünal & Özgürel, 2021). Die Hauptpriorität besteht weiterhin darin, arbeitsbezogene Aufträge zu erfüllen. Jedoch haben sich die traditionellen Anforderungen an Geschäftsreisen dahingehend entwickelt, dass vor, während und nach der Reise Zeit für Vergnügen oder Entspannung von den Reisenden miteingeplant wird (Dragomir et al., 2020). Dadurch werden die traditionellen Mauern eingerissen, indem Freizeitaktivitäten in die Geschäftsreise miteingebunden werden (Bridge Street Global Hospitality, 2014). Es spielt dabei keine Rolle, an welchem Punkt der Reise die Freizeitaktivitäten durchgeführt werden (Keadplang, 2018).
Das Bleisure-Phänomen wird laut The Future Laboratory (2008), einem der weltweit bekanntesten unternehmensbezogenen Beratungsagenturen, die Tourismusbranche in den nächsten Jahren prägen. Die Arbeit des Laboratoriums besteht darin, Zukunftstrends vorherzusagen. Um diese möglichst genau zu erforschen, analysieren sie vor allem das Verhalten der Verbraucher. Die Agentur hat den Begriff „Bleisure“ und das zunehmende Verschwimmen der Grenzen zwischen Geschäfts- und Freizeitreisen untersucht und eine steigende Nachfrage seitens der Verbraucher nach Freizeit auf Geschäftsreisen erkannt (The Future Laboratories, 2008). Experten sind sich einig, dass dieser Trend für die Neuausrichtung des Sektors von zentraler Bedeutung sein wird. Insbesondere nach dem Stillstand der durch die Covid-19-Pandemie verursacht wurde (Global Web Index, 2020).
Freizeitaktivitäten auf einer Geschäftsreise können viele verschiedene Formen annehmen: (1) So verlängern Teilnehmer ihre Geschäftsreise vor oder nach derVeranstaltung zu Freizeitzwecken, (2) die Familie nimmt an einem speziellen Ehepartner- oder Familienprogramm teil und verbringt die Freizeit alleine am Zielort, (3) die Teilnehmer nehmen an touristischen Programmpunkten als Bestandteil der besuchten Veranstaltung teil, (4) die Teilnehmer kehren nach einer besuchten Veranstaltung mit der Familie für einen Urlaub in die Destination zurück oder (5) die Reise stellt ein Incentive von Seiten des Arbeitgebers dar (Davidson, 2003; Reif et al., 2020).
In der Literatur werden jedoch nicht alle der aufgeführten Reiseformen auch als Bleisure im klassischen Sinne bezeichnet und anerkannt. Vielmehr trifft Bleisure nur auf die erste und die dritte Kategorie zu (Chung et al., 2020), bei der der Reisende den Aufenthalt zu Freizeitzwecken verlängert oder an touristischen Programmpunkten im Rahmen der besuchten Veranstaltung teilnimmt. Beim privaten Wiederbesuch der Destination handelt es sich nicht um eine Bleisure-Reise, sondern um eine private Reisetätigkeit. Gleiches gilt für die Mitnahme von Familie oder Freunden auf Geschäftsreise (Reif et al., 2020). Die Incentivereise kann als Sonderfall betrachtet werden. Zwar ist sie ebenfalls geschäftlich veranlasst und beinhaltet einen privaten Charakter mit Freizeit und touristischen Aktivitäten, jedoch erfolgt die volle Kostenübernahme für die Reise durch den Arbeitgeber. Daher ist ein Incentive dem reinen Geschäftstourismus zuzuordnen (Reif et al., 2020).
Der Trend hat vor allem durch die Generation Y und der Millennials einen starken Aufschwung erfahren. Innerhalb der beiden Generationen wird der Work-Life-Balance ein immer höherer Stellenwert beigemessen (Pinho & Marques, 2021). So wird die Freizeit nicht nur auf Geschäftsreisen zu einem wichtigen Bestandteil, sondern auch an modernen Arbeitsplätzen (Lichy & McLeay, 2018). Millennials und diejüngeren Generationen von Arbeitnehmern legen vermehrt den Fokus darauf, sich zu entspannen und so einen Ausgleich zum stressigen Berufsalltag zu haben. Sei es am Arbeitsplatz, außerhalb dessen oder auf Reisen für das Unternehmen (Twenge et al., 2010). Dieser Ausgleich lässt sich durch vermehrte Freizeit erzielen, da sie einen emotionalen Zustand der Entspannung, des Vergnügens und der Autonomie beinhaltet (Kleiber et al., 2011). Für die Unternehmen, die Freizeitaktivitäten auf Geschäftsreisen erlauben, kann sich ein Wettbewerbsvorteil ergeben. Dadurch können Mitarbeiter im Unternehmen gehalten und neue Talente angelockt werden (Dragomir et al., 2020). Freizeitaktivitäten auf Geschäftsreisen können soziale Zusammenkünfte, Veranstaltungen, Feiern, Unterhaltung, Spiele und Restaurantbesuche umfassen (Grant et al., 2014). Darüber hinaus gilt die Teilnahme an sozialen oder touristischen Programmen und die Verlängerung des Aufenthaltes als Leisure-Aktivität auf einer Geschäftsreise (Davidson, 2003). Als Motive für die Teilnahme an Leisure-Aktivitäten sind unter anderem das Kennenlernen neuer Kulturen, das Abenteuer, das Streben nach Neuem, der Wissenstransfer und die Etablierung von Forschungs- und Förderpartnerschaften zu nennen (Unger et al., 2016; Lichy & McLeay, 2018). Es kommt außerdem immer häufiger vor, dass Menschen Geschäftsreisen als eine Chance sehen, neue und aufregende Orte zu entdecken (Lichy & McLeay, 2018).
Die Motive, die diesem Trend zugrunde liegen, sind vielseitig und bedürfen einer genaueren Betrachtung. Deshalb werden im anschließenden Kapitel die bedeutsamsten Motive für BleisureReisen genauer betrachtet.
2.3 BeweggründefürdieTeilnahme
Die vorhandene Literatur untersucht bisher hauptsächlich die Motive der Touristen, die entweder zu privaten Zwecken verreisen odereine Geschäftsreise unternehmen. Diesbezüglich wurde eine Vielzahl von Disziplinen und Theorien entwickelt, um die komplexen kulturellen und sozialen Prozesse zu untersuchen, die bei internationalen (Geschäfts-)Reisen aufkommen (Dann, 1981; Pearce, 1988; Pearce & Lee, 2005). Dahingegen werden Geschäftsreisen, die ebenfalls außerberufliche Tätigkeiten beinhalten, weitestgehend von Forschern übersehen. Eine geringe Anzahl an Studien befasst sich mit Bleisure oder Geschäftsreisen per se, abgesehen von Artikeln über die physische Distanz, die Geschäftsreiseerfahrung, die unternommenen Aktivitäten oder die Arbeitstouristen. Über die Motivation für Bleisure ist dahingegen noch wenig bekannt (Lichy & McLeay, 2018).
