1. Einleitung
Diese Arbeit befasst sich mit dem ersten Roman der Interkulturellen Trilogie Emine Sevgi Özdamars, „Das Leben ist eine Karawanserei, hat zwei Türen, aus der einen kam ich rein, aus der anderen ging ich raus“, der 1992 geschrieben wurde und ihr eigenes Leben als Kind und später als Pupertierende, in der Türkei beschreibt. Genauer geht es hier um die Naivität, die Özdamar, als Ich-Erzählerin in diesem Roman, inszeniert und als eine Art Prisma verwendet, aus der sie die Dinge betrachtet und an den Leser weitergibt; eine Erzählperspektive also.
Diese Erzählhaltung wird von der Autorin eingesetzt um bestimmte Zwecke zu erziehlen, sie hat also bestimmte Funktionen im Roman. In Prinzip will sie den Leser über die türkische Ethnologie aufklären. Das wiederrum wird hauptsächlich durch Dekonstruktion dieser Ethnologie erreicht, was auch Özdamars nächster Zweck ist, das Abbauen von Tabus, Stereotypen usw.
Diese Thematik gehört in die Fachdiskussion „Interkulturalität“, da eine türkische Autorin in der deutschen Sprache ihr Heimatland beschreibt, über ihr Leben dort erzählt und bezweckt ausserdem den Leser darüber bedenklich zu machen. Er erkennt die Unterschiede, oder Gemeinsamheiten, identifiziert, oder nimmt Abstand vom Gelesenem.
In dieser Arbeit wird hauptsächlich mit dem Primärtext gearbeitet, da es geringe sekundäre Texte über derartige „neue“ Literatur gibt. Es werden also Thesen aufgestellt und durch Textstellen aus der „Karawanserei“ belegt.
Als erstes werden die Begriffe „Naivität” und „iszenierte Naivität“ definiert. Es wird die Ich- Erzählerin in ihren verschiedenen Lebensphasen betrachtet um festzustellen ob sich die Erzählpespektive mit ihrem altern ändert. Eins der hauptsächligen Zielen der Arbeit wird dem Leser also vorweggenommen und im nachhinein von Textstellen belegt. Als nächstes wird der Zweck Özdamars verfolgt, die Aufklärung des Lesers also, und im einzelnem jede Methode die sie um das Erziehlen verwendet. Zum Schluss wird die Wirkung dieser Erzählungsart beim Leser, als Rezipient untersucht.
1 Der Begriff “Ethnologie” wird in dieser Arbeit als Sammelbegriff von Kultur, Alltag, Religion, politische Orientierung und Gewohnheiten benutzt.
INHALTSVERZEICHNIS
1. Einleitung
2. Naivität
2.1 Inszenierte Naivität
3. Ich- Erzählerin als Kind und als Erwachsene
4. Funktion der Naivität als Erzählpersrektive im Roman
4.1 Afklärung des Lesers über die türkische Ethnologie
4.1.1 (De-)Konstuktion
4.1.1.1 Stereotype
4.1.1.2 Tabus
4.1.1.3 Glaube- Aberglaube
4.1.1.4 Politisches Verfahren
4.1.2 Kritikausübung
4.1.3 Verbildlichung abstrakter Wahrnehmungen
5. Schluß
6. Literaturvezeichnis
1. Einleitung
Diese Arbeit befasst sich mit dem ersten Roman der Interkulturellen Trilogie Emine Sevgi Özdamars, „Das Leben ist eine Karawanserei, hat zwei Türen, aus der einen kam ich rein, aus der anderen ging ich raus“, der 1992 geschrieben wurde und ihr eigenes Leben als Kind und später als Pupertierende, in der Türkei beschreibt. Genauer geht es hier um die Naivität, die Özdamar, als Ich-Erzählerin in diesem Roman, inszeniert und als eine Art Prisma verwendet, aus der sie die Dinge betrachtet und an den Leser weitergibt; eine Erzählperspektive also.
Diese Erzählhaltung wird von der Autorin eingesetzt um bestimmte Zwecke zu erziehlen, sie hat also bestimmte Funktionen im Roman. In Prinzip will sie den Leser über die türkische Ethnologie[1] aufklären. Das wiederrum wird hauptsächlich durch Dekonstruktion dieser Ethnologie erreicht, was auch Özdamars nächster Zweck ist, das Abbauen von Tabus, Stereotypen usw.
Diese Thematik gehört in die Fachdiskussion „Interkulturalität“, da eine türkische Autorin in der deutschen Sprache ihr Heimatland beschreibt, über ihr Leben dort erzählt und bezweckt ausserdem den Leser darüber bedenklich zu machen. Er erkennt die Unterschiede, oder Gemeinsamheiten, identifiziert, oder nimmt Abstand vom Gelesenem.
In dieser Arbeit wird hauptsächlich mit dem Primärtext gearbeitet, da es geringe sekundäre Texte über derartige „neue“ Literatur gibt. Es werden also Thesen aufgestellt und durch Textstellen aus der „Karawanserei“ belegt.
