Sigmund Freuds Schrift “Die Zukunft einer Illusion” wurde 1927 erstveröffentlicht. Die Beobachtungen und Untersuchungen, die er an der sich ihm bietenden Gegenwart zu Beginn des 20. Jahrhunderts durchführt, lassen sich jedoch auch ohne weiteres auf die Gegenwart unserer Zeit anwenden. Freud beschäftigt sich in seiner Schrift mit der menschlichen Kultur. Die Kernaussage der Schrift ist die Forderung nach einer gründlichen Revision der Religion, einem Hauptbestandteil der Kultur. Freud findet heraus, dass für den gegenwärtigen Zustand der Mehrheit der Menschen (Freud bezeichnet diese als Masse) die Religion die hauptverantwortliche Kulturinstitution ist. Dieser Zustand ist gekennzeichnet durch Triebhaftigkeit und einen eingeschränkten Intellekt. Seine zentrale These, die Relation zwischen Kultur und Religion zu revidieren (142), begründet er, indem er sich zuerst mit der Entstehung der Kultur und damit auch insbesondere mit der Entstehung der Religion befasst, und dann ihre psychologische Bedeutung für den Menschen analysiert.
Gliederung:
A. Eine Einführung in die zentralen Thesen der Schrift
B. Die Zukunft einer Illusion
B.1. Der gegenwärtige Zustand der Illusion (Kapitel 1-2)
B.1.1. Die Entbehrungen
B.1.2. Die Ideale und Kunstschöpfungen
B.2. Der wichtigste Aspekt der Kultur: Die Religion /Illusion
B.2.1. Die Entstehung der Religion in der Vergangenheit
B.2.1.1. Gründe für Die Entstehung der religiösen Anordnungen aus der Kultur
B.2.1.2. Die psychologische Bedeutung der religiösen Lehren
B.2.1.3. Der Verdienst der Religion
B.2.1.4. Die radikale Forderung
B.2.2. Die Zukunft der Illusion (Kapitel 8-10)
C. Ein Schlusswort
A. Eine Einführung in die zentralen Thesen der Schrift
Sigmund Freuds Schrift “Die Zukunft einer Illusion” wurde 1927 erstveröffentlicht. Die Beobachtungen und Untersuchungen, die er an der sich ihm bietenden Gegenwart zu Beginn des 20. Jahrhunderts durchführt, lassen sich jedoch auch ohne weiteres auf die Gegenwart unserer Zeit anwenden. Freud beschäftigt sich in seiner Schrift mit der menschlichen Kultur. Die Kernaussage der Schrift ist die Forderung nach einer gründlichen Revision der Religion, einem Hauptbestandteil der Kultur. Freud findet heraus, dass für den gegenwärtigen Zustand der Mehrheit der Menschen (Freud bezeichnet diese als Masse) die Religion die hauptverantwortliche Kulturinstitution ist. Dieser Zustand ist gekennzeichnet durch Triebhaftigkeit und einen eingeschränkten Intellekt. Seine zentrale These, die Relation zwischen Kultur und Religion zu revidieren (142), begründet er, indem er sich zuerst mit der Entstehung der Kultur und damit auch insbesondere mit der Entstehung der Religion befasst, und dann ihre psychologische Bedeutung für den Menschen analysiert.
Freuds Hauptaugenmerk liegt dabei auf der ihm bekannten westlichen, christlichen Religion. Er beweist, dass sich die Triebhaftigkeit und die intellektuelle Einschränkung der Menschen auf die religiöse Erziehung zurückführen lassen. Sein unerschütterlicher Glaube an die Erkenntnisse der Wissenschaft führt ihn schließlich zu den, in vielerlei Hinsicht für die damalige Zeit radikalen Forderungen, den Einfluss der Religion auf den Menschen zu schmälern, die Beziehung zwischen Religion und Kultur zu überdenken und vielleicht, in einem Wachstumsprozess der Menschheit, die Religion ganz zu überwinden. Der Titel seiner Schrift “Die Zukunft einer Illusion” bezeichnet also primär die Zukunft der Religion als Bestandteil der Kultur der westlichen Gesellschaft. Seine Begründungen und Forschungsergebnisse für diese Forderung möchte ich im folgenden Text zusammenfassen.
B. Die Zukunft einer Illusion
Die Kultur einer Gesellschaft besteht für Freud vor allem aus drei wesentlichen Teilen: Den Entbehrungen, den Idealen und Kunstschöpfungen und der Religion. Er untersucht sowohl die Gegenwart als auch die Vergangenheit dieser Bestandteile der Kultur, und zieht aus ihrer Entstehungsgeschichte Schlüsse für die Zukunft.
