Ziel dieser Arbeit ist die inhaltliche Erarbeitung und vergleichende Gegenüberstellung von unterschiedlichen Konzepten der Dingtheorie bezugnehmend auf die Frage: Wie wirken die Dinge? Unter dem Gesichtspunkt der Komplementarität, der sich sowohl auf die zugrundeliegende erkenntnistheoretische Haltung bezieht, als auch auf ausgewählte Aspekte der Wechselwirkung in den Beziehungen zwischen Menschen und Dingen, wird der Versuch unternommen, einem ganzheitlichen, widerspruchsfreien Verständnis für das Verhältnis von Mensch und Ding näherzukommen.
Dinge sind allgegenwärtig. Ihr Vorhandensein bestimmt unser Denken und Handeln immerzu und auf ganz selbstverständliche Weise. Dinge ermöglichen, das Leben in gewohnter Weise zu leben, ständig richten wir unsere Aufmerksamkeit auf Dinge. Unser Sicherheitsgefühl, Wohlbefinden und unser Selbstwert hängen ganz entscheidend von Dingen ab, die wir besitzen oder besitzen wollen, das Gefühl der Freiheit ebenso. Dinge machen uns zu dem, was wir sind, sie konstituieren auf vielfältige Weise unsere Identität. Dinge in ihrer Verfügbarkeit und Nichtverfügbarkeit sind ein, wenn nicht der maßgebliche Faktor menschlicher Sinngebung und stehen daher auch nicht zufällig nach wie vor im Zentrum philosophischer Reflexion.
Zumeist werden die Dinge jedoch als Gegenüber thematisiert, als verfügbares Inventar der Umwelt, was ja zweifellos auch zutrifft. Allerdings wird das Wesentliche, nämlich die Wechselwirkung zwischen Menschen und Dingen, oft übersehen und wenig konkret erforscht.
Die Soziologie beschäftigt sich mit sozialem Verhalten und untersucht die Voraussetzungen, Abläufe und Folgen des Zusammenlebens von Menschen. Auch hier scheinen Dinge kaum Berücksichtigung zu finden. Der Umstand, dass Verhalten so gut wie immer auch dingbedingt ist, bleibt zumeist außen vor. Auch in der Psychologie ist es nicht viel anders.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- Kultur und Materielle Kultur
- Allgemeine Dingbegriffe
- Ding und Sache
- Gerät und Werkzeug
- Gegenstand und Objekt
- Ding, Werk und Zeug bei Martin Heidegger
- Zur Komplementarität von Mensch und Ding
- Warum Komplementarität?
- Aspekte des Wahrnehmens der 'Ding-Welt'
- Die Theorie der Angebote von James J. Gibson
- Aspekte 'ding-vermittelter' Bedeutung
- Dingbeseelung und Dingbedeutsamkeit nach Karl-Sigismund Kramer
- Dingbeseelung nach Otto Höfler
- Dingbeseelung in der Deutung von Karl-S. Kramer
- Stoffheiligkeit und Gestaltheiligkeit nach Leopold Schmidt
- Stoffheiligkeit und Gestaltheiligkeit in der Deutung von Karl-S. Kramer
- Dingbedeutsamkeit nach Karl-S. Kramer
- Aspekte 'ding-orientierter' Aufmerksamkeit und Intention
- 'Der Sinn der Dinge' von Mihaly Csíkszentmihályi u. Eugene Rochberg-Halton
- Exkurs in die Psychologie: Woher kommt das 'Wollen'?
- Aspekte der Zeichenhaftigkeit von Dingen
- Dinge als Zeichen
- Die Theorie der Bedeutung von Lady Welby
- Die Theorie der Zeichen von Charles S. Peirce
- Aspekte 'ding-bedingter' Wertzuschreibung
- Exkurs: Der 'materielle' Wert von Dingen
- Dinge als Semiophoren nach Krzysztof Pomian
- Die Schaffung und Vernichtung von Werten nach Michael Thompson
- Exkurs: Die Theorie des additionalen Elements von Kasimir Malewitsch
- Aspekte 'dinglicher' und 'ding-vermittelter' Handlungsweisen
- Dinge als Akteure nach Bruno Latour
- Resümee und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit untersucht verschiedene Konzepte der Dingtheorie und deren Anwendung auf die Frage nach der Wirkungsweise von Dingen. Im Mittelpunkt steht die Komplementarität von Mensch und Ding, sowohl hinsichtlich der erkenntnistheoretischen Grundlagen als auch der Interaktion zwischen Mensch und Objekt. Ziel ist ein ganzheitliches Verständnis dieser Beziehung.