Die Teilnehmenden an dieser Reiseform kombinieren den Tourismus mit beruflichen Verpflichtungen und spiegeln das zunehmende Verschwimmen der Grenzen zwischen Geschäftsreisen und Freizeitaktivitäten wider (Lichy & McLeay, 2018). Die Bleisure-Reisenden werden in der Fachliteratur als diejenigen Berufstätigen beschrieben, die die Anstrengungen von Geschäftsreisen in einer hypermobilen Welt, in der es nur um Arbeit und nicht um Privatvergnügen geht, mit Freizeit vermischen (Bridge Street Global Hospitality, 2014). Obwohl diese Reisen primär aus geschäftlichen Gründen unternommen werden und vom Arbeitgeber initiiert sind, sind diese Personen oft dazu in der Lage, ihre Freizeit auf verschiedene Arten und Weisen in die Reise zu integrieren. Auch wenn die Thematik Relevanz für die Unternehmen und die Personalführung aufweist, werden die Gründe in der Literatur nur unzureichend analysiert (Pearce, 2016). Ermittelte Informationen können dazu dienen, zielgerichteter auf die bestimmten Interessen der Bleisure-Reisenden einzugehen (Li & McKercher, 2016).
In Anbetracht der sich stetig verändernden Reiselandschaft wird es zunehmend von Bedeutung sein, die Bleisure-Touristen besser zu verstehen, um die touristischen Dienstleistungen auf einen professionelleren Markt mit höheren Anforderungen anzupassen (Lichy & McLeay, 2018). Aus diesen Gründen werden im nachfolgenden Kapitel die Motive offengelegt und es wird der Frage nachgegangen, warum die Nachfrage nach Freizeitaktivitäten auf Geschäftsreisen steigt.
2.3.1 Antriebsfaktoren zur Partizipation
Motive können als Treiber innerhalb von Einzelpersonen betrachtet werden, die Individuen dazu veranlassen, einen bestimmten psychologischen Wunsch zu erfüllen oder in einer bestimmten zielgerichteten Weise zu handeln (Pearce & Lee, 2005). Auf touristischer Ebene ist ein solcher innerer Antrieb oftmals mit dem Wunsch verbunden, sich mit Gleichgesinnten in einem sozialen Umfeld zu engagieren (Hoye & Lillis, 2008) oder in ein anderes kulturelles Milieu einzutauchen (Saltmarsh & Swirski, 2010). Aufgrund der Komplexität von psychologischen Faktoren liegen Hindernisse bei der Messung beobachtbarer Parameter vor. Dadurch wird das Verständnis von verschiedenen Reisemotivationen auf der Nachfrageseite erschwert (Kluin & Letho, 2012). Zudem gelten häufig zitierte und zu Forschungszwecken herangezogene Theorien zur Motivation von Touristen als veraltet und darüber hinaus in einer globalisierten Welt als nicht mehr anwendbar (Whang et al., 2016). Insbesondere fehlt es im Bereich der Bleisure-Reisen an einer grundlegenden Theorie, die erklärt, was die verschiedenen Typologien von Reisenden motiviert - die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Beruf und Freizeit miteinander zu verbinden (Lichy & McLeay, 2018).
Der Push-Pull-Ansatz (Dann, 1981) liefert einen theoretischen Rahmen, der sowohl Anwendung bei der Untersuchung zur Motivation von Privatreisenden (Leong et al., 2015; Whang et al., 2016) als auch bei der Forschung bezüglich der Motivation von Bleisure-Reisenden findet (Lichy & McLeay, 2018). Dieser Ansatz besagt, dass die Reisenden entweder aufgrund von internen Faktoren eine Bereitschaft zur Teilhabe am Tourismus und so auch an Bleisure signalisieren (Kim et al., 2007), und/oder aufgrund von Attributen des Reiseziels Freizeitaktivitäten auf ihrer Geschäftsreise integrieren (Correia et al., 2013).
Push-Faktoren können auf der grundlegendsten Ebene als intrinsische Faktoren oder innere Antriebe erklärt werden, die den Einzelnen zum Reisen veranlassen. Sie stehen im Zusammenhang mit Faktoren wie der Sehnsucht nach Ruhe, Erholung, Abenteuer sowie dem Wunsch, dem Alltag zu entfliehen (Dann, 1981) und das Gefühl der Isolation zu überwinden, das mit dem heutigen Lebensstil einhergeht (Yousaf et al., 2018). Push-Faktoren lassen sich somit als Faktoren zusammenfassen, die die Menschen zum Reisen anregen und die soziopsychologischen Bedürfnisse des Einzelnen repräsentieren. Sie beziehen sich hierbei auf die emotionalen und internen Wünsche der Reisenden (Dann, 1981).
Nicht zu vernachlässigen ist im Bleisure-Kontext, dass die Initiative für eine Reise nicht unbedingt vom Teilnehmer selbst ausgeht, sondern vielmehr aus vertraglichen Vereinbarungen mit dem Arbeitgeber sowie aus der Notwendigkeit für Geschäftsreisen resultiert. Für die Teilhabe an Freizeitaktivitäten auf, während oder nach einer Geschäftsreise spieltjedoch die intrinsische Motivation der Reisenden sehr wohl eine bedeutende Rolle, da sich der Arbeitnehmer aus eigenen Stücken dazu entscheidet, ob er an Freizeitaktivitäten auf seiner Reise teilnimmt oder diese gar zu privaten Zwecken verlängert (Lichy & McLeay, 2018).
Studien auf diesem Gebiet zeigen außerdem, dass die Push-Faktoren, wie beispielsweise der Wunsch nach Bestätigung der persönlichen Wahrnehmung eines Ortes, das Eintauchen in eine fremde Kultur oder die Suche nach einer neuen Herausforderung, die Bereitschaft zur Teilnahme an Geschäftsreisen im Allgemeinen und an Bleisure-Reisen steigern. Gleiches gilt auf der Seite der Pull-Faktoren, wie beispielsweise das Erkunden einer neuen Stadt und das Erleben kulinarischer Neuheiten, die die Bereitschaft zum freiwilligen Arbeiten im Ausland positiv beeinflussen (Pan, 2012). Darüber hinaus wird die Entscheidung, im Ausland zu arbeiten und Freizeitaktivitäten wahrzunehmen, auch von Motiven der beruflichen Entwicklung beeinflusst und gefördert. So können im privaten Umfeld Kontakte gepflegt, Netzwerke erweitert oder Wissen ausgetauscht werden (Dickmann, 2012).
Darüber hinaus haben sich in der vorhandenen Fachliteratur drei theoretische Konzepte durchgesetzt, die erklären, warum Einzelpersonen an Geschäftsreisen teilnehmen und Erfahrungen über das Berufliche hinaus sammeln (Baruch et al., 2016). Zu diesen zählt die Theorie der grenzenlosen Karriere (Arthur, 1994), die Erwartungstheorie (Vroom, 1964), sowie die Theorie des sozialen Kapitals (Li, 2002).