Als erstes werden die Begriffe „Naivität” und „iszenierte Naivität“ definiert. Es wird die Ich- Erzählerin in ihren verschiedenen Lebensphasen betrachtet um festzustellen ob sich die Erzählpespektive mit ihrem altern ändert. Eins der hauptsächligen Zielen der Arbeit wird dem Leser also vorweggenommen und im nachhinein von Textstellen belegt. Als nächstes wird der Zweck Özdamars verfolgt, die Aufklärung des Lesers also, und im einzelnem jede Methode die sie um das Erziehlen verwendet. Zum Schluss wird die Wirkung dieser Erzählungsart beim Leser, als Rezipient untersucht.
2. Naivit ä t
Das Wort „naiv” ist dem Fanzösichem, bzw Lateinischem „naif“ angelehnt, das mit „natürlich; unbefangen;, kindlich, einfältig“[2] übersetzt werden kann. Es kann eventuell auch als eine verkürtzte, in den allgemeinen Sprachgebrauch übergangene Form von „nativ(e)“ angesehen werden. „Naivität“ ist also die „Natürlichkeit, [die] Unbefangenheit“[3], im Griechischem „αφέλεια”.
Im allgemeinen werden Menschen als naiv bezeichnet, denen die notwendige Einsicht in ihren Handlungen fehlt und über einen begrentzten geistigen Horizont verfügen. Oft gilt naiv als Synonym für leichtgläubig, leicht verführbar, unwissend, oder ungebildet. Bei den Erwachsenen gilt Naivität als ernsthafter Charakterfehler während sie bei den Kindern von vielen als positiv, unschuldig oder rein angesehen wird.
„Das Naive ist das Kindliche, wo es nicht mehr erwartet wird; wir leben in den Kindern das stille schaffende Leben, das ruhige Wirken aus sich selbst, die Einheit mit sich selbst; sie sind, was wir waren; sie sind, was wir wieder werden sollen“.
F. Schiller
2.1 Inszenierte Naivität
Das Erzählen aus der Kinderpespektive nennt die Literaturwissenschaft „inszenierte Naivität“. Ein erzählerischer Kunstgriff, mit dem Gewohntes fremd gemacht, das erwachsene Realitätsprinzip dem wilden Blick konfrontiert werden soll. Meister „inszenierter Naivität“ sind etwa Günter Grass, Walter Kempowski, Friedrich Schiller und Gisela Elsner. Das bekannteste Werk bezüglich der Navität ist Schillers „Über naive und sentimentalische Dichtung“. Die Absicht dieser Erzählhaltung ist die Komikisierung, sogar die Groteskisierung der Erwachsenwelt.
Wir haben es in dem Sinne mit einem sehr „schlauen“ Umgehen der Sprache und des Erzählens zu tun. Özdamar kann mit dem Munde eines Kindes unbeschränkt alles so wie es ist, unbefangen, wiedergeben, ohne unmoralisch zu werden. Schiller schrieb auch, „Με την αφελή τούτη χάρη η ιδιοφυία εκφράζει τις εξοχότερες και βαθύτερες σκέψεις της, που’ ναι αποφθέγματα από το στόμα ενός παιδιού.”[4]
3. Ich- Erz ählerin als Kind und als Erwachsene
In der K[5] können wir zwischen zwei verschiedene Facetten von Naivität unterscheiden und zwar zwischen der Naivität der Ich- Erzählerin als Kind und ihrer Naivität als Pupertierende, bzw Erwachsene. In der Kindzeit der Protagonistin, d.h. im entsprechendem Teil des Romans der diese Jahre verfolgt, schauen wir als Leser durch die Augen eines kleinen Mädchens. Eines kleinen, naiven Mädchens. Hier wirkt die Erzählpersrektive originell und natürlich, der Leser hat das Gefühl er hört der Geschichte einer Zehnjährigen zu.
Was passiert aber im Laufe der Zeit, in der die Protagonistin, und gleichzeitig Ich- Erzählerin, älter wird und gar nicht mehr so naiv sein „kann“? Sie ändert sich zwar als Persönlichkeit, wächst aber nicht aus der Naivität raus, die gleiche naive Erzählperspektive wird beibehalten. Die Fiktionalisierung der Realität scheint zu dominieren, und den anfangs kindlichen Bericht in eine märchenhafte Geschichte zu verwandeln. Bemerkenswert ist ebenfalls, dass die Natürlichkeit und Glaubhaftigkeit dieser inszenierten Naivität stets unbezwungen wirkt.
[...]
[1] Der Begriff “Ethnologie” wird in dieser Arbeit als Sammelbegriff von Kultur, Alltag, Religion, politische Orientierung und Gewohnheiten benutzt.
[2] Duden, Band 1, Die deutsche Rechtschreibung, Dudenverlag, Bobliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, Mannheim, 2000.
[3] Das neue deutsche Wörterbuch, Willhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG München, 1996.
[4] F.Schiller, Περι αφελούς και συναισθηματικής ποιήσεως, περιοδικό Schiller Horen, (in zwei Teilen), 1795 und 1798, Αθήνα, 1985. Μετάφραση: Παναγιώτης Κονδύλης.
[5] „K.“ steht in dieser Arbeit für den Roman Emine Sevgi Özdamars, bzw den Primärtext „Das Leben ist eine Karawanserei, hat zwei Türen, aus der einen kam ich rein, aus der anderen ging ich raus“.
- Arbeit zitieren
- Hannah Tuebben (Autor:in), 2007, Naivität der Ich-Erzählerin als Erzählperspektive / Erzählhaltung , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/136770
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