Die Frage nach der Bedeutung des Geschlechts für Erziehungs-, Bildungs- und Sozialisationsprozesse wurde über Jahrhunderte hinweg immer wieder gestellt und löste zahlreiche Diskussionen über mögliche Umgänge aus. Gegenwärtige Debatten über vorherrschende Geschlechterbilder kommen nicht umher einen Blick auf die Geschichte zu werfen und sich einige der so genannten „Klassiker“ zu betrachten, da sich anhand jener Ideen und Konzepte erkennen lässt, wie stark die vergangenen Jahrhunderte unser binäres und imaginiertes Denken (bezüglich Geschlecht) beeinflusst haben.
Ich möchte im Folgenden das Thema Frauenbildung problematisieren und werde diesbezüglich das Werk „Väterlicher Rath“ von Joachim Heinrich Campe in den Betrachtungsmittelpunkt stellen. Das Buch von 1788 zählt zu seinen populärsten, wobei es zuerst persönlich motiviert und seiner damals 14jährigen Tochter Charlotte gewidmet war. Dennoch kann der „Väterliche Rath“ als eine bedeutsame Schrift zur Frauen- und Mädchenbildung bezeichnet werden, denn Campe „repräsentiert die zeitgenössische Vorstellung von weiblicher Erziehung und Bildung“. Bereits in diesem Zitat wird ersichtlich, dass Campe einen Unterschied zwischen den Geschlechtern vertritt und in diesem Sinne differenzierte Konzepte für Männer und Frauen entwirft.
Auferzwungene Weiblichkeit
Die Frage nach der Bedeutung des Geschlechts für Erziehungs-, Bildungs- und Sozialisationsprozesse wurde über Jahrhunderte hinweg immer wieder gestellt und löste zahlreiche Diskussionen über mögliche Umgänge aus. Gegenwärtige Debatten über vorherrschende Geschlechterbilder kommen nicht umher einen Blick auf die Geschichte zu werfen und sich einige der so genannten „Klassiker“ zu betrachten, da sich anhand jener Ideen und Konzepte erkennen lässt, wie stark die vergangenen Jahrhunderte unser binäres und imaginiertes Denken (bezüglich Geschlecht) beeinflusst haben.
Ich möchte im Folgenden das Thema Frauenbildung problematisieren und werde diesbezüglich das Werk „Väterlicher Rath“ von Joachim Heinrich Campe in den Betrachtungsmittelpunkt stellen. Das Buch von 1788 zählt zu seinen populärsten, wobei es zuerst persönlich motiviert und seiner damals 14jährigen Tochter Charlotte gewidmet war. Dennoch kann der „Väterliche Rath“ als eine bedeutsame Schrift zur Frauen- und Mädchenbildung bezeichnet werden, denn Campe „repräsentiert die zeitgenössische Vorstellung von weiblicher Erziehung und Bildung“.[1] Bereits in diesem Zitat wird ersichtlich, dass Campe einen Unterschied zwischen den Geschlechtern vertritt und in diesem Sinne differenzierte Konzepte für Männer und Frauen entwirft.[2]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wandelte sich die Gesellschaft und es formte sich das neue Bürgertum heraus, dessen Selbstverständnis auf der Teilnahme an Bildung beruht. Aufgrund dessen mussten Fragen zu Bildungsprozessen geklärt werden und die Notwendigkeit einer Allgemeinbildung wurde thematisiert. Wo positioniert Campe hierbei die Frau und welches Bild entwirft er von Ihr?
„Das erste und Nötigste, was ich dir, wenn du selbst nicht schon längst bemerkt haben solltest, zu melden habe ist: daß das Geschlecht, wozu du gehörst, nach unser dermaligen Weltverfassung, in einem Zustande der Abhängigkeit und der Unterdrückung lebt und, solange jene Weltverfassung die nämliche bleibt, notwendig leben muß.“[3]
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[1] Kersting, Christa: Prospekt fürs Eheleben. Joachim Heinrich Campe: Väterlicher Rath für meine Tochter. In: Schmidt- Linsenhoff, Viktoria (Hrsg.): Sklavin oder Bürgerin? Französische Revolution und neue Weiblichkeit 1760-1830. Marburg. 1989. S. 373-390. S. 373.
[2] Sein Konzept für die männliche Jugend schrieb er 5 Jahre vorher im „Theophron“ nieder, welches dem Lebenskonzept der weiblichen Jugend komplett widerspricht.
[3] Campe, Joachim Heinrich: Väterlicher Rath für meine Tochter.bVorbericht / Vorwort. Wiederabgedruckt in: Lange, Sigrid (Hrsg.): Ob die Weiber Menschen sind. Geschlechterdebatten um 1800. Leipzig. 1992. S. 24-37. S. 26.
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- Marlen Berg (Autor), 2008, Auferzwungene Weiblichkeit, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/136820