Die Theorie der grenzenlosen Karriere erklärt, dass der Karriereweg nicht nur innerhalb einer Organisation begrenzt ist, sondern eine Reihe von Beschäftigungsmöglichkeiten denkbar ist, in denen die Karriere selbst bestimmt wird (Arthur, 1994). Sie zeigt auf, warum Einzelpersonen Interesse an der Arbeit im Ausland signalisieren. Die Kernaussage besagt, dass eine höhere Bereitschaft zum Lernen vorliegt sowie ein gesteigertes Bewusstsein über die eigenen Stärken und Schwächen im Gegensatz zu Menschen, die eine traditionelle Karriere anstreben. Dieser Theorie liegt der Push-Faktor des Lernens und der Selbstverwirklichung zugrunde (Andresen et al., 2015), welcher sich gleichermaßen auf Privatreisen und Bleisure anwenden lässt (Werry, 2008).
Die Erwartungstheorie von Vroom (1964) geht davon aus, dass das Verhalten aus bewussten Entscheidungen zwischen mehreren Alternativen resultiert, deren Zweck es ist, Freude zu maximieren und Schmerz zu minimieren. Die Theorie der Erwartungsmotivation erklärt, wie aufgrund der Erwartung eines höheren Einkommens, besseren Lebensstils, der Erweiterung der Fähigkeiten oder einer Mischung aus potenziellen Belohnungen oder Wertigkeiten Individuen motiviert sind, im Ausland zu arbeiten (Vroom, 1964), auf Geschäftsreisen zu gehen und das Erlebte mit Freizeitaktivitäten zu verbinden (Tharenou, 2003). Hier erfolgt der Anreiz ebenfalls durch einen inneren Antrieb und die Theorie wird dazu verwendet, die inneren Motive von Bleisure-Reisenden besser zu verstehen (Lichy & McLeay, 2018).
Abschließend bleibt die Theorie des sozialen Kapitals zu nennen (Li, 2002), welche Beziehungen zwischen Einzelpersonen und Organisationen erklärt (Barros, 2006). Sie stellt soziale Beziehungen als Ressourcen dar, die zur Entwicklung und zum Aufbau von Humankapital führen können. Dabei steht die Interaktion mit Anderen im Vordergrund. Die dadurch entstehenden Beziehungsnetze und Ressourcen umfassen persönliche Verbindungen, erweitertes Wissen und Können sowie Insiderinformationen. Die Sozialkapitaltheorie wird zur Erklärung der Zusammenhänge zwischen Karriereerfolg und der Leistung im Ausland herangezogen (Ramaswami et al., 2016) und ist ebenfalls für die Untersuchung der Motivationen von Bleisure-Reisenden relevant (Lichy & McLeay, 2018).
2.3.2 Anziehungsfaktoren für die Teilnahme
Anders als die Push-Faktoren stehen die Pull-Faktoren im Zusammenhang mit externen und kognitiven Faktoren des Zielgebietes. Hierbei spielen insbesondere die Landschaft, das Klima, die Gastfreundschaft und die Infrastruktur eine entscheidende Rolle (Correia et al., 2013). Diese Faktoren können darüber hinaus dazu beitragen, Push-Faktoren auszulösen und bei den Reisenden Bedürfnisse zu wecken, die sie zur Unternehmung einer Reise (Dann, 1981) bzw. zu einer Verlängerung dieser bewegen (Lichy & McLeay, 2018).
Pull-Faktoren sind, im Gegensatz zu den Push-Faktoren, bezüglich der Teilnahme an Bleisure durch gezielte Umfragen und Experteninterviews hinzureichend messbar. Diesbezüglich haben Dr. Nazia Ali und Birte Schmitz, zwei Professorinnen der University of East London, eine Umfrage in der Abflughalle und an den Flugsteigen des London City Airport durchgeführt, um über die Motive von Bleisure-Reisenden zu forschen. Hierfür wurden die Antworten von 250 Geschäftsreisenden gesammelt. Von den Teilnehmern der Umfrage haben 36 % ihre Geschäftsreise zu privaten Zwecken verlängert, um ihre Freizeit zu genießen. Die Umfrage unterstreicht die zunehmende Bedeutung der Freizeit und die Möglichkeit zur Teilnahme an Freizeitaktivitäten (Ali & Schmitz, 2018).
Eine weitere Analyse der Daten bringt außerdem zum Ausdruck, dass die Motive für Geschäftsund Privatreisen eng miteinander verwoben sind. Denn obwohl die primäre Motivation geschäftlicher Natur ist, ist davon auszugehen, dass eine sekundäre Motivation darin besteht, Freizeitaktivitäten im Zielgebiet auszuüben (Ali & Schmitz, 2018). Ausgelöst von den Pull-Faktoren eines Zielgebiets (Correia et al., 2013). So gilt der Besuch eines Restaurants als die häufigste private Aktivität. Die Kulinarik kann mitunter ausschlaggebend für eine Verlängerung der Reise sein sowie während der Reise integriert werden. Darüber hinaus gelten das private Erkunden der Stadt sowie die vorhandenen Sehenswürdigkeiten, Shopping und die Teilnahme an Rahmenprogrammen als beliebte Freizeitaktivitäten der Geschäftsreisenden. Außerdem wird das Nachtleben der Destination genossen (Eisenstein et al., 2019). Weitere beliebte Pull-Faktoren sind das Eintauchen in eine neue Kultur und die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Zielgebietes. Des Weiteren stellt der Besuch von Freunden und Familie einen Verlängerungsgrund dar (Ali & Schmitz, 2018). Bei einer Reise im privaten Kontext ist ebenfalls das Image eines Landes bzw. der Destination ein entscheidender Faktor. Dies ist bei einer Geschäftsreise jedoch nur bedingt der Fall, da in der Regel die Wahl der Destination nicht eigenständig erfolgt, sondern vorgegeben wird. Wird der Aufenthalt für private Zwecke verlängert, ist das Image des Zielgebietes jedoch ausschlaggebend. Ein besonderes Augenmerk liegt hierbei vor allem auf dem wahrgenommenen Sicherheitsrisiko (Eisenstein et al., 2019). Weitere Aspekte, die das Image beeinflussen und den Bleisure-Tourismus fördern, sind das allgemeine, touristische Preisniveau, die Sauberkeit der Einrichtungen und Attraktionen, kulturelle Unterschiede sowie die Qualität der Dienstleistungen vor Ort (Ünal & Özgürel, 2021).
In Deutschland sind die Städte Hamburg, Berlin und München besonders für eine Verlängerung geeignet. Dies lässt sich zum einen auf die vorhandenen Attribute und Attraktionen der jeweiligen Städte zurückführen und zum anderen auf die hohe Kompetenz für Geschäftsreisen. Bei den europäischen Städten gelten vor allem Paris, Wien und London als beliebte Reiseziele (Eisenstein et al., 2019).