- Wirkungsweise von Dingen
- Mensch-Ding-Beziehung
- Komplementarität als erkenntnistheoretischer Ansatz
- Analyse verschiedener Dingtheorien
- Bedeutung von Dingen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Masterarbeit ein und erläutert die Forschungsfrage: Wie wirken die Dinge? Sie skizziert den methodischen Ansatz, der auf der Untersuchung und dem Vergleich verschiedener Konzepte der Dingtheorie beruht, und betont die Bedeutung der Komplementarität für das Verständnis der Mensch-Ding-Beziehung. Die Arbeit zielt auf ein ganzheitliches, widerspruchsfreies Verständnis dieser Beziehung ab.
Kultur und Materielle Kultur: Dieses Kapitel legt die Grundlagen für die Analyse der Mensch-Ding-Beziehung durch eine Auseinandersetzung mit den Begriffen Kultur und materielle Kultur. Es werden hier die unterschiedlichen Perspektiven und Definitionen von Kultur beleuchtet, um im weiteren Verlauf die Interaktion zwischen menschlicher Kultur und materiellen Objekten zu kontextualisieren. Das Kapitel dient als Brücke zwischen den theoretischen Konzepten und der empirischen Wirklichkeit.
Allgemeine Dingbegriffe: Hier werden verschiedene Konzepte der Dingtheorie eingeführt und systematisch verglichen. Die Arbeit differenziert zwischen den Begriffen "Ding," "Sache," "Gerät," "Werkzeug," und "Objekt," um eine nuancierte Perspektive auf die Vielschichtigkeit der Mensch-Ding-Beziehung zu entwickeln. Der Fokus liegt auf der Klärung terminologischer Unterschiede und der Herleitung von zentralen Aspekten für das Verständnis der Wirkungsweise von Dingen.
Ding, Werk und Zeug bei Martin Heidegger: Dieses Kapitel analysiert Heideggers Philosophie im Hinblick auf das Verhältnis von Mensch und Ding. Die Bedeutung von Werkzeugen und deren ontologischer Stellung im Dasein des Menschen wird untersucht. Der Bezug zu den vorhergehenden Kapiteln wird hergestellt, indem Heideggers Konzepte in den Kontext der allgemeinen Dingbegriffe eingeordnet werden. Dies dient der Vertiefung und differenzierten Betrachtung der Wirkungsweise von Dingen.
Zur Komplementarität von Mensch und Ding: Das zentrale Kapitel befasst sich eingehend mit dem Konzept der Komplementarität als methodischen und theoretischen Ansatz. Es werden verschiedene Aspekte der Wechselwirkung zwischen Mensch und Ding beleuchtet, die sich aus den vorherigen Analysen ergeben. Die verschiedenen Theorien werden daraufhin untersucht, inwiefern sie komplementäre Ansätze zur Beschreibung der Mensch-Ding-Beziehung bieten.
Aspekte 'ding-vermittelter' Bedeutung: Dieses Kapitel analysiert die Bedeutung, die Dinge im Kontext der Mensch-Ding-Beziehung erlangen. Es werden verschiedene Theorien vorgestellt, darunter die Konzepte von Dingbeseelung und Dingbedeutsamkeit nach Karl-Sigismund Kramer, sowie die Konzepte von Stoffheiligkeit und Gestaltheiligkeit nach Leopold Schmidt. Die Kapitel vergleicht diese unterschiedlichen Perspektiven und analysiert deren Relevanz für das Verständnis der Wirkungsweise von Dingen.
Aspekte 'ding-orientierter' Aufmerksamkeit und Intention: Dieses Kapitel untersucht die Rolle der menschlichen Aufmerksamkeit und Intention in der Mensch-Ding-Beziehung. Es wird analysiert, wie Aufmerksamkeit und Intention die Wahrnehmung und Interpretation von Dingen beeinflussen. Dabei werden psychologische Aspekte einbezogen um den Prozess der Wertzuschreibung und Bedeutungskonstitution zu verstehen.
Aspekte 'ding-bedingter' Wertzuschreibung: Hier wird der Fokus auf die Wertzuschreibung an Dinge gelegt. Die Arbeit untersucht, wie Dinge ihren Wert erhalten und wie dieser Wert durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird. Verschiedene Ansätze zur Wertbildung werden verglichen und deren Relevanz für die Mensch-Ding-Beziehung herausgearbeitet.