B.1. Der gegenwärtige Zustand der Illusion (Kapitel 1-2)
In den beiden Eingangskapiteln beschreibt Sigmund Freud den Zustand der Kultur in der Gegenwart. Zu Beginn des ersten Kapitels formuliert er den Anspruch, den er an seine Schrift stellt. Anstatt sich der Kultur immer und in einer ausschließlich rückwärts gerichteten Perspektive zu nähern und nur vergangene Kulturen zu analysieren, möchte er sich “nach der anderen Richtung wenden”(109), aber auch gleichzeitig aus der Gegenwart und der Vergangenheit Erkenntnisse für die Zukunft gewinnen.
Dabei stellt Freud fest, dass die Menschen die sich ihnen präsentierende Realität nicht allzu analytisch beobachten. Erst wenn die Gegenwart zur Vergangenheit geworden ist beschäftigen sie sich mit ihr. Freud geht jedoch davon aus, dass aus der Beobachtung der Realität “wichtige Anhaltspunkte zur Beurteilung der Zukunft”(109) gewonnen werden können.
Freud definiert Kultur als “all das, worin sich das menschliche Leben vom Tier unterscheidet”(110). Somit ist die Kultur untrennbar mit der Zivilisation verknüpft.
In Freuds Darstellung gibt es zwei Aspekte der Kultur einer Gesellschaft, die miteinander verbunden sind und nicht getrennt werden können, da sie sich gegenseitig bedingen. Da sind zum einen die erworbenen Wissens- und Schaffenskräfte, die dazu ausgebildet wurden um die Natur zu beherrschen und ihr “Güter zur Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse abzugewinnen”(110) und alle Institutionen und Einrichtungen, die notwendig sind, um die Beziehungen der Menschen zueinander und die Verteilung der Güter zu regeln.
Freud nennt drei Gründe (110), weshalb diese beiden Aspekte (Wissensschatz und Institutionen) nicht voneinander zu trennen sind:
1. Das Maß der Triebbefriedigung, das durch die Güter erlangt wird, beeinflusst die Beziehungen der Menschen untereinander.
2. Ein Mensch kann für den anderen zum Objekt werden, wenn er dem anderen seine Arbeitskraft zur Verfügung stellt oder beide sich als Sexualobjekte ansehen.
3. Das Individuum ist ein Feind der Kultur, obwohl die Kultur doch im Interesse aller Menschen stehen sollte.
Aus diesen Tatsachen zieht Freud die folgenden vier Schlussfolgerungen für den gegenwärtigen Zustand der Kultur (111):
1. Jede Kultur baut sich auf Zwang und Triebverzicht auf.
2. Bei allen Menschen gibt es zerstörerische, antikulturelle und damit auch antisoziale Tendenzen.
3. Es muss eine Minderheit von Kulturträgern geben, die die Masse beherrscht, da sie träge und einsichtslos ist.
4. Nur durch vorbildliche Führerfiguren (112) kann man die Masse der Menschen dazu bewegen Arbeitsleistungen zum Erhalt der Kultur zu erbringen und verschiedenen Dingen zu entsagen.
An dieser Stelle und nach dieser Beobachtung stellt Freud die These auf, dass die kulturfeindliche Masse nur ein Produkt fehlerhafter kultureller Einrichtungen ist, und dass neue, anders erzogenen Generationen auch ein anderes Verhältnis zur Kultur haben werden. Diese Generationen müssten “liebevoll und zur Hochschätzung des Denkens erzogen” (112) werden. Er begründet diese These, indem er ihren psychologischen Hintergrund beleuchtet. Dieser besagt, dass der Mensch in frühester Kindheit geprägt wird und in diesem Lebensabschnitt auch die Triebanlagen ausgebildet und verändert werden können. Seine Hoffnung ist, durch das Experiment einer anders orientierten Erziehung die asozialen Menschen auf eine Minderheit reduzieren zu können (113).
Durch falsche Prägung in der frühesten Kindheit hat sich die Menschheit jedoch eine Kultur geschaffen, die nur besteht, weil sie auf Zwänge und Triebverzicht aufbaut. Die gegenwärtige Kultur hat drei wesentliche Bestandteile, die nun getrennt untersucht werden.
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- Arbeit zitieren
- Jayashri Ghosh (Autor:in), 2003, Über Sigmund Freuds "Die Zukunft einer Illusion", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/136768
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