Die Reiseziele sollten daher in der Lage sein, die Erwartungen der Kunden in Bezug auf das Qualitäts- und Sicherheitsniveau sowie der Preise und Einrichtungen (z. B. Unterkunft, Transport, Verpflegung, Restaurants und Vergnügungsparks) zu erfüllen. Demnach sollte das Angebot so erweitert werden, dass die Bedürfnisse und Wünsche der Kunden stets erfüllt sind (Yousaf et al., 2018). Diese unterliegen mitunter einer stetigen Änderung. So wuchs beispielsweise in den vergangenen Jahren das Bewusstsein für eine ausgeglichenere Work-Life-Balance (Ali & Schmitz, 2018).
2.3.3 Beitrag zur Produktivität und zum Wohlbefinden
Ein Motiv, dem bisher noch kaum Beachtung geschenkt wurde, ist das zunehmende Verlangen nach einer ausgeglicheneren Work-Life-Balance. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um die Ausübung des alltäglichen Berufs handelt oder ob sich der Arbeitnehmer auf einer Geschäftsreise befindet. Dieses Thema findet in der Gesellschaft deshalb im Allgemeinen mehr Aufmerksamkeit (Ali & Schmitz, 2018). In diesem Kapitel wird untersucht, welche Auswirkungen der BleisureTrend auf eine ausgeglichenere Work-Life-Balance hat und wie sich dies auf das alltägliche Leben der Geschäftsreisenden auswirkt.
Im Allgemeinen gelten Geschäftsreisen als hypermobile Tätigkeiten, da Reisende häufig in kontinuierlicher Bewegung sind (Cohen & Gössling, 2015; Cohen et al., 2017). Oftmals wird dieser Zustand glamourisiert und vor allem in den Anfängen der Geschäftsreisen kaum mit negativen Assoziationen der Hypermobilität verknüpft. Vielmehr galten Geschäftsreisen als Elitebewegungen, welche ausschließlich der akademischen Bevölkerung Vorbehalten waren. In den vergangenen Jahren fand jedoch ein Umdenken statt und ein höheres Bewusstsein bezüglich der physiologischen, psychologischen und emotionalen sowie sozialen Folgen wurde geschaffen, die sich auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Geschäftsreisenden auswirken (Cohen & Gössling, 2015). Die Hypermobilität hat Auswirkungen auf die Teilhabe an Bleisure und kann dafür sorgen, dass der Geschäftsreisende es bevorzugt, sich nur innerhalb der Geschäftsreiseblase zu bewegen. Anstatt an Freizeitaktivitäten teilzunehmen, verbringt er die Zeit nach der Arbeit vorzugsweise im Hotel, um sich zu erholen und reist direkt nach dem Ende seiner beruflichen Verpflichtungen ab, um schneller bei seiner Familie zu sein. Dies hat Auswirkungen auf das (geschäfts-) touristische Reiseziel, da aufgrund von arbeitsbezogenen Aufgaben und Verpflichtungen keine Erfahrungen an den Orten gesammelt werden und die Destination nicht von den Ausgaben der Reisenden profitieren kann (Cohen et al., 2017). So verweilt der Geschäftsreisende zwar am Reiseziel, erlebt es aber nicht. Dies liegt der Unmittelbarkeit der Arbeit zu Grunde, welche sich durch aufeinanderfolgende Meetings, die Nutzung der freien Zeit zur Vorbereitung der nächsten Geschäftsaktivität und die Verwaltung der Arbeitsverpflichtungen zu Hause auszeichnet (Unger et al., 2016). Dies hat langfristig negative Auswirkungen auf die Produktivität und das Wohlbefinden der Arbeitnehmer, welche durch übermäßige und häufige Geschäftsreisen verstärkt werden (Westman et al., 2009). Mittlerweile erkennen jedoch Geschäftsreisende und Unternehmen vermehrt die Bedeutung von Bleisure sowie die damit einhergehenden positiven Auswirkungen auf die Produktivität und das Wohlbefinden. Viele Geschäftsreisende äußern dabei vermehrt den Nutzen für emotionale, physische, psychologische und soziale Belange in ihrem Leben. Insbesondere betonen sie die Bedeutung des Gleichgewichtes zwischen Arbeit und Privatleben während einer Geschäftsreise. Damit geht die Notwendigkeit für Arbeitgeber einher, dieses zu berücksichtigen und zu fördern, um die Produktivität und das Wohlbefinden zu verbessern (Ali & Schmitz, 2018).
Die Umfrage von Ali und Schmitz (2018) am London City Airport (vgl. Kapitel 2.3.2) untersuchte ebenfalls die wahrgenommenen Effekte einer Bleisure-Reise auf die Produktivität am Arbeitsplatz und aufdas allgemeineWohlbefinden. 61 % derTeilnehmergeben dabei an, dass Bleisure-Reisen einen positiven Einfluss auf ihre Produktivität haben, 39 % stimmen dieser Behauptung nicht zu. Sie können keinen positiven Einfluss auf ihre Produktivität erkennen, aufgrund von Reisemüdigkeit, welche durch eine Bleisure-Erfahrung zusätzlich verstärkt wird. Ebenfalls wird angemerkt, dass sie nur eine geringe bis keine Veränderung auf die Produktivität wahrnehmen, jedoch einen positiven Effekt auf das generelle Wohlbefinden und die Arbeitszufriedenheit verspüren. Die Personen, die die positiven Effekte auf ihre Produktivität verspüren, bringen ebenfalls zum Ausdruck, dass die Kombination von Beruf und Freizeit die Reisen angenehmer macht und zu einer positiven Einstellung beiträgt, die wiederum die Produktivität fördert (Ali & Schmitz, 2018).
Bezüglich des Wohlbefindens geben in der Umfrage mit 78 % die Mehrheit der Teilnehmer an, dass das Wohlbefinden nach der Rückkehr an den Arbeitsplatz gestiegen ist (Ali & Schmitz, 2018). Frühere Studien dagegen haben den Freizeitaspekt auf Geschäftsreisen unzureichend berücksichtigt und den Fokus auf die negativen Seiten dieser Reiseform gelegt, bei denen der Schwerpunkt auf den Belastungen lag (Cohen & Gossling, 2015; Cohen et al., 2017). Heutzutage wird jedoch vermehrt der positive Einfluss auf die Produktivität und das generelle Wohlbefinden von Geschäftsreisen und deren Kombination mit Freizeitaktivitäten anerkannt. Aus diesen Gründen gilt das steigende Verlangen nach einer ausgeglicheneren Work-Life-Balance als bedeutsamer Motivatorfür Bleisure-Reisen (Ali & Schmitz, 2018).