Aspekte 'dinglicher' und 'ding-vermittelter' Handlungsweisen: Dieses Kapitel untersucht, wie Dinge in Handlungen involviert sind und als Akteure wirken. Bruno Latours Akteur-Netzwerk-Theorie dient als Grundlage für die Analyse von dinglichen und ding-vermittelten Handlungsweisen. Das Kapitel beleuchtet die Rolle der Dinge in sozialen und kulturellen Kontexten.
Schlüsselwörter
Ding, Dingtheorie, Mensch-Ding-Beziehung, Komplementarität, Wirkungsweise, Bedeutung, Wertzuschreibung, Handlung, Materielle Kultur, Heidegger, Gibson, Kramer, Latour.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Masterarbeit: Mensch-Ding-Beziehung
Was ist der Gegenstand dieser Masterarbeit?
Die Masterarbeit untersucht verschiedene Konzepte der Dingtheorie und deren Anwendung auf die Frage nach der Wirkungsweise von Dingen. Im Mittelpunkt steht die Komplementarität von Mensch und Ding, sowohl hinsichtlich der erkenntnistheoretischen Grundlagen als auch der Interaktion zwischen Mensch und Objekt. Ziel ist ein ganzheitliches Verständnis dieser Beziehung.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt unter anderem folgende Themen: Wirkungsweise von Dingen, Mensch-Ding-Beziehung, Komplementarität als erkenntnistheoretischer Ansatz, Analyse verschiedener Dingtheorien (Heidegger, Gibson, Kramer, Latour u.a.), Bedeutung von Dingen und Wertzuschreibung an Dinge.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in die Kapitel: Vorwort, Einleitung, Kultur und Materielle Kultur, Allgemeine Dingbegriffe, Ding, Werk und Zeug bei Martin Heidegger, Zur Komplementarität von Mensch und Ding (inkl. Unterkapiteln zu 'ding-vermittelter' Bedeutung und 'ding-orientierter' Aufmerksamkeit und Intention), Die Theorie der Bedeutung von Lady Welby, Die Theorie der Zeichen von Charles S. Peirce, Aspekte 'ding-bedingter' Wertzuschreibung, Aspekte 'dinglicher' und 'ding-vermittelter' Handlungsweisen, Resümee und Ausblick.
Welche theoretischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf verschiedene theoretische Ansätze, darunter die Philosophie Martin Heideggers, die ökologische Wahrnehmungstheorie von James J. Gibson, die Konzepte der Dingbeseelung und Dingbedeutsamkeit von Karl-Sigismund Kramer, die Konzepte der Stoffheiligkeit und Gestaltheiligkeit von Leopold Schmidt, die Theorie der Bedeutung von Lady Welby, die Semiotik von Charles S. Peirce, die Akteur-Netzwerk-Theorie von Bruno Latour und Aspekte der Psychologie (Csíkszentmihályi u. Rochberg-Halton).
Was ist das zentrale Argument oder die These der Arbeit?
Das zentrale Argument ist, dass ein ganzheitliches Verständnis der Mensch-Ding-Beziehung nur durch die Berücksichtigung der Komplementarität zwischen Mensch und Ding erreicht werden kann. Die Arbeit untersucht, wie Dinge wirken und welche Bedeutung und Wert ihnen zugeschrieben werden, unter Berücksichtigung verschiedener theoretischer Perspektiven.
Welche Schlüsselbegriffe sind für das Verständnis der Arbeit relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Ding, Dingtheorie, Mensch-Ding-Beziehung, Komplementarität, Wirkungsweise, Bedeutung, Wertzuschreibung, Handlung, Materielle Kultur, Heidegger, Gibson, Kramer, Latour.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Forschungsfrage und den methodischen Ansatz erläutert. Es folgen Kapitel, die verschiedene Aspekte der Dingtheorie und der Mensch-Ding-Beziehung systematisch untersuchen. Die Arbeit gipfelt in einem Resümee und Ausblick.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Diese Arbeit ist für Personen bestimmt, die sich für die Philosophie, Anthropologie, Kulturwissenschaften und Semiotik interessieren und sich mit dem Verhältnis von Mensch und Ding auseinandersetzen möchten. Sie ist insbesondere für ein akademisches Publikum gedacht.
Welche Forschungsfrage steht im Mittelpunkt der Arbeit?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Wie wirken Dinge?
- Citation du texte
- Hillary Plasch (Auteur), 2021, Wie "wirken" die Dinge?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1366994