Experten raten den Unternehmen deshalb dazu, ein Reiseprogramm zu entwickeln, welches sowohl die Bedürfnisse des Unternehmens als auch der Vielreisenden berücksichtigt. Denn Bleisure-Richtlinien kommen nicht nur den Arbeitnehmern in Bezug auf ihr Wohlbefinden zugute, sondern auch den Arbeitgebern im Hinblick auf produktivere Mitarbeiter (American Express Global Business Travel, 2018). So können diese Richtlinien beispielsweise die Anzahl der Geschäftsreisen pro Monat auf ein Maximum begrenzen oder, wenn mehrere Reisen in nahegelegene Zielgebiete erforderlich sind, diese bündeln sowie Mindestruhezeiten zwischen den Geschäftsreisen vorsehen (Cohen et al., 2017) oder mehrere Meetings kombinieren (Unger et al., 2016). Durch konkrete Richtlinien und das Fördern von Freizeit kann dem reisebedingten Stress von Vielreisenden zusätzlich entgegengewirkt werden. Andernfalls werden Reisende vermehrt mit negativen Konsequenzen durch eine Vielzahl an Geschäftsreisen konfrontiert (Cohen & Gossling, 2015; Cohen et al., 2017).
2.4 Hindernisse für die Verbindung von Privat- und Geschäftsreisen
Die globale Wirtschaft erfordert internationale Geschäftsreisen und obwohl solche Reisen interessant und lohnend sind, sind sie auch vermehrt mit physischen und psychischen Anstrengungen verbunden (Espino et al., 2002; Cohen & Gossling, 2015). Die Reisestrapazen, die Trennung von der Familie, die Anpassung an unterschiedliche Zeitzonen, das Auftreten von Infektionskrankheiten und die Umstellung der Schlaf- und Essgewohnheiten gehören zu Stressfaktoren, die mit internationalen Geschäftsreisen verbunden sind. Für die Reisenden bedeuten sie darüber hinaus ständige Arbeit, die sie erschöpft und die Ehepartner beunruhigt (Espino et al., 2002). Oftmals scheint eine Geschäftsreise eine doppelte Erfahrung zu sein, die aus Schwierigkeiten und Erleichterungen sowie Verlusten und Gewinnen besteht, die sich auf das Wohlbefinden auswirken (Westman et al., 2009). Für die negativen Erfahrungen ist insbesondere die Mobilitätsintensität, also die Häufigkeit und Dauer der Reisen, ein entscheidender Faktor (Reif et al., 2020). So leiden Mitarbeiter, die eine höhere Anzahl an Geschäftsreisen unternehmen, deutlich häufiger an mentalen Belastungen und gesundheitlichen Problemen (Rundle et al., 2018). Die Hypermobilität kann in der Folge ein Hindernis für die Teilnahme an Freizeitaktivitäten am Zielort sowie für die Verlängerung zu Freizeitzwecken sein (Lichy & McLeay, 2018). Aufgrund dessen werden im nachfolgenden Kapitel die negativen Auswirkungen von Geschäftsreisen genauer beleuchtet und untersucht, welchen Einfluss diese auf eine Teilnahme an Freizeitaktivitäten vor, während oder nach der Reise haben.
2.4.1 Die Rolle sozialer Beziehungen
Forschungen über die psychologischen, emotionalen und verhaltensbezogenen Auswirkungen von Bleisure auf die Reisenden und deren Familien sind bis dato kaum vorhanden. Ein Großteil der Studien befasst sich mit negativen Auswirkungen von klassischen Geschäftsreisen auf die Familien der Reisenden, ein unzureichender Teil der Studien mit den Effekten von häufig unternommenen Freizeitreisen auf die Beteiligten (Cohen & Gössling, 2015; Ali & Schmitz, 2018). Dahersind die Auswirkungen auf die sozialen Beziehungen der Reisenden ungenügend dargestellt. Deswegen werden in diesem Kapitel die Folgen von Geschäftsreisen genauer betrachtet. Mithilfe der empirischen Forschung, die dieser Ausarbeitung zugrunde liegt, wird geprüft, inwiefern sich negative Auswirkungen auf die Teilnahme am Bleisure-Trend auswirken und ob diese als Hindernisse für die Teilnahme angesehen werden können.
Durch vorhandene Forschungsarbeiten wird deutlich, dass Geschäftsreisende, mit einer zunehmenden Anzahl an Reisen, vermehrt mit Nachteilen persönlicher und privater Art konfrontiert werden. Diese Nachteile werden sowohl von den Reisenden selbst als auch vom sozialen Umfeld wahrgenommen (Chen, 2017; Reif et al., 2020). So fühlen sich die Reisenden beispielsweise schuldig, wenn sie ihre Ehepartner und Kinder für eine gewisse Zeit verlassen und nicht am Familienalltag teilnehmen können (Chen, 2017). Auf der Seite der Familie sorgt dies für negative Emotionen, die sich durch Ärger und Wut äußern, wenn sie mit der Führung des Haushaltes und der Erziehung der Kinder allein gelassen werden (Borg & Kristensen, 1999). Für die Kinder bringt die häufige Abwesenheit eines Elternteils ebenfalls negative Erfahrungen mit sich. Sie vermissen in der Regel die gewöhnliche, alltägliche Beziehung zu ihren Eltern. Sei es die Hilfe bei den Hausaufgaben, Familienessen, Fahrten zur Schule und zu Aktivitäten, Gespräche und Spiele. Die Schlafenszeit und die Wochenenden werden als Zeiten genannt, in denen Kinder den reisenden Elternteil am meisten vermissen (Espino et al., 2002).
In diesem Zusammenhang unternehmen viele der Geschäftsreisenden Bemühungen, Ehepartner und Familienmitglieder für ihre häufige Abwesenheit von zu Hause zu entschädigen. Es ist eine gängige Praxis, die Heimkehr mit Geschenken für die Daheimgebliebenen zu verbinden, um der Familie Wertschätzung entgegenzubringen (Unger et al., 2016). Darüber hinaus ist die Rückkehr nach Hause oftmals mit einer Eingewöhnungsphase verbunden und häufiges Reisen von langer Dauer kann zu einer emotionalen Distanzierung zwischen Ehepartnern führen (Borg & Kristensen, 1999). Die Geschäftsreisenden fühlen sich häufig dazu verpflichtet, mit der Familie auszugehen und sich mit dem Ehepartner und den Kindern zu beschäftigen, da die Angehörigen zu Hause geblieben sind, während sie in noblen Restaurants essen und in Luxushotels übernachten (Unger et al., 2016). Die Wiedereingliederung nach der Rückkehr des Elternteils gestaltet sich für die Kinder als ebenso schwierig. Gründe dafür sind unter anderem Reizbarkeit und Müdigkeit des Reisenden, Verlagerung der Aufmerksamkeit auf den Reisenden, Unsicherheit darüber, wer die Verantwortung bezüglich der Erziehung trägt sowie Unmut oder Verwirrung darüber, dass der Reisende bei der Planung des Familienalltags konsultiert oder einbezogen werden muss (Espino et al., 2002). Für die Reisenden selbst sind häufige Geschäftsreisen meist eine isolierende und einsame Erfahrung trotz der Möglichkeit der Erschließung von neuen sozialen Kontakten und der Vertiefung von bestehenden Bindungen (Bergström, 2010). Die Beziehungen gelten jedoch oftmals als situativ, entbehrlich und kurzlebig. Deshalb suchen Vielreisende, aufgrund des mobilen Lebensstils, bevorzugt nach dauerhaften Beziehungen, wie sie eine Familie bietet (Beder et al., 2011).
Die fehlende gemeinsame Zeit mit der Familie oder Freunden kann darüber hinaus dazu führen, dass die Geschäftsreisenden unterschiedliche Interessen und Weltanschauungen entwickeln und dadurch ein Gefühl der Isolation hervorgerufen wird. Dies kann in besonders schweren Fällen zu einer Depression bei der Rückkehr führen (Pocock & McIntosh, 2011). Das Gefühl der Isolation lässt sich ebenfalls bei den Personen erkennen, die zurückbleiben (Gustafson, 2014). Eine zunehmende Reisetätigkeit bedeutet außerdem, dass weniger Zeit für das soziale Leben zu Hause und vor Ort bleibt (DeFrank et al., 2000; Johnson et al., 2013). So wird die begrenzte Zeit zwischen den Reisen größtenteils dazu genutzt, sich von den Reisestrapazen zu erholen. Die wiederholte Abwesenheit von Ereignissen in der Familie wie beispielsweise an Geburtstagen, kann des Weiteren zu einem Verlust der Familienrolle führen (DeFrank et al., 2000; Black & Jamieson, 2007). Es können signifikante Zusammenhänge festgestellt werden, die darauf hindeuten, dass der Konflikt zwischen Arbeit und Familie mit der Anzahl der Übernachtungen außerhalb des Hauses zunimmt (Jensen, 2014).
Weitere Einflussfaktoren auf die sozialen Beziehungen sind der Familienstand und das Ausmaß der familiären Unterstützung. Die Stabilität einer Beziehung oder Ehe kann die Auswirkungen einer Reise sowohl positiv als auch negativ beeinflussen. Menschen in weniger stabilen Beziehungen sind aufgrund der zusätzlichen Belastung stärker gefährdet. Der Stress kann sich verringern, wenn die Partner durch die Reise von Problemen getrennt werden und er kann sich verstärken, wenn die Probleme bei der Rückkehr erneut auftreten (DeFrank et al., 2000). Oftmals haben die Frauen die Rolle inne, zu Hause zu bleiben, während ihre männlichen Partner auf Geschäftsreisen sind. Dabei übernehmen sie den Großteil der Hausarbeit und der Kindererziehung, während die Männer weitaus weniger häusliche und familiäre Aufgaben übernehmen. Wenn jedoch die Frau den Part der Geschäftsreisenden übernimmt, setzt sie sich häufig zusätzlich selbst unter Druck und fühlt sich von ihrem Partner und anderen Personen gedrängt, während derAbwesenheit auch die Aufgaben der Mutter zu übernehmen (Black & Jamieson, 2007; Berg- ström & Casinowsky, 2013). Die geringe Zeit, die für das häusliche Sozialleben und die Übernahme von Verantwortung zur Verfügung steht, beeinträchtigt nicht nur die verwandtschaftlichen Beziehungen, sondern auch Freundschaften und die lokale Gemeinschaft. Die lange Abwesenheit erschwert die regelmäßige Teilnahme an lokalen und kulturellen Aktivitäten und Organisationen, wie Mannschaftssportarten und freiwilliger Gemeinschaftsarbeit (Heyer & Naess, 2001).
Die Hypermobilität schürt jedoch nicht nur emotionale und psychologische Spannungen, die das soziale Umfeld betreffen, sondern auch die Beziehung zu einem Ort und der Wahrnehmung der persönlichen Identität kann gestört werden (Cohen et al., 2015). Vielreisende sind meist in globale Netzwerke integriert und mit diesen verbunden. Dies fällt jedoch in der Regel zu Lasten von lokalen, ortsgebundenen Identitäten (Frändberg & Vilhelmson, 2003). Dabei wird nicht von einer Deterritorialisierung der Ortsidentität ausgegangen, bei der die Heimat in der Bewegung gefunden wird, sondern von einer Schwächung der Bindungen auf lokaler und gemeinschaftlicher Ebene. Die Abwesenheit auf der räumlichen Ebene führt oft zu einer verstärkten Präsenz auswärts. So findet sich der Geschäftsreisende in unterschiedlichen sozialräumlichen Umgebungen wieder. Der anhaltende und wiederholte Kontakt mit unterschiedlichen kulturellen Praktiken kann zu einem Gefühl der Identitätsverwirrung führen (Hannerz, 2002).
Es zeigt sich also, dass Auswirkungen von Geschäftsreisen und der damit einhergehenden Hypermobilität nicht nur die persönliche Identität, sondern auch die Beziehungen zwischen Personen, sowohl auf der Ebene der Verwandtschaft als auch der Freundschaft, zwischen Personen und Orten, sowie zwischen Personen und der Gemeinschaft beeinflussen (Cohen & Gossling, 2015). Es zeigt sich jedoch, dass nicht nur die Familie der Geschäftsreisenden einen hohen Stellenwert einnimmt. Auch die Gesundheit des Reisenden rückt in den Fokus wissenschaftlicher Betrachtungen, insbesondere nach dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie (Walia et al., 2021).
2.4.2 Nachwirkungen der Covid-19-Pandemie
Der Tourismus im Allgemeinen ist sehr sensibel gegenüber verschiedenen Formen von Krisen. Je nach ihrer Dauer und Stärke können negative Auswirkungen auf die gesamte Branche prognostiziert werden. Krisen, die die Gesundheit und die Sicherheit der Touristen bedrohen, sind für den Tourismus besonders ungünstig, sodass die Tourismusbranche unter solchen Umständen in eine sehr ungünstige Lage geraten kann. Die Pandemie des Covid-19-Virus hat diese Behauptungen vollumfänglich belegt. Die Pandemie erreichte im Jahr 2020 ihren Höhepunkt, sodass Touristenbewegungen im Jahr 2020 fast unmöglich waren. Die restriktiven Maßnahmen der Gesundheitsbehörden zur Verhinderung der Übertragung des Virus waren für die Tourismusbranche äußerst ungünstig, da die internationalen Touristenströme eingeschränkt und größtenteils vollständig gestoppt wurden (Ratkovic et al., 2022). Darüber hinaus hat die Abriegelung auch die Bewegungsfreiheit der Menschen außerhalb ihres gewöhnlichen Aufenthaltsortes sowie die Teilnahme an Freizeitaktivitäten eingeschränkt. Infolgedessen fühlten sich Menschen auf der ganzen Welt durch ihre Arbeit zunehmend deprimiert, insbesondere während der Abriegelung (Chaturvedi, 2020; Cullen et al., 2020). Der Grund dafür ist, dass Freizeit den Arbeitsdruck und den Stress des täglichen Lebens minimiert und eine zentrale Rolle im Leben der Menschen spielt, insbesondere dann, wenn sie hektische Arbeitszeiten durchleben. Diese Einschränkungen galten ebenso für Geschäftsreisende und deren Reiseverhalten. Durch den Ausbruch der Pandemie fühlten sich die Reisenden stark demotiviert und verängstigt gegenüber zukünftigen Bleisure-Reisen. Die vorhandene Fachliteratur und die Ergebnisse der Forschungen zeigen, dass die Zukunft von Bleisure in einer pandemischen Situation ungewiss und verschwommen ist (Walia et al., 2021).
Auch ohne eine weltweite Pandemie kommt es auf internationalen Geschäftsreisen häufig vor, dass sich die Reisenden mit Infektions- oder Atemwegserkrankungen anstecken. Magen-DarmErkrankungen können sich dabei erheblich auf die Produktivität und den Erfolg der Geschäftsreise auswirken und Atemwegserkrankungen, wie die Grippe, können eine Geschäftsreise erheblich beeinträchtigen (Rogers et al., 2016). Darüber hinaus können sich Geschäftsreisende mit seltenerauftretenden,jedoch in den meisten Fällen sehr gefährlichen Krankheiten, wie Hepatitis B, Malaria oder Ebola anstecken (Freedman et al., 2016). Deshalb ist es bedeutsam, dass die angebotenen Dienstleistungen, insbesondere die Unterkünfte und die Transportmittel, sauber und hygienisch sind und geltende Hygienestandards und -vorschriften eingehalten werden. Darüber hinaus spielt die allgemeine Erhaltung und Sauberkeit des Reiseziels sowie die Luft- und Umweltverschmutzung eine bedeutende Rolle (Ünal & Özgürel, 2021). Diese Punkte haben durch die Pandemie zusätzlich an Bedeutung gewonnen und wirken sich bei vorschriftsmäßiger Einhaltung positiv bezüglich einerTeilnahme aus (Walia et al., 2021).
Im Zusammenhang mit Covid-19 und Bleisure finden sich in der vorhandenen Literatur bisher kaum Studien wieder. Einzig die Forschungsarbeit von Walia et al. (2021) untersucht die Auswirkungen der Pandemie auf das Reiseverhalten und die Stimmungslage von Bleisure-Reisenden. Eine Erkenntnis aus der Studie ist die, dass die befragten Reisenden an einer Art Reisedemotivation leiden. So haben die Reiseverbote, Abriegelungen und Quarantänemaßnahmen die Neugierde auf Reisen und das Erkunden neuer Ziele beeinträchtigt. Die Menschen fühlen sich in ihren Häusern sicher und viele haben sich an diese neue Lebensweise angepasst. Die Pandemie-Situation hat bei den Arbeitnehmern zu einem Gefühl des Unbehagens geführt und sie sind weniger bereit dazu, beruflich zu verreisen. Außerdem wurde festgestellt, dass die Befragten Reiseangst und andere negative Gefühle gegenüber Reisen aus persönlichen und beruflichen Gründen äußern. Sie drücken die verschlechterte psychische Gesundheit mit Worten wie Angst, Furcht und Hilflosigkeit aus. Die Ergebnisse der Forschung deuten ebenfalls darauf hin, dass die Befragten zunehmend gesundheitliche Bedenken entwickeln und aufgrund des Gesundheitszustands mit zahlreichen Problemen zu kämpfen haben. Dies wirkt sich auf die Reiseabsichten aus sowie auf die Bereitschaft, aus beruflichen Gründen an touristische Ziele zu reisen. Gesundheitliche Bedenken sind eine ernstzunehmende Angst, welche in Zeiten einer Pandemie weit verbreitet sind. Die Studienteilnehmer betonen außerdem die Angst vor einer Ansteckung, die sich als Hindernis fürzukünftige Reisepläne erweist (Walia et al., 2021).
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Bleisure-Reisende mit Ängsten und gesundheitlichen Bedenken zu kämpfen haben, die durch die Pandemie hervorgerufen oder weiter verstärkt wurden (Chaturvedi, 2020; Cullen et al., 2020). Außerdem wird dadurch deutlich, dass die Personen, die Geschäftsreisen und Freizeit miteinander verbinden, noch stärker auf Sicherheit und Gesundheit achten (Pierce et al., 2020). Gesundheits- und Sicherheitsvorkehrungen werden immer mehr zu einem bedeutenden Faktor, der die Entscheidung der Konsumenten dahingehend beeinflusst, wo sie sich aufhalten im Gegensatz zu dem Preis, den sie dafür bezahlen. Diese Faktoren können das Reiseverhalten von Bleisure-Reisenden langfristig beeinflussen. So wird vermutet, dass sich Geschäftsreisende, insofern sie sich für eine Verlängerung ihres Aufenthalts oder für die Teilnahme an Freizeitaktivitäten entscheiden, Orte fernab des Trubels wählen und diese einem beliebtem Hotel im Stadtzentrum oder in der Nähe einer Touristenattraktion vorziehen (Walia et al., 2021).
Nichtsdestotrotz gilt der Bleisure-Tourismus in den Zeiten nach der Pandemie als sehr bedeutsam für die Tourismusbranche. Angesichts des starken Rückgangs der Geschäftsreisen aus wirtschaftlichen Gründen, aus Gründen der Gesundheitsvorsorge und der massiven Verbreitung von Videokonferenzen werden die kommenden Zeiten für einige der Leistungsträger und Dienstleister herausfordernd werden. Der Bleisure-Trend kann dafür genutzt werden, Geschäftsreisende in die Zielgebiete zu locken und die Wirtschaft in den Destinationen anzukurbeln (Pinho & Marques, 2021). Dabei müssen die Gesundheit und Sicherheit der Reisenden Vorrang haben. Diese Praxis ist der entscheidende Schritt, um das Vertrauen der Touristen und Reisenden wiederzugewinnen, sie zu einer Rückkehr in die Zielgebiete und zu einer Teilnahme zu bewegen (Walia et al., 2021). Für die Teilnahme an Geschäftsreisen, und somit auch an Bleisure, spielt jedoch nicht nur das Infektionsrisiko eine entscheidende Rolle, auch reisebedingter Stress und die Auswirkungen auf die mentale und körperliche Gesundheit bringen weitere Einschränkungen mit sich (Cohen & Gössling,2015).
2.4.3 Reisebedingter Stress und gesundheitliche Belastungen
Mit der Zunahme des internationalen Geschäftsreiseverkehrs werden immer mehr Reisende gesundheitlichen Risiken ausgesetzt, einschließlich unterschiedlicher physischer und psychischer Stressfaktoren (Striker et al., 1999). Geschäftsreisende, die häufig reisen, und solche, die längere Aufenthalte am Reiseziel haben, empfinden das Reisen oft als lästig und weniger angenehm als das Nicht-Reisen (Chen, 2017). Darüber hinaus haben frühere Untersuchungen gezeigt, dass häufige Geschäftsreisen gesundheitliche Probleme wie Schlafmangel, Jetlag, Thrombose, einen steigenden Alkoholkonsum während der Reise, Bluthochdruck, Rückenschmerzen, Migräne, ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Ängste und das Gefühl der Abgeschiedenheit von Familie oder Freunden fördern (Cohen & Gössling, 2015; Reif et al., 2020). Es wird davon ausgegangen, dass Reisestress das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit von Geschäftsreisenden stark beeinträchtigt, mehrere chronische Krankheiten verursacht und langfristig die Produktivität und Arbeitszufriedenheit verringert (Burkholder et al., 2010). Inwiefern der reisebedingte Stress die Teilnahme am Bleisure-Trend beeinflusst, ist bisher noch nicht ausreichend erforscht. Lediglich, dass eine hohe Reiseintensität und die damit einhergehenden sozialen Belastungen eine Teilnahme erschweren oder gar verhindern können, wurde durch einschlägige Studien belegt (Ali & Schmitz, 2018).
Reisestress wird definiert als die wahrnehmungsbezogenen, emotionalen, verhaltensbezogenen und körperlichen Reaktionen auf die verschiedenen Probleme einer oder mehrerer Reisephasen (Striker et al., 1999; DeFrank et al., 2000). Reisestressoren werden dabei in drei verschiedene Kategorien eingeteilt, die mit „vor der Reise", „während der Reise" und „nach der Reise" bezeichnet werden. Zu den Stressfaktoren vor der Reise gehören Reisevorbereitung, Organisation der Arbeitsübergabe, sowie die Klärung von Angelegenheiten zu Hause und in der Familie (DeFrank et al., 2000; Reif et al., 2020). Weitere Sorgen und Unsicherheiten, die in dieser Phase das Stresslevel steigern, sind eine mögliche Flugangst sowie Sorgen über die Standards im Zielgebiet (Reif et al., 2020). Zu den Stressfaktoren auf der Reise gehören die Merkmale der Reise selbst, die Reiselogistik, gesundheitliche Bedenken, Probleme mit der Kultur des Gastlandes und berufliche Faktoren (DeFrank et al., 2000). So kann es beispielsweise auf der Reise zu unerwarteten Verspätungen kommen, die zu einer verpassten Anschlussverbindung führen, zu einer erhöhten Arbeitsdichte (Reif et al., 2020) oder zu einem Kulturschock (Cohen & Gössling, 2015). Zu den Stressfaktoren nach der Reise gehören die Nachbereitung angesammelter beruflicher Aufgaben, die Erfüllung sozialer Ansprüche innerhalb der Familie sowie die körperliche und emotionale Erholung, welche sich insbesondere durch Jetlag, Ermüdung und körperliche Beschwerden äußern (DeFrank et al., 2000; Reif et al., 2020). Allgemein gesagt, umfasst der Stress auf Geschäftsreisen situative, emotionale und physische Bedingungen, die persönliche Bedürfnisse und berufliche Erwartungen einschränken (Chen, 2017). Die Forschungsarbeit von Reif et al. (2020) macht ebenfalls deutlich, dass Stress die Belastungsart ist, an denen die meisten Geschäftsreisenden leiden. So geben 80 % der2500 Befragten in einerOnline-Befragung an, bereits negative Erfahrungen durch Stress auf Reisen erlebt zu haben. Ein Fünftel der Befragten leidet häufig oder immer an reisebedingtem Stress, der durch eine oder mehrere Geschäftsreisen verursacht wird. Dies hat Auswirkungen auf die Gesundheit der Reisenden und die Ausübung von Routinen aus dem Alltag (Reif etal.,2020).
Da Geschäftsreisen oft aus unflexiblen Reiserouten und intensiven Terminplänen bestehen, ist es für Geschäftsreisende schwierig, ein regelmäßiges Bewegungsprogramm aufrechtzuerhalten, sich gesund zu ernähren und sich ausreichend zu erholen (Chen, 2017). Diese arbeitsbedingten und psychischen Belastungen gehen mit Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit einher, einschließlich einer allgemeinen Wahrnehmung eines schlechten Gesundheitszustands, HerzKreislauf-Erkrankungen und psychischen Problemen (Strikeret al., 1999). Die am häufigsten diskutierte physische Auswirkung ist der Jetlag, der eine Störung des Biorhythmus darstellt (Anderson, 2015). Der Jetlag wirkt sich auf die Schlaf-Wach- und Magen-Darm-Muster nach einer Langstreckenreise über viele Zeitzonen hinweg aus (Waterhouse & Edwards, 2004) und beeinträchtigt die Stimmung, das Urteilsvermögen und die Konzentrationsfähigkeit (Striker et al., 1999). Die vollständige Anpassung des Biorhythmus kann bis zu elf Tage dauern. Der Aufenthalt im Flugzeug erhöht ebenfalls das Risiko der Entwicklung einer Thrombose. Des Weiteren werden Passagiere mehr Keimen ausgesetzt und subtile Beschwerden, wie trockenen Augen und dehydrierte Haut, treten auf (Gustafson, 2014; Anderson, 2015).
Doch nicht nur das Transportmittel birgt gesundheitliche Risiken für die Reisenden, auch der Aufenthalt außerhalb der gewohnten Umgebung kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken (Espino et al., 2002; Reif et al., 2020). Die Unterbrechung von Routinen führt dazu, dass sich Personen eine ungesunde Lebensweise aneignen. Häufig wird davon berichtet, dass weniger Möglichkeiten zur körperlichen Betätigung dazu führen, dass sportliche Aktivitäten gänzlich eingestellt werden (Reif et al., 2020). Darüber hinaus konsumieren Geschäftsreisende vermehrt alkoholische Getränke und rauchen mehr als gewöhnlich. Dies liegt unter anderem daran, dass die Reisenden an geschäftlichen Abendessen oder Banketten teilnehmen, bei denen vorzugsweise Alkohol ausgeschenkt wird und es in diesem Setting weitestgehend akzeptiert ist, diesen zu konsumieren (Gustafson, 2014; Chen, 2017; Reif et al., 2020). Darüber hinaus leidet auch die Ernährung auf Reisen. In der Regel sind die Geschäftsreisenden in Hotelzimmern untergebracht. So kommt es häufig vor, dass auf Fast-Food-Angebote oder Lieferdienste zurückgegriffen wird (Gustafson, 2014; Reif et al., 2020). Darüber hinaus können diese ungesunden Ernährungsgewohnheiten Diarrhoe verursachen und zu einem hohen Cholesterinspiegel beitragen (Chen, 2017).
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- Arbeit zitieren
- Maximilian Polzin (Autor:in), 2023, Bleisure-Reisen. Beweggründe und Hindernisse für die Verbindung von Geschäfts- und Urlaubsreise, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1368